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von ivan » 20.05.2005 00:26
endlich bin ich so weit und kann mein senf zu diesem höchstinteressanten thema geben
ich habe alles durchgelesen und notizen gemacht und werde einige gedanken kommentieren
1. ob es unter genannten bedingungen möglich ist, einen top-freerideski zu bauen:
ja
viel leichter als einen schnellen rennski
eigentlich wollen alle nischen-skibauer topski herstellen – einerseits sind sie meistens leidenschaftliche fahrer, die die ski für sich selbst bauen wollen, andererseits hat eine nischenmarke nur eine chance, wenn sie ähnliche fahrer überzeugen kann (wer würde einen billigen no-name ski kaufen, wenn es mengen von billigen markenskis gibt?)
2. welches holz, verleimung usw.:
es ist nicht so einfach
nicht zufällig waren die ersten skihersteller fachleute in der holzverabeitung (auch zB firma Thonet!) und nicht zufällig gibt es die schibauer-lehre
nicola hat bereits einiges erwähnt
es geht wirklich auch um den faserverlauf, aber auch ums alter der bäume (älteres holz ist härter), um das klima in den wichtigen jahren (beeinflusst einige holzeigenschaften) und natürlich auch die kombination, art der verleimung
und da sind wir nur beim holzkern, der nur ein teil des skis darstellt
3. ich kann bestätigen, dass ein kleinproduzent eigentlich an entsprechend kleine materiallieferungen nicht rankommt
4. es war gleich auch meine idee, von einer ski- bzw. snowboardfirma beratung zu beziehen, die evtl. bezahlt werden müsste (jedes know-how hat seinen wert...). warum aber sollte jemand seinen potenziellen konkurrenten mit wertvollen infos unterstützen???
5. eine der wichtigsten operationen für euch sollte ankauf von einer guten säge sein, mit der ihr die von euch angeführten muster-ski durchschneidet, um die geheimnisse kennen zu lernen:
also, die guten ski sezieren und womöglich kopieren – es wird überall gemacht
6. ich finde es sehr wichtig, dass ihr die möglichkeit habt, an der uni die flexwerte zu messen und sogar auf dem computer zu simmulieren!
7. naivität?
vielleicht in zwei sachen:
a) der ski = „nur umgesetzte mathematik“
theoretisch ja, praktisch sind aber so viele variablen im spiel, dass das ergebnis ohne prototype und tests einigermassen unsicher ist
sonst würden die grossen hersteller nicht so viel experimentieren und testen (ja, sicher, meistens im rennlauf)
b) ohne viele prototype zu bauen
wie schon Nicola schreibt, es wäre fast ein wunder, wenn es gelingt
es geht wirklich um nuancen im flexverlauf und in seiner kombination mit dem sidecut und der bindungsposition
dabei wird auch die temperatur in der presse, das abkühltempo, die klebstoffe und ihre verteilung eine rolle spielen und das ergebnis beeinflussen
(ich war mehr oder weniger dabei, als Sliver, Lusti und Sporten sandwich ski entwickelt worden waren)
otoh, wenns nicht (so sehr) um geschwindigkeit, rebound und kantengriff geht, ist eine skientwicklung viel leichter
zB wurde Sporten erfolgreich als der hersteller von ZAG skis, obwohl die firma nie zuvor freerideski baute und mit hochwertigen sandwichskis keine langen erfahrungen hatte – das ist die gute nachricht für euch
uff, ist wieder sehr lang
ich halte euch die daumen, ein guter ski ist machbar, aber ein spitzenski, der nicht nur powder, sondern auch piste meistert, gibt schon mehr mühe