Konstruktionsradius vs. gefahrener Radius

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PK
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Konstruktionsradius vs. gefahrener Radius

Beitrag von PK » 02.02.2005 09:57

So Leutz,
im Thread zur Risikogrenze wurde folgendes erwähnt.
Wenn Du einen grösseren Radius als den Konstruktionsradius fahren willst, geht das meines Erachtens nicht ohne zu driften.
Konstruktionsradius ist doch der vom Hersteller angegebene Radius des Skis. Nehmen wir dazu mal meinen Ski: Radius 13m bei 1,60m Länge. Nun wird (siehe Zitat) gesagt, wenn ich Kurven bzw. Radien fahre die größer 13m sind, geht das nicht ohne Drift. hmm so ganz geht mir das noch nicht in den Kopf...

Denn:
Rein von Fahrgefühl her kann ich damit ohne weiteres größere Radien/Kurven als diese 13m "auf der Kante" fahren. Insbesonders auf blauen, flachen Hängen ist das doch so. Oder? Ich brauch dazu eben nur leicht aufkanten und schon zieht der Ski auf der Kante eine "große" Kurve. Und die kann beliebig groß sein, ja sogar fast "gerade" wenn ich -um zb. beim gleiten den Ski etwas zu stabilisieren- leicht "auf der Kante stehe". Wo ist da nun dieser Driftanteil?
So wie das nämlich mit dem Driften behauptet wird, gilt das immer und überall... :-?

Und noch was zum Radius generell. (sicher gibts da schon Themen dazu, aber ich frag trotzdem nochmal hier)
Mein Ski hat ja 13m. Wenn ich nun auch nur ganz leicht aufkante -gerade so das er nicht mehr plan aufliegt- wirkt dann schon dieser Radius, fahre ich also "sofort und automatisch" eine 13m Kurve?... oder gilt das erst ab einem höheren Aufkantwinkel?

Also so ganz kapier ich das Ganze noch nicht.
Daher ... frag ich lieber mal nach, auch wenns nervt. :oops:
*verständnishoffend*
Servus aus Bayern!
Peter.

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golden gaba
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Beitrag von golden gaba » 02.02.2005 10:31

hi pk,
das von dir geschriebene zitat bzgl. konstruktionsradius ist richtig.
ich versuch es mal zu erklären.
das was du wahrscheinlich mit größeren radien meinst, sind keine größeren radien, sondern gefahrene radien mit viel weniger schwungwinkel. dh. du fahrst die kurven nur ganz gering aus z.b. alles in der falllinie.
das einzige was möglich ist, wäre den konstruktionradius zu drücken. dh. durch größeren aufkantwinkel und teilweise mehr geschwindigkeit einen kleinen radius zu fahren als es der konst.radius hergibt.
alles andere funktioniert nur mit driftanteil.
wenn du am freitag da bist kann ich dir das gerne mal an deiner fahrweise erklären...
gruss
tom
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Beitrag von Uwe » 02.02.2005 11:51

Hi PK,
gar nicht sooo dumm, Deine Frage ;-)

Ich habe auch erst überlegen müssen, ob und wo der Unterschied liegt.

- Beim "normalen" Driften steht der Ski (die Kante in ihrer komplatten Länge) in einem mehr oder minder großen Winkel quer zur Fahrtrichtung; im Extremfall (z.B. Bremsen) im 90°-Winkel.

- Beim Carven (volle Kante greift, Spur im Schnee ist nur eine dünne Linie) gibt es keinen Drift

... was ist dazwischen?

Stell Dir die Kante des Ski 3-geteilt vor: In der Mitte, unter dem Schuh, eine gerade Kante. Vorne und hinten dann eine gebogene Kante.
Du kantest nun leicht auf, OHNE dass die Kante so stark greift, dass Du carvst, bzw. Deine "Energie in Fahrtrichtung" ist größer, als der "Halt der Kante". Du fährst also auf dem geraden Teil der mittleren Kante entlang, wobei der vordere und hintere Teil der Kante nur "leicht" greift und Dich nur "leicht" in die Kurve zieht. Da die vordere und hintere Kante nur "leicht" greift heißt dies, dass sie "driftet", bzw die Richtung dieses Teils der Kante ist unterschiedlich zur Richtung der Fahrt. Auch daran zu erkennen, dass die Spur im Schnee "wenige cm breit" ist ... verständlich?

Kurz:
- Beim "vollen" Driften steht die "volle" Kante schräg zur Fahrtrichtung
- Beim "angecarvten" Radien stehen nur kleinere Teile der Kante "leicht schräg" zur Fahrtrichtung.
Das ist ja auch der Vorteil der Carving-Ski (vor allem im Einsteigerbereich), dass schon leichtes Ankanten die Richtungsänderung unterstützt.

... je weniger Teile der Kante driften, desto mehr carvt man :D Die Übergänge vom "vollen" Drift (z.B. beim Bremsen) bis hin zum Carven sind stufenlos.
Uwe

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Beitrag von PK » 02.02.2005 12:49

@Tom
ich seh schon, Freitag wird für mich ein Pflichttermin...

@Uwe
verständlich...? Ja so eingermaßen. :roll:
Willst Du mir damit also sagen,
a)dass beim leichten aufkanten, der Ski "in sich" driftet, der Fahrer aber davon nichts merkt und denkt er carvt?
b) dass der Ski- nur dann "in sich" komplett carvt wenn er soweit aufgekantet wird, bis dieser "innerliche" Drift -aufgrund des immer höher werdenden Kantengriffs- gegen bzw. fast gegen "null" geht?

Ist das dann auch der Grund warum "harte" Ski meist aggresiver als weiche sind?
Also, der Übergang vom innerlichen Drift (beim weiten Schwung) zum "vollcarven" (beim engen Schwung) geschieht "progressiv" beim harten, fast "linear" beim weichen...

Oh mann, skifahren ist ja komplizierter als ich dachte... :lol:
Servus aus Bayern!
Peter.

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Beitrag von golden gaba » 02.02.2005 13:03

PK hat geschrieben:Ist das dann auch der Grund warum "harte" Ski meist aggresiver als weiche sind?
nein ist er nicht. sprechen wir von der torsion..ja ok...aber es gibt noch ganz andere kriterien die eine wichtige rolle für einen aggresiven ski spielen...

nichts gegen die beschreibung von uwe... aber man kann das ganze auch zu sehr verkomplizieren.

natürlich gibt es die unterschiedlichsten möglichkeiten einen schwung zu fahren.
- in der einleitung gedriftet und dann geschnitten
- in der einleitung geschnitten, höhe falllinie kurzer drift, kurvenende geschnitten
- einleitung geschnitten und dann gedriftet usw.....

aber für dein zitat pk gibt es nur eine antwort. fahrst du einen größeren radius als der konst.radius des ski...dann driftest du. wo genau und wie ist doch erstmal egal. denn ich glaube du bist ja eher daran interessiert einen komplett geschnitten schwung zu fahren...

gruss
tom
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Beitrag von PK » 02.02.2005 13:27

golden gaba hat geschrieben:...aber für dein zitat pk gibt es nur eine antwort. fahrst du einen größeren radius als der konst.radius des ski...dann driftest du. wo genau und wie ist doch erstmal egal. denn ich glaube du bist ja eher daran interessiert einen komplett geschnitten schwung zu fahren...
Hi Tom, JEIN. Es geht mir schon ums "wo und wie"...
Damit meine ich aber keinen gewollten Drift, sondern das fahren von gecarvten Kurven über dem K-Radius, oder gar geradeaus! Wie zum Beispiel quer zum Hang. Hier stehe ich ja auch "voll" auf den Kanten, obwohl ich doch eigentlich geradeaus fahre. Und das geht sicher auch ohne Driftanteil, zumindest was ich als Fahrer spüre oder hinter mir anhand der beiden Spuren sehe...
Da ist Uwes Erklärung "der Ski driftet in sich" schon hilfreich. Wenn sie stimmt. Klingt für mich zumindest mal logisch...

Egal. Am Freitag fahrn mer des mal ganz in Ruhe aus... 8)
Servus aus Bayern!
Peter.

Gast

Beitrag von Gast » 02.02.2005 13:56

Hallo

... fahrst du einen größeren radius als der konst.radius des ski...dann driftest du.

So einen Quatsch habe ich ja noch nie gehört und das von einem der großen Meister hier

Driften heißt das Übersteuern des Heck(also Ende der Skis drängen nach
aussen) (typisch daran zu erkennen. daß die Spur sich im Scheitelpunkt der Kurve verbreitert.

Das Driften war eine übliche Fahrweise bei einem "Pommes-Ski" mit einem Konstruktions-Radius von >40m Da diese Ski naturgemäß keine engen Kurven fahren konnten war man gezwungen die Skienden nach aussen zu drücken (also zu driften)und damit die Ski in eine engere Kurve zu zwingen


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Beitrag von WolliHood » 02.02.2005 14:09

Hallo Peter,

nicht so kompliziert denken !

Situation 1:
Da stehst (!) am Hang quer zur Fallinie. Der Hang hat ein gleichmässiges Gefälle (nur zur Vereinfachung).Du hast die Ski etwas aufgekantet, damit Du nicht abrutscht. Nun senkst Du den Kantwinkel langsam ab.

Was passiert: Du rutscht in Richtung Tal ab. Je flacher die Ski auf dem Schnee aufliegen, um so geringer ist Dein Brems(Drift)anteil und um so stärker wirkt die Dich stetig beschleunigende Hangabtriebskraft.

Situation 2:
Du fährst einen sauber geschnittenen Bogen.

Nun wirken Hangabtriebskraft und Fliehkraft (in wechselnden Verhälnissen, Vektoraddition) zusammen.

Weil das alles so langweilig ist, erinnerst Du dich an Situation 1 und senkst den Kantwinkel soweit ab, das sich eine seitlich Drift einstellt. Das hängt auch stark von der Schneebeschaffenheit ab.

Was passiert:

Beide Vorgänge überlagern sich, d.h. Du fährst einen Bogen und driftest gleichzeitig in Richtung der Fliehkraft weg. Der Bogen wird damit ständig grösser.

Das war es eigentlich.

Gruss, WolliHood

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Beitrag von golden gaba » 02.02.2005 14:15

Gast hat geschrieben:
... fahrst du einen größeren radius als der konst.radius des ski...dann driftest du.

So einen Quatsch habe ich ja noch nie gehört und das von einem der großen Meister hier

Driften heißt das Übersteuern des Heck(also Ende der Skis drängen nach
aussen) (typisch daran zu erkennen. daß die Spur sich im Scheitelpunkt der Kurve verbreitert.
hallo lieber schlaubi gast,
du musst mir nicht erklären wie das driften funkt. aber ich würde mir gerne von dir zeigen lassen wie du mit einem 13m radius ski einen geschnittenen 25m schwung fahrst.... :roll: :roll:

gruss
tom
Zuletzt geändert von golden gaba am 02.02.2005 14:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von KOSTI » 02.02.2005 14:21

das zitat ist richtig! :zs:

driften ist nicht nur übersteuern sondern auch untersteuern.
autovergleich: lenkung eingeschlagen auf 13m kurvenradius, beim übersteuern wird der radius kleiner als der lenkeinschlag, beim untersteuern größer. (bei ski kommt noch dazu, dass man sie beide auf die innenkante stellen kann = zwei mal entgegengesetzt untersteuern)

wer's jetzt noch nicht geschnallt hat :roll: geht skifahren, es schneit :D
denn, wer einmal beidbeinig geschnitten gefahren ist, versteht das ganze auch ohne beschreibung.
circle | head rs | k2 seth pistol 179
und den hier http://www.freeride.eu/img/review/large/1005.jpg

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