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Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan. Auf der Haut entscheidet sich, ob uns kalt oder warm ist. Alle Schichten der Skibekleidung tragen dazu bei, das hautnahe Mikroklima zu optimieren. Wenn die Funktionsunterwäsche nicht richtig funktioniert, ist alles umsonst.
Funktionsunterwäsche ist eigentlich das wichtigste Thema bei der optimierten Skibekleidung, da hier - meiner Meinung nach - am meisten falsch gemacht wird, und am meisten zu optimieren ist
Immer wieder liest man, dass das Funktionsshirt den Schweiß von der Haut nach außen abtransportiert. Aber stimmt das überhaupt? Habt ihr dies mal genauer untersucht?
Ich habe es getestet (wie unten im Video zu sehen ist). Das Gros der Funktionsmaterialien saugt die Feuchtigkeit zwar auf wie ein Schwamm, transportiert sie aber nicht nach außen, sondern verteilt sie schön entlang der - bislang noch trockenen - Haut.
Warum ist dieser Feuchtigkeitstransport so wichtig?
Wie in der Einleitung schon erwähnt, gibt es beim Skifahren - im Gegensatz zu anderen Outdoor-Sportarten - während der Liftfahren eine lange inaktive Zeit, wo der Körper nicht genug Wärme nachproduziert. Wenn man geschwitzt ist, ist dies sehr unangenehm, weil sich die feuchte Haut unangenehm kühl anfühlt, und die hautnahe Verdunstung auch noch zusätzlich Verdunstungskälte produziert. Gerade beim Skifahren soll eben keine hautnahe Verdunstungskälte entstehen, erst recht nicht im Lift!
Zum Thema Verdunstungskälte / Kühlung:
Die meisten Funktionsshirts sind darauf ausgelegt, dass die Feuchtigkeit hautnah verdunsten kann, um so Verdunstungskälte zu erzeugt. Was beim Biken oder Laufen willkommen ist, braucht beim Skifahren keiner, denn beim Skifahren ist die Außentemperatur üblicher Weise wesentlich kälter, als z.B. beim Biken, und da reicht schon alleine die kalte Außenluft, um zu kühlen. Bei (fast) allen Tests von Funktionsunterwäsche ist dieser Kühlfaktor immer ein wichtiges Kriterium. Dass beim Skifahren diese Kühlung nicht erwünscht ist, wird dabei kaum bis gar nicht berücksichtigt.
Muss Funktionsunterwäsche für den Wintersport dünn sein?
Meist besteht Funktionsunterwäsche aus einem dünnen (1-schichtigen) Strickgewebe. Warum? Ein dünnes Gewebe lässt die Verdunstung näher an der Haut zu. Nur das wollen wir ja nicht. Ein dünnes Gewebe ist wesentlich dehnbarer, und schmiegt sich so besser der Haut an ... so war es zumindest lange Zeit. Mittlerweile gibt es aber auch dickere 2-schichtige Stretchgewebe, die genauso flexibel sind.
Aber dünne Unterwäsche trocknet doch viel schneller ... oder?
Rein theoretisch und einzeln betrachtet stimmt das zwar, in der Praxis aber nicht! Ein dünnes Shirt, das z.B. beim Radfahren als einziges Kleidungsstück "recht schnell" wieder trocken ist, braucht als unterste Bekleidungsschicht beim Skifahren - unter Fleece und Skijacke - wesentlich länger, und ist somit bei der Liftfahrt immer noch nass ... und genau das soll vermieden werden!
Warum sind dickere, 2-schichtige Gewebe besser?
Da wir beim Skifahren eh eine dickere Isolationsschicht brauchen, spricht nichts dagegen, dass auch schon die Unterwäsche etwas dicker ist. Der Vorteil des 2-schichtigen Gewebes ist, dass man hier beiden Schichten unterschiedliche Funktionen zuweisen kann.
Die innere, hautnahe Schicht, die meist aus Schlingen (ähnlich Frottee) oder einem samtig weichen Velour besteht, kann den Schweiß von der Haut wegsaugen, und auf der Außenseite verteilen, von wo er dann "hautfern" verdunsten kann. Weil die innere, flauschige Schicht auch viel warme Luft speichern kann, spürt man von der Verdunstungskälte der Gewebeaußenseite relativ wenig, bis gar nichts mehr.
Ein weiterer Vorteil dieser dickeren Ware ist, dass sie auch viel mehr Feuchtigkeit (zwischen)speichern kann, bevor das Gewebe gesättigt ist, und nass am Körper klebt.
Da dieses 2-schichtige Material auch höchst atmungsaktiv ist, kann überschüssige warme Luft auch problemlos entweichen und über die Ventilation (siehe im Kapitel Wetterschutzschicht) abgegeben werden.
Aus den o. g. Gründen soll die Funktionsunterwäsche beim Skifahren aus einem saugenden, 2-schichtigen Stretchmaterial bestehen, denn nur ein dickeres Material kann den Schweiß wirklich von der Haut weg saugen, und zusätzlich noch im Luftpolster der inneren Schicht ein angenehmnes Mikroklima erzeugen.
Natürlich soll die Wäsche hauteng anliegen, denn nur so kann sie ihre Funktion direkt an der Haut erfüllen!
Um besser zu verdeutlichen, was ich mit "innen trocken" meine, hier ein Video, das es optimal verdeutlicht.
Zur Info: Die Shirts wurden in Wasser eingeweicht und danach nur kurz geschleudert; sie sind also nass (wie richtig durchgeschwitzt), aber nicht mehr tropfnass. Die Serviette zeigt an den Druckstellen (durch das gewicht der Flasche) an, ob das Gewebe an der Innenseite noch nass ist, oder nicht.
Es gibt leider nicht viele 2-schichtige Materialien, die die gewünschten Eigenschaften haben. Teilweise werden Produkte aus entsprechenden (dickeren) Materialien nicht bei den Unterwäschen angeboten, sondern bei den Shirts, aber dann auch oft mit dem Hinweis, dass das Material auch hervorragend geeignet ist, um direkt auf der Haut getragen zu werden.
Folgende Materialien erfüllen die o. g. Kriterien:
Achtet beim Kauf darauf, dass das Funktionsshirt wirklich eng anliegt! Ggf. eine Nummer kleiner kaufen; das Material ist so dehnbar, dass es sich optimal anpasst.
Funktionsunterwäsche aus Merinowolle habe ich hier nicht empfohlen, da ich - bisher - kein Gewebe mit Merinowolle kenne, das genauso "saugt", wie die o. g. Gewebe. Und da Merinowolle bis zu 30% seinen Eigengewichtes an Wasser "speichern" kann, ist es auch nicht so optimal für schweißtreibende Aktivitäten geeignet.
Allerdings ... wer kaum schwitzt, und gerne etwas natürliches auf der Haut tragen möchte, für den sind Kleidungsstücke aus Merinowolle oder einem Mix aus Merinowolle und sonstigen Fasern durchaus geeignet, weil die Wolle einen sehr hohen Wärme-/Isolationsfaktor besitzt, und auch (leicht) feucht noch wärmt.
Empfehlen kann ich hier die "Skiing Wool" Serie von Falke. Sie bestehen zwar nicht aus 100% Merinowolle, sondern aus einem Mix, dafür ist sie aber nicht nur "nicht kratzig", sondern sogar kuschelig weich, und durch die Beimischung von Kunstfasern trocknen sie auch schneller und sind formstabiler als reine Merinowolle.
Ebenso Produkte aus Transtex Wool von Löffler. Hierbei handelt es sich um ein 2-schichtiges Gewebe aus Wolle außen und Polypropylen innen auf der Haut.
1 - Ski-Bekleidung - Einleitung - Das optimierte Zwiebelprinzip
2 - Ski-Bekleidung - Unterste Schicht - Funktionsunterwäsche
3 - Ski-Bekleidung - Mittlere Isolationsschicht
4 - Ski-Bekleidung - Äußere Wetterschutzschicht - Softshell / Hardshell
5 - Ski-Bekleidung - Kleine Materialkunde
Zum Thema passende Diskussionen im Forum
reicht günstige Funktionsunterwäsche oder müssen es Marken sein? |
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