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von Martina » 06.04.2007 21:03
Die Ansätze finde ich im ganz ok, aber du willst zuviel. Die Piste ist nicht sehr steil und der Schnee recht pulvrig. Wenn ich zuschaue, sieht es für mich aber aus, als ob du mit einem vereisten Steilhang kämpfen würdest!
Zu deiner Frage, was der Oberkörper generell bei längeren Kurven machen soll: mitdrehen. Der Oberkörper sollte grundsätzlich in Fahrtrichtung sein.
Aber von Anfang:
Was machen deine Ski?
Die Ski werden aufgekantet und dann ansatzweise laufengelassen, was ok wäre. Nur ist es von allem zu viel und zu schnell: Die Ski werden zu rasch umgekantet und dann zu früh (im Ablauf der Kurve) zu stark aufgekantet.
Der Innenski wird oft so stark belastet, dass er eine wesentlich engere Kurve macht als der äussere. Der Aussenski läuft dann - beinahe unbelastet - tangential weg.
Oft carven die Ski deswegen nicht, weil sei überdrehen, d.h. sie drehen zu stark (aus oben genannten Gründen), was auch wieder zum Drift führt.
Welche Bewegungen führst du aus?
Du löst die Kurve meist mit einem Hochentlasten (strecken der Beine anfangs der Kurve), machmal auch mit Tiefentlasten (Beine anfangs Kurve anziehen) aus. Beides ist sinnvoll, je nach Situation.
Deine Hauptbewegung, um die Kurve auszulösen, ist aber das kippen: Du kippst mit dem Körperschwerpunkt von der "alten" Kurveninnenseite in Richtung "neues" Kurvenzentrum (talwärts). Das ist meiner Meinung nach in dieser Situation genau richtig.
Allerdings erfolgt dieses Kippen zu schnell, du lässt dem Ski kaum Zeit, zu reagieren. Deshalb kann er sich nicht in die neue Kurve legen und kommt oft schon bei der Kurvenauslösung ins Driften. Kurz, so kannst du "die Kante nicht finden".
Anschliessend kippst du sehr rasch sehr stark Richtung Kurvenzentrum. So belastest du den Innenski zu stark, der Aussenski läuft beinahe unbelastet weg und du musst ihn wieder heranholen (sowas kann Absicht sein, aber ich glaube, hier ist das nicht der Fall).
Eine Drehbewegung erfolgt fast nicht, der Körper ist meistens in Fahrtrichtung ausgerichtet, was ich für sinnvoll halte.
Ich denke, du hältst dich etwas an den Stöcken fest. Ausserdem machst du einige (überflüssige?) "Flatterbewegungen" mit den Armen.
Du fährst überwiegend mit leichtem Körperknick.
Rückmeldung:
Wie ich anfangs geschrieben habe: Ansätze sind ok, aber du willst zu viel. Du führst die Bewegungen zu früh, zu rasch, zu heftig aus. So lässt du dem Ski zuwenig Zeit und verbrauchst zu viel Kraft. Es sieht aus, wie wenn du ständig etwas korrigieren müsstest, wie ein Kampf.
Ich denke, du musst lernen, weniger zu machen, aber genau das Richtige im richtigen Moment!
Was könnte ich dir empfehlen?
- Grundsätzlich Stöcke mal weglassen (ev. Rucksack auch)
- Auf fast flacher Piste (wie in Video unterster Teil) "Stehaufmännchen" fahren: in Fallinie losfahren, Körper aufrecht. Ganzen Körper leicht nach links kippen -> beide Ski werden links aufgekantet. Ski laufen lassen, sie ziehen nach links. Dann ganzen Körper leicht nach rechts kippen, Ski ziehen nach rechts etc. Aus den Anfangs leichten Richtungsänderungen werden nach und nach Kurven. Dann musst du vermutlich das Innenbein etwas anziehen. Aber sonst nichts machen!!! Ski einfach laufen lassen.
- Bei langen Kurven in recht flachem Gelände: Auslösephase bewusst verlängern: Bewusst auf beiden Bergkanten fahren. Dann Ski bewusst flach stellen (KSP etwas Richtung Tal), einige Meter auf dem Belag fahren - noch keine Kurve! - dann Ski bewusst auf die "Talkanten" (neue Innenkanten) stellen (KSP weiter Richtung Tal), dann Ski nur laufen lassen. Im Idealfall fährt der Ski der Kante entlang rund um die Kurve und so lange wieder bergauf, bis du stillstehst.
- Fahren mit verschränkten Armen. So langsam fahren. Nur so weit in die Kurve kippen, dass du das Gleichgewicht nicht verlierst. Mit Tempo kann man einiges wegmogeln! Also langsam!
- Gegensatzerfahrungen: mal bewusst zu stark in die Kurve kippen, ev. bis du hinfällst. Dann bewusst so wenig hineinkippen, dass der Ski gar nicht ins carven kommt.
- Versuchen, langsam zu carven. Ich habe das Gefühl, du täuschst mit der Geschwindigkeit über einiges hinweg...
Das Problem ist, dass du meiner Meinung nach lernen musst, weniger zu machen, Geduld zu haben, abzuwarten, auf den Ski zu "hören". Dein Fahrstil wirkt auf mich aber so, als ob du unbedingt aktiv sein möchtest, irgendwie auf den Ski einwirken, deine Kraft auch einsetzen willst.
Und um auf deine eingangs gestellten Fragen zurückzukommen: Nein, dein Oberkörper ist wirklich nicht zu aufrecht, wie kommst du darauf?
Es gibt keine fixe Position, die du beim Skifahren einnehmen musst. Du musst im Gleichgewicht sein.
Bei den oben empfohlenen, langsamen Übungen wirst du den Oberkörper noch wesentlich aufrechter halten. Und ohne Rucksack sowieso auch!
Wie immer weiss ich nicht, ob meine Videobeobachtungen auch wirklich zutreffen. Ich sehe hier schliesslich nur einige Kurven von dir...