Aua aua - der Bote und der "abbe" Kopf
Im Altertum (wohl nachweislich erstmals bei Pausanias, dem alten Sparter) war es bisweilen üblich, den Überbringer schlechter Nachrichten um den Kopf kürzer zu machen, aus dem just die böse Botschaft quoll. Das war eine sehr ungezogene Angewohnheit von Herrschern und Herren und bis ins späte Mittelalter hinein wurde diese unerquickliche Tradition gerne und reichlich gepflegt. Kein Wunder, dass der Job des Boten nicht eben beliebt war und schon die Ritter darüber klagten, dass kaum Personal zu kriegen sei. Nun spiele ich heute mal die Rolle des Boten mit der schlechten Nachricht und hoffe, mein Kopf bleibt dran (virtuell und "in echt", gell Uwe?).
Der Winter wird (zunächst mal) ganz kopflos und legt eine Pause ein, nachdem er in den vergangenen 10-12 Tagen so richtig Gas gegeben hatte. In den westlichen und "mittleren" Alpen wurden nordseitig flächendeckend die Metermarken bei der Schneehöhe locker geknackt, jedenfalls soweit die Messstellen jenseits der 1000 Meter Seehöhe liegen. Die besten Grundlagen also für den Skiwinter, der ja jetzt erst so richtig aus dem Quark kommt. Allmählich neigt sich aber die Schneefalllage dem Ende zu, denn ab dem kommenden Wochenende (3. Advent) geht's bis in hohe Mittelgebirgslagen dahin mit dem Frost. Feuchtwarmkühle (sowas gibt‘s eigentlich nicht, aber es beschreibt es hinreichend richtig) Atlantikluft schwappt mal vom Süden, mal vom Südwesten, mal vom Westen nach Mitteleuropa herein und vertreibt Väterchen Frost in den Osten. Ganz böse Wettermodelle sehen sogar Tauwetter bis an die 3000 Meter, denen ziehen wir mal den Stecker und das Netzwerkkabel, das ist so gut wie "Kopp ab" und (im historischen Kontext) durchaus botengerechtes Tun, oder?
Nun scheint es leider so zu sein, dass es sich dabei nicht um eine kurze Episode sondern eventuell schon um die vorgezogene Wettersingularität "Weihnachtstauwetter" handeln könnte. Watt issene "Wettersingularität"?, hätte der alte Bömmel [vgl.:
http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=JKY-3qUioPc] an der Stelle gefragt. Kurz gefasst sind das Wetterlagen, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort gehäuft auftreten. Dabei weichen die zu dieser Jahreszeit eigentlich typischen Temperaturen und/oder Niederschläge "signifikant" vom Mittel ab. Übersetzung: zu Weihnachten "sollte" es eigentlich jahreszeitentypisch kalt sein, denn schließlich haben wir ja Winter. Aber in ca. 7 von 10 Jahren taut‘s an Weihnachten herum wie die Wutz, auch mal bis in die höchsten Lagen der Alpen - da haben wir's, das Weihnachtstauwetter (weshalb der Bote dieser Zeilen schon seit Jahren die Berge um Weihnachten meidet wie der Teufel das Weihwasser). Kennen wir alle von den Eisheiligen, die uns mitten in der warmen Jahreszeit nochmal zum Zähneklappern und die Bauern zum traditionellen Heulen und Jammern bringen.
Wie lange uns diese warme Gammellage nun aufs Gemüt schlagen wird lässt sich beim besten Willen und mit dem besten Rechner nicht rauskriegen. Für die Alpen wird es nicht kritisch werden, aber in den Mittelgebirgen wird stellenweise wieder böses Braun statt schmuckes Weiß die Hänge zieren. Derzeit balgen sich zwei Lager der Wettermodelle darum, wer Recht behalten wird: die einen sehen eine längerfristige milde Phase mit stetem Wechsel aus Südwest- bis Westwinden, vielen Wolken und immer mal wieder Niederschlägen, die erst ab 1.500m oder gar 1.800m als Schnee fallen, die andere Gruppe rechnet die schleichende Rückkehr von Väterchen Frost schon zur Wochenmitte vor dem 4. Advent. Schlauer sind wir erst am kommenden Wochenende, wenn sich der eine oder der andere Trend festigt. Bis dahin wollen wir einen kühlen Kopf bewahren (sofern er noch dran ist) und auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein in denselben hinein gießen, auf dass uns schlechte Gedanken um Tauwetter und Föhnwinde flugs am warmen Gesäß vorbeigehen.
VG
Udo
[i] A bisserl was gehd ollaweil. [/i]