Bispingen-Blues

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psaltria
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Bispingen-Blues

Beitrag von psaltria » 02.04.2009 21:53

Vorab: Uwes Einverständnis vorausgesetzt fange ich hier nochmal einen neuen Thread an, da mein erster mit 54 Beiträgen doch schon ziemlich lang geworden ist.

Hallo, da bin ich wieder und melde Vollzug: Wie meinem Skilevel zu entnehmen ist, hat sich dieser von 0 auf sensationelle 8 erhöht. Ich habe also heute, am 2. April 2009, den Selbstversuch gewagt und das erste Mal in meinem Leben auf Carving-Skiern - richtiger: überhaupt jemals auf Skiern - gestanden.

Nein, kein Tusch, keine Hurra-Rufe, aber davon später. Bleibe ich erst einmal bei den erfreulichen Nachrichten. So war die Fahrt Braunschweig-Bispingen-Braunschweig für unsere dreijährige Tochter die erste erfolgreich bestandene Premiere für eine etwas längere Autobahnstrecke und eine gute Vorübung für unseren Sommerurlaub. Meine beiden Mädels, die sich dankenswerterweise doch noch zum Mitkommen aufraffen konnten, hatten auch sehr viel Spaß beim Rodeln in Bispingen. Soweit das wirklich gute.

Da kein regulärer 4-Stunden-Anfängerkurs am Nachmittag zustande gekommen war, musste ich in den teureren Apfel beißen und habe zwei Privatstunden genommen. Eine kluge und realistische Entscheidung, wie sich zeigen sollte.

Vom Fußgänger zum Skifahrer-Darsteller

Zunächst nahm ich die bereits vorbestellte Ausrüstung in Empfang: Skihelm, Skistiefel (Atomic) in Größe 45 und Carving-Ski 2R 135 (da habe ich extra für Uwe & Co. drauf geachtet!). Ich probierte dann in den Stiefeln meine mitgebrachten Keile für die fehlenden 2 cm Beinlänge links aus und fand schließlich auch einen passenden. Den Tipp mit den gekürzten Zehennägeln habe ich übrigens auch beherzigt! Allerdings saß der linke Schuh schön saugend ohne Druckstellen, während der rechte ohne Keileinlage etwas Schlupf an der Ferse hatte. Doch ein befragter Mitarbeiter des Verleihs meinte, alles in allem sei das so noch OK. Über die Länge der Ski wunderte ich mich, denn bei Uwe hatte ich doch etwas von Bigfoot für Nullanfänger gelesen.

Fertig eingekleidet nahm mich "mein" Skilehrer in Empfang. Schon als er mich nur sah, meinte er, den Helm werde ich wohl kaum brauchen, da wir es sicher nicht auf den großen Hang schaffen würden. Ich behielt den Helm auf. Auf die Frage nach den Bigfoot für den Anfang winkte er ab: Das würden sie hier nicht machen und sei auch nicht so üblich.

Was ich in 135 Minuten Privatschulung alles (nicht) gelernt habe

Dann ging es in die Skihalle vor den Anfängerhügel. Nach einigen sporadischen Dehnübungen zeigte mir der Skilehrer, wie man die Ski befestigt. Da man Lernende nach alter Pädagogensitte dort abholt, wo man sie vermutet, lud er mich ermunternd zur ersten Übung ein: "Wir inlinern jetzt mal ein bißchen." Während er drauflosglitt, stakelte ich wie jemand hinter ihm her, der mit dem Ski ein Buschfeuer austreten will. Mit erstaunten Blicken vernahm er sodann, dass ich weder jemals Inliner noch Schlittschuh oder Rollschuh gelaufen bin und davor eigentlich auch eine Heidenangst habe. "Nicht schlimm", meinte er nicht sehr überzeugend und begann mir den Hangaufstieg im Fischgrät oder Entengang zu erklären. Nach einigen Fehlversuchen funktionierte das dann so einigermaßen, also ging es nun zur gegenteiligen "V"-Stellung: dem Schneepflug.

Wir fuhren das seitliche Förderband am Anfängerhang hinauf und oben wurde ich dann instruiert. Mit den Füßen respektive Fersen sollte ich die Skienden nach außen drücken, Hände auf die Knie und wie ein "Z" stehen. Okay. Leider klappte das mit dem Pflug aber so gar nicht überzeugend, zumal meine Knie die Tendenz hatten, wie beim Hangaufstieg zusammentreffen zu wollen. Damit ich nicht immer wieder seitlich verlorenging, hat mein Lehrer schließlich zwei Stangen mitgenommen, an denen ich mich dann festhalten sollte. Als das dann mehr oder weniger klappte, merkte ich aber, dass es mir bei schnellerer Fahrt praktisch unmöglich wurde, den rechten Ski weiterhin schräg zur Piste zu halten. Ich sagte das ihm auch und vermutete (vermutlich zutreffend), dass der Innenschuh des rechten Stiefels sich so stark geweitet hatte, dass ich keinen "Druckpunkt" seitlich mehr fand. Gewissermaßen wie ein Lenkrad, dass viel zu viel Spiel hat. Den Skilehrer überraschte das wohl etwas und er sagte: "Aha, lass mich raten: Du bist von Beruf irgendwie ein Analytiker...". Also weiter im Programm. Immerhin war schon ein ganze Stunde vergangen, und ich bekam immer noch keinen sauberen Pflug hin. "Das ist schon rekordverdächtig", meinte er.

Mit dem nur "halben" Pflug ging es nun ans Kurvenfahren. Mittels Gewichtsverlagerung auf das kurvenabgewandte Bein sollte ich eine Reihe von Lübecker Hütchen (Verkehrsleitkegel) umfahren. Hier spielte mir mein Motorradfahren immer wieder einen dummen Streich: Da legt man sich nämlich normalerweise immer in die Kurve, nicht dagegen. Außerdem reagiert ein Ski in langsamer Fahrt eher wie ein Wasserfahrzeug, also verzögert. Daran musste ich mich auch erstmal gewöhnen. Meistens erledigte sich das Problem aber ohnehin durch eine abschließende unbeabsichtigte Schussfahrt, denn der Pflug funktionierte einfach nicht mehr. Diese Schussfahrten waren übrigens mit noch der spaßigste Teil des ganzen Unterfangens, wenngleich ich froh bin, dass dabei niemand zu Schaden gekommen ist.

Ich weiß nicht, wie viele Durchläufe ich gemacht habe, aber bei den besten Slaloms habe ich vielleicht 3-4 der 8 Hütchen umrunden können. Anfangs kam ich nicht in Schwung, ab der Mitte aber war ich schon viel zu schnell. Hier half dann nur noch die wenig elegante, aber wirkungsvolle "Backenbremse". Derweilen konsultierte mein langsam doch etwas gestresster Lehrmeister eine Kollegin und suchte daraufhin nach probaten Hilfsmitteln in der Kinderskischulkiste, um mich doch irgendwie zu einer koordinierten Kurventechnik zu führen: Erst mit bloßen Armen, dann mit farbigen Wedeln und schließlich "Badenudeln", die ich vor mich halten und zur Seite neigen sollte. All das verwirrte mich nur noch mehr.

Die letzten beiden Abfahrten endeten mit Stürzen auf halber Strecke, so dass ich dann doch signalisierte, dass nun mein Akku endgültig leer sei. Auch mein Skilehrer war augenscheinlich froh, dass die Quälerei ein Ende hatte, auch wenn er mir noch "viel Spaß weiterhin" wünschte.

Bewertung

Mein Ausflug nach Bispingen sollte meine grundsätzliche "Skitauglichkeit" erweisen. Nicht mehr, nicht weniger. Dass es bei meiner Unsportlichkeit nicht wie bei einigen Kollegen binnen zwei Stunden riesige Erfolge zeitigen würde, war mir schon klar. Dass ich aber so schlecht bin, hat mich dann doch geschockt.

Die Privatstunden waren wie gesagt schon das richtige für mich. "In einem regulären Anfängerkurs mit 8 Teilnehmern wärst du heillos untergegangen", meinte der Skilehrer. Da konnte ich ihm leider nur zustimmen. Er erzählte mir auf dem Laufband von einem seiner persönlichen Erfolgserlebnisse, bei dem er über einen ganzen Tag hin einem immer wieder in Tränen ausbrechenden 14jährigen Mädchen die Angst vor dem Skilaufen genommen habe. Das ist schön für das Kind, dachte ich, aber dies ermutigte mich nicht wirklich. Ich hatte ja gar keine Angst, nicht einen Moment lang. Aber mein Körper gehorchte mir nicht und meine Selbstbeobachtungen, woran es liegen könnte, wurden nicht beachtet. Ich glaube, er hat mich da gar nicht verstanden.

Auf meine Frage hin, ob es denn schon mal Leute gegeben habe, die wirklich gar nicht Ski fahren lernen konnten, hielt sich mein Lehrer bedeckt. Bei unseren Flachsereien bezüglich meines exorbitanten Lerntempos (lustig war es ja irgendwie bei aller Tragik doch) kamen wir allerdings auf eine Kalkulation von rund 10.000 Euro, bis ich ein ganz passabler Skiläufer sein könnte...

Resümee

Ganz rational betrachtet sollte ich meinen pubertären Traum "Skifahren" jetzt in einen hübschen weißen Karton legen und in einer virtuellen Schneewehe begraben. Meine Frau meint das auch. Wozu sich jetzt als erwachsener Mensch noch beweisen müssen in etwas, was einem augenscheinlich so wenig entgegenkommt?

Es mag sein, dass Millionen von Menschen aller Altersklassen das Skifahren erlernt haben. Übersehen wird aber wohl auch, dass es eine gewisse Dunkelziffer von Leuten wie mir gibt, die dazu einfach nicht in der Lage sind oder sich zumindest vor enorme Hindernisse gestellt sehen. Ganz sicher gehe ich das ganze wie immer zu verkopft an, aber eine in 41 Jahren geformte Persönlichkeit kann man eben auch nicht zu solchen Anlässen in der Umkleide zurücklassen. Leute wie ich sollten Skifahren also lieber rechtzeitig als Kind durch einfaches Nachmachen erlernen, bevor ihnen ein überintellektualisierter Geist irgendwann in die Quere kommt. Meine Tochter hat da also noch eine kleine Chance, ich wahrscheinlich nicht mehr.

Selbst wenn ich mich gegen jede Vernunft dazu entscheiden sollte, weiterzumachen, stellt sich nach diesem Versuch auf Jahre oder Jahrzehnte nicht die Frage nach einem "echten" Alpenurlaub. Für meine unbeholfenen Rutschübungen bräuchte ich nicht einmal den Harz. Da reicht Bispingen...und in schneereichen Wintern sogar nur die Rodelhügel in diversen Braunschweiger Stadtparks :lol:

Meine Hochachtung und Bewunderung gehört allen, die dieses schöne Hobby pflegen können. Seit heute mehr als zuvor schon. Auf meinen Skilevel "8" bin ich aber trotzdem ein wenig stolz! Den hätte ich ohne Euer Mutmachen zum Ausprobieren schließlich nie erreicht. Dafür an alle nochmals herzlichen Dank :P

Andreas

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Re: Bispingen-Blues

Beitrag von goodie_1401 » 02.04.2009 23:10

Hallo Andreas,

ich habe mit Interesse verfolgt, wie intensiv du dich mit dem Thema Skifahren im Vorfeld auseinander gesetzt hast und freue mich, dass du den Schritt auf die wahren Bretter der Welt gewagt hast. Meinen Glückwunsch erstmal dazu.

Ich frage mich, ob du in einem anderen Umfeld anders agieren und auch lernen würdest. Als ich meinen Mann kennenlernte, da hab ich ihm gesagt: entweder du lernst Skifahren oder ich fahre 2-3 mal pro Jahr alleine. :D Also hat er es gelernt, mit 38. Am Mittag des dritten Tages dachte ich "au weh, das wird ja nie was" aber an diesem Nachmittag ist der Knoten dann geplatzt und seit dem ging es stündlich besser.
Dieses "Knotenplatzen" dürfte deine kalkulierten Kosten für Skikurse deutlich senken. :D Außerdem würdest du immens Kosten für Skipässe sparen, wenn du die nächsten Jahre auf dem Idiotenhügel bleiben würdest.

Ob es welche gibt, die trotz festem Willen das Skifahren nicht erlernen können? Ich denke schon.
Ich habe als Volleyballtrainerin gearbeitet und da waren einige Jungs trotz größtem Engangement komplett ungeschickt und auch nach 2,5 Jahren Training unfähig einen Ball nur gerade hochzuwerfen und wieder zu fangen.
Das Extremste, was ich mal beim Skifahren gesehen habe war ein Pärchen, dass bei einer Gruppenreise am ersten Abend im Kneipchen erzählte, dass sie schon seit 17 Jahren immer mit dem Anbieter fahren würden. Die Reise war incl. recht gutem Skikurs. Auf der Piste dachte ich, mir fallen die Augen aus. Die beiden waren immer noch im Anfängerkurs und haben die Truppe ab dem dritten Tag aufgehalten. :o Aber sie hatten Spaß. :D Zum Glück kann man ja einzelne Skifahrer gut überholen, anders als ein Elektroauto auf einer schönen engen Passstraße bergauf.
Zuletzt geändert von goodie_1401 am 02.04.2009 23:36, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Bispingen-Blues

Beitrag von Ramon 23 » 02.04.2009 23:22

Ich will dir mal ein bisschen Mut machen.
Als meine Frau 2006 mit dem Skifahren anfing sah der erste Tag genau so aus wie deiner(allerdings im echten Schnee im Th.Wald :D ). Meine Frau wollte auch direkt aufhören und sagte es hat doch eh keinen Zweck.
Mittlerweile nach etwa 50 Skitagen und 5Tage Gruppenkurs und insgesamt 6 Privatstunden sieht die Sache schon viel freundlicher aus.
Ich an deiner Stelle würd jetzt nicht so einfach aufgegeben.

Gruss Nils

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Re: Bispingen-Blues

Beitrag von beate » 02.04.2009 23:50

oh mein gott!
diese ileosakrale verwinkelungstechnik zum erlernen der kurven deprimiert mich :-? :cry:
beate

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Re: Bispingen-Blues

Beitrag von Blomi » 03.04.2009 08:34

Hallo Andreas!

Erst mal Danke für den "persönlichen" Bericht.
Freut mich, dass du den Entschluss gefasst und auch umgesetzt hast.

Ob das jetzt ein generelles Urteil über dein Potenzial ist, kann ich nicht beurteilen.
Die Erfahrungen der Anderen kann ich allerdings teilen. Ich kenne einige Leute, die erst spät (noach mehreren Tagen) den Knoten platzen ließen.
Sicherlich auch wenige, wo dieser Moment auf sich warten lässt, oder er kommt nie.

Aber bereits nach 2 Stunden das Urteil zu fällen, scheint mir doch sehr früh.
Ein wenig mehr Zeit solltest du dir nehmen.

Bin gespannt, wie sich das entwickelt.
Ich fahre jetzt erst mal ne Woche auf den Wildkogel....
Manchmal gibt es einfach nichts anzuhängen...

MichiSi
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Re: Bispingen-Blues

Beitrag von MichiSi » 03.04.2009 11:26

psaltria hat geschrieben:Hier spielte mir mein Motorradfahren immer wieder einen dummen Streich: Da legt man sich nämlich normalerweise immer in die Kurve, nicht dagegen.
Eigentlich macht man das beim Skifahren und, wie man in diesem Forum an vielfachen Stellen nachlesen kann (Stichwort für die Suche: "Schweizer Pflug"), auch beim Pflugfahren genauso bzw. ähnlich. Den dummen Streich hat dir da in meinen Augen eher der Skilehrer mit einer Methode von vor vielen Jahren gespielt, davon würde ich mich nicht endgültig entmutigen lassen, siehe hierzu ja auch Beates Kommentar. ;)
Ansonsten scheint der mir auch nicht wahnsinnig pädagogisch bewandert zu sein, zumal du ja dein bestes gegeben zu haben scheinst und ihn nicht absichtlich zum Narren gehalten hast.
Meistens erledigte sich das Problem aber ohnehin durch eine abschließende unbeabsichtigte Schussfahrt, denn der Pflug funktionierte einfach nicht mehr.
Das könnte natürlich einfach der Verkrampfung gelegen haben, ich kenne ähnliche Situationen von mir selber: Man versucht dann krampfhaft, die vorgegebene Skiform, in deinem Fall das V zu halten, hat dadurch aber eigentlich keine Kraft mehr für das eigentliche Bremsen, was ja eher durch das Aufkanten passiert, übrig.
Wenn du es noch einmal probieren möchtest, solltest du dich von vorne herein darauf einstellen, dass es bei dir eben nicht wahnsinnig schnell geht und direkt bei der Skischule fragen, ob sie einen Lehrer haben, der damit umgehen kann. Nach der Pflugmethode könntest du dich bei der Gelegenheit natürlich auch gleich erkundigen. ;)

Martina
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Re: Bispingen-Blues

Beitrag von Martina » 03.04.2009 12:12

Hier mal meine Meinung zu dem, wie du instruiert worden bist:
psaltria hat geschrieben:Mit den Füßen respektive Fersen sollte ich die Skienden nach außen drücken, Hände auf die Knie und wie ein "Z" stehen.
"Hände auf die Knie" macht man am Anfang oft, damit der Lernende nicht in Rücklage fällt, sobald die Ski losrutschen.
Der Nachteil an dieser Haltung ist aber, dass man sich blockiert - man kann fast gar nicht mehr agieren.
Ich empfehle jeweils, die Hände locker auf die Oberschenkel zu legen. Dann steht man weniger gebückt und trotzdem fällt man nicht nach hinten. Kleine Änderung, oft erhebliche Wirkung.
psaltria hat geschrieben:Okay. Leider klappte das mit dem Pflug aber so gar nicht überzeugend(...) Damit ich nicht immer wieder seitlich verlorenging, hat mein Lehrer schließlich zwei Stangen mitgenommen, an denen ich mich dann festhalten sollte.
Das ist doch bezeichnend - sobald du nicht mehr ganz so gebückt-verklemmt stehen musst, geht es besser.
psaltria hat geschrieben:Immerhin war schon ein ganze Stunde vergangen, und ich bekam immer noch keinen sauberen Pflug hin. "Das ist schon rekordverdächtig", meinte er.
Es ist leider so, dass viele den Pflug nicht wegen der Instruktion des Skilehrer lernen, sondert trotz dieser...
Wenn du merkst, dass etwas nicht funktioniert, wenn du es machst, wie es der Skilehrer sagt, versuch etwas anderes: Hör dir an, was gewünscht ist (-> Pflug) und versuch dann, diesen so zu machen, wie es für dich funktioniert.
Es ist allerdings tatsächlich so, dass es Leute (Männer) gibt, die praktisch nicht pflügen können. Das hat weitgehend anatomische Ursachen. Zwar bin ich eine grosse Verfechterin des Pfluges, aber ev. ist dieser bei dir echt schwierig.
psaltria hat geschrieben:Mittels Gewichtsverlagerung auf das kurvenabgewandte Bein sollte ich eine Reihe von Hütchen umfahren. Hier spielte mir mein Motorradfahren immer wieder einen dummen Streich: Da legt man sich nämlich normalerweise immer in die Kurve, nicht dagegen.
Hier muss ich doch mal wieder mein Steckenpferd reiten:
Es ist absolut nicht notwendig, das Gewicht auf einen der Skis zu verlagern. Es reicht vollkommen, auf beiden Ski zu stehen. Deine Motorraderfahrung lässt sich auch aufs Skifahren übertragen: Hast du schon mal einen guten Skifahrer gesehen, der in der Kurve nach aussen lehnt (oder einen Inliner oder Schlittschuhfahrer)? Klar, bei höheren Tempi entsteht aussen mehr Druck. Gute Skifahrer können ausserdem mit Hüftknick arbeiten, dann geht der Oberkörper (zum Ausgleich) nach aussen. Aber auf Anfängerniveau hat das absolut nichts verloren. Aber es ist nach wie vor weit verbreitet, mit zum Teil unmöglichen Übungen. Also nicht nach aussen lehnen! Es gibt übrigens auf dieser Homepage zwei Videos zum diesem Thema, falls es dich interessiert.
Wenn man etwas mit dem Aussenski machen muss, das mit "belasten" zu tun hat: Man kann die äussere Ferse nach aussen drehen, damit der Ski dreht. Aber oben: einfach normal aufrecht stehen.


Mein Tipp für dich:
Geh nochmal in die Skihalle. Leih dir Ski, sie dürfen für den Anfang auch gern nur 1m-120cm lang sein. Such dir eine ruhige Ecke am Anfängerhügel. Probier aus, ob in Fallinie fahren und im Pflug abbremsen kannst - nur so, dass es nicht zu schnell und somit gefährlich wird. Mach das ein paar Mal. Steh dabei normal aufrecht auf den Skis, Knie leicht gebeugt, Hände ev. auf den Oberschenkeln.
Wenn du bremsen kannst, probier leichte Richtungsänderungen:
Fahr in Fallinie los, mach einen leichten Pflug, dreh dann deinen ganzen Körper ruhig nach links. Wichtig ist, dass du wirklich den ganzen Körper drehst, nicht nur ab Knie aufwärts (dabei kann man eben die äussere Ferse nach aussen drehen). Das Gewicht bleibt auf beiden Ski. Es kann passieren, dass man durch das Drehen den äusseren Ski entlastet - dann funktioniert es auch nicht.
Sobald es leicht in eine Richtung geht, drehst du dich langsam nach rechts. Die Ski brauchen Zeit zum reagieren.
Das machst du so oft, bis es gut geht. Mit der Zeit werden aus den leichten Richtungsänderungen Kurven. Ich weiss allerdings nicht, ob das Gefälle ausreicht.
Wenn es wirklich nicht steil ist (was vermutlich zutrifft), dann kannst du das Ganze auch ohne Pflug probieren, wenn du mit diesem so sehr auf Kriegsfuss stehst. Sobald es schnell wird, erst wieder abbremsen, dann neu mit den Richtungsänderungen beginnen.
Langsame, ruhige Bewegungen, dann klappt das schon.

Ich habe den Eindruck, dass dein Skilehrer mit dir einen Weg gegangen ist, der für dich nicht optimal ist. Es war sicher nicht einfach falsch, aber vermutlich waren die Bewegungsanleitungen viel zu übertrieben für dich und haben somit kontraproduktiv gewirkt. Gib jetzt nicht auf, das kriegst du schon hin! Ich würde an deiner Stelle jetzt mal ein bisschen alleine üben, wenn das Gelände wirklich einfach ist. Ich war noch nie dort in der Halle, aber vermutlich ist es das.

Max.

Re: Bispingen-Blues

Beitrag von Max. » 03.04.2009 16:24

Hallo Andreas,

sehr ausführlicher Bericht, bei dem sehr viel Analyse, Selbstkritik & Ironie drin sind. Habe ich nur überlesen, ob es Dir auch Spass gemacht hat?

Falls ja, würde ich weitermachen - dann aber nicht ganz so selbstkritisch & analytisch. Vielleicht erwartest Du Dir zuviel auf einmal. Gefühlsmäßig wurde ich nie besser an einem Tag mit Skilehrer. Komischerweise war dann beim nächsten Mal Skifahren trotzdem eine deutliche Steigerung da. ;-)

Schade, falls nicht. Obwohl man, wenn es wirklich ein Traum ist, die Flinte nicht so schnell ins Korn werfen sollte.

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Re: Bispingen-Blues

Beitrag von psaltria » 03.04.2009 21:26

Ihr Lieben,

herzlichen Dank für die abermals aufbauenden und substanziellen Antworten. Das geht ganz besonders in Richtung Martina, deren Tipps ich mir ausdrucken, in die Skijackentasche stecken und in Bispingen ausprobieren werde. Sie werden hoffentlich dieselbe letztlich positiv-inspirierende Wirkung zeigen wie damals in dem Film "Leningrad Cowboys" das Buch über Rock & Roll, dass Bandmanager Wladimir seinen finnischen Polka-Mannen auf USA-Tournee als Lernhilfe verordnet hat: "Read this!" :D

@goodie_1401: Natürlich spielt das Umfeld eine riesige Rolle. Wäre ich beispielsweise mit einer sportbegeisterten Bayerin irgendwo am Alpenrand verheiratet, liefe ich vermutlich schon seit Ewigkeiten Ski (wie auch immer das dann aussähe, aber egal :) ). Freu Dich also über Deinen so flexiblen Mann, denn etwas für den bzw. mit dem Partner anzufangen, was man vorher selbst nie gemacht hätte, ist wirklich großartig und beneidenswert.

Ich gebe den gerade erst begonnenen Kampf um meinen Jugendtraum noch nicht ganz auf, auch wenn es sicher nach dem gestrigen öffentlichen Verbrennen von roundabout 180 € mehr als vernünftig wäre. Das liegt nicht zuletzt an Euch hier im Forum, ohne die ich auch den Schritt zu "Skilevel 8" wohl nie gewagt hätte. Auch setze ich mich gerade angesichts der nun doch nahenden warmen Jahreszeit nicht unter Zeitdruck. Aber eines ist für mich klar: Wenn es auch bei den nächsten ein, zwei Versuchen in Bispingen so katastrophal bleiben sollte, ist das Thema durch. Jemand, der Skikurse mit seinem Nichtkönnen aufhält und sogar noch Spaß dabei empfinden kann, bin ich nicht. Überhaupt werde ich auf absehbare Zeit keinen Skikurs mit mehreren besuchen wollen. Es wäre deprimierend und pure Geldverschwendung dazu.

Max. vermisste in meinem Bericht etwas dazu, ob mir der Unterricht Spaß gemacht hat. Die Antwort ist ganz klar und eindeutig "nein". Es waren 135 Minuten Kontrollverlust pur und für mich ab einem bestimmten Punkt hart vor unerträglich. Aber ehrlich gesagt hatte ich im Vorfeld auch gar nicht viel erwartet, weil ich in Sachen Sport an sich keine Erfolgserlebnisse kenne (bisher einzige Ausnahme: Motorradfahren). Ich wollte in Bispingen eine persönliche Erfahrung in einer für mich vollkommen fremden und neuen Welt machen, die ich theoretisch nie hätte machen können. Diese Erfahrung habe ich gemacht und dafür bin ich dankbar; sie hilft mir, meinen weiteren Weg in Sachen Ski zu bestimmen. Abends konnte ich offenbar meine Eindrücke so präzise wiedergeben, dass Ihr das Geschehene bewerten und mir nun konkret weiterhelfen könnt. Das macht mir durchaus auch Spaß...auch wenn ich das spontan-bauchige "Juchuuu"-Gefühl auf dem Idiotenhügel selbst natürlich auch toll gefunden hätte 8)

Spaß gemacht hat mir im übrigen schon in Bispingen, dass meine beiden Mädels so toll zusammen gerodelt sind und meine Tochter ihren linkisch herumstaksenden und umfallenden Papa so bewundert hat :P Überhaupt dass wir in Familie dort waren, war einfach schön. Kann das dann ein verlorener Tag sein?

Andreas

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Max.

Re: Bispingen-Blues

Beitrag von Max. » 03.04.2009 22:28

psaltria hat geschrieben:[...]Max. vermisste in meinem Bericht etwas dazu, ob mir der Unterricht Spaß gemacht hat. Die Antwort ist ganz klar und eindeutig "nein".
[...]
Spaß gemacht hat mir im übrigen schon in Bispingen, dass meine beiden Mädels so toll zusammen gerodelt sind und meine Tochter ihren linkisch herumstaksenden und umfallenden Papa so bewundert hat :P Überhaupt dass wir in Familie dort waren, war einfach schön. Kann das dann ein verlorener Tag sein?
Hallo Andreas, schön, dass Du noch nicht so ganz verloren bist. :D

Ich bezog mich übrigens gar nicht auf den Unterricht, sondern auf den Tag generell, und das hört sich doch gar nicht so schlecht, bzw. eigentlich sehr gut, an.

Ich weiss nicht, wie die anderen das sehen, aber gerade Einzelunterricht bringt mich immer wieder schnell an meine Grenzen, technisch und körperlich, und istwohl nicht sooo direkt, im landläufigen Sinn, Spass, außer man ist wirklich masochistisch-ehrgeizig. :wink:

Der Spass kommt, wenn Du alleine (bzw. mit Familie/netten Leuten, ohne Lehrer) unterwegs bist und die Fortschritte merkst. Erst dann weiss man die Kurse auch wirklich zu schätzen. :P

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