Definition:Guter Skifahrer

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nicola
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Beitrag von nicola » 06.11.2005 13:26

spannende geschichte, eine diskussion um „gut“ im zusammenhang mit skifahren, zumal es sich ja, wie alle hier schon bemerkten, um eine bewertung handelt. das prädikat guter skifahrer setzt den vergleich mit einem schlechten skifahrer oder einem notensystem für bestimmte aufgaben voraus. der vergleich gut/schlecht mit einem anderen skifahrerlevel ist, wie schon weiter oben beschrieben, meistens ein konverser gegensatz, also kein objektiver wert.

im rennlauf ist die bewertung ziemlich klar, ein guter skifahrer ist ein schneller skifahrer, der schnellste ist im landläufigen sinn gleichzeitig auch der beste. auch im skilehrwesen ist bei prüfungen von skilehrern die bewertung eindeutig klar und den vertikalen systemstrukturen entsprechend von nicht genügend bis ausgezeichnet für mehr oder wenig eindeutig vorgegebene aufgaben.

was mir hier auffällt ist das wort „beherrschen“ im kontext mit „gut“. die ski beherrschen, das gelände, die situation, das tempo. als gut wird demnach also auch bezeichnet, dass man etwas unter kontrolle hat.

da ich, außer bei wenigen, ganz persönlichen sinnlichen erfahrungen, probleme habe etwas als prinzipiell gut zu bezeichnen, (auch da neige ich eher dazu zu sagen „das schmeckt mir gut, das tut mir gut“) habe ich besonders beim skifahren äußerste probleme jemanden als guten skifahrer einzustufen.

vielleicht weil die bandbreite mit der ich selbst bisher als skifahrerin eingestuft wurde, relativ gross ist. die fis rangliste hat mich eine zeitlang als beste abfahrtsläuferin der welt eingestuft, ein vierter platz bei den olympischen spielen war allerdings nicht gut genug um jahre später noch damit im kollektiven skigedächtnis zu bleiben, auf alle praktischen prüfungen bei meiner staatlichen skilehrerausbildung erhielt ich ausgezeichnete noten nur der demolevel für den anfänger bereich war gerade noch ausreichend. als ich sehr früh meine stöcke ablegte und anders als üblich begonnen habe ski zu fahren, fanden das viele sehr schlecht, der deutsche "carvingpapst" hingegen bezeichnete mich manchmal (so wurde mir zumindest gesagt) als betse carverin der welt.

und deshalb ist es so, dass für mich ein „guter skifahrer“ ein freier skifahrer ist. egal auf welchem level. er besitzt die freiheit zu sagen, dass ihm ein hang nicht passt, ein ski nicht gefällt, ein lehrer oder trainer zu dumm ist. am wesentlichsten ist aber, dass er sich die freiheit nimmt mit seinen persönlichen grenzen erfahrungen zu machen, die ihm ständig neues lernen ermöglichen, denn das steht für mich zweifelsfrei fest - das tut gut!
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Beitrag von Martina » 06.11.2005 13:59

beherrschen/kontrollieren können kontrollieren müssen

in der Lage sein, seinen Stil zu variieren seinen Stil ständig variieren


usw.


Dass ein Skifahrer fähig ist, kontrolliert zu fahren, gehört für mich sehr stark zur Definition eines guten Skifahrers!

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nicola
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Beitrag von nicola » 06.11.2005 14:15

@martina
beherrschen - das ist im wahrsten sinn ein machtwort, das im zusammenhang mit skifahren wirklich oft auftaucht. ich halte es zumindest für hinterfragenswert ... meine gedanken zu "beherrschen" ganz generell - jemand muss etwas, oder jemanden beherrschen, wenn er zweifel oder angst hat, die kontrolle zu verlieren. für mich schliessen sich kontrolle und vertrauen aus. und ich empfinde vetrauen in meine ski, meine kondition, meine einschätzung etc. als unabdingbaren bestandteil dafür, dass ich mein eigenes skifahren als gut für mich empfinde.
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@Nicola

Beitrag von Christoph-Wien » 07.11.2005 08:29

"ein vierter platz bei den olympischen spielen war allerdings nicht gut genug um jahre später noch damit im kollektiven skigedächtnis zu bleiben"

Nicht so bescheiden, stimmt ja garnicht...

LG
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Re: @Nicola

Beitrag von nicola » 07.11.2005 09:37

Christoph-Wien hat geschrieben:"ein vierter platz bei den olympischen spielen war allerdings nicht gut genug um jahre später noch damit im kollektiven skigedächtnis zu bleiben"

Nicht so bescheiden, stimmt ja garnicht...
das hat eigentlich gar nichts mit bescheidenheit zu tun (es freut mich natürlich wenn da und dort noch an die "gute alten zeit" :wink: gedacht wird), es ist einfach nur so und hat auch sehr positive seiten ...
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Beitrag von M.H. » 07.11.2005 10:49

nicola hat geschrieben:@martina
beherrschen - das ist im wahrsten sinn ein machtwort, das im zusammenhang mit skifahren wirklich oft auftaucht. ich halte es zumindest für hinterfragenswert ... meine gedanken zu "beherrschen" ganz generell - jemand muss etwas, oder jemanden beherrschen, wenn er zweifel oder angst hat, die kontrolle zu verlieren. für mich schliessen sich kontrolle und vertrauen aus. und ich empfinde vetrauen in meine ski, meine kondition, meine einschätzung etc. als unabdingbaren bestandteil dafür, dass ich mein eigenes skifahren als gut für mich empfinde.
hmm, ich bin eigentlich ganz glücklich wenn sich jemand bei seiner Tempowahl beherscht und mir nicht in einem Tempo um die Ohren fährt bei dem er die Ski nicht mehr unter Kontrolle hat.

Ich seh das mit der Kontrolle nicht ganz so negativ, es muß ja nicht unbedingt bedeuten, daß ich jetzt jede noch so kleine Fußbewegung bewußt kontrolliere. Aber ich hätte gemeint, daß in dem Moment wo "ich" (das bewußte) vorgibt wie schnell oder langsam ich irgendwo fahren möchte und "es" oder "ich" das dann auch umsetzen kann, gibt es eine Kontrolle. Ich würde mal sagen, daß sich "Flow" und "Kontrolle" nicht unbedingt ausschließen, beim "Flow" wird diese halt sehr unterbewußt laufen.

Diese Fähigkeit sein Tempo und seinen Stil frei zu wählen, zeichnet meines Erachtens einen guten Skifahrer aus.

Wobei zum "gut" für mich noch etwas mehr gehört. Jemand der im Pflug die rote hinunterfährt, hat zwar auch seinen Stil und sein Tempo gewählt, aber irgendwo fehlt da noch was, ich würde ihn zwar als vernünftig aber nicht unbedingt als gut bezeichnen.

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Beitrag von nicola » 07.11.2005 13:18

M.H. hat geschrieben:hmm, ich bin eigentlich ganz glücklich wenn sich jemand bei seiner Tempowahl beherscht und mir nicht in einem Tempo um die Ohren fährt bei dem er die Ski nicht mehr unter Kontrolle hat.
mir geht es eigentlich darum das wort "beherrschen" auf seine aussagekraft in bezug auf die qualität des skifahrens in frage zu stellen. denn wenn ich meine ski beherrschen muss, lasse ich mir unter umständen etwas entgehen, das sie mir vermitteln können.

"gutes" skifahren würde ich in diesem sinn so interpretieren: ich nehme meine skis nicht als objekt, werkzeug oä wahr, sondern habe sie vollkommen in mein körper- und bewegungsbewusstsein integriert.

"gutes" skifahren bedeutet für mich auch, dass ich mir keine gedanken machen muss, in welchem tempo ich in einen hang einfahren kann.

das und vieles mehr geht nur, wenn ich meine grenzen kenne, je genauer, desto grösser die sicherheit aber auch die möglichkeit die qualität der bewegung zu verfeinern.

gutes skifahren würde ich also damit gleichsetzen, seinen grenzbereich gut zu kennen. "schlechtes" skifahren hiesse demnach seinen grenzbereich nicht gut zu kennen und unter den möglichkeiten oder über die möglichkeiten zu fahren. ersteres ist langweilig zweiteres gefährlich :D
nicola

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Beitrag von nicola » 07.11.2005 14:26

@ beate
für mich ist, angeregt durch deine frage, ein aspekt aufgetaucht: wer will überhaupt einen anderen skifahrer als gut oder schlecht beurteilen? und wozu? - mal abgesehen von gründen, die mit der einteilung von skigruppen nach leistungslevels, oder der einschätzung von menschen die man sicher einen hang hinunter begleiten will und dem abchecken der pistenmitbenutzer aus persönlichen sicherheitsgründen.
nicola

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Beitrag von freeriderin » 07.11.2005 15:09

nicola hat geschrieben:@ beate
für mich ist, angeregt durch deine frage, ein aspekt aufgetaucht: wer will überhaupt einen anderen skifahrer als gut oder schlecht beurteilen? und wozu? - mal abgesehen von gründen, die mit der einteilung von skigruppen nach leistungslevels, oder der einschätzung von menschen die man sicher einen hang hinunter begleiten will und dem abchecken der pistenmitbenutzer aus persönlichen sicherheitsgründen.
Hallo Nicola,

Das ist spannend! Ist es nicht einfach sehr menschlich, sich und die Umwelt einzuteilen, zu vergleichen und zu beurteilen? WARUM das (von fast jedem - behaupte ich mal) gemacht wird: ..hm...um das eigene Selbstbewußtsein zu schulen und sich irgendwo auf der großen Skala einzuordnen?
Ein paar Gedanken:
Ohne Selbstreflexion habe ich ja gar kein Selbstbild - und ohne Selbstbild kann ich mir auch keine Ziele setzen. Um mir Ziele zu setzen, muss ich mein Ziel ja definieren - und da helfen mir doch Vorbilder (von denen ich erst sagen muss "das ist GUT" - sonst will ich sie nicht als Vorbilder..).

Grüße

beate
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Beitrag von beate » 07.11.2005 15:37

@nicola
genau wie Kati finde ich es spannend, ein solches Thema zu diskutieren, die Perspektiven anderer kennen zu lernen. Ich denke auch, dass es dem naturell des Menschen und insbesondere dem naturell des Mannes entspricht, sich über bestimmte Kriterien zu vergleichen , sich aneinander zu orientieren.
Ohne Selbstreflexion habe ich ja gar kein Selbstbild - und ohne Selbstbild kann ich mir auch keine Ziele setzen. Um mir Ziele zu setzen, muss ich mein Ziel ja definieren - und da helfen mir doch Vorbilder (von denen ich erst sagen muss "das ist GUT" - sonst will ich sie nicht als Vorbilder..).
Dies trifft meine Gedanken hierzu perfekt.Ich könnte es nicht anders formulieren!
Beate

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