Kerstin + Stefan - zwei Nordlichter irrlichternd im Schnee

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Stefan oder Erwin
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Re: Kerstin + Stefan - zwei Nordlichter irrlichternd im Schn

Beitrag von Stefan oder Erwin » 24.01.2012 17:35

Moin,
hier der nächste Bericht aus Fiss.
Der Montag war ein schöner Tag. Die Sonne kam teils durch und ein Großteil der Lifte/Pisten war wieder geöffnet. Wir haben also dann die Pisten von Serfaus erkundet. Überall dasselbe Bild, schöner griffiger Neuschnee, im Laufe der Zeit dann von uns Skifahrern zu Haufen aufgetürmt. Ein kleines Erlebnis ist vom Plansegg-Lift zu berichten. Nach ca. 1/3 der Liftstrecke gab es einen Notstop. Da wir uns gerade an einem Teilstück mit großem Stützenabstand befanden kamen die Sessel ganz schön heftig ins Schwingen. Aber wir Norddeutschen sind ja mit seefesten Mägen ausgestattet. ;-)
Nach kurzer Pause ging es langsam weiter, allerdings stoppte der Lift nach 5 m in bekannter Weise. Die Amplituden der Schwankungen wurden richtig heftig. Das ging so noch 8 x weiter und langsam machte ich mir Gedanken über die Haltbarkeit so eines Liftseiles. Irgendwie kam mir das Seil plötzlich ziemlich dünne vor und überhaupt hing das Seil auf der belasteten Seite sehr heftig durch…….. Höchst ungemütlich diese Situation.
Auffällig ist, dass auf der Kompardellalpe nicht alle Pisten geöffnet/präpariert sind. Einige Abfahrten sehen so aus, als ob die diesen Winter noch gar nicht offen waren. Zurück nach Fiss sind wir über den Sunliner-Lift über die Waldpisten gefahren. Hier geht es an einigen Engstellen zu wie auf der Sella Ronda. Antizyklisches Verhalten ist hier angesagt.
Zum Dienstag. Es kam der angekündigte Schnee und brachte weitere 20 cm neuen Schnee. Die Lawinensprengungen wurden wieder aufgenommen. Das größte Problem war allerdings der Wind auf dem Schönjoch. Bei über 60 KM/H wurden die Lifte dort geschlossen. Da ich am Morgen erst mal die örtliche Sanitäterin aufsuchen musste, weil mein Ohr recht heftig schmerzte, konnte Tiny chillen.
Nach einer Stunde war dann eine bakterielle Entzündung von Hals, Ohr und Nase diagnostiziert, die Antibiotika besorgt und der Rückweg zum Hotel angetreten mit dem Plan, sich nun aufs Krankenlager zu begeben. Beim Eintreffen lichtete sich der Nebel und es hörte auf zu schneien. Also egal, Tiny wollte prüfen, ob das „schlechtes Wetter-Coaching“ der letzten Woche erfolgreich war. Also anplünnen (norddeutsch für anziehen) und Abmarsch zum Lift. Die Herbergsmutter wollte auch gerade außer Haus, so hatten wir eine Mitfahrgelegenheit.
Wie wir aus dem Skidepot rauskommen, war die Sonne natürlich wieder hinter Wolken verschwunden und der Schneefall ging wieder los. Getestet haben wir dann auf der Rastbahn und der Möseralmbahn. So hatten wir stets die Möglichkeit durchziehende Wolken rauchender Weise an uns vorbeiziehen zu lassen. Nach 2 Stunden Test kann man sagen, dass wir beide uns auch bei diesen schwierigen Bedingungen sicher gefühlt haben. Der Spaß bleibt natürlich etwas auf der Strecke.
Soweit für heute. Der Wetterfrosch ist die Leiter wieder höher geklettert. Morgen sollte dann endlich die Frommes-Abfahrt fällig sein.
LG
Stefan

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Re: Kerstin + Stefan - zwei Nordlichter irrlichternd im Schn

Beitrag von Martina » 24.01.2012 21:31

Stefan oder Erwin hat geschrieben:Nach 2 Stunden Test kann man sagen, dass wir beide uns auch bei diesen schwierigen Bedingungen sicher gefühlt haben.
Cool!

Gute Besserung!

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Stefan oder Erwin
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Re: Kerstin + Stefan - zwei Nordlichter irrlichternd im Schn

Beitrag von Stefan oder Erwin » 25.01.2012 19:00

Da simma wieda.
Heute war so ein Tag, auf den man sich all die Urlaube immer gefreut hat.
Der Wind war eingeschlafen, die Wolken hatten sich überwiegend verpieselt. Ergebnis Temperatur um rund 10 Grade gefallen.
So war er also da, der Frommes-Tag.
Also hinein in die Schönjochbahn und ab geht der Peter.
Oben dann - 13 Grad und die frisch präparierten Pisten zu unseren Füßen. Nicht lange gefackelt, gleich die Abfahrt zur Schöngampbahn (gabs da nicht mal einen Film mit einem Gamp?) hinunter. Ich hatte ja befürchtet auf brettharte Pisten zu treffen aber nichts da, alles schön fest gewalzt und griffig. Etwas steilerer Einstieg in die Abfahrt aber dann, nach so 100 m alles schön breit. Ein erstes, seliges Lächeln stellte sich ein.
Soviel zum Thema „Einrutschen“.
Schöngamp hinauf gefahren wurde dann die Frommes Abfahrt in Angriff genommen. Kurz gesagt, dass Ding ist noch besser geworden wie vor 4 Jahren als wir zuletzt hier gefahren sind. Man fährt oben los, kein komplizierter Einstieg, vom ersten Schwung an Genuss pur. Und dann fährt man und man fährt und denkt, nun kommt doch bestimmt eine Engstelle, ein Steilhang oder eine andere „Klippe“. Nee kommt nicht, das geht so locker 8 KM weiter. Einfach nur schön einen Bogen an den anderen reihen. Das Limit ist nicht die Piste sondern die Kondition des Läufers. Die Piste ist nun nicht platt wie ein schräg gestellter Tisch. Es gibt schon steilere Abschnitte zwischendurch, für Schwarzpisten-Sammler gibt es eine kurze schwarze Variante. Bei diesem Superschnee allerdings nicht wirklich schwarz. Sagen wir mal Rot mit einem Touch ins Violett.
Nach ca. 8 KM erreicht man die Frommes Alp. Einkehren lohnt unbedingt. Urig eingerichtet und mit vielen, sonnigen Plätzen ausgestattet kann man hier die erlebte Abfahrt noch mal Revue passieren lassen. Wir warteten hier bis das Grinsen abgeklungen war. ;-)
Der Rest der Abfahrt ist unspektakulär und führt zurück zum Ausgangspunkt in Fiss.
Auf Wunsch eines einzelnen Herrn wurde die eben geschilderte Runde sogleich nochmals begonnen.
Nun schreibe ich jetzt nicht alles noch mal auf. Wir merken uns lediglich, dass die frühe Piste immer die Bessere ist. Nun sah man der Piste an, dass sie das High Light in Fiss ist. Da ich bei der Frommes Alp zu wenig Trinkgeld gegeben habe, fuhren wir diesmal vorbei. Wenn man noch ein wenig Chill Out Skifahren machen möchte, kann man an die Frommes noch 3 KM blau bis hellblaue Piste nach Ladis dranhängen. Das ist, so denken wir, der ideale Anfängerhang. Das Ding ist so lang, dass ein Skilehrer da wohl locker eine Skistunde abhält, ohne einmal in den Lift zu steigen. Geübtere Fahrer können hier bequem die Kleidung ordnen, kurze Telefonate führen, Brille putzen oder Sonnencreme nachlegen.
Wir haben uns heute dann noch ein paar Abfahrten auf der Möseralm gegönnt und uns anschließend in die Gemächer zurückgezogen.
Stay tuned
LG
Stefan

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Re: Kerstin + Stefan - zwei Nordlichter irrlichternd im Schn

Beitrag von speedcarver » 25.01.2012 21:31

Der Tip diesen Winter schlechthin soll die neue Masnerkopfbahn sein mit ihren beiden neuen Pisten. Besonders die Schwarze sieht lecker aus und müsste bei dem Schnee momentan perfekt sein.
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Stefan oder Erwin
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Re: Kerstin + Stefan - zwei Nordlichter irrlichternd im Schn

Beitrag von Stefan oder Erwin » 25.01.2012 22:59

Das ist der Masterplan für Morgen.
LG
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Re: Kerstin + Stefan - zwei Nordlichter irrlichternd im Schn

Beitrag von ulli1 » 29.01.2012 17:42

Stefan oder Erwin hat geschrieben: Die Reisegruppe besteht aus dem bewährten, norddeutschen Kleeblatt.
.....von dem jetzt auch die 2. Hälfte nach einer weiteren traumhaften Woche in Arosa wieder heil an der Küste gelandet ist. [ externes Bild ]



.....und jetzt will ich den weiteren Verlauf Eurer Fiss Woche lesen, also Stefan hau in die Tasten :-D
Ulli

Azzurra
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Re: Kerstin + Stefan - zwei Nordlichter irrlichternd im Schn

Beitrag von Azzurra » 29.01.2012 20:11

Beobachtungen und Sonstiges.
Man macht so einige Beobachtungen, die dann zu Denkanstößen führen.
Da war zum Beispiel ein Paar auf der Frommes-Abfahrt. Es ist schwer es zu beschreiben, wie die Dame auf den Ski stand. Der Allerwerteste befand sich ungefähr über den Skienden. Um dies wieder auszugleichen, beugte sie den Oberkörper so weit nach vorn wie das die Wirbelsäule zuließ und warf den Kopf in den Nacken um nicht immer nur die Skispitzen anzugucken und um zu erkennen, wann die nächste Kursänderung eingeleitet werden muss. In dieser Position wurde sie nun von ihrem Partner den Berg hinunter gesprochen. Die Körperhaltung ließ eigentlich nur noch einen leichten Schneepflug zu, mehr ging nicht. Anweisungen wie „in der Kurve immer ins Tal gucken“ wurden konsequent nicht beachtet. Wie auch, hätte sie das auch noch gemacht, wäre wohl irgendein Wirbel aus der Wirbelsäule herausgesprungen. Der Hammer, der Mann hatte sich für seinen untauglichen „Skifahrunterricht“ die längste Piste im Skigebiet ausgesucht. Die arme Frau, was macht man nicht alles aus Liebe. ;-)
Ähnliches konnten wir an der Frommes Alp-Hütte beobachten. Eine Schneepflug fahrende Frau die nun nach knapp 8 KM in dieser Position die letzte Kurve nicht mehr einleiten konnte und nur Kopf über in einem Schneehaufen am Pistenrande zum Stehen kam. So verharrte sie einige Zeit um dann die letzten Meter zur Hütte in Angriff zu nehmen. Auch sie war nicht alleine auf der Piste sondern mit weiteren Leuten. Ist denn da keiner dabei, der a) einen Pistenplan besitzt und lesen kann? Und b) die Fähigkeiten aller richtig einschätzen kann?
Bitte nicht falsch verstehen, ich war ja auch mal Anfänger und es liegt mir fern, über Lernende zu lästern. Ich finde es nur fast schon verantwortungslos von den Begleitern dieser Anfänger/innen ihnen so eine Abfahrt zuzumuten.
Schönes Ding war auch eine Gruppe von ca. 20 jungen Schülerinnen die unter Aufsicht des Lehrers wohl ein Skiwochende absolvierten. 2 Teilnehmerinnen waren mit uns in der Gondel zum Schönjoch mit permanentem Geschnatter beschäftigt. Oben angekommen stellte ich dann eben fest, dass die beiden zu dieser Gruppe gehörten. Der Lehrer, ein Herr mit schätzungsweise 50 Lenzen auf dem Buckel, machte dann die Ansage „Maria fährt vor, wer überholt kann gleich den Skipass abgeben“. Ich war ja skeptisch, was da bei rauskommt. Maria fuhr also vor und das Unglaubliche geschah, es hat KEINE überholt. Das sind noch Lehrkräfte!
Der Lehrer hatte übrigens die Aufgabe übernommen, den einzigen Buben der Gruppe, der sich noch in der Umstellungsphase von Schneepflug zum Stemmbogen befand, zu begleiten. Den Buben habe ich beneidet, der hatte in der Herberge bestimmt ein gesichertes Einzelzimmer. Es ist in so einem Fall sicherlich ökonomischer, einen Fuchs statt den ganzen Hühnerstall zu bewachen. ;-)
- Ergänzung von Kerstin: Dann war da noch die Frau, die ihre Skistöcke quer vor sich trug, darüber war ihr ca. dreijähriges Kind an den Oberarmen so aufgehängt, dass es mit den Skiern knapp, aber auch nicht immer, den Boden berührte. So fuhr sie dann ihre Kurven, ständig dem Kind entweder Anweisungen gebend oder es in den höchsten Tönen lobend, wie toll es das doch mache. Ich frage mich, was daran so toll war, dass es da rumhing wie ein nasser Sack…
In SFL gibt es ein Lokal-TV. Auf dem einen Kanal wird nur von einer Web-Cam zur Nächsten gezappt. Dazu werden die Klimawerte und der Wetterbericht eingeblendet. Ich finde das sehr praktisch, hilft es doch bei der Auswahl der richtigen Skibekleidung. Auf dem anderen Kanal werden ein paar schöne Bilder des Ortes gezeigt, Werbung ausgestrahlt und die Einrichtungen des Skigebietes vorgestellt. Diese Vorstellung wurde mit holländischen Untertiteln gesendet. Alles klar?
Noch ein schönes Ding. Im Arlbergtunnel werden Durchsagen auf der Radiofrequenz von Ö3 gesendet. Wir hörten also „Ende am Stau des Tunnels“. Stellte sich die Frage, welches Tunnelende meint der wackere Sprecher. Nicht nur die Wurst hat 2 Enden. Stellt sich die nächste Frage, wer dem Sprecher seinen Text geschrieben hat. Die Korrektur der Durchsage folgte ein paar Minuten später. Die Worte waren nun in der richtigen Reihenfolge sortiert und vorgelesen worden. Der Informationsgehalt wurde aber nicht erweitert.  (Anmerkung von Kerstin: Stefan hat der geneigten Leserschaft ja bisher schamhaft unsere Odyssee vom Überführungstag Scuol – Fiss verschwiegen. Ich finde aber, es sollte ruhig darüber berichtet werden, um zu zeigen, wie dämlich es manchmal laufen kann. Also, unser Hotelier in Scuol hatte uns morgens gleich mitgeteilt, die Straße wäre zwischen Martina und Pfunds gesperrt und Nauders würde vielleicht auch noch dichtgemacht werden. Also haben wir nach einigem Hin und Her beschlossen, die sichere Variante zu wählen, die Autoverladung durch den Vereina-Tunnel zu nehmen und außen rum zu fahren. Einzelheiten möchte ich euch ersparen – die Arlberg-Schnellstraße war jedenfalls ein einziger Stau. Ö3, der angeblich schnellste Verkehrssender Österreichs, meldete allerdings nur zwei kleinere Staus bei Bludenz und vor Langen. Erst, als wir das Ganze so halbwegs hinter uns hatten, redeten sie Klartext. Wir haben für die eigentlich 50 km Luftlinie, die es normalerweise gewesen wären, über sieben Stunden gebraucht… Wobei – Martinas Rückreise-Schilderung ist nicht zu toppen, mit einem, naja, ausdrucksstarken Kleinkind so eine fiese Reise-Odyssee – aua!)
Noch was zum Thema „Geschäftstüchtigkeit“.
Wie den Lesern dieses Blogs sicher aufgefallen ist, gehören Tiny und ich zur aussterbenden Gattung der Tabakkonsumenten. Bei der Auswahl der Herberge ist eine Konsumationsmöglichkeit von gerollten Tabakwaren ein nicht ganz unwichtiges Kriterium. Leider sind die Heimatseiten mancher Hotels in dieser Sache nicht immer aussagefähig. In Scuol gab es eine klare Regelung, ein Teil des Restaurants wurde im Laufe des Abends zum Rauchen freigegeben. In Fiss war die Regelung unklar. Also hohes Risiko bei der Buchung. ;-) Bei Ankunft sah es im Hotel sehr verdächtig nach einem Hotel aus, in dem Raucher diskriminiert werden. Weit und breit kein Raucherraum oder Aschenbecher zu sehen. ;-) Wir sahen uns schon eine Woche lang bibbernd auf dem Balkon stehen. Aber Tiny ist ja schlau und stellt die richtige Frage. Die Frage lautete „Wohin kann man in Fiss gehen, wenn man nach dem Essen zum Wein eine Zigarette rauchen möchte?“. Der Herbergsvater nannte uns 2 Lokale, verkündete aber dann, dass wir auch im Hause ab 21.00 Uhr sehr gerne an der Bar rauchen dürfen. (Den Getränkeumsatz wollte er sich dann doch nicht entgehen lassen). Die Auskunft war zufriedenstellend. Nach dem Abendessen wurden dann 2 Barhocker erklommen und um geistige Getränke und einen Aschenbecher gebeten. Die Bedienung bestätigte die Bestellung der Getränke, weigerte sich aber, den Ascher rauszurücken. Erst nach Intervention des Chefs, dass es eine neue Regel gibt, wurde unserem Wunsch entsprochen. Wir verdrückten uns an der Bar in die hinterste Ecke und beschlossen unser Quantum auf das absolut nötige Minimum zu reduzieren.
Nun war der Damm gebrochen. Im Laufe der Woche stieg die Zahl der auszuteilenden Ascher an der Bar auf 4 bis 5, der Ascher draußen vor der Tür hingegen blieb leer. Ein rauchender Holländer, der sich nach 18 Jahren mit Fug und Recht als Stammgast bezeichnen kann, drückte seine Verwunderung aus, dass diese neue Regel in Kraft gesetzt wurde. Die aufmerksame Bedienung teilte die Ascher nun ohne Aufforderung aus. Ein im Hinblick auf das Trinkgeld verständliches Verhalten. Möchte gerne wissen, ob der Hotelier das wieder zurückdrehen kann. Schließlich sind einige „neue“ Gäste bereits am Freitag angereist, haben das Treiben an der Bar mitgekriegt und auch gleich mitgepafft.
Und dann ist uns aufgefallen, dass in Fiss ungewöhnlich viele „Old School”-Skifahrer unterwegs waren. Der klassische Old Schooler fährt auf 2,10 m Blizzard S-Ski mit Geze-Bindung, Fangriemen und lila Heckeinsteiger von Raichle. Die Hosenbeine des Bogner-Overalls (gerne auch in Lila oder gedeckten Farbtönen wie Orange, Hellblau auf jeden Fall aber verwaschen und garantiert ohne jegliche Imprägnierung) sind hochgeschoben bis zur Oberkante der Skistiefel. Das gibt einen perfekten Pluderhosen-Look. Es wird grundsätzlich kein Helm angezogen. Das Gummiband der Skibrille dient gleichzeitig als Ohrenschutz. Der letzte Schrei ist dann die farblich nicht auf den Overall abgestimmte Bauchtasche. Die Handschuhe sind aus Leder und werden im Sommer bei der Gartenarbeit benutzt. Es gab natürlich alle möglichen Variationen, wurden doch offensichtlich Teile der Ausrüstung ersetzt, wenn es nun gar nicht mehr ging. Der Rest war aber noch gut.
Ein besonders schönes Exemplar wurde an der Möseralm gesichtet. Besonders auffällig war dann auch die Fahrtechnik, mit perfektem Schneepflug exakt neben dem Skiständer eingeparkt. Die Bindung war eine Technik, die ich selbst vor 45 Jahren an den Ski hatte. Der Hebel, welcher hinten an der Bindung heutzutage nach unten gedrückt wird um die Bindung zu öffnen, wird dabei genau im gegenteiligen Sinn verwendet. Also die Skistockspitze in ein kleines Loch in dem Hebel stecken und mit dem Stockhebel den Bindungshebel nach oben ziehen. Zum Schließen in die Bindung steigen und dann den Hebel mit dem Skistock nach unten drücken. Da so eine Bindung aus Vollmetall gebaut ist, ist sie quasi unzerstörbar. Das ist noch die hohe Kunst der Feinmechanik. Regelmäßig mit Staucherfett abschmieren reicht zur Pflege völlig aus.
- Hier schreibt noch einmal Kerstin, denn es ist noch ein Zickenalarm zu beichten, und das wollte ich dann schon selbst tun. Für den Donnerstag war ja eigentlich ein Ausflug zum Masner geplant. An der Kerbabfahrt hat das Zicklein die Weiterfahrt Richtung Scheid verweigert, nämlich beim Anblick auf die wuselnde Ameisenstraße von Skifahrern, die sich von dort wieder Richtung Komperdell bewegten. Der Gedanke, dass ich da später, mit bis dahin ganz sicher schon müden Beinen, auch hätte runterwuseln sollen – nein danke! Da war auch eine „leckere schwarze Piste“ nicht verlockend. Ich fahre schwarze Pisten a.) mit Martina, b.) wenn ich Beate hinterherfahren darf oder c.) wenn ich aus Versehen auf eine gerate, was durchaus schon vorgekommen ist und dann auch anstandslos bewältigt wurde. Aber so wirklich erstrebenswert ist das für mich nicht… Meine Herausforderung hatte ich an dem Tag dann doch noch. Die Waldabfahrt in Serfaus wollte ich immer schon mal fahren, die sah aus der Alpkopfbahn immer schön und leer aus, und das war sie dann auch, bis auf den steilen harten Schlusshang, aber auch der wurde dank der Technik-„Tools“, die Martina mir beigebracht hat, gemeistert (wer sich in Serfaus auskennt, kann hiermit abschätzen, wo von den Anforderungen her meine Grenzen sind).
Ich finde schon, dass SFL von den Pisten her ein schönes, vielseitiges und weitläufiges Skigebiet ist. Aber ich stelle immer mehr fest, dass ich von Skigebieten wie Arosa, Oberengadin und jetzt auch Scuol versaut worden bin. Ich fühle mich in solchen Massenbetrieben wie SFL nicht wirklich wohl und mag es inzwischen eher schweizerisch entspannt.
Dazu kommt, dass ich selten so viele technisch schlecht fahrende Raser gesehen habe wie letzte Woche. Wenn es dann so voll wird wie an einigen Stellen in SFL (Scheid oder Richtung Zwölfer) und ich mich quasi in der Mitte zwischen denen befinde, die langsamer und schlechter fahren als ich (ja, die gibt es ;-) !), denen ich ausweichen muss, und zwischen all den schlecht oder gut fahrenden schnellen Skifahrern, die hoffentlich mir ausweichen, wird mir das alles dann doch zu viel .
Den Freitag haben wir dann gemütlich auf der Nordseite inklusive Frommes ausklingen lassen und bis auf den Zickentag hatten wir alles in allem eine gelungene Woche in SFL. Die schönere Woche war aber auf jeden Fall die in Scuol, schon allein wegen der lieben Gesellschaft. Das schreit wie immer nach Wiederholung im nächsten Winter, wo auch immer das dann sein wird…
Nun muss so langsam die Märzwoche geplant werden, und das wird schwierig genug, denn die Anforderungen der Zicke steigen immer mehr und der Zickendompteur hat ja auch so seine Wünsche.
Die Rückfahrt war dann übrigens ganz okay. Österreich wollte uns nicht so reibungslos rauslassen, von Fiss bis zur Bundesstraße ein einziger Stau, auch der Fernpass war etwas zäh, aber danach lief es dann, bei zehn Stunden brutto bis Hamburg sollte man wohl nicht meckern.
@ Uwe: Nein, das Video wird auch nicht in schwarz-weiß veröffentlicht. Stefan war so lieb und hat mich nicht bloßstellen wollen. In Wirklichkeit habe ich alle drei Versuche vermasselt  und die Freigabe verweigert. Wenn ich jemals mit mir zufrieden bin und auch die anderen Beteiligten einverstanden sind, wird es auch was zum Ansehen geben.

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Re: Kerstin + Stefan - zwei Nordlichter irrlichternd im Schn

Beitrag von beate » 29.01.2012 20:27

Ganz wunderbarer Bericht!
Ich bin froh, dass ihr noch eine schöne Woche hattet.
Wir hatten heute einen supermegageilen Tag mit Freunden. Sonne, Glitzerschnee, essen auf dem Weisshorn, eine Flasche Moet zum apres Ski einfach nur toll, zum geniessen und denken "ich glaube,ich kann gut Ski fahren" :wink:
Am Brüggerhorn gibt es drei neue Pisten, die heute erstmals von mir befahren werden konnten. Ich bin sehr angetan! Eine dunkelschwarze, eine dunkelrote und ein blaue. Sehr, sehr empfehlenswert. Wir haben so traumhaften Schnee, dass es eine Wonne ist.
Es war auch mein letzter freier Tag. Jetzt werde ich mich bis Ende März gedulden müssen..... :cry:
Jetzt warten wir auf Safran Risotto und dazu gibt's einen ganz tollen Roten :D
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Re: Kerstin + Stefan - zwei Nordlichter irrlichternd im Schn

Beitrag von Martina » 29.01.2012 20:46

Danke für diesen wirklich unterhaltsamen Bericht! Fazit: lieber 12h von Scuol nach Regensburg (das ist wenigstens auch Luftlinie eine echte Strecke...) als 7h von Scuol nach Serfaus.
Und ja, Fiss... wir hatten da ähnliche Erlebnisse bezügl. Gäste, Outfit etc.
Und wegen Video: Man muss dazu sagen, dass Tiny mit zwei "Professionellen" :wink: am Ende eines Skitages am Ende einer schwarzen Piste "noch schnell" eine Formation fahren sollte, die sie noch nie gefahren ist - und das wurde auch noch aufgezeichnet :o

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Re: Kerstin + Stefan - zwei Nordlichter irrlichternd im Schn

Beitrag von Stefan oder Erwin » 29.01.2012 21:30

Jawohl. Und die Videos habe ich in einer Wolke versteckt. :lol:
LG
Stefan

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