Sind Schuhe mit kleinerem Flex minderwertiger?

Der Weg zum richtigen Skischuh. Siehe auch Bericht TIPPS zum Skischuhkauf (inkl. Bootfitting)
ImpCaligula
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Re: Sind Schuhe mit kleinerem Flex minderwertiger?

Beitrag von ImpCaligula » 05.11.2009 10:28

Hm. Ist schwer zu beschreiben. Ich versuch es mal.

Es gibt - so behaupte ich - den "billigen" harten Schuh mit hohem Flex. Und es gibt
gute harte Schuhe mit hohem Flex. Du müsstest mal im Geschäft bisschen probieren
und würdest es aber auch feststellen.

Ein harter Schuh, der nix anderes macht als nur den Fuß wie in einem Gips "gefangen"
zu halten, wäre / ist ein schlechter Schuh. Höhrere Flex und harter Schuh bedeuten
eben nicht einfach nur - Fuß einbetonieren! Dann kannst ja fast einen "weichen" Schuh
nehmen und die Schnallen so derart zu ziehen, dass Dein Fuss "erwürgt" und so auch
hart festgehalten wird - aber ist das gut so?

Ein guter "harter" Schuh - umfasst deinen Fuß und die Gelenke, ohne selbige zu erdrücken.
Der Innenschuh bietet sehr gute passform und komfort (würde er dies nicht haben,
hättest Du Durchblutungsstörungen, taube Gleidmaßen und aufgescheuerte Stellen).
Der gute harte Schuh bietet Dir also einen guten Halt und guten Komfort im Innenschuh.
Und - der harte Schuh ist direkt UND bietet Dir trotzdem einiges an Beweglichkeit des
Schuhes selber. Ja - das geht!

Mein neuer Nordica ist innen genauso komfortabel wie mein alter Head. Bietet mir aber
viel mehr Halt auch im Schuh. Und wenn ich im Schuh stehe und mich vor, rechts,
links und vor beuge ist der Unterschied der Beweglichkeit und Freiheit nicht sonderlich
groß. Und das bei Flex50 zu Flex120. Aber trotz dieser nicht arg viel eingeschränkten
Freiheit, stehe ich angenehm(!) fester im Schuh. So soll es sein.

Nochmals, m.E. liegt der "Aber" vor harten Schuhen eher darin, dass solche härteren
Schuhe auch richtig ausgesucht werden müssen. Passen diese nicht super, wird das
"harte" eher unangenehm und man fühlt sich durch Druckschmerzen etc eher behindert
und gefangen im Schuh.
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Re: Sind Schuhe mit kleinerem Flex minderwertiger?

Beitrag von Uwe » 05.11.2009 10:42

Ähäm ... ohne alles gelesen zu haben ...

Ich mag auch keine zu harten Skischuhe.
Ich weiß auch nicht genau, wie der Flex berechnet wird, aber wenn ich die untere Schnalle am Schaft offen lassen, reduziert sich der Flex extrem.

Vielleicht wird bei Flexindex auch das Nachgeben des Polters mitgerechnet ;-)
Vor Jahren hatten wir mal das Thema. Da hieß es auch, dass Einsteigerschuhe (mit offiziell kleinem Flex) teilweise härter sind, als Rennschuhe mit offiziell hohem Flex, WEIL physikalisch bei gleichem Material die Röhre mit größerem Durchmesser (z.B. dicke Komfortschuhe) härter ist, als eine dünne Röhre (schmale Rennschuhe).

Ich schau mal, ob ich diesbezüglich nähere Infos bekomme ...
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Re: Sind Schuhe mit kleinerem Flex minderwertiger?

Beitrag von freeriderin » 05.11.2009 10:47

Huhu Jörg, ich bin da bei ganz vielem genau Deiner Meinung 8)

Bloß: wenn ich die Wahl hätte zwischen einem ausgezeichnet passendem sehr hartem Schuh und einem ausgezeichnet passendem mittelhartem Schuh, würde *ich* den mittelharten nehmen. Und vielleicht andere, die vielleicht sportlicher oder unsportlicher fahren als ich, auch.

Dass ein Schuh gut passen muss, steht für mich gar nicht zur Diskussion!

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Re: Sind Schuhe mit kleinerem Flex minderwertiger?

Beitrag von ImpCaligula » 05.11.2009 10:52

freeriderin hat geschrieben:Huhu Jörg, ich bin da bei ganz vielem genau Deiner Meinung 8)

Bloß: wenn ich die Wahl hätte zwischen einem ausgezeichnet passendem sehr hartem Schuh und einem ausgezeichnet passendem mittelhartem Schuh, würde *ich* den mittelharten nehmen. Und vielleicht andere, die vielleicht sportlicher oder unsportlicher fahren als ich, auch.

Dass ein Schuh gut passen muss, steht für mich gar nicht zur Diskussion!
Meiner ist mit 120 ja auch eher gemäßigt. Zudem hat mein neuer Nordica auch viele
bewegliche Elemente, so dass der gefühlte Flex niedriger ist. ich habe im Laden auch
den FIS Schuh mit Flex 150 zum Spass anprobiert und dankend abgelehnt, da ich selbst
bei 20 Grad Umgebungstemperatur im Laden nicht in den Schuh gekommen bin - bzw.
fast nicht.

Die Ausgangslage des TE war aber eh eine ganz andere. :D
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Re: Sind Schuhe mit kleinerem Flex minderwertiger?

Beitrag von freeriderin » 05.11.2009 10:59

ImpCaligula hat geschrieben: Die Ausgangslage des TE war aber eh eine ganz andere. :D
:D So kann's gehen in einem Forum :D

Meine Antwort zur Ausgangsfrage ist aber nach wie vor: nee, für mich ist 'härter' eben nicht gleichbedeutend mit 'sportlicher' oder 'höherwertig'. Ist halt eine Geschmacksfrage 8)

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Re: Sind Schuhe mit kleinerem Flex minderwertiger?

Beitrag von ImpCaligula » 05.11.2009 11:04

freeriderin hat geschrieben:
ImpCaligula hat geschrieben: Die Ausgangslage des TE war aber eh eine ganz andere. :D
:D So kann's gehen in einem Forum :D

Meine Antwort zur Ausgangsfrage ist aber nach wie vor: nee, für mich ist 'härter' eben nicht gleichbedeutend mit 'sportlicher' oder 'höherwertig'. Ist halt eine Geschmacksfrage 8)
Na höherwertige ist halt so, dass die Hersteller irgendwie das so gemacht haben. Die
Schuhe Flex50-80 sind Schuhe die bequem sind, für den Einstieg und dass solche
Schuhe halt von "Einsteigern" oder "Ab-und-zu-Fahrern" gefahren werden. Daher
findest Du auch keinen Flex 80 Schuh, der mehr als 300 Euro kostet. Sprich - die Hersteller
verzichten bei den Schuhen auf irgendwelchen Luxus.

Höherer Flex anscheinenden auch = mehr SchnickSchnack, weil wahrscheinlich die
Masse der Käufer dieser Schuhe auch bereit ist mehr zu bezahlen.

Kommt halt auch drauf an, was Du unter "höherwertiger" Schuh bezeichnest. Die Verabreitung,
das Fahrgefühl an sich?
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Re: Sind Schuhe mit kleinerem Flex minderwertiger?

Beitrag von NeusserGletscher » 05.11.2009 11:29

Uwe hat geschrieben:.. WEIL physikalisch bei gleichem Material die Röhre mit größerem Durchmesser (z.B. dicke Komfortschuhe) härter ist, als eine dünne Röhre (schmale Rennschuhe).
präzise ausgedrückt nicht härter, aber formstabiler bzw. höhere Verwindungssteifigkeit
ImpCaligula hat geschrieben:Die Ausgangslage des TE war aber eh eine ganz andere. :D
Seufz, ja......

Eigentlich wollte ich anhand eines konkreten Beispiels die Marketingstrategie eines Herstellers hinterfragen ohne zu wissen, ob dies nun typisch für diesen oder andere Hersteller ist. Nun vermute ich schon, daß aufgrund der Produktionskosten für Druckguß-Spritzformen diese Modellpolitik häufiger angewendet wird. Der Sinn für den Kunden erschließt sich mir dabei nicht. Denn warum soll ein Schuh mit geringerem Flex beim gleichen Grundmodell einen schlechteren Innenschuh oder eine schlechtere Einstellmöglichkeit haben?

Meiner Meinung nach schießt sich hier der Hersteller selbst ins Knie, wenn er einen hohen Flex automatisch mit höherer Wertigkeit verbindet, die sich dann im Preis niederschlägt.

Das ist meiner Meinung nach genau so unsinnig wie die oft gehörte Aussage, daß große bzw. schwere Skifahrer einen Schuh mit einem hohen Flexwert benötigen.

Gruß

Peter
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Re: Sind Schuhe mit kleinerem Flex minderwertiger?

Beitrag von extremecarver » 05.11.2009 13:11

ImpCaligula hat geschrieben: Ist beim Snowboard nicht anders. Bei einem Speedboard und "richtiger" Geschwindigkeit
zieht sich niemand Softboots an.... ^^
Bei einem Raceboard passen Softboots eh nicht drauf, daher stellt sich die Frage nicht. Bei den Boards mit denen wirklich >100km/h gefahren wird, Longboards und Swallowtails >190cm sind aber deutlich mehr Rider auf Softboots unterwegs, obwohl die meisten Swallowtails sowohl mit Hardboots als auch mit Softboots gefahren werden koennen.

Hardboots waeren zwar wie ich finde theoretisch besser (da bequemer, einfacheres Steigen mit Steigeisen) nur gibt es keine Bindungen die genug seitwaertsflex erlauben und den braucht man halt Bindungswinkeln >35° - und diese Bindungswinkel braucht man um so ein langes Brett noch kraftvoll genug drehen zu koennen. Ausserdem ist mir die Ferse zu stark erhoet in Hardboots beim freeriden (gut fuer steile Winkel und carven, nicht so gut um zu springen, zu anstrengend bei flachen Winkeln). Da es also weder passende Hardboots noch Bindungen zum freeriden gibt, werden Bretter mit denen man auch mal 45° Steilhaenge ueber die volle Laenge Schuß faehrt, eher mit Softboots gefahren (obwohl deren Rider großteils auch hardboots haben und auf raceboards ihr Fahrkoennen gelernt haben).

Bei Skischuhen gibt es mit Dalbello, K2, etc. ... eh ein paar Firmen die superweiche und hochwertige Boots herstellen. Da ist der Markt fuer weiche 4 Schnaller halt nicht mehr wirklich lohnend.

Und Semi-Plugs und Plugs gibt es meist eh auch in 2-3 Haerten (gut, hier ist meist die weichste Haerte schon ziemlich ziemlich hart). Wer weichen Flex will im hochwertigen Bereich geht halt entweder zu Dalbello/K2 oder laesst sich von einem Bootfitter einen Semi-Plug weicher machen.
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Beitrag von PK » 05.11.2009 13:30

extremecarver hat geschrieben: Bei einem Raceboard passen Softboots eh nicht drauf, daher stellt sich die Frage nicht. Bei den Boards mit denen wirklich >100km/h gefahren wird, Longboards und Swallowtails >190cm sind aber deutlich mehr Rider auf Softboots unterwegs, obwohl die meisten Swallowtails sowohl mit Hardboots als auch mit Softboots gefahren werden koennen.
[...]
Und Semi-Plugs und Plugs gibt es meist eh auch in 2-3 Haerten (gut, hier ist meist die weichste Haerte schon ziemlich ziemlich hart). Wer weichen Flex will im hochwertigen Bereich geht halt entweder zu Dalbello/K2 oder laesst sich von einem Bootfitter einen Semi-Plug weicher machen.
Joh ... ey... it's cool man... peace! 8)

sorry ... fürs OT. Aber beim lesen des Textes da oben konnt ich mir das echt nicht verkneifen :o :D :D
bin schon wieder weg... und immer cool bleiben!
:-D :-D
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Re: Sind Schuhe mit kleinerem Flex minderwertiger?

Beitrag von Uwe » 09.11.2009 12:33

Also - nachdem ich ein paar Infos aus der Fischer-Skischuhabteilung bekommen habe - nochmal zur Grundfrage des TE:
"Sind Schuhe mit kleinerem Flex minderwertiger?"
NeusserGletscher hat geschrieben: Da gibt es eine Form, in die wird ein Kunstoffgranulat unter hohem Druck reingespritzt. Der Form ist es egal, ob es ein weicher oder harter Kunstoff ist. Der Kostenunterschied ist, wenn überhaupt, marginal.

Aber warum wird der "weichere" Schuh dann mit nur einer Kanting Schraube statt zwei bzw. der noch weichere mit gar keiner und beide mit einem einfacheren Innenschuh letztendlich zu einem günstigeren Preis verkauft?
Erstmal geht es weniger um harter/weicher Flex:
Der komfortorientiert Freizeitfahrer will einen Schuh, der "bequem" ist; auf eine optimale Kraftübertragung von Fuß über Schuh auf (hochwertigen) Ski legt er keinen besonderen Wert. Seine Füße sind nicht daran gewöhnt "fest umschlossen" zu sein, er empfindet das als "zu eng". Die Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit im Sprunggelenk empfindet er als "behindernd". Er ist nicht bereit "viel" Geld für einen Skischuh auszugeben.
DESHALB haben "Komfortmodelle" einen weicheren Flex von um die 60. Deshalb sind die Innenschuhe dicker gepolstert. Deshalb werden die Schuhe günstiger/einfacher hergestellt.

"Einfache Schuhe"
- haben eine weichere und dünnere Schale aus einfacheren/preiswerteren Kunststoffen.
- haben einen breiteren Leisten, damit es auch seitlich an den Füßen "schön weich" ist, was sich allerdings negativ auf die Steuereigenschaften auswirkt, da die Rückmeldung des Schuhs oder die Impulse durch den Fuß durch den Schaumstoff größtenteils absorbiert werden.
- die Verarbeitung ist einfacher/preiswerter; man braucht eher kein exaktes Canting, da durch das dicke Innenschuhpolster der Effekt eh stark aufgehoben wird.
- die Schnallen sind alle gleich und einfacher produziert (gestanzt), im Gegensatz zu hochwertigen Schuhen, wo oft die Schnallen gefräst, und ALLE unterschiedlich geformt sind!
- auch sonstige Details, die nicht "wertgeschätzt" werden, oder wegen des dicken Polsters eh kaum Auswirkung haben, fehlen bei den einfacheren Schuhen.
- Die Entwicklungskosten (vor allem der Details) sind relativ gering.

Bei den sportlichen / hochwertigen Schuhen gillt entsprechend das Gegenteil.
Und erst bei diesen Modellen macht dann der Flex auch einen funktionsrelevanten Unterschied. Aber auch bei den hochwertigen Modellen gibt es härtere (Race) Modelle oder weichere (Freeride) Modelle.

Der Preisunterschied zwischen günstigen und hochwertigen Modellen ist also schon gerechtfertigt ... wie auch z.B. bei Rennrädern, obwohl alle 2 dünne Reifen und viele Gänge haben ;-)
Uwe

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