Rotationstechnik in der Skigeschichte

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Anne-Kristin
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Rotationstechnik in der Skigeschichte

Beitrag von Anne-Kristin » 22.01.2004 23:27

Hallo Ihr! :wink:

Ich sitze gerade an meiner Facharbeit und bin halb am Verzweifeln!
Als Einleitung habe ich kurz die modernen Skigeschichte (ab Arlbergschule) angeschnitten und habe nun das Problem, dass ich zumindest als Fußnote einige Begriffe erklären muss.
Für die "Arlbergtechnik" habe ich mittlerweile schon eine halbwegs gute Erklärung gefunden ("Kristianiaschwung" anhand einer Grafik mir selbst erklärt), "Wedeln" als Teil der Beinspieltechnik habe ich mir auch selbst ausgedacht, aber für "Rotationstechnik/Rotationsschwünge" habe ich immer noch keine Erklärung. :-? (Suchmaschinen etc. Fehlanzeige!)

Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr mir helfen könntet!!

Liebe Grüße

Anne

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Beitrag von Martina » 23.01.2004 08:54

Hmmm... das scheint mir alles sehr Österreich-orientiert - ist das Absicht? Was ist denn Idee/Thema deiner Facharbeit...?

In der Schweiz war Giovanni Testa ein Pionier in Sachen "Rotationsschwünge" (Gegendrehen/Mitdrehen), ich glaube, so in den frühen 60ern.
Auch im Lehrmittel "Ski Schweiz" (80er Jahre) ist das Gegendrehen sehr prägnant.
In Sachen Umsteigeschwünge würde ich mal in Italien suchen - Gustavo Thöni war da sehr wichtig (kam aus dem Rennsport).
Jetschwünge, Schleuderdrehen etc. (70er Jahre?) kamen meines Wissens tendenziell aus Übersee.

Die Frage ist auch, was du da alle reinnehmen willst - nur die Entwicklung in Österreich oder im europäischen Skilauf oder auch noch in Amerika... das wird bald sehr viel...

Vergiss auch nicht,dass verschiedene Begriffe in verschiedenen Ländern (und von verschiedenen Leuten) immer sehr unterschiedlich definiert wurden (heute z.B. eben grad "Rotation"... das ja physikalisch so wie es beim Skifahren meist gebraucht wird, eh falsch ist, wie wir von Kosti gelernt haben - richtig ist eher drehen, meist verdrehen...)

Viel von diesem Material ist nicht im Internet archiviert! Ich würde dir deswegen raten, die Skilehrerverbände der einzelnen Länder anzugehen - die können dir wahrscheinlich oft zu alten Lehrbüchern (ich habe auch noch ein paar daheim stehe, bin aber grad nicht in der Nähe) und Archifven Zugang verschaffen. Auch gibt es so viel ich weiss verschiedene Museen, die Skigeschichte zum Thema haben.
Oft wird das Ganze aber von Leuten verwaltet, denen Internet nicht so wichtig ist...

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Re: Rotationstechnik in der Skigeschichte

Beitrag von urs » 23.01.2004 09:16

salü anne

nicola hat auf ihrer kunstpiste einen artikel zu den milestones der carvingbewegung. dort findest du einen kurzen abriss zur skigeschichte und auch weiterführende informationen.

gruss urs

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Beitrag von Uwe » 23.01.2004 09:25

Hallo,

unseren Thread zum Thema Rotation hast Du schon gelesen? Wenn nicht:
viewtopic.php?t=3077
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Anne-Kristin
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Beitrag von Anne-Kristin » 23.01.2004 12:12

Hallo Ihr!

Also erstmal vielen vielen Dank für Eure schnelle Antwort!!!
Ihr habt mir dadurch schon mal ein Stückchen weitergeholfen!
Martina hat geschrieben:Hmmm... das scheint mir alles sehr Österreich-orientiert - ist das Absicht? Was ist denn Idee/Thema deiner Facharbeit...?
Die Arbeit ist in dem Sinne tatsächlich "Österreich-orientiert", da ich den Österreichischen Skilehrplan als "Leitfaden" benutze.
Mein Thema ist "Vom Pflug zum Carving - Eine Woche Skiunterricht". (Ich weiß, dass viele hier nichts vom Pflug und der ganzen Bogenschule halten. :wink: Aber da ich am meisten Informationen über diesen "klassischen" Lehrweg besitze habe ich das Thema so gewählt und komme erst im Schluss auf alternative Lehrmethoden z.B. Kurzskimethode, etc. zu sprechen @uwe: deine Ausführungen zum Thema Carven lernen hier auf carving-ski.de haben mir dabei auch sehr geholfen! Danke!)
Martina hat geschrieben:Die Frage ist auch, was du da alle reinnehmen willst - nur die Entwicklung in Österreich oder im europäischen Skilauf oder auch noch in Amerika... das wird bald sehr viel...

Da ich die moderne Skigeschichte (nicht nur auf Österreich bezogen!) nur in der Einleitung - sozusagen als Hinführung zum Thema - kurz anschneide soll das alles natürlich nicht so ausführlich sein. Das ist auch der Grund, warum ich einige der genannten Techniken auch nur kurz als Fußnote erklären will.
Daher meine Frage an Euch wegen der Rotationstechnik. Für die anderen Begriffe habe ich schon kurze u. verständliche Erklärungen aus Literatur u. Internet (@urs: Vielen Dank für den Tip! Die Seiten von Nicola habe ich als Quellen schon ausführlich mit einbezogen!)gefunden, oder aber auch mir selbst ausgedacht.

Euch allen aber schonmal herzlichen Dank für Eure schnelle Hilfe!

Ganz liebe Grüße

Anne :)

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Beitrag von Martina » 23.01.2004 13:28

Vielleicht können wir dir helfen, wenn du noch kurz schreibst, was du unter "Rotationstechnik" verstehst (sorry, in der CH gibt/gab es diesen Begriff so nicht).


Von wegen Pflug (ich bin übrigens eine, die sehr viel davon hält):
Meine besten Erfahrungen habe ich damit gemacht, wenn die Leute mit sehr kurzen Ski (nicht Blades), so ca.110cm angefangen haben und dann den Pflug als erstes gelernt haben.
Bei so kurzen Ski ist der Unterschied in der Körperhaltung zwischen Pflugposition und paralleler Position sehr gering und es kann teilweise schon am ersten Tag parallel gefahren werden. Trotzdem hat man immer eine sichere Möglichkeit, anzuhalten.
Auch erfordert diese Vorgehensweise meist nur einen einzigen Materialwechsel (auf einen Ski von 150-160cm). Der grosse Nachteil der konsequenten Kurzskimethode ist für mich nämlich die gewaltige Materialschlacht.

Mit der oben beschriebenen Methode fahre ich am allerbesten. Für mich ist es damit möglich, für die breiteste Schicht von Skianfängern möglichst optimale Bedingungen zu schaffen - und ich habe wirklich schon sehr viele Anfänger jeden Alters, Herkunft, körperl. Voraussetzungen, Ängstlichkeit und Umgebung, Wetter, Gelände etc. unterrichtet.

Der ganz grosse Unterschied von der Umsteigetechnik mit den konventionellen Ski auf die Technik mit den stark taillierten (=Carving-)Ski ist aber, dass man heute grundsätzlich die gleiche Technik anwenden kann, ob man nun im Pflug fährt oder parallel.
Das macht das Lernen wirklich leichter - man muss nicht erst die Kurve im Pflug lernen und dann (im 2. Jahr oder wann auch immer) den Parallelschwung als nächsten Schritt mit neuem Bewegungsablauf. So lernt man einfach skifahren. Wenn es geht, fährt man die Kurven parallel und wenn es so zu schnell oder zu wackelig wird, nimmt man den Pflug dazu.
Die Hilfe der Pflugposition sind:
- Füsse weiter auseinander = breitere "Grundfläche" = weniger wackelig
- Pflug"dreieck" = einfaches aufkanten = langsamer - aber trotzdem gut manövrierbar

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Beitrag von Anne-Kristin » 23.01.2004 15:21

Martina hat geschrieben:Vielleicht können wir dir helfen, wenn du noch kurz schreibst, was du unter "Rotationstechnik" verstehst (sorry, in der CH gibt/gab es diesen Begriff so nicht).
Liebe Martina! Das genau ist mein Problem! Ich weiß aus verschiedenen Büchern zum Thema Skigeschichte, das von Mitte der fünfziger bis in die siebziger Jahre hinein die Franzosen eine bestimmte Rotationstechnik, bzw einen Rotationsschwung propagiert haben. Diese Technik benutzen früher die Österreicher und meines Wissens die Schweizer auch, bevor sich deren Techniken weiter-, bzw, sich völlig neue Methoden entwickelt haben. (bei den Österreichern schon sehr bald die Beinspieltechnik und das "Wedeln"). Wie jedoch diese Rotationstechnik genau aussah, das konnte ich bisher noch nirgendwo finden. :-?

Aber mal anders gefragt: Wie würdet Ihr Rotationstechnik definieren?

Im Thread zum Thema Rotation viewtopic.php?t=3077 habe ich dazu zwar schon einiges gelesen, das meiste bezieht sich jedoch eher auf die moderne Technik, und nicht auf das, was in den fünfziger Jahren gefahren wurde :wink:
Martina hat geschrieben:Von wegen Pflug (ich bin übrigens eine, die sehr viel davon hält):
Für mich sehr beruhigend hier so etwas zu lesen! Ich bin jedesmal immer hin-und hergerissen, wenn ich für meine Facharbeit wieder das lesen, was ich selbst in meiner Ausbildung gelernt habe (Pflug, klassische Bogenschule, Aussenskibelastung etc.) und dann hier im Forum, oder auch in neueren Büchern: kein Pflug, von Anfang an Parallel, Carving oft mit totaler Innenskibelastung, etc. Sicher letzteres praktiziere ich (da ich ein begeisterter Carver bin!) wenn ich für mich fahre auch so, doch wenn es um das Skifahrenlehren geht, war ich bisher noch ziehmlich unsicher, was die Methode angeht und habe letztendlich doch so unterrichtet wie es mir beigebracht wurde. Dazu muss ich (zu meiner Entschuldigung) allerdings sagen, dass in der Skischule, in der ich unterrichte alle Kollegen die ich kenne auf die konventionelle Weise unterrichten, was dazu führte, das ich mich als "junges Küken" :wink: dem mehr oder weniger untergeordnet habe.
Martina hat geschrieben: Der ganz grosse Unterschied von der Umsteigetechnik mit den konventionellen Ski auf die Technik mit den stark taillierten (=Carving-)Ski ist aber, dass man heute grundsätzlich die gleiche Technik anwenden kann, ob man nun im Pflug fährt oder parallel.
Wie meinst Du das konkret? Es ist doch etwas völlig anderes, ob jemand mit Pflug, oder carvend um die Kurve fährt!
Wäre lieb, wenn Du das genauer erklären könntest, da mich Deine Methode sehr interessiert!
in meinen Augen ist sie so etwas, wie das vernünftige Mittelmaß zwischen den zwei Extremen "Pflugbogenschule" - "Kurzskimethode"

Ganz liebe Grüße

Anne :)

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Beitrag von nicola » 23.01.2004 15:42

vielleicht hilft dir das...
Begriffsklärung Drehen
Der Begriff "Drehen" war einer der wichtigsten Begriffe der alten Skitechniken vom Rotieren bis zum Wedeln. Man verstand darunter ein Drehen des Ski um einen Punkt seiner Längsachse, was zu einem mehr oder minder starkem Querstellen des Ski gegen die Fahrrichtung führt. Gedreht wird der Ski durch Aktionen wie Rotation des Körpers mit folgender Blockade und Übertragen der Drehung auf die Ski, wie Drehen der Beine und wie Wegschieben der Ferse. Durch das Drehen wird der Ski in die Kurve hineingeführt und bei mangelnder Selbstführung auch durch die Kurve gesteuert. Die Drehung des Skis wird durch Aufkanten gegen Ende der Steuerphase wieder gestoppt. Die Spurverbreiterung - vor allem in Form des Schwungbauches - ist ein typisches Ergebnis des Skidrehens. Vielfach wird "Drehen" auch als schwammiger Allgemeinbegriff für "Kurven fahren" verwendet. Jede Kurve und jeder Schwung wird zur Drehung, weil man am Ende in einer anderen Richtung steht und fährt als zu Beginn. In diesem Sinne wird über das Zustandekommen der Richtungsänderung nichts ausgesagt. Leider wird gerade deshalb der Begriff des Drehens auch immer wieder bei vielen Autoren in der Carvingdiskussion verwendet. Das Drehen wird in der Carvingtechnik zum Sonderfall. Im Regelfall läuft beim Carven der Ski auf der Kante durch die Kurve und vermeidet jegliches Wegdriften eines seiner Teile.
Zitat Walter Kuchler
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Beitrag von Spyder » 23.01.2004 15:42

@Anne

Zitat Marina
man muss nicht erst die Kurve im Pflug lernen
Sowie ich das verstanden habe wird der Pflug NICHT zum Kurvenfahren sondern zur Tempominderung, Stabilisierung und zum Anhalten benutzt, Kurven werden immer möglichst parallel gefahren
Gruß
Peter

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Beitrag von Gast » 23.01.2004 15:56

Definition Rotationstechnik:
Bei der Rotationstechnik bilden Schulterpartie beziehungsweise das Becken (Beckenkurbel) sozusagen den Motor des Schwungs. Die Skier werden im gleichen Drehsinn mitgedreht.
hope that helps
nicola

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