Beobachtungen und Sonstiges.
Man macht so einige Beobachtungen, die dann zu Denkanstößen führen.
Da war zum Beispiel ein Paar auf der Frommes-Abfahrt. Es ist schwer es zu beschreiben, wie die Dame auf den Ski stand. Der Allerwerteste befand sich ungefähr über den Skienden. Um dies wieder auszugleichen, beugte sie den Oberkörper so weit nach vorn wie das die Wirbelsäule zuließ und warf den Kopf in den Nacken um nicht immer nur die Skispitzen anzugucken und um zu erkennen, wann die nächste Kursänderung eingeleitet werden muss. In dieser Position wurde sie nun von ihrem Partner den Berg hinunter gesprochen. Die Körperhaltung ließ eigentlich nur noch einen leichten Schneepflug zu, mehr ging nicht. Anweisungen wie „in der Kurve immer ins Tal gucken“ wurden konsequent nicht beachtet. Wie auch, hätte sie das auch noch gemacht, wäre wohl irgendein Wirbel aus der Wirbelsäule herausgesprungen. Der Hammer, der Mann hatte sich für seinen untauglichen „Skifahrunterricht“ die längste Piste im Skigebiet ausgesucht. Die arme Frau, was macht man nicht alles aus Liebe.

Ähnliches konnten wir an der Frommes Alp-Hütte beobachten. Eine Schneepflug fahrende Frau die nun nach knapp 8 KM in dieser Position die letzte Kurve nicht mehr einleiten konnte und nur Kopf über in einem Schneehaufen am Pistenrande zum Stehen kam. So verharrte sie einige Zeit um dann die letzten Meter zur Hütte in Angriff zu nehmen. Auch sie war nicht alleine auf der Piste sondern mit weiteren Leuten. Ist denn da keiner dabei, der a) einen Pistenplan besitzt und lesen kann? Und b) die Fähigkeiten aller richtig einschätzen kann?
Bitte nicht falsch verstehen, ich war ja auch mal Anfänger und es liegt mir fern, über Lernende zu lästern. Ich finde es nur fast schon verantwortungslos von den Begleitern dieser Anfänger/innen ihnen so eine Abfahrt zuzumuten.
Schönes Ding war auch eine Gruppe von ca. 20 jungen Schülerinnen die unter Aufsicht des Lehrers wohl ein Skiwochende absolvierten. 2 Teilnehmerinnen waren mit uns in der Gondel zum Schönjoch mit permanentem Geschnatter beschäftigt. Oben angekommen stellte ich dann eben fest, dass die beiden zu dieser Gruppe gehörten. Der Lehrer, ein Herr mit schätzungsweise 50 Lenzen auf dem Buckel, machte dann die Ansage „Maria fährt vor, wer überholt kann gleich den Skipass abgeben“. Ich war ja skeptisch, was da bei rauskommt. Maria fuhr also vor und das Unglaubliche geschah, es hat KEINE überholt. Das sind noch Lehrkräfte!
Der Lehrer hatte übrigens die Aufgabe übernommen, den einzigen Buben der Gruppe, der sich noch in der Umstellungsphase von Schneepflug zum Stemmbogen befand, zu begleiten. Den Buben habe ich beneidet, der hatte in der Herberge bestimmt ein gesichertes Einzelzimmer. Es ist in so einem Fall sicherlich ökonomischer, einen Fuchs statt den ganzen Hühnerstall zu bewachen.

- Ergänzung von Kerstin: Dann war da noch die Frau, die ihre Skistöcke quer vor sich trug, darüber war ihr ca. dreijähriges Kind an den Oberarmen so aufgehängt, dass es mit den Skiern knapp, aber auch nicht immer, den Boden berührte. So fuhr sie dann ihre Kurven, ständig dem Kind entweder Anweisungen gebend oder es in den höchsten Tönen lobend, wie toll es das doch mache. Ich frage mich, was daran so toll war, dass es da rumhing wie ein nasser Sack…
In SFL gibt es ein Lokal-TV. Auf dem einen Kanal wird nur von einer Web-Cam zur Nächsten gezappt. Dazu werden die Klimawerte und der Wetterbericht eingeblendet. Ich finde das sehr praktisch, hilft es doch bei der Auswahl der richtigen Skibekleidung. Auf dem anderen Kanal werden ein paar schöne Bilder des Ortes gezeigt, Werbung ausgestrahlt und die Einrichtungen des Skigebietes vorgestellt. Diese Vorstellung wurde mit holländischen Untertiteln gesendet. Alles klar?
Noch ein schönes Ding. Im Arlbergtunnel werden Durchsagen auf der Radiofrequenz von Ö3 gesendet. Wir hörten also „Ende am Stau des Tunnels“. Stellte sich die Frage, welches Tunnelende meint der wackere Sprecher. Nicht nur die Wurst hat 2 Enden. Stellt sich die nächste Frage, wer dem Sprecher seinen Text geschrieben hat. Die Korrektur der Durchsage folgte ein paar Minuten später. Die Worte waren nun in der richtigen Reihenfolge sortiert und vorgelesen worden. Der Informationsgehalt wurde aber nicht erweitert. (Anmerkung von Kerstin: Stefan hat der geneigten Leserschaft ja bisher schamhaft unsere Odyssee vom Überführungstag Scuol – Fiss verschwiegen. Ich finde aber, es sollte ruhig darüber berichtet werden, um zu zeigen, wie dämlich es manchmal laufen kann. Also, unser Hotelier in Scuol hatte uns morgens gleich mitgeteilt, die Straße wäre zwischen Martina und Pfunds gesperrt und Nauders würde vielleicht auch noch dichtgemacht werden. Also haben wir nach einigem Hin und Her beschlossen, die sichere Variante zu wählen, die Autoverladung durch den Vereina-Tunnel zu nehmen und außen rum zu fahren. Einzelheiten möchte ich euch ersparen – die Arlberg-Schnellstraße war jedenfalls ein einziger Stau. Ö3, der angeblich schnellste Verkehrssender Österreichs, meldete allerdings nur zwei kleinere Staus bei Bludenz und vor Langen. Erst, als wir das Ganze so halbwegs hinter uns hatten, redeten sie Klartext. Wir haben für die eigentlich 50 km Luftlinie, die es normalerweise gewesen wären, über sieben Stunden gebraucht… Wobei – Martinas Rückreise-Schilderung ist nicht zu toppen, mit einem, naja, ausdrucksstarken Kleinkind so eine fiese Reise-Odyssee – aua!)
Noch was zum Thema „Geschäftstüchtigkeit“.
Wie den Lesern dieses Blogs sicher aufgefallen ist, gehören Tiny und ich zur aussterbenden Gattung der Tabakkonsumenten. Bei der Auswahl der Herberge ist eine Konsumationsmöglichkeit von gerollten Tabakwaren ein nicht ganz unwichtiges Kriterium. Leider sind die Heimatseiten mancher Hotels in dieser Sache nicht immer aussagefähig. In Scuol gab es eine klare Regelung, ein Teil des Restaurants wurde im Laufe des Abends zum Rauchen freigegeben. In Fiss war die Regelung unklar. Also hohes Risiko bei der Buchung.

Bei Ankunft sah es im Hotel sehr verdächtig nach einem Hotel aus, in dem Raucher diskriminiert werden. Weit und breit kein Raucherraum oder Aschenbecher zu sehen.

Wir sahen uns schon eine Woche lang bibbernd auf dem Balkon stehen. Aber Tiny ist ja schlau und stellt die richtige Frage. Die Frage lautete „Wohin kann man in Fiss gehen, wenn man nach dem Essen zum Wein eine Zigarette rauchen möchte?“. Der Herbergsvater nannte uns 2 Lokale, verkündete aber dann, dass wir auch im Hause ab 21.00 Uhr sehr gerne an der Bar rauchen dürfen. (Den Getränkeumsatz wollte er sich dann doch nicht entgehen lassen). Die Auskunft war zufriedenstellend. Nach dem Abendessen wurden dann 2 Barhocker erklommen und um geistige Getränke und einen Aschenbecher gebeten. Die Bedienung bestätigte die Bestellung der Getränke, weigerte sich aber, den Ascher rauszurücken. Erst nach Intervention des Chefs, dass es eine neue Regel gibt, wurde unserem Wunsch entsprochen. Wir verdrückten uns an der Bar in die hinterste Ecke und beschlossen unser Quantum auf das absolut nötige Minimum zu reduzieren.
Nun war der Damm gebrochen. Im Laufe der Woche stieg die Zahl der auszuteilenden Ascher an der Bar auf 4 bis 5, der Ascher draußen vor der Tür hingegen blieb leer. Ein rauchender Holländer, der sich nach 18 Jahren mit Fug und Recht als Stammgast bezeichnen kann, drückte seine Verwunderung aus, dass diese neue Regel in Kraft gesetzt wurde. Die aufmerksame Bedienung teilte die Ascher nun ohne Aufforderung aus. Ein im Hinblick auf das Trinkgeld verständliches Verhalten. Möchte gerne wissen, ob der Hotelier das wieder zurückdrehen kann. Schließlich sind einige „neue“ Gäste bereits am Freitag angereist, haben das Treiben an der Bar mitgekriegt und auch gleich mitgepafft.
Und dann ist uns aufgefallen, dass in Fiss ungewöhnlich viele „Old School”-Skifahrer unterwegs waren. Der klassische Old Schooler fährt auf 2,10 m Blizzard S-Ski mit Geze-Bindung, Fangriemen und lila Heckeinsteiger von Raichle. Die Hosenbeine des Bogner-Overalls (gerne auch in Lila oder gedeckten Farbtönen wie Orange, Hellblau auf jeden Fall aber verwaschen und garantiert ohne jegliche Imprägnierung) sind hochgeschoben bis zur Oberkante der Skistiefel. Das gibt einen perfekten Pluderhosen-Look. Es wird grundsätzlich kein Helm angezogen. Das Gummiband der Skibrille dient gleichzeitig als Ohrenschutz. Der letzte Schrei ist dann die farblich nicht auf den Overall abgestimmte Bauchtasche. Die Handschuhe sind aus Leder und werden im Sommer bei der Gartenarbeit benutzt. Es gab natürlich alle möglichen Variationen, wurden doch offensichtlich Teile der Ausrüstung ersetzt, wenn es nun gar nicht mehr ging. Der Rest war aber noch gut.
Ein besonders schönes Exemplar wurde an der Möseralm gesichtet. Besonders auffällig war dann auch die Fahrtechnik, mit perfektem Schneepflug exakt neben dem Skiständer eingeparkt. Die Bindung war eine Technik, die ich selbst vor 45 Jahren an den Ski hatte. Der Hebel, welcher hinten an der Bindung heutzutage nach unten gedrückt wird um die Bindung zu öffnen, wird dabei genau im gegenteiligen Sinn verwendet. Also die Skistockspitze in ein kleines Loch in dem Hebel stecken und mit dem Stockhebel den Bindungshebel nach oben ziehen. Zum Schließen in die Bindung steigen und dann den Hebel mit dem Skistock nach unten drücken. Da so eine Bindung aus Vollmetall gebaut ist, ist sie quasi unzerstörbar. Das ist noch die hohe Kunst der Feinmechanik. Regelmäßig mit Staucherfett abschmieren reicht zur Pflege völlig aus.
- Hier schreibt noch einmal Kerstin, denn es ist noch ein Zickenalarm zu beichten, und das wollte ich dann schon selbst tun. Für den Donnerstag war ja eigentlich ein Ausflug zum Masner geplant. An der Kerbabfahrt hat das Zicklein die Weiterfahrt Richtung Scheid verweigert, nämlich beim Anblick auf die wuselnde Ameisenstraße von Skifahrern, die sich von dort wieder Richtung Komperdell bewegten. Der Gedanke, dass ich da später, mit bis dahin ganz sicher schon müden Beinen, auch hätte runterwuseln sollen – nein danke! Da war auch eine „leckere schwarze Piste“ nicht verlockend. Ich fahre schwarze Pisten a.) mit Martina, b.) wenn ich Beate hinterherfahren darf oder c.) wenn ich aus Versehen auf eine gerate, was durchaus schon vorgekommen ist und dann auch anstandslos bewältigt wurde. Aber so wirklich erstrebenswert ist das für mich nicht… Meine Herausforderung hatte ich an dem Tag dann doch noch. Die Waldabfahrt in Serfaus wollte ich immer schon mal fahren, die sah aus der Alpkopfbahn immer schön und leer aus, und das war sie dann auch, bis auf den steilen harten Schlusshang, aber auch der wurde dank der Technik-„Tools“, die Martina mir beigebracht hat, gemeistert (wer sich in Serfaus auskennt, kann hiermit abschätzen, wo von den Anforderungen her meine Grenzen sind).
Ich finde schon, dass SFL von den Pisten her ein schönes, vielseitiges und weitläufiges Skigebiet ist. Aber ich stelle immer mehr fest, dass ich von Skigebieten wie Arosa, Oberengadin und jetzt auch Scuol versaut worden bin. Ich fühle mich in solchen Massenbetrieben wie SFL nicht wirklich wohl und mag es inzwischen eher schweizerisch entspannt.
Dazu kommt, dass ich selten so viele technisch schlecht fahrende Raser gesehen habe wie letzte Woche. Wenn es dann so voll wird wie an einigen Stellen in SFL (Scheid oder Richtung Zwölfer) und ich mich quasi in der Mitte zwischen denen befinde, die langsamer und schlechter fahren als ich (ja, die gibt es

!), denen ich ausweichen muss, und zwischen all den schlecht oder gut fahrenden schnellen Skifahrern, die hoffentlich mir ausweichen, wird mir das alles dann doch zu viel .
Den Freitag haben wir dann gemütlich auf der Nordseite inklusive Frommes ausklingen lassen und bis auf den Zickentag hatten wir alles in allem eine gelungene Woche in SFL. Die schönere Woche war aber auf jeden Fall die in Scuol, schon allein wegen der lieben Gesellschaft. Das schreit wie immer nach Wiederholung im nächsten Winter, wo auch immer das dann sein wird…
Nun muss so langsam die Märzwoche geplant werden, und das wird schwierig genug, denn die Anforderungen der Zicke steigen immer mehr und der Zickendompteur hat ja auch so seine Wünsche.
Die Rückfahrt war dann übrigens ganz okay. Österreich wollte uns nicht so reibungslos rauslassen, von Fiss bis zur Bundesstraße ein einziger Stau, auch der Fernpass war etwas zäh, aber danach lief es dann, bei zehn Stunden brutto bis Hamburg sollte man wohl nicht meckern.
@ Uwe: Nein, das Video wird auch nicht in schwarz-weiß veröffentlicht. Stefan war so lieb und hat mich nicht bloßstellen wollen. In Wirklichkeit habe ich alle drei Versuche vermasselt und die Freigabe verweigert. Wenn ich jemals mit mir zufrieden bin und auch die anderen Beteiligten einverstanden sind, wird es auch was zum Ansehen geben.