Der neue deutsche Ski-Lehrplan

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ivan
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Beitrag von ivan » 09.10.2006 17:22

carlgustav_1 hat geschrieben:@ivan: also das hast du dir jetzt aber eben gerade ausgedacht mit der kantenkantate oder??? :o ist schon wieder 1. april???
sehr obskur... eine schwarze perle... :D
die o.a. autor, in: Das quietschvergnügte Skibrevier, Erfurt, 1935.
zu finden zb in: Platte, K.-H.: Skispuren, Siedlaczek 1991 (keine ISBN)

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carlgustav_1
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Beitrag von carlgustav_1 » 09.10.2006 17:56

...dein bücherregal wird vermutl. in prag-führern als sehenswürdigkeit aufgezählt oder??? *kopfschüttel, staun* :o

schönen abend noch,
m.
krypton rulez!

Bewegungsfreund
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Beitrag von Bewegungsfreund » 09.10.2006 18:08

@carlgustav....
ich steh da gerade auch noch unter dem schock der ereignisse....

Wahnsinn...was es da so alles gibt...

Gruß

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ivan
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Beitrag von ivan » 09.10.2006 18:08

sind wörtlich nur ein paar bücher, aber man muss auch mit wenig viel wirbel machen können.
was aber Walter Kuchler zu hause hat - unglaublich!
Bewegungsfreund hat geschrieben: jetzt hast Du aber einen rausgehauen...das geht aber weit über Information zu Material hinaus...:-)

Ein Autodidakt würde sich nicht nur auf eine Quelle beschränken...denn er ist ja durstig.
wenn man ab und zu zwischen die kanten und beläge einen Kant reinschmuggelt, macht es einen guten eindruck und aus einem skifreak einen intelekuellen :D

(ich würde aber lieber die OT-linie mit Kant und büchern HIER nicht weiter verfolgen.)

mit der mehrzahl von infoquellen bin ich eher skeptisch. auch hochschulstudenten sind immer glücklich, wenn sie möglichst viel nötiges zur prüfung in einem lehrbuch gesammelt finden...
otoh, es ändert sich nun in der internetära und quellen wie Skimagazin haben ihre ehemalige sonderstellung verloren.

fast alles, was man erfahren will, sucht man im web. die meisten (ski)magazine werden mehr und mehr zum träger von werbung und PR texten.
Zuletzt geändert von ivan am 09.10.2006 18:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Hosky
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Beitrag von Hosky » 09.10.2006 18:10

Da ist man gerade mal eine Woche in Urlaub, schon hat sich das Layout des Forums geändert und hier entbrennt eine interessante Diskussion. :o

Daß die unterschiedliche Benutzung bzw Interpretation von Begriffen immer wieder für Verwirrung sorgen, ist hier im Forum ja nicht neu :wink:

Daß die gedriftete Kurve ein fester und berechtigter Bestandteil des Skifahrens auch im Carvingzeitalter ist, scheint niemand zu bezweifeln. Meine Interpretation ist, dass in D eine hohe Steuerungsqualität beim Driften im Lehrplan nun so sehr vernachlässigt wurde, dass man nun zur Rettung eine Art Gegenbewegung versucht und dabei eben auch alten Wein in neuen Schläuchen verkauft. Hoffentlich bleiben die skitechnischen Errungenschaften durch den Carvingski erhalten :roll:

Den neuen Lehrplan habe ich zwar noch nicht, hoffe aber inständig darauf, dass Carven als die hohe Kunst der geschnittenen Schwungsteuerung in ein Gesamtbild einer modernen Skitechnik eingefügt wird, das zB eben auch gedrifteten Kurzschwung, Tiefschnee- und Buckelpistenfahren kennt, funktional zwischen den verschiedenen (Unter-)Techniken, ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden differenziert und sich wo möglich die Eigensteuerfähigkeit der Ski zunutze macht. Dabei sollten sich imho die Aktionen auf ein Mindestmaß beschränken.

Zu Aktionen/Funktionen
Aktionen/Funktionen sind im deutschen Lehrwesen alles andere als neu und wurden viele Jahre in der gleichen Form angewendet wie Martina sie für CH beschreibt. Aktion als eine auszuführende Bewegung, Funktion als resultierende (Teil-) Bewegung des Skis (oder auch des Körpers, wenn er durch passive Kräfte gelenkt wird). Aktion: was mache ich? Funktion: Warum mache ich das?

Zum Auslassen/Loslassen:
Imho ist hier einfach das Gegenteil von Aufkanten gemeint (auf einer WB habe ich mal den Begriff „Abkanten“ gehört, hat sich aber wohl nicht durchgesetzt), also die Bewegung, den Ski flacher zu stellen, unabhängig davon, ob man nun ganz flach stellt oder nur den Aufkantwinkel verringert. „Flachgestellt“ würde ich aber auch als völlig plan aufliegend interpretieren.

Flachstellen / Drehen
Daß durch Aufkanten eines taillierten Ski eine Kurve ohne zusätzliche Drehaktion eingeleitet wird, ist ja unstrittig. Allerdings dann eben nur mit dem sich durch Konstruktionsradius plus Durchbiegung ergebenden Radius in Richtung der Kante. Gleichzeitig wird aber der Drehwiderstand (Drehung um die Körperachse) über diesen Radius hinaus mit zunehmendem Aufkantwinkel der Ski erhöht. Den geringsten Drehwiderstand um die eigene Achse hat ein flachgestellter Ski. Von daher ist die Aussage schon richtig, dass ich einen flachgestellten Ski leichter drehen kann. Voraussetzung ist aber eine zusätzliche Aktion, die eine Drehbewegung um die Körperachse einleitet. Beim aufgekanteten Ski muß ich hingegen außer Aufkanten zur Einleitung einer Kurve nichts weiter tun, er fährt ja von selbst den vorgegebenen Radius, aber eben keinen kleineren.

Zur geschlossenen Beinstellung:
Imho das gleiche wie beim Driften: Jahrelang hat man breit = gut gepredigt, und zwar über den funktionalen Sinn der breiten Skistellung hinaus. Über Ästhetik will ich gar nicht reden, hier gehen die Meinungen ja weit auseinander (wobei ich bei vielen Skischülern eine Tendenz zu geschlossen = ästhetisch ausmachen konnte). Allerdings finde ich die Begriffe äußerst unglücklich gewählt, da selbst in einem kompetenten Forum wie hier leicht geschlossen = gepresst gesetzt wird, was imho kaum gemeint sein kann. Martinas Vorschlag "schmale Skiführung" gefällt mir da weitaus besser.

Zu Belasten als zentrales Element:
Wie oben geschrieben, würde ich es begrüßen, wenn sich die Aktionen auf ein Mindestmaß beschränken. Eine zu starke Fokussierung aufs Belasten sehe ich aber auch als kritisch: wenn letztlich alles auf Aktionen zum Belasten reduziert wird, wie werden die verschiedenen Belastungsaktionen differenziert? Nicht, daß man in gutgemeinter Absicht der Vereinfachung zuviel in einen Topf wirft :roll:

Insgesamt finde ich es wie andere hier auch methodisch höchst fragwürdig, vom Carven zum Driften zu gehen. [edit: das war wohl die Variante des Skimagazins, jetzt ein extra-thread, anscheinend ist es im Lehrplan doch andersrum?] Auch wenn die Ganzheitsmethode direkt zum Carven in Ausnahmefällen funktionieren mag (wie seinerzeit vom Winkelspringen zum Kurzschwung), die Realität auf den Pisten sieht anders aus. BTW, wie Herbert schreibt, gehört das Erlernen gewisser Drifttechniken bis hin zum Seitrutschen imho auch zur Sicherheitserziehung und damit frühzeitig aufs Lernprogramm.

Mal sehen, ob der neue Lehrplan auch etwas tatsächlich Neues bringt oder „nur“ die Fehler des vorhergehenden korrigiert (womit ja sowohl didaktisch als auch skitechnisch schon mal einiges verbessert würde) und den Ist-Zustand auf den Pisten beschreibt. Es wird spannend...

Grüße,
Hosky
Zuletzt geändert von Hosky am 09.10.2006 20:35, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag von Hosky » 09.10.2006 18:14

PS: Der Artikel im Skimagazin ist vielleicht in diesem Sinne gut gemeint, imho leider aber nicht gut geschrieben

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Beitrag von beate » 09.10.2006 18:50

Aktionen/Funktionen sind im deutschen Lehrwesen alles andere als neu und werden seit vielen Jahren in der gleichen Form angewendet wie Martina sie für CH beschreibt.
Ist mir neu. Beim DSLV habe ich gelernt: Drehen, Kanten Belasten, sind die Grundfunktionen fürs Ski fahren,
In der CH habe ich gelernt Kernbewegungen: Kippen/knicken, orientieren/drehen, beugen/strecken
Kernelemente: Kanten, Drehen, Belasten
Aus den Kernbewegungen ergeben sich die Kernelemente und daraus wiederum Schwung, Sprung und Kombinationsformen sowie individuelle Formen etc
Ist sicher im Prinzip ähnlich aber letzteres ist bis zu Ende gedacht und IMO schlüssig formuliert.
Beate

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Beitrag von Bewegungsfreund » 09.10.2006 18:52

Hallo Hosky...

wir reden hier die gesamte Zeit nur über die Inhalte des neuen Skilehrplans.

Es hat einen (nicht gerade kurzen) Exkurs zum Artikel im Skimagazin gegeben...jetzt sind wir aber fast wieder 'on the line' Skilehrplan "Praxis" Deutschland Oktober 2006.

Nur zur Info:
Im Lehrplan Praxis ist Belasten die einzige Funktion. Kontrolle des Schneewiderstandes.
Aktionen: Körperschwerpunkt verlagern, Kantbewegungen, Drehbewegungen.

Willkommen im Gespräch...:-)

Gruß

Der Thread hat einen neuen und damit auch etwas seriöseren Titel...
Dank an..ich denke Uwe wars wohl...

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Beitrag von Hosky » 09.10.2006 20:17

beate hat geschrieben:Ist mir neu. Beim DSLV habe ich gelernt: Drehen, Kanten Belasten, sind die Grundfunktionen fürs Ski fahren,
Auszug aus einem Theoriereferat (DSV) vor ca. 15 Jahren:
- Aktion: (Teil-)Bewegung des menschlichen Bewegungsapparates
- Funktion: Bewegungsziel

Aktion: Funktion

1.) Kanten: Ski entlang der Richtungsänderung führen / rutschen / schneiden
2.) Beugen: Druck aufbauen, um Beinedrehen zu ermöglichen (+ Vorbereitung für den
nächsten Schwung beim Schwung-auf Schwung-fahren)
3.) Beinedrehen: Richtungsänderung / Kanten
4.) Gegenhalten: kontrolliert und beendet das Beinedrehen -> Widerlager zum Beinedrehen
5.) Vor-Seit-Beuge: Regulation der Kurvenlage => Gleichgewichtserhaltung beim Kanten /
Ermöglichung des Beinedrehens und Gegenhaltens / Talskibelastung
Nicht mehr ganz aktuell, aber damals fuhr man ja auch mit Pommes-Ski :D Damals war das Konzept imo durchgängig und durchaus schlüssig formuliert, etwas später dann mit dem Ziel des parallelen Grundschwingens, aus dem sich verschiedene Variationsmöglichkeiten ergaben, die das alte strenge Schwungprinzipien, -typen und -variantensystem ablösten. Die Reduktion auf Drehen, Kanten, Belasten kam später, wobei ich mir nicht so sicher bin, ob man da auch von Aktion/Funktion gesprochen hat, von daher muss ich das etwas relativieren (habe das oben editiert). Leider war dann der 2001er Lehrplan skitechnisch IMHO ein völliger Fehlgriff, von der Aufmachung mit verschiedenen Experten und der Vermengung mit anderen Schneesportarten im Basic-Lehrplan ganz zu schweigen. Immerhin hatte er wieder gute Aufgabensammlungen drin und sich gegenüber dem vorherigen methodisch weiter geöffnet - imho das einzige, was dieser Auflage Sinn gab.
Im Lehrplan Praxis ist Belasten die einzige Funktion. Kontrolle des Schneewiderstandes.
Aktionen: Körperschwerpunkt verlagern, Kantbewegungen, Drehbewegungen.
Eine Funktion (lateinisch functio „Verrichtung“) ist die Aufgabe oder der Zweck, dem ein Element in einem System nachkommt. Wenn Belasten die einzige Funktion ist... :roll:

Ich für meinen Teil will Kurven fahren, in jedem Gelände, in jedem Schnee, gecarvt, gedriftet, gesurft, sicher und jederzeit mit einem Grinsen im Gesicht :D

Ob die Reduktion auf eine Funktion "Belasten" dazu hilfreich ist? Aber lassen wir uns überraschen - wann ist er eigentlich erhältlich?

Bewegungsfreund
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Beitrag von Bewegungsfreund » 09.10.2006 20:35

Der Lehrplan ist seit letzten Freitag ausgeliefert.

Für mehr Infos lies bitte die vorherigen Beiträge....

Gruß

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