Martina ist eine erstklassige Skilehrerin mit internationaler Erfahrung |
Ich möchte euch nachstehend einige Beispiele schildern, wo Leute durch Skiunterricht rasch und einfach deutlich besser und leichter skifahren konnten. Allerdings möchte ich auch gleich anfügen, dass es nicht immer so einfach ist. In vielen Fällen ist der erste Schritt leicht gemacht und man macht einen Sprung nach vorne. Will man sich dann aber weiter verbessern, wird es oft zäher: langjährig eingeschliffene Bewegungsmuster sind schwer zu ändern und je höher das Niveau wird, desto schwieriger wird es, sich weiter zu verbessern. Auch braucht es Engagement und Durchhaltewillen! Skilehrer kennen auch keine Zaubertricks. Trotzdem macht guter Skiunterricht viel Spass!
Rot: Die Situation am Anfang des Unterrichts
Blau: Das wurde – knapp
zusammengefasst – im Unterricht gemacht
Schwarz: Die Situation
am Ende des Unterrichts
Die Beispiele gab es alle real, teilweise in meinem Unterricht, teilweise bei Bekannten. Ich habe die Situationen aber verfremdet.
Andreas sagte von sich selbst, er „komme überall runter“. Er hatte Skifahren als Kind von seinen Eltern gelernt und fuhr nun jeden Winter einige Tage. Zwar war er recht sicher unterwegs, aber fand es manchmal fast ein bisschen langweilig. Er hielt die Beine eng zusammen und schob die Fersen in den Kurven nach links und rechts. Obwohl er sich harmonisch und unangestrengt bewegte, hatte seine Fahrweise etwas wenig Pepp.
Andreas erhielt eine Carvingeinführungslektion:
Erst fuhr er Schrägfahrten auf einer wenig geneigten Piste
und lernte dabei, die Ski durch bergwärts kippen des Körpers
aufzukanten. So erlebte er zum ersten Mal, dass der Ski selber
eine Kurve macht, wenn man ihm nur den richtigen Input gibt. Dann
probierte er dies aus der Fallinienfahrt, mit der Zeit auch in
steilerem Gelände. Als die funktionierte, übte er das
Flachstellen der Ski am Anfang der Kurve. Als auch das klappte,
musste er sich nur noch leicht in Richtung Kurve drehen damit der
Ski wieder aufkantete und mühelos in die gewünschte Richtung
glitt.
Andreas merkte sehr rasch, wie leicht er auf die beschriebene
Weise Kurven fahren konnte. Anfangs war er etwas überfordert
von der Dynamik, die der Ski in der Kurve entwickelte und bremste
jeweils erschrocken ab. Aber als er gemerkt hatte, dass der Ski
zwar relativ schnell wurde, er aber immer die Kontrolle behielt,
ging der Knopf so richtig auf: Andreas fuhr Kurve um Kurve, manchmal
gecarvt, manchmal gerutscht, aber stets liess er den Ski steuern.
Er geriet in ein richtiges Hochgefühl und erzählte allen,
er habe das Skifahren ganz neu entdeckt. Dass er die Beine besser
nicht so eng beisammenhalten sollte, musste man ihm nicht sagen,
da sich eine zweckmässige Position durch die beschriebenen Übungen
von selber ergeben hatte.
Anne und Cathrerine waren zwei jugendliche Rennfahrerinnen. Sie fuhren natürlich sehr viel Ski, oft auf eisigen Pisten und Kunstschnee. Sie waren sich gewohnt, ihre Technik zu beurteilen und an Details zu feilen. In den Skiferien mit den Eltern wollten sie Skiunterricht nehmen, um sich weiter zu verbessern. Sie fuhren sehr gut. Der Skilehrer entdeckte bei den ersten Fahrten die gleichen kleinen Probleme wie auch ihr Trainer.
Die Skilehrerin beschloss, etwas völlig anderes zu machen, als
sich die Mädchen gewohnt waren: Sie hörte auf, zu korrigieren
und fuhr zwei Tage lang nur Tiefschnee, Buckelpisten und vor allem
sehr viel durch den Wald (war dort erlaubt). Sie sprachen nicht über
Technik, sondern waren vor allem wild und vergnügt und tobten
durchs ganze Skigebiet.
Die Mädchen waren am Abend todmüde, aber begeistert. Sie
konnten nicht genug bekommen von den abenteuerlichsten Abfahrten. Und
als sie wieder ihre rennmässigen Schwünge auf den harten
Pisten zogen, hatten sich auch diese deutlich verbessert! Anstatt des
ständig bewussten, analytischen Fahrens haben sie eine Spur Unbeschwertheit
zurück gewonnen und in den schwierigen Abfahrten ihre Technik
ohne es zu merken wesentlich verbessert. Ausserdem waren sie hochmotiviert!
Paul war ein sportlicher Mann, der sich Skifahren selber beigebracht hatte. Er hatte seine Freunde beobachtet und sie nachgeahmt. Er fuhr etwas kamikazehaft und hielt die Stöcke vor der Brust fast krampfartig fest. Die Ski kontrollierte er vor allem mit Kraft. Die Kurven glichen eher Ecken, wo er sie jeweils ruckartig herumschleuderte. Er war eigentlich ganz zufrieden mit seinem Skifahren. Ein Freund hatte ihn zum Unterricht überredet.
Der Skilehrer nahm ihm als erstes die Stöcke weg, liess ihn die
Arme weit ausbreiten und die Kurven „wie ein Flieger“ fahren.
Sofort war er viel lockerer. Auf einer einfachen Piste bekam er den
Tipp, er soll in der Kurve länger in der Falllinie fahren, also „länger
grad runter“. Danach ging es nach und nach auf steilere Pisten,
immer noch ohne Stöcke, aber mit lockeren Armen. Der Skilehrer
liess ihn hinter sich herfahren und fuhr eine schöne Linie mit
weiten, runden Kurven. Paul konnte direkt hinter ihm fahren und ihn
kopieren.
Paul fuhr nach kurzer Zeit entspannt und mit deutlich geringerem Kraftaufwand.
Ausserdem konnte er seine Ski jetzt gut kontrollieren. Paul war offensichtlich
jemand, der visuell sehr gut lernte und mit Bildern etwas anfangen
konnte. Einmal gemerkt, wie gut sich eine weite Kurve anfühlte,
fuhr er nie wieder eine „Ecke“. Am meisten nützte
ihm, eine Weile hinter einem wirklich guten Skifahrer herfahren zu
können. Er imitierte sowohl die Linienwahl wie auch den Bewegungsablauf
und konnte dies dann auch selbständig umsetzten.
Bettina war eine etwas ängstliche Frau, die einfache Pisten ganz gut bewältigte, aber bei steilen Stellen gerne in Panik geriet und diese so gut es ging vermied. Sie sah beim Fahren etwas verkrampft und zögerlich aus. Ihr Mann war ein sehr sicherer Skifahrer, der oft auf sie warten musste. Damit sie etwas schneller fahren und auch etwas schwierigerer Pisten bewältigen konnte, hatte sie Skiunterricht gebucht.
Wir begannen auf einer sehr einfachen Piste.
Dorf fuhren wir ohne Stöcke,
machten Lockerungsübungen und atmeten bewusst tief ein und aus.
Ich wollte von ihr wissen, was ihr am Skifahren gefällt. Sie meinte,
sie sei gerne in den Bergen und bewege sich gerne. Aber wenn ihr Mann
auf sie warten müsse und die Piste steil und voll sei, dann werde
es mehr und mehr zum Stress. Auf einer schwierigeren Piste und zeigte
ich ihr Strategien, Klippen zu bewältigen: Zuerst suchten wir
erreichbare Zwischenziele. Oft kann man sich von Zwischensziel zu Zwischenziel
eine ganze Pisten hinunter“mogeln“. Dann übten wir
an einer steilen Stelle Seitrutschen, um diese zu überwinden.
Schliesslich übten wir an steileren Stellen Kurven zu fahren.
Ich war überzeugt, dass ihr Problem überwiegend im Kopf bestand.
Ich fuhr ihr rückwärts voraus, was Sicherheit vermittelte.
Immer wieder blieben wir stehen, plauderten, atmeten tief durch und
genossen die Aussicht Wir waren uns einig, dass ein guter Skitag nicht
von der Anzahl der gefahrenen Pisten abhängt, sondern ob man diese
geniessen konnte.
Bettina war durch den Unterricht nicht plötzlich zur sportlichen
Raserin geworden. Aber sie hatte einige Techniken kennengelernt, mit
denen sie auch schwierigere Stellen bewältigen konnte. Ausserdem
hatte sie gemerkt, dass sie auch an steileren Orten Kurven fahren konnte,
als sie gedacht hätte. Sie fuhr mit wesentlich mehr Selbstvertrauen.
Sie vereinbarte mit ihrem Mann, dass sie an jedem Tag einige Pisten
in Ruhe allein fahren würde. Er solle sich derweil im schwierigen
Gelände austoben. Danach konnten sei gemeinsam gemütlich
fahren und sich daran freuen.
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