Analyse (wäre nett, notwendig & hilfreich)

Hier könnt ihr eure eigenen Videos zeigen und die Community um Analyse oder Feedback bitten.
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JensR
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Beitrag von JensR » 08.12.2007 14:06

circler hat geschrieben:
carlgustav_1 hat geschrieben: wo siehst du denn bei den videos ein PROBLEM bei dir?!?

:o


z.b. das er beim "Carven" keine zentrale Position über dem Ski hat sondern draufsteht als ob er aufs Klo gehen würde und somit auch garnicht richtig zum carven kommt.

Ein ausgesprochen netter und fachlich hilfreicher Kommentar! Bravo!

:o :roll: :wink:
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manfred7
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Beitrag von manfred7 » 08.12.2007 17:48

formulieren wir es positiv: zuviel Druck auf der Schaufel ist kein Problem
Aber Analysen überlasse ich denen, die das können :wink:

beate
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Beitrag von beate » 09.12.2007 22:14

Da ich nur ganz wenig Zeit habe, eine kurze Anmerkung:
solche Kommetare
draufsteht als ob er aufs Klo gehen würde und somit auch garnicht richtig zum carven kommt.
sind für mich nicht nur fachlich sondern auch menschlich völlig Inkompetent.
Wenn man den Mut hat, hier ein Video eizustellen, sollte man erwarten können, dass man eine sachlich, konstruktive Kritik bekommt.
Wer sich im Analysieren versuchen möchte, sollte es auf die im Forum übliche Art tun!
Grüsse aus St Moritz
Beate

arcangel71
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Beitrag von arcangel71 » 10.12.2007 09:35

Danke Beate.

Wenn Du mal Zeit findest, wäre ich Dir für eine (kurze) Analyse sehr dankbar.

Martina
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Beitrag von Martina » 10.12.2007 15:24

Beate hat diese Woche vermutlich wirklich keine Zeit, um noch im Forum Videoanalysen zu schreiben.
Falls dich eine von mir interessiert, hier ist sie:

Carven(Video 1+4)

Es ist hier etwas schwer zu sehen, ob die Ski wirklich durchgehend carven, da der Fahrer teilweise nur von sehr weit zu sehen ist. Es kann in erster Linie die Kurve direkt um die Kamera beurteilt werden.


Was machen deine Ski?
In Video1 gleiten die Ski fast durchgehend der Kante entlang. Es entsteht nicht besonders viel Druck auf die Ski. Die Kurven werden nicht "zugemacht".
In Video 4 gleiten die Ski überwiegend der Kante enlang. Einige Male erhalten sie einen zu starken (?) Drehimpuls, überdrehen ganz leicht und kommen somit leicht ins rutschen (hier vor allem am verstärktem Schneeaufstauben zu sehen). Einmal hat der Ski am Schwunganfang nicht genug Zeit beim Umkanten.
Die Kurven sind hier mehr "fertig gefahren".


Welche Bewegungen brauchst du?
Du löst die Kurven mittels Beine strecken (ist hier eine leichte Hochbewegung) - Körperschwerpunkt Richtung neuem Kurvenzentrum kippen aus. Im Verlauf der Kurve kippst du nach und nach weiter in die Kurve.
Du fährst stets mit etwas Hüftknick, im Steileren stärker als im Flacheren.
Deine Position ist im Gleichgewicht. Allerdings ist das Becken etwas weit hinten, was du mit relativ weit vorgebeugtem Oberköper/Kopf + leicht vorgestreckten Armen kompensierst. Oder umgekehrt: Weil die den Oberkörper/Kopf etwas weit vorne hast, schiebst du das Becken etwas stark nach hinten (v.a. Video 1).
Generell brauchst du recht wenig Bewegung, du reduzierst auf das, was gerade noch nötig ist.
Beim Video 4 sieht man, dass du manchmal zu früh zu stark in die Kurve kippst und somit den Aussenski "verlierst", d.h. fast nur noch auf dem Innenski fährst (Aussenski droht V-förmig davonzugleiten).


Welche Rückmeldung würdest du von mir bekommen?
Du kannst carven - du bist in der Lage, deine Ski auf einem mittelsteilen, gleichmässigen Hang der Kante entlang gleiten zu lassen. Du hast grundsätzlich das Gefühl dafür, wie du auf dem Ski stehen musst und wieviel Zeit du ihm in den Schwungphasen lassen musst.
Das ist eine sehr gute Basis.
Was du jetzt brauchen kannst, ist feinerer Schliff: Das Video im Steileren deutet an, dass das Carven vermutlich noch nicht in jeder Situation funktioniert. Ich nehme an, dass du vor allem in steileren, härteren Hängen noch Mühe hast.
Im etwas anspruchsvolleren Gelände (Video 4) stimmen sowohl Timing wie auch Ausmass der Bewegungen noch nicht ganz: mal da ein etwas zu starkes Kippen, mal dort etwas zu viel Drehimpuls. Die Probleme sind eher andeutungsweise zu sehen, aber ich denke, sie treten in noch schwierigeren Situationen verstärkt auf.
Sehr hilfreich ist es, dass du m.E. keine unsinnigen Bewegungen ausführst - sprich, du musst dir eigentlich nichts abgewöhnen oder umlernen, sondern eher dein Spektrum erweitern.


Wie würde ich mit dir arbeiten?
Es ist bei solchen Fahrern meist nicht ganz einfach: Es gibt hier keine Tricks, mit denen man in kurzer Zeit gewaltige Veränderungen bewirken könnte. Und es ist ohne den Fahrer persönlich zu kennen auch schwierig zu sagen, wo man am schlausten ansetzen soll.

Ich sehe folgende Ansatzpunkte:
Position:
Obwohl du im Gleichgewicht bist, finde ich deine Grundhaltung nicht ganz ideal. Ich denke, du könntest eine etwas natürlichere, lockerere Haltung finden. Hier könnte man die üblichen "Positionsfindungsübungen" machen, z.B. beim einfahren: Stöcke weglassen, mit offenen Schuhen fahren, bewusst über Druck auf dem Fuss (habe ich schon öfters beschrieben) arbeiten, Extrempositionen (Rücklage/Vorlage etc.) austesten etc.
Timing:
z.B. sich selber einen Rhythmus für die Kurve "aufzwingen": immer wieder auf 3 zählen. 1-2-3 = aufgekantete Schrägfahrt /1-2-3 = fahren mit flachgestelltem Ski / 1-2-3 = fahren mit umgekantetem Ski etc.
Oder Fahrstil eines guten Fahrers imitieren (hinterherfahren)
Oder Kurven auf Zuruf eines hinterherfahrenden auslösen / bzw. auf Zuruf Steuerungsphase beginnen
Oder einzelne Schwungphasen bewusst verkürzen/verlängern und auswirkung analysieren (carvt der Ski noch? Über/unterdreht er?)
Ausmass der Bewegung: Hier würde ich vor allem an der Variabilität arbeiten: Fahren über Lage, mit leichtem Hüftknickt, mit starkem Hüftknick.
Gegensatzerfahrungen: früh stark in die Kurve kippen / spät kippen; stark aufkanten/wenig aufkanten; extrem über drehen fahren / nur über kippen etc.

Ich denke, dass du vor allem den Mut haben musst, vom Bewährten mal wegzukommen und auch Dinge auszuprobieren, von denen du eigentlich denkst, dass sie nicht funktionieren (bzw. dass du sie nicht kannst). Weiter kann es helfen, Grenzen auszutesten: Wie weit kann ich reinkippen, bis ich falle / wie weit kann ich eine Kurve zumachen, bis ich stehenbleibe etc.
Nur so kannst du dein Bewegungs- und Handlungsspektrum für verschiedenste Situationen erweitern und somit intuitiv auf eine auftretende Situation reagieren.


Soviel mal zum carven. Ich hoffe es ist verständlich und hilft etwas. Sonst nachfragen.

lynne
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Beitrag von lynne » 10.12.2007 16:04

Servus,

meines Erachtens ist deine Beckenposition dein größtes Problem. (Siehe Video #1 bei 11,12 sec). Im Standbild sieht man, dass dein Schwerpunkt hinter deinem hinteren Bindungsbackens liegt, und das bereits in der Falllinie im flachen Gelände.

Die Folge - Du bekommst bei der Kurveneinleitung keinen Druck auf die Schaufel, und fährst die Kurve ausschließlich über den hinteren Teil deines Skis. Der Radius deiner Kurven ist dann eher der eines Abfahrtskis, denn der eines Slalomskis. Das funktioniert im flachen, aber sicherlich nicht mehr im mittelsteilen Gelände, es sei denn die Schallmauer ist dein Ziel ;-)

Was wäre gut - jede Übung die dein Gesamtsystem nach vorne bringt. Dabei reicht es nicht nur die Hände weiter nach vorne zu nehmen, da hierbei oft das Becken eine ausgleichende Bewegung nach hinten macht. Gut wäre meiner Meinung nach folgende Übungen:

- Seil ums Becken binden und Dich im Verlauf der Kurve damit nach vorne ziehen.
- Beide Stöcke unter den Hinter und dich daran nach vorne ziehen.
- Sprich mit Dir selbst, wiederhole immer wieder "Becken nach vorne"

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LincolnLoop
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Beitrag von LincolnLoop » 10.12.2007 18:38

Hallo arcangel:
Ich behandle mal die beiden Schwungformen (Carving vs. Kurzschwung) getrennt, was mir so auffällt:
Carving:
Ich denke, gegen das Spurbild an sich kann man wenig sagen. Der Ski ist sicher nicht zu 100% "hingehalten", ich finde die Spuranlage an sich aber trotzdem schön gleichmäßig. Man kann das durchaus auch als (annähernd) geschnitten bezeichnen.
Die Position ist sicher nicht optimal - zumindest nicht über den gesamten Schwungverlauf. Das Standbild bei ca. 12" ist natürlich hart, man muss vielleicht hinzufügen, dass dies direkt beim Schwungwechsel ist, wo natürgemäß das größte Problem mit Rücklage entsteht (dazu, dass diese Rücklage nicht zwingend an einer schlechten Grundposition liegt, komme ich gleich). Was mir ganz gut gefällt ist das gesamte körperliche Erscheinungsbild (jetzt mal unabhängig von der Rücklage). Arme locker seitlich vor dem Körper, nicht verkrümmt... da kommt lockerer Flair auf!
Was mir ganz klar fehlt, ist ein gewisser Flow im Schwungverlauf. Wirklich viel Bewegung ist da ehrlich gesagt nicht. Hier würde ich über Rhythmusgefühl arbeiten, damit eine gewisse Akzentuierung reinkommt. Ich denke (wie gesagt), dass Dein Problem nicht die grundsätzliche Position ist, sondern, dass Du Dich einfach zu wenig auf dem Ski bewegst (Du lässt ihn sprichwörtlich treiben!) und Dich die Trägheitsgesetze im Schwungwechsel damit automatisch in Rücklage treiben.
Ein paar leichte Übungen zum selbst ausprobieren:
- Rhythmus über Atmung (Einatmen beim Umkanten, Ausatmen in der Steuerphase)
- Rhythmus mit Stockhilfe (mach ihn ruhig auch mal als Doppelstock, dann hast Du auch ein visuelles "Nach vorne" im Schwungwechsel)
- Rhythmus über "Wellenfeeling" (Hoch-Tief, allerdings wirklich fließend)
- Als zusätzlicher Tipp: Hol Dir den Bewegungsfluss erstmal auf einem ganz flachen Hang bei mittleren Radien nahe der Falllinie (bei höherer Frequenz tut man sich rhythmisch gesehen leichter)

Feedback zum Kurzschwung kommt demnächst,
Gruß,
Chris

P.S: @circler: Donnerwetter, klasse Analyse!
What do democrats actually want?

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Beitrag von arcangel71 » 10.12.2007 18:50

Großen Danke an Martina und lynne. Auf Martinas ausführliche Analayse hatte ich gehofft. Muss mir die allerdings in Ruhe zu Gemüte führen.

Offensichtlich ist die Stellung meines Beckens nicht die beste. Und es ist tatsächlich so, dass ich das Gefühl habe die ganze Kurve nur den hinteren Teil des Ski zu belasten.

Mir gelingt das carven bei diesen (für mich) schnellen langen Böden erheblich besser, als bei langsamen Fahrten. Habe leider immer noch in den Genen, dass ich beim Schwungwechsel, den Innenski hebe. Daher sieht mein langsames carven wohl grausam aus. So läßt sich auch erklären, warum ich um steilen, schlechten Pistenverhältnissen immer zu schnell werde und dann alles mit Kraft kompensieren muss. Mir fehlt das saubere langsame carven.

Ich hatte bis auf 2 Stunden Einzeltrainer vor ca. 11 Jahren nie einen Skikurs besucht und das Ski fahren hiermit verbessert:

1. gute Skifahrer suchen, hinterherfahren, anschauen, lernen und merken

2. permanent Sachen an die man denken muss während der Fahrt aufsagen (lynne :))

Martina
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Beitrag von Martina » 10.12.2007 20:34

Ich denke, Lynne hat recht was den Druck auf den hinteren Teil der Ski belangt: Obwohl ich der Meinung bin, dass du im Gleichgewicht stehst, entsteht dort deutlich mehr Druck. Sonst wären die Radien enger. Da hast du völlig recht. Das habe ich zuwenig beachtet.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass ein einseitiges "Becken vor" nichts bringt, wenn nicht an der gesamten Position gearbeitet wird: Ich denke, der Oberkörper müsste sich etwas aufrichten, alles etwas "mittiger" werden. Und es würde sich lohnen, zu beobachten, wie der Druck auf dem Fuss ist.

@LincolnLoop
Mir gefällt es eigentlich grad, dass er sich nicht zuviel bewegt. Für mich ist das immer der erste Schritt beim carven: Erst mal den Ski laufen lassen können, nur grad den nötigen Input geben, dass er dreht - mehr nicht.
Wenn das funktioniert (und an diesem Punkt ist arcangel) kann man damit anfangen, Einfluss auf die Kurve zu nehmen.
Ich glaube nicht, dass dieses "sich treiben lassen", "dem Ski folgen" seine Position mit dem nach hinten geschobenen Becken verursacht -aber ich kann mich natürlich täuschen. Ich glaube eher, dass er aus irgend einem Grund den Oberkörper zu sehr "bückt" (oder Kopf zu sehr nach vorne?).
Wichtig finde ich, dass dann nicht irgend ein aufgesetzter Aktivismus, wilde Bewegungen oder gar verkrampftes Kanten ausprobiert wird. Sondern dass man sich nach und nach herantastet und ausprobiert, was welche Bewegungen bewirken können.

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Beitrag von LincolnLoop » 10.12.2007 20:57

Martina hat geschrieben:Wenn das funktioniert (und an diesem Punkt ist arcangel) kann man damit anfangen, Einfluss auf die Kurve zu nehmen.
Absolut :zs: . Das war ja gerade mein Ansatzpunkt. Ich bin relativ überzeugt davon, dass arcangel das Carven im (ganz) Flachen beherrscht. Dort ist dann nicht viel mit Hangneigung, die man ausgleichen muss und das ganze System funktioniert über reines (Knie-/Becken-/Ganzkörper-)Kippen.
IMO ist hier die Situation anders: Der Hang ist etwas steiler. Dadurch reicht keine reine Kippaktivität (bei gleichzeitiger Passivität Vor/Rück). Wird der Hang steiler (damit die Geschwindigkeit höher), so treibt die Trägheit das System im Allgemeinen nach hinten (im Besonderen in der Falllinie, weil dort der Hang aus Fahrersicht am steilsten ist).
Eine Möglichkeit dem entgegen zu wirken ist IMO einen ständigen Bewegungsfluss herzustellen, da so eine drohende Passivität im Keim erstickt wird. Das müssen (besonders in der Endform) keine großartigen Bewegungen sein (siehe bspw. Atemübungen). Wichtig ist aber ein gewisser Grundfluss von Spannung/Entspannung.
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