Der österreichische Skilehrweg

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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Uwe
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Beitrag von Uwe » 07.07.2004 15:09

Hallo Ivan,

ich finde es auch unsinnig, einen Unterschied zwischen Driften und Steuern herbeizureden; in der Regel ist jeder gedriftete Schwung auch gesteuert ... immerhin hat man ja eine Richtung in die man Fahren will. Ungesteuert ist eigentlich nur ein gedrifteter Bremsschwung ... und carven ist nun mal NUR carven ... denn "springen" ist auch auch NICHT gleich "Fliegen", auch wenn ich während des Springens einen flugähnlichen Zustand habe :D ... aber "uns KOSTI" hat das ja schon auf den Punkt gebracht ;-)

@ "multilingual ivan": Ich wäre froh, wenn alle Deutschen sich so gut ausdrücken könnten, wie Du :wink: ... woher kannst Du so gut Deutsch?
Uwe

Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 07.07.2004 19:21

also nun kommen wir ja doch ein wenig zum Diskutieren ;)
KOSTI hat geschrieben:ich persönlich finde dieses steuer- und steurqualitätsthema echt leidig, aus meiner sicht wurde das deswegen erfunden weil die entscheider ned schneiden (carven können) und weil sie ja keine rutscher sein wollen (steuen ist logischerweise nix anderes rutschen/driften/...) nenen sie es eben steuern. witzig finde ich wie sie sich dann noch gegenseitig eine bestimmte steurqualität zusprechen.
also ganz so leidig finde ich das Thema nicht, immerhin reden wir hier im Forum ja auch oft ueber schoen rundes Kurvenfahen. Fuer mich stellt sich die "Steuerqualitaet" (ist das ein Begriff aus D?) so dar, dass man (u.A. durch Ausnuetzen der Skitaillierung) eben schoen rund faehrt und nicht einen "Bremsschwung" and den anderen reiht, wie das immer noch viele Leute auf den Pisten tun. Ob man das jetzt "gut gesteuert" oder "wenig gedriftet" oder sonst wie nennt, ist doch ziemlich egal, oder?
KOSTI hat geschrieben:weil sich hier unter anderem die reglungswirkung der längsbelastung plötzlich umkehrt und der übergang daher nicht fließend ist. wieviel drift optimal ist kommt auf die situation an.
Hmm, kannst du das bitte naeher erlaeutern? Was kehrt sich hier um? Auf Bremswirkung oder Kurvenradius bezogen??
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ivan

Der österreichische Skilehrweg

Beitrag von ivan » 07.07.2004 23:57

Hätte gedacht Anfang Juli wäre die schlimmste Zeit für so ein abstraktes Thema – und sieh da, die leitenden Köpfe scheinen immer bereit, Skiproblematik zu besprechen. Ob bereits Abstinenz-Symptome zur Geltung kommen? Etwas Ski-Talk kann ja nicht schaden, oder?
Ich bin 100% nicht der erwähnte Ivan, es laufen ja mehrere Produkte der Nachkriegseuphorie herum. Einer davon träniert Kinder in München und ist als Jahrgang 1948 einer der besten Masters-Rennläufer seiner Altersklasse. Und auch einer der Bormolinis ist Ivan.
Danke für den Lob bezüglich meiner Sprachbeherrschung. Es freut mich wirklich. Ich habe vor Jahren (noch im vorigen Jahrhundert und –tausend) Deutsch studiert, dann einige Jahre unterrichtet und die letzten ca. 10 Jahre bin ich viel in Kontakt mit deutschsprechendem Skivolk.
Um die Osteuropa-Perspektive zu erweitern und etwas Werbung für die neuen EU-Länder zu treiben, will ich auf meine Freunde in Polen aufmerksam machen. Die Carving-Ethusiasten um die Skizeitschrift NTN sind tolle Fahrer und sehr aktiv in der Carving-Szene (das langsam absterbende FIS Carving Cup).
Noch zum Thema: ich finde die Frage interessant, ob – wie der AUT-Skilehrplan – mit einem klaren Rutschanteil (= gesteuert) anzufangen und erst dann evtl. zum Schneiden pur zu gelangen, oder gleich möglichst geschnitten zu fahren und diese Fähigkeit dann auf schwerere Hänge zu übertragen.
Ein Skilehrer, der öfters ängstliche u.ä. Anfänger unterrichtet, würde wohl anders denken als ein Kuchler oder eine Nicola, bei denen sich die zielbewusstere, carving-orientierte Kundschaft konzentriert.

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Beitrag von Uwe » 08.07.2004 09:21

Hallo,
Bernhard hat geschrieben: ... Ob man das jetzt "gut gesteuert" oder "wenig gedriftet" oder sonst wie nennt, ist doch ziemlich egal, oder?
Finde ich auch. Zumal die Schnittmenge von Steuern und Driften -je nach Auslegung - an die 100% ran gehen kann. Deshalb finde ich auch eine begriffliche Unterscheidung wenig sinnvoll ... denn beim Driften versucht wohl jeder auch zu Steuern ... sogar bei Bremsschwung steuert man ... eben in Bremsrichtung ;-)
ivan hat geschrieben:... Noch zum Thema: ich finde die Frage interessant, ob – wie der AUT-Skilehrplan – mit einem klaren Rutschanteil (= gesteuert) anzufangen und erst dann evtl. zum Schneiden pur zu gelangen, oder gleich möglichst geschnitten zu fahren und diese Fähigkeit dann auf schwerere Hänge zu übertragen ...
Ich sehe Driften und Carven nicht als Lernziele, die NACHEINANDER folgen, sondern als solche, die auch GLEICHZEITIG erlernt werden können / sollen, je nach Gelände; auch der Einsteiger kann in Flachstücken oder beim Querfahren "Schneiden" ... was dann auch beim Driften die Steuerqualität verbessert.
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Beitrag von KOSTI » 08.07.2004 12:18

servus bernhard,

hast natürlich recht, viel od. wenig steuerqualität an sich ist nicht leidig. nur kann es durchaus sein, dass einer der "experten" im dsv/dslv zu einem sagt man solle mit mehr steurqualität fahren nachdem man zwei 5cm breite furchen durchgängig in den schnee gefräst hat... das ist dann leidig.
die eldlen herren im dsv rutschen nicht und sie carven nicht (kann ja jeder), sondern sie fahren mit extrem viel steuerqualität und das hebt sie über alle anderen skifahrer :wink:


ot
thema nicht fließender übergang und umkehrung bestimmter effekte: werd ich nur anschneiden und wenn es dich od. jemand anders genauer ineressiert od. fragen auftauchen werd ich's bei gelegenheit auf der piste od. in der hütte erklären, weil hier endet ein so komplexes thema damit, dass alle aneinander vorbeireden.
nur mal ein effekt herausgegriffen. wenn man eine lange kurve driftet und das gewicht weiter richung skiende verlagert wird das skiende mehr driften d.h. der winkel zwischen fahrtrichtung und skirichtung (driftwinkel) wird größer. wenn man umgekehrt verlagert, wird der driftwinkel kleiner. wenn man bein schneider hingegen das gewicht nach vorn und hinten verlagert passiert erst mal nix, wenn man aber weit genug nach vorne geht wird das skiende aus der schnittbahn gehoben und man hat plötzlich einen driftwinkel...
od. noch'n beispiel: im drift ändert man die stärke der richtungsänderung durch längsgewichtverlagerung (wie oben beschrieben) beim schneiden aber in erster linie durch den aufkantwinkel.
prinzipiell ist der übergang schneiden driften auch beim auto od. beim motorad ähnlich schlagartig und man versucht entweder auf der einen seite od. auf der anderen zu bleiben. wenn man mit auto/motorrad auf der driftseite besser klar komm (je nach fahrzeug untergrund) dann versuch man so schnell und deutlich wie möglich in diesen bereich zu kommen.
der übergang zwischen schneiden und driften ist eben (weil nicht fließend und mit effekumkehrungen verbunden) auch der highsider und gegenpendlerbereich.

wer aufmeksam gelesen hat müsste jetzt zu dem schluss kommen dass schneiden einfacher ist als driften. prinzipiell richtig... aber: man hat (im vergleich zu motorad/auto) nur einen kleinen bereich an lenkwinkel je seite zu verfügung (radius des skis den man begrenzt durch den aufkantwinkel verändern kann) und man hat keine bremse.
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und den hier http://www.freeride.eu/img/review/large/1005.jpg

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Beitrag von Bernhard » 09.07.2004 00:42

KOSTI hat geschrieben:nur kann es durchaus sein, dass einer der "experten" im dsv/dslv zu einem sagt man solle mit mehr steurqualität fahren nachdem man zwei 5cm breite furchen durchgängig in den schnee gefräst hat... das ist dann leidig.
Ach so war das gemeint. Ist ja wirklich leidig ;)

zum Thema Uebergang Schneiden-Driften: ja, ist wohl wirklich nicht so ganz einfach, das hier zu diskutieren, und ich bin mir auch nicht sicher, ob wir moeglicherweise bereits aneinander vorbeireden, denn so ganz kann ich deinen Ausfuehrungen nicht folgen, was den Driftwinkel betrifft, sehe das ein wenig anders. Das kann natuerlich auch an meinem begrenzten skifahrerischen Horizont liegen ;)

Weisst eh, von wegen Vorhang vor dem Kopf und so ;)
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Beitrag von KOSTI » 09.07.2004 09:12

Bernhard hat geschrieben: Das kann natuerlich auch an meinem begrenzten skifahrerischen Horizont liegen.

Weisst eh, von wegen Vorhang vor dem Kopf und so ;)
na na na, wenn ich mir dein höchst diplomatisches statement von oben anschaue:
Bernhard hat geschrieben:Sicher ist noch nicht alles optimal, aber wo ist schon alles optimal, besonders in grossen Verbaenden, wo Leute mit "Erfahrung" viel zu sagen haben.
dann wissen wir doch beide dass der vorhang nicht in deinem kopf zu suchen ist. übrigens lese ich zwischen den zeilen einen leichten sinneswandel bezüglich deiner haltung zum ösv gedankengut....
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Beitrag von Martina » 09.07.2004 11:11

Ich komme grad nicht so viel zum lesen im Internet, aber
DANKE IVAN
das war mal spannend, zu hören was in Tschechien skitechnisch so läuft... das ist für mich skifahrerisch ja ein Stück weisse Landkarte, obwohl ich im Moment ja nicht wo weit davon wohne!

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Beitrag von Bernhard » 09.07.2004 12:19

KOSTI hat geschrieben:übrigens lese ich zwischen den zeilen einen leichten sinneswandel bezüglich deiner haltung zum ösv gedankengut....
Naja, das kann entweder daran liegen, dass ich nun ein wenig Abstand von der Skilehrerei gewonnen habe und manche Sachen ein wenig kritischer sehe, oder daran, dass in den meisten anderen Threads voll auf Oesterreich eingeschlagen wurde und ich das alles nicht ganz so schlimm sah, wie kritisiert bzw. wo meiner Meinung nach zu Unrecht kritisiert wurde. Ich hab' nie die Meinung vertreten, dass ich alles gut finden wuerde (ich glaub' zumindest heute, dass das so war ;)) Und schon gar nicht wollte ich der Pflichtverteidiger von irgend einem -- wie du so schoen sagst -- Gedankengut sein. Das wurde mir ja auch schon vorgeworfen :D

Mag schon sein, dass die Skilehrerei in AT noch viele Dinge viel zu "traditionell" sieht, aber ich hab' bis jetzt noch recht wenige Alternativen gesehen, die mir viel sinnvoller erscheinen. Betonkoepfe gibt's ueberall, und Fundis sowieso, egal welcher Ideologie sie sich verschrieben haben... So jetzt ist aber genug philosophiert :)
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Beitrag von Bernhard » 09.07.2004 12:27

ivan hat geschrieben:Noch zum Thema: ich finde die Frage interessant, ob – wie der AUT-Skilehrplan – mit einem klaren Rutschanteil (= gesteuert) anzufangen und erst dann evtl. zum Schneiden pur zu gelangen, oder gleich möglichst geschnitten zu fahren und diese Fähigkeit dann auf schwerere Hänge zu übertragen.
sowas kann man sinnvoll wohl nur durch eine (einigermassen) wissenschaftliche Studie herausfinden, und genau das ist das, was mir an der Skifahrerei bzw. im Skilehrwesen ein wenig abgeht. Viel wird einfach nur behauptet, ohne ordentlich untermauert zu sein.
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