
Dieser Thread ist ein klassisches Beispiel dafür, wie Halbwahrheiten entstehen, wenn man die Betroffenen nicht fragt - no offense, ich mache das mit anderen Themen ja auch, sei es, da die Betroffenen nicht greifbar sind (tot, ferienabwesend, unauffindbar) oder es einfach Spass macht, zu spekulieren. Klar. Insofern passt das gut zu dieser Serie rund um "Blogging vs. Journalismus".
Also - (fast) kein Problem für mich, diese Diskussion, aber hier doch noch ein paar Fakten aus meiner Sicht:
- Ich entstamme KEINER Bergführer- und Skilehrerdynastie. Mit Simon Jacomet bin ich (wenn überhaupt) nur sehr entfernt verwandt und ich kenne ihn (leider) nicht persönlich. Einen ZAI würde ich gern mal fahren, aber leisten könnte ich ihn mir nicht wirklich. In diesem Sinne fände ich es nett, wenn die entsprechenden Aussagen in diesem Forum von den Urhebern duch Modifikation der entsprechenden Abschnitte korrigiert würden (inzwischen geschehen - danke, Herbert). Mein Vater und ich haben uns köstlich amüsiert, danke für die Blumen, aber falsch ist eben doch falsch.
- Tujetsch ist kein Dorf, sondern eine politische Gemeinde / eine Talschaft mit verschiedenen Fraktionen, darunter u.a. Sedrun, Rueras, Dieni, Zarcuns... Disentis hat mit Sedrun eigentlich nichts zu tun - ausser dass es ein paar Kilometer weiter talabwärts liegt. Die Bergbahnen der beiden Gegenden liegen sich sogar ziemlich in den Haaren, wobei Sedrun die Nase vorn hat und mit Andermatt zusammenspannt - aber das ist hier OT.
- Mein Vater ist Sedruner, korrekt. Er wohnt auch mit seiner Familie in Sedrun (wo ich gerade sitze und auf der dünnen, alles andere als kniefreundlichen Schneedecke Ski fahre). Ich komme oft und gerne hierher zurück, lebe aber hauptsächlich seit jeher im Flachland (Baselland, Bern). Ich bin - weil das in der Schweiz rechtlich einfach so ist - Doppelbürger der Gemeinden Tujetsch (wo eben Sedrun liegt) und Disentis/Mustér. Als Heimat sehe ich schon am ehesten Sedrun - zum Skifahren und zu Skiliften habe ich seit ich denken kann eine enge Beziehung, wie zB im "Tages-Anzeiger" nachzulesen war (Ende des Textes) diese Woche oder wie ich in diesem Blatt schon selbst geschrieben habe (wobei das eher mit der Mittagsverpflegung zu tun hatte als mit dem Skifahren selbst). Natürlich hab ich auch hier oben Skifahren gelernt.
- Mein Vater und meine Mutter waren beide mal Skilehrer, aber nie vollamtlich, "nur" als Hilfsskilehrer. Von Dynastie kann keine Rede sein - es ist eher so, dass man hier oben "halt einfach Schneesport betreibt", da die Berge vor der Haustüre liegen. Mein Grossvater väterlicherseits war Specksteinofenbauer - wie schon sein Vater - und machte ab und zu mal ne Skitour. Meine Grossmutter auf Skis...? No way! Höchstens in ihrer frühen Jugend mal, als sie im Restaurant "Alpsu" auf der Oberalp-Passhöhe arbeitete, das mein Urgrossvater gebaut hatte. Wer mal da ist: Der Specksteinofen von 1925 bei der Theke ist ein Werk meines Urgrossvaters Florentin Cavegn, daher die Beschriftung "FC".
- Aber so viel stimmt: Sowohl Vater als auch Mutter fahren gerne und gut Ski. Insofern hab ich wohl via Gene eine gewisse Begeisterung für diesen Sport mitbekommen.
- Mein Vater ist Arzt bei der Schweiz. Rettungsflugwacht (Rega), das stimmt auch. Er könnte euch sicher was über das Thema Unfälle und Carvingskis erzählen. Und auch über Knieverletzungen aus eigener Sicht - er hat sich 1974 eine Knieverletzung zugezogen (allerdings nicht auf der Piste) und kommt drum heutzutage meistens etwas früher heim vom Skifahren als auch schon...
- Ich würde mich als guten Skifahrer bezeichnen, wenn ihr das unbedingt wissen wollt. Zu "sehr gut" fehlt mir doch einiges. Ich bin bestenfalls ein "passionierter, guter Skifahrer". Das Naturerlebnis und das gute Gefühl auf Skiern sind einfach schön, c'est tout.
- Der Unfall im April 2001 war nicht primär auf meine weichen Knie zurückzuführen, sondern auf die Schneeverhältnisse. Weiche Knie hatte ich auch nicht wegen der Lawine bzw. des Schneebretts - das bin ich mir als halber Bergler sehr wohl gewöhnt - sondern aus Wut über die Snöber, die diesen Rutsch ausgelöst hatten. Der Rutsch kam ja immerhin bis auf die Piste, es kam aber niemand zu Schaden. Insofern ist das Problem eher meine Persönlichkeit, die sich zu gerne in fremde Angelegenheiten einmischt - die Sache hätte mich ja auch kalt lassen können. Da ich den Deppen aber die Meinung sagen wollte und wütend war, stand ich weniger sicher auf den Skiern.
- Ich bin auch alles andere als trainiert - das hat wohl auch ne Rolle gespielt. Wobei... bei diesem Unfallhergang wohl eine untergeordnete Rolle.
- Skiern oder deren Taillierung aber die Schuld zu geben, käme mir nie in den Sinn - selbstredend ist der Mensch für alles verantwortlich, was er mit den Dingern an den Füssen anstellt.
- Dass Carvingskis jedoch eher "machen, was sie wollen" - gerade in unkontrollierten Situationen, zB nach dem Aufsetzen nach einem Sprung, weiss jede und jeder, die solche Skier an den Füssen hat. Insofern bleibe ich dabei, dass die Skitaillierung in dieser speziellen Situation vermutlich eine Rolle bezüglich der Verletzung gespielt hat.
- Bei der "Aktion" habe ich tatsächlich niemanden gefährdet und ich versuche auch sonst so zu fahren, dass ich niemanden gefährde, was man leider nicht von allen behaupten kann. Einschränkung: Im Prinzip ist alles, was man auf der Piste tut, eine Gefährdung von sich selbst und von anderen - wer sich also keine Verletzungen holen will, sollte nicht Skifahren gehen oder sich so gut es geht schützen (z.B. Helm) oder nachher nicht jammern, wenn was passiert. Es gilt also auch hier: Das Leben ist grundsätzlich gefährlich, aber wer bleibt schon gerne immer zu Hause. - Letztlich musste statistisch gesehen nach zig Jahren auf den Brettern fast mal was Deftiges passieren.
Zugutzerletzt:
- @Oecher Carver: Einfach grundsätzlich, da es mein Fachgebiet streift... Google ist nicht alles. Kannst ja mal in einen meiner Netzrecherchekurse kommen! - Und: nee, ich habe nie einen Carving-Kurs gemacht. Shame on me.
- @Nicola: Selbstdarstellung? Ja, klar. Jeder verarbeitet solche Unfälle auf seine Art. Ich komme mit solchen Erlebnissen am besten zurecht, wenn ich sie mit vielen Leuten teile. Ich hab aber auch eine immens grosse wohltätige Ader

Nun denn: Wenn ihr mit mir reden oder was Konkretes wissen wollt, ich bin jederzeit kontaktierbar

Herzliche Grüsse & nen guten Rutsch allerseits
Andi