Kursinhalte von Skischulen

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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Bodo
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Beitrag von Bodo » 24.11.2003 13:13

Hallo Bernhard,
warum der Frust?
Ich glaube, bei aller Begeisterung, die ich auch selbst mitbringe, dass ein Grossteil der Skifahrer eben bei weitem nicht die Begeisterung fuer das Ski fahren mitbringt wie unsereins und viele nicht bereit sind (oder kein Interesse haben), sich skitechnisch weiterzuentwickeln. Warum auch? Runterkommen tun die meisten Leute dort, wo sie runterkommen wollen, und fuer's Apres-Ski (das fuer viele Leute ja ein wesentlicher, wenn nicht der wesentlichste Faktor fuer einen schoenen Winterurlaub zu sein scheint) muss man auch nicht "modern" fahren koennen.

Nicht zu vergessen die immer zahlreicher werdenden Skipensionisten, die sich auch kaum mehr veraendern werden bzw. kaum Interesse an Funparks oder Freeriden haben
Bin gestern vom Stubaigletscher zurückgekommen und hatte durchaus das Gefühl, dass die Leute begeistert skifahren, auch wenn die Schwünge häufig gerutscht sind. Das "Runterkommen" spielt meiner Auffassung nach besonders im Anfängerbereich eine wichtige Rolle (Zitat: "Mann war das Klasse, mir brennen die Oberschenkel, ich hab mich sicher gefühlt, als ich gemerkt habe, dass du hinter mir herfährst" - wir hatten eine Rote gemeistert) da ist doch viel Begeisterung drin. Ich glaube, dass das Interesse an persönlicher Weiterentwicklung relativ gross ist (hört man auch bei Apresskigesprächen raus) aber die relativ hohen Kosten lassen den Skilehrer oft zum Streichwert werden.

Gruss Bodo

beate
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Beitrag von beate » 24.11.2003 14:04

@Bernhard + Peter,
der normale Skifahrer mit jährlich 14 Skitagen,im Sommer evtl ein wenig Tennis o.ä. hat sicher Konditionsprobleme ausgeprägte Carvingschwünge nahe der Falllinie über eine gewisse Strecke zu fahren.Dies ist aber auch bei den meisten gar nicht das Ziel.Da stehen sicher andere Aspekte eines Skiurlaubs eher im Vordergrund: Natur erleben,nette Leute kennen lernen,apres Ski etc.Dies ist auch der Grund,warum viele Leute unmotiviert sind,ihre Technik durch einen Skikurs oder Privatstunden zu verbessern.Sie sind zufrieden,wie sie fahren + finden es durchaus toll wenn so jemand wie Kosti (oder wer auch immer) an ihnen vorbei fliegt.
@Bodo
aber die relativ hohen Kosten lassen den Skilehrer oft zum Streichwert werden.
Die Ausbildung,selbst in den untersten Stufen ist sehr kostspielig und aufwendig.Allein die Kosten für die Lehrgänge,Prüfungsgebühren,Fortbildungen,die gefordert sind um die Lizenz zu erhalten etc.Ich persönlich habe noch keinen "Gewinn " damit gemacht.Vielleich schaffe ich es ja,in den nächsten 5 Jahren aus der Verlustzone zu kommen :-?
Es ist endlich mal wieder eine interessante und fachlich,konstruktive Diskussion(mal was anderes als:"welche Skilänge soll ich nehmen bzw was haltet ihr von dem Ski/Schuh/Stöcken :roll: ).Danke für eure qualifizierten Beiträge!
Beate

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nicola
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Beitrag von nicola » 24.11.2003 14:08

::bodo::Ich glaube, dass das Interesse an persönlicher Weiterentwicklung relativ gross ist (hört man auch bei Apresskigesprächen raus) aber die relativ hohen Kosten lassen den Skilehrer oft zum Streichwert werden.
auch das forum hier beweist wie gross das interesse an persönlicher weiterentwicklung ist. allerdings verblüfft mich hier die ansicht eines profis, dass carven nichts für alle wäre, kraftraubend sei, schwierig ist. bernhard wie carvst denn du?

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Yeti
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Beitrag von Yeti » 24.11.2003 15:01

Bernhard hat geschrieben: ...Ich denke, es kommt auf die Persoenlichkeit des Lehrers und des Schuelers an, wie das Lernen ablaufen soll. Manche Leute wollen das so, andere nicht. Du hast schon Recht, oft laeuft es viel zu "schulisch" ab, aber eine "ernste Sache" ist es immer...

Bodo hat geschrieben: Ich glaube, dass das Interesse an persönlicher Weiterentwicklung relativ gross ist (hört man auch bei Apresskigesprächen raus) aber die relativ hohen Kosten lassen den Skilehrer oft zum Streichwert werden.
Ich möchte mal wieder ein Beispiel bringen: Früher an der Uni als Student habe ich Wildwasserkurse gegeben. Das Wildwasser ist eine ernste Sache,wenn man sich überschätzt und über seinen Verhältnissen fährt! Angst ist ein grosses Thema beim WW fahren (Wasser, Umfallen,Schwimmen,Ertrinken,...) und so ist es eine der Hauptaufgaben beim WW-Lehren, das Auge zu schulen und den Spass am WW-fahren zu vermitteln. Das wichtigste Lehrelement ist dabei das spielerische Lehren aller Grundtechniken - surfen in einer kleinen Welle, im Kehrwasser kreiseln ... All diese "Spiele" trainieren und schulen "spielerisch die Technik, die Kondition, etc." um dann, wenn's ernst wird, der Aufgabe gewachsen zu sein......Mein Kajaklehrerkollege kam mal mit seiner Gruppe zu meiner Gruppe und starrte mich ungläubig an: Seine Freundin, die bei mir in der Gruppe war, strahlte und lachte...Er hatte sie bis dato noch nie lachend beim WW-fahren gesehen... :P

Ich glaube, dass der Skifahrer von heute, egal ob Anfänger, Fortgeschrittener oder Profi, Lust am "neuen" und individuellen hat. Er ist auch bereit dafür das entsprechende Geld auszugeben. Aber es muss ihn ansprechen, modern und greifbar sein... Das Feldenkreis-Skifahren von Nicola, die Kurzskimethode der Schischule Nordbayern, die ABS-Technik vom Garhammer, der "neue Lehrweg" in der Schweiz sind alles Skitechniken, die Neugierig machen...und Skifahrer ansprechen...in jeder Könnensstufe...

@Peter Knallinger:
Carven, rutschen, Kraft/Konditionsprobleme -> wieder normal fahren
@Spyder:
...wird gesagt, dass Carvingski leichter (im Sinne von Kräfte sparend) zu fahren seien...
@nicola
...es gibt moeglichkeiten zu carven im sinne von geschnittenen kurven (stil & technik) die
mit dem entsprechenden material kombiniert weit kraftschonender sind als gedriftete kurven...
Für mich ist das wichtigste beim Skifahren, dass KURVEN gefahren werden. Ob eine Kurve nun "leicht" gedriftet oder geschnitten "gefahren" wird, ist eher nebensächlich. Fakt ist, dass dieses KURVE FAHREN durch die Carving-Ski erheblich vereinfacht wird. Allerdings verleiten die guten, modernen Skis mit ihrem tollen Kantendruck die Skifahrer immer gern zum ZU SCHNELLEN und zum ZU STEILEN fahren. Will der Skifahrer dann immer geschnitten oder leicht gedriftet mit dem Ski KURVEN fahren, brauch man viel Kraft und Können, um dieser Belastung stand zu halten!!!
Man kann im Steilen Kurven fahren, aber die Geschwindigkeit muss dazu passen. Ich finde es sehr sympathisch, dass Nicola lange die Basics im flachen Gelände übt und spielt...und in der Buckelpiste carvt und auch Gäste hat, die nicht nur schnell und steil die Pisten runterrasen möchten...

@Bernhard:
zu der Stockhaltung und dem Oberkörper melde ich mich nochmal... :wink:
______________________
...dein Ski ist dein Lehrer...

KOSTI
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Beitrag von KOSTI » 24.11.2003 15:26

nicola hat geschrieben: allerdings verblüfft mich hier die ansicht eines profis, dass carven nichts für alle wäre, kraftraubend sei, schwierig ist. bernhard wie carvst denn du?
seine geschwindigkeit carvend auf roten und schwarzen pisten zu kontrollieren, benötigt mit sicherheit in der summe mehr kraft als das selbige mit rutschanteilen zu tun (vgl. physik formelsammlung).

der gestrige slalom zeigte mir eher einen insgesammten entwicklungsstop wie von bernhard beschriben. die ideale technik (für gegebene läufer material und lauf) scheint irgendwo zwischen bodes "den-ski-hinterherfahr-stil" und dem schönfelder seiner "skischuhl-technik mit möglichst geringerm eingriff auf die ski-eigendynamik" zu liegen, aus meiner sicht sogar näher beim schönfelder, da diese technik eher zu verwirklichen ist.
so nebenbei: es machen alle sl top30 stockeinsatz und jeder nutzt ihn um sich am kurvenende bei zu starker rücklage (nicht jeder in jeder kurve) einen schubs nach vorne zu geben od. evtl. die durch den rebount zu starke neue kurvenlage zu kontrollieren. im stöcke thread habe ich diese nutzung "abstützen wärend der fahrt" genannt.
das soll jetzt aber kein aufruf sein renntechnik auf pistentechnik zu übertragen. den gleichen hang ohne stangen so wie der kalle zu fahren ist weder funktionell noch subjektiv schön. renntechnik ist nicht gleich funktionale pistentechnik.

insgesamt bin ich der meinung dass der stärker taillierte ski (tailliert waren die vor 30jahern auch) das optische niveau auf den pisten sehr verbessert hat. sicher ist es so dass man fast bei jedem das eine od. andere klassische od. sowiso unnötige element weglassen könnte und vielleicht auch das eine od. andere auf die situation passende neue hinzunehmen könnte, trotzdem sind die meisten fahrer auf einer art kreisbahn unterwegs welche glücksgefühle durch fliehkraft vermittelt, auch wenn sie nicht beidbeinig und durchgehend in den berg geschnitzt ist.
circle | head rs | k2 seth pistol 179
und den hier http://www.freeride.eu/img/review/large/1005.jpg

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jesus, ihr schreibt mal wieder VIEL!!! :-O

Beitrag von tommy_textilbremse » 24.11.2003 15:41

Zum Thema "Ist CARVEN nun kraftraubend oder nicht" fällt mir folgendes ein: Stimme "mede" absolut zu in seiner Aussage "wenn man die Ski nur lässt" + nicht mit hohen Kraftaufwand in die Schwünge zwingt, dann kann dies ein sehr relaxtes Erlebnis sein. Es verlangt aber auch den Mut sich in ungewohnte Schräglagen fallen zu lassen. Zuerst sperren sich Viele instinktiv gegen ein seitliches Abkippen des Körpers weil die Erfahrung ein Umfallen warnt. Das ist nun mal gelernt und muss erst wieder neu erfahren werden. Zum zweiten verlangte die "klassische Technik" Jahrelang das der Körper eher in die Fallline/Talwärts gerichtet war. Hier müsste also UMGELERNT werden!!!

Aber eure Beiträge machen es für mich klarer; die Grundbedingungen für ein einfaches Erlernen des CARVENS, ist von vielen Faktoren abhängig! Dem menschlichen Faktor bei Schüler sowie Lehrer hat noch eine ganz besondere Beutung: Begeisterung, Motivation und und und - sie oben :wink:

lg
tommy
Man muss nicht unbedingt Skifahren können um dabei Spass zu haben aber es schadet auch nicht dies zu lernen!

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Beitrag von nicola » 24.11.2003 16:06

seine geschwindigkeit carvend auf roten und schwarzen pisten zu kontrollieren, benötigt mit sicherheit in der summe mehr kraft als das selbige mit rutschanteilen zu tun (vgl. physik formelsammlung).
@kosti diese formel interessiert mich jetzt aber, wo in der sammlung muss ich nachsehen?
OT:stockeinsatz im rennlauf
der unterschied zwischen einem hobbyrennläufer und einem der an der weltspitze mitmischt ist der, dass der letztere niemanden mehr hat von dem er sich was abschauen kann und sich zur weiterentwicklung etwas neues einfallen lassen muss. ergo, wenn heute noch alle mit stöcken fahren, ist das noch lange kein beweis, dass ein stil ohne stöcke in zukunft nicht gefahren wird! meine beste worldcupplatzierung im slalom war zwar nur ein achter platz, aber für mich ist es durchaus vorstellbar.
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Beitrag von Bodo » 24.11.2003 16:07

seine geschwindigkeit carvend auf roten und schwarzen pisten zu kontrollieren, benötigt mit sicherheit in der summe mehr kraft als das selbige mit rutschanteilen zu tun
zumal auch die Tore und Stangen häufig recht zügig unterwegs sind.

Bodo

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Beitrag von beate » 24.11.2003 16:56

Einige von euch kommen hier mit der Carving Definition durcheinander!

carven definiert sich nicht über die Schräglage die du fährst!!!
@Tommy
Zum zweiten verlangte die "klassische Technik" Jahrelang das der Körper eher in die Fallline/Talwärts gerichtet war.
Du kannst auch carven und den Körper in die Falllinie richten!!!!!
Hier müsste also UMGELERNT werden!!!
In bezug auf die Unterichtenden:
Ich kann dir gern den Lehrplan basic mitbringen.Wir lehren keine klassische Technik mehr!
Falls es sich auf die Skifahrer bezieht:
Wieso sollen alle Skifahrer einheitsmäßig in ca 13m Radien in Schräglage den Hang runtercarven,wenn sie das nicht möchten?????????????????Wenn du es toll findest, gibt es sicher auch Skifahrer deren Ziel ein ganz anderes ist.Lassen wir sie doch nach ihrem gusto fahren,gerutscht,geschnitten,gekippt,rotierend,umsteigend.........
Liebe Grüße
Beate

Martina
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Beitrag von Martina » 24.11.2003 17:07

Ich kann mich Kosti anschliessen, meine Eindruck ist auch, dass das Nivau auf den Pisten in den letzten Jahren gestiegen ist. Warum? Fahren mit stark taillierten Ski ist einfacher.
Wer früher Kurven nur gerutscht ist (also mehr oder weniger Schrägrutschen links an Schrägrutschen rechts gehängt hat - und das waren nicht wenige) fährt jetzt meist gesteuert. D.h. die Kurve ist noch immer vorwiegend gedriftet, aber wegen der stärkeren Taillierung macht der Ski auch so eine einigermassen schöne runde Kurve.

Skifahren mit Carvingski ist weniger anstrengend als mit konventionellen Geradeausski. In der Schweiz wurden Untersuchungen gemacht, wo diverse Daten (Puls, Blutdruck, was weiss ich noch) von Testpersonen gemessen wurden, die abwechselnd mit beiden Skiarten unterwegs waren. Darunter waren Sportler, Senioren, Kinder, Einsteiger etc.
Weil es aber einfacher und weniger anstrengend ist, ist es einem möglich, aus dem Ski mehr rauszuholen, mehr Kräfte zu "erzeugen", denen man dann gegenhalten muss - und dann wirds wieder anstrengender.

Der subjektive Eindruck, dass Carven (geschnitten fahren) anstrengend ist, entsteht wohl vor allem dort, wo mangelnde Technik mit Kraft zu kompensieren versucht wird.

Der ganz normale Durchschnittsskifahrer, der pro Winter ein bis zwei Wochen Ski fährt hat (nach meinen Beobachtungen) keine sehr grossen Probleme, von einer Technik, die mit den Geradeausski einigermassen Sinn gemacht hat, auf eine Technik, die mit Carvern einigermassen funktionell ist, zu wechseln.
Echt hart tun sich Leute, die mal sehr intensive gefahren sind und einen ausgeprägten Umsteigeschwung fahren - die kriegen das fast nicht mehr weg, wenn sie nicht täglich auf den Brettern stehen.

Ich kann mich auch der Meinung anschliessen, dass Skilehrpläne nicht den grössten Einfluss auf die Technik haben, die man auf der Piste verbreitet sieht. Die allermeisten FahrerInnen sehen ja kaum bis nie einen Lehrer (was auch ok ist).

Zum Thema snowboarden möchte ich noch anfügen, dass viele dabei viel Spass haben, dass snowboarden dem Skifahren erst den Kick gegeben hat, sich weiterzuentwickeln, dass aber das durchschnittliche Niveau keinesfalls höher ist als bei den Skifahrern. Wie viele sitzen vor allem auf der Piste und sehen cool aus, fahren aber mehr oder weniger Fersenkante rutschen -BRett rumreissen - Zehenkante rutschen. Aber wenn es ihnen so Spass macht, dann ist das auch ok!

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