Hi Marvin
Grundsätzlich ist das ein guter und kontrollierter Kurzschwung. Ich sehe folgendes Verbesserungspotential: Didier Plaschy, der ehemalige SL Weltcup Sieger, Skitrainer bei Swiss Ski und Experte bei SRF, würde sagen, dass du zu fest in den Spoilern hängst, sprich dein Gewicht zu fest auf der Ferse ist. Das führt dazu, dass die Schaufeln der Ski zu stark entlastet sind und du das Skiende zu sehr wegdrückst. Das lässt den Schwung etwas abgehackt und verkrampft wirken. Ich weiss nicht, was du für einen Kurzschwung im Kopf hast. Mein Bild wäre, dass der Ski mehr über die Taillierung auf der Kante fährt und der Kantenwechsel jeweils so kurz und so stark wie nötig ist. Dabei wird die Schwungeinleitung über die Schaufel vollzogen und das Rutschen der Skienden, so weit als möglich vermieden. Klar, wenn es sehr steil ist und oder sehr hart ist, muss der Normalo mehr Ausschwingen.
Der Schlüssel sind die Sprunggelenke. Mit aktiver Sprungelenksarbeit wird der Schwung eingeleitet. Das erzeugt mehr oder weniger Druck auf der Schaufel des Aussenski. Dieser Druck muss sehr dynamisch und explosiv erfolgen, so dass der Kanteneinsatz zwar kraftvoll aber trotzdem dosiert (je nach Steilheit und Schneebeschaffenheit) erfolgt, anschliessend lässt man die Ski einfach auf der Taillierung fahren, bevor der Kantenwechsel erfolgt. Das heisst du musst aus den Spoilern der Skischuhe raus und aktiv nach vorne arbeiten. Die Schienbeine drücken gegen die Zunge des Skischuhs und die Sprungelenke nützen den Flex des Skischuhs. Sobald du die Spoiler an der Wade spürst, stimmt die Position nicht.
Deine Arme und Hände machen völlig unnötige Bewegungen. Die musst du abstellen. Etwas Stockeinsatz kann helfen den Rhythmus zu halten. Aber deine Arme vollführen Bewegungen, die den Bewegungsablauf stören. Grundsätzlich sind die Arme ruhig, die Haltung ist so, dass sich die Hände vor dem Fahrer befinden. Sie müssen möglichst im Blickfeld des Fahrers bleiben. Logisch, dass beim Kurzschwung zwischendurch Ausgleichsbewegungen nötig sind, um die Balance zu halten. Fährt man einen klassischen Kurzschwung, mit aktiver Hoch- Tiefbewegung, enger Skiführung (z.B. auf Buckelpisten), ist auch ein aktiverer Stockeinsatz ok. Was nicht gut ist und man sehr oft sieht, sind die Ellbogen an den Hüften und das nach Vorne werfen der Unterarme.
Kleiner Einschub; Nach dem mir ingo31, in der vergangenen Saison Rückmeldung zu meiner übertriebenen (wilden) Armarbeit gegeben hat, konnte ich hier grosse Fortschritte erzielen. Durch das Eliminieren von unnötigen Bewegungen bin ich auch dran meine V-Stellung, bei langen Radien, zu eliminieren. An dieser Stelle, herzlichen Dank Ingo, für deinen wertvollen Input!
Zusammengefasst:
Mit dem Körperschwerpunkt nach vorne kommen.
Aktive Arbeit mit den Sprungelenken.
Kurzer, explosiver, aber trotzdem dem Gelände/Schnee angepasster Kanteneinsatz.
Dann den Ski auf der Taillierung fahren lassen.
Arme/Hände sind ruhig. Die Hände befinden sich vor dir, im Blickfeld.
Hier ein Beispiel aus dem Training von Pinturault und Noel
https://www.youtube.com/watch?v=bqNraGuyyaw bei dir rutscht das Skiende. Bei diesen Zwei fährt der Ski immer auf der Kante. Du hängst Hinten im Skischuh, sie fahren aktiv und arbeiten "ins Tal". Während Pinturault sehr rund fährt, wählt Noel den kürzeren Weg. Er (und Alex Vinatzer) ist der Meister des ultrakurzen und explosiven Kanteneinsatz.
Der, im Wesentlichen auf der Kante gefahrene Kurzschwung, lässt sich sehr gut im nicht all zu steilen Gelände üben. Etwas Neigung sollte der Hang aber haben, da du sonst zu wenig Grundspeed hast.
Kleine Randbemerkung: GS Ski sind halt beim Kurzschwung limitiert, da du sehr viel Nachdrücken musst, um den Radius zu verkleinern. Das gelingt mit dem Rustler 9 sicher besser, als mit dem GS.
Gruss
Martin