Tach zusammen!
Ich freue mich immer, wenn ich werbefreie Meinungen zu bestimmten Skiern lesen kann - das hilft mir sehr viel bei meinen Kaufüberlegungen. Vielleicht kann ich dem/der ein oder anderen durch diesen Text ja auch etwas "helfen"?
Kurz zu mir: Skilevel zwischen 75 und 85; 1,87 groß, 100 kg; gute Skitechnik (Carven, Bremsen, Cruisen etc.) auf allen Pisten, auch schwere Buckelpisten werden langsam aber sicher bewältigt; ich fahre gerne schnell und große Bögen aber auch "hektisches" Slalomgekurve mit brachialem Kantenhalt finde ich klasse. All das beherrsche ich gut bis sehr gut. Mittlerweile gibt es erste Geländeerfahrungen neben der Piste, aber (noch) keine echte Tiefschneeerfahrung.
Da ich nach einem neuen Allmountainski Ausschau gehalten habe, habe ich gerade letzte Woche o.g. Skier getestet.
Die ersten 3 haben viel Vorschusslorbeeren erhalten und kamen somit in die engere Wahl.
Die Schneebedingen waren tiptop: fester Altschnee, nachts -3 bis -6 Grad, tags 0 bis 6 Grad; ab mittags dann an den Südhängen leichter bis derber Sulz mit vielen Haufen, aber auf den nördlichen Pisten immer noch tippitoppi Grip; von blau bis schwarz war alles dabei inkl. kleiner Buckelpisten und sehr harschigem Gelände neben der Piste. Skigebiet: Mellau-Damüls.
Der K2 war das "alte", grüne Modell, der Head ein 14er, der Salomon auch (aber mistneu). Den 2012/13er Fischer habe ich jetzt zwar nicht getestet, aber selber zwei Jahre lang gefahren. Ich beschreibe ihn daher noch einmal mit, da ich genau weiß, wie er sich fährt.
K2 AMP Rictor 80 (2012/13; 1,77 m)
Von der Farbe ein Knaller, aber eine "merkwürdige" Marker-Bindung, die deutlich klapperte (weil sie schon älter war?...).
Mir fiel sofort auf, dass er auf der Piste ein eher "träges" Einlenkverhalten hat. Schnelle Kurzschwünge sind nicht so sein Ding. Das merkt man speziell, wenn man auf schmalen Ziehwegen die Geschwindigkeit niedrig halten muss, um dem Vordermann nicht in die Hacken zu fahren. Da braucht er deutlich Reaktionszeit und schwingt nur mit Nachdruck rum, und das eben eher langsamer und träge.
Dafür legte er eine enorme Laufruhe an den Tag, wenn es schneller wurde und bot sehr guten Kantengriff, der einen auch auf eisiger, schwarzer Piste sicherst und zügig nach unten brachte. Tolles Gefühl, absolut safe und spaßig!
Im harschigen Gelände neben der Piste lag er gut und bügelte mit der breiten Schaufel die harten Buckelchen gut weg. Besonders auffällig, und zwar überaus positiv: Den K2 kann man noch wunderbar steuern, wenn man Rücklage hat. Das habe ich intuitiv sogar recht oft gemacht, weil es echt Spaß macht, dem Ski "auf den Hacken" noch mal einen richtigen Steurimpuls zu geben und im letzten Moment "ums Eck zu reißen".
Mein Fahreindruck: Ein fahrstabiler Tempobolzer mit gutem Kantengriff, der im Gelände wegen der "Rücklage-Lenkfähigkeit" bestimmt noch besser aufgehoben ist, als auf der Piste.
Head REV 80 Pro (2014/15; 1,77 m)
Mein eigener REV 78 dreht unheimlich leicht, fährt sich superagil, steht gut auf der Kante und macht einfach Laune. Das muss der 80 Pro mit seiner aufwändigeren Konstruktion ja alles noch besser hinkriegen, oder? Doch gleich der erste Schwung fiel mir deutlich schwerer, obwohl mein 78er REV tats. auch 80 mm unter Bindung hat... hm...
Auch der REV 80 Pro hat ein ähnlich träges Kurzschwungverhalten wie der K2 und lässt sich nur mit etwas Nachdruck schnell von links nach rechts legen.
Auch auf der schwarzen Piste hatte er einen schönen, sicheren Grip und zog spurtreu runter (da fängt mein "geschäumter" 78er schon mal an zu schrabbeln...), aber irgendwie konnte ich mich mit dem doch trägen Lenkverhalten in allen Lagen nicht so recht anfreunden. Ganz anders mein Skibuddy, der sich auf meinem REV 78 nicht wohl fühlte, weil er ihm zu "lebendig" war und den 80 Pro genial fand. Fakt ist: Bei Speed und im Gelände liegt der REV 80 Pro satt auf und man kann ihm blind vertrauen. Insgesamt gefiel mir der K2 aber in allen Punkten einen Ticken besser.
Mein Fahreindruck: Ein laufruhiger Ski mit gutmütigem Lenkverhalten, der satt auf anspruchsvollen/steilen Pisten liegt und abseits der Piste gut aufschwimmt.
Fischer Motive 80 (2012/13; 1,82 m)
In den Motive hatte ich viel Hoffnung gesetzt: Mehrfacher Testsieger in zig Magazinen! Ich konnte mich jedoch nie so richtig für ihn begeistern. Klar – mit ihm habe ich meinen Speedrekord von 115,62 km/h aufgestellt; er läuft wie eine Diesellok auf Schienen: Gnadenlos geradeaus und in langgezogene Kurven, über Haufen und Buckel, brettstabil und todesverachtend, dabei 120%ig sicher! Aber auch er ist alles andere als agil, will mit etwas mehr Kraft von der einen auf die andere Kante geschmissen werden (die mehr Halt geben könnte) und ist wohl eher im Gelände einzusetzen als auf der Piste.
Mein Fahreindruck: Die Diesellock unter den AM-Skiern. Mit eingebautem Vollgas-Geradeauslauf. Sicher. Stabil. Im Gelände aber besser aufgehoben, als zwischen den Liften.
Salomon Enduro XT 800 (2013/14; 1,75 m)
Wie so oft - das Beste kommt zum Schluss, allein schon aus dramaturgischen Gründen...

Eingeklickt und bei der ersten (!!) Kurve: Wow! Was ist das denn? Der dreht ja leicht!
In die blaue Falllinie: Links, rechts, links, rechts – hey, fast wie ein Slalomcarver, na ja, aber wenigstens so wie mein Head REV 78; super agil und spritzig!
Mal sehen: Rote Piste mit Gas runter. Kein Schrabbeln, super Kantengriff – also rein in den Carvingturn und rums in die Kurve mit Power. Dann in die Schussfahrt mit Vollgas: Kein Flattern, kein Schrabbeln, kein Tänzeln – ein Traum!
Schwarze Piste, leicht angeeist. Kein Thema. Die Kante greift super, der Ski schwingt supersicher von links nach rechts und gibt mir extremes Vertrauen. Und noch viel mehr: Extremen Spaß!
Egal, was ich mit dem XT 800 angestellt habe: Ob rote Piste im Schräglagen-Vollgas-Carving-Modus; ob schwarze Piste auf leicht eisigem Untergrund runtergebolzt; ob schwarze Buckelpiste mit 1-1,5 m hohen Buckeln bergab gehoppelt; ob schmale Ziehwege mit Links-/Rechts-Orgien oder harschiges Gelände mit 30 cm tiefem Altschnee – der Enduro fährt ALLES sicher und auch noch kraftsparend! Das beste aber: Es macht einfach alles einen Mörderspaß!
Mein Fahreindruck: So einen sicheren, fehlerverzeihenden, leicht zu drehenden und doch absolut temposicheren Ski bin ich in dieser Kombi noch nicht gefahren. Ein Wahnsinn! Der Salomon animiert zum Spielen, Springen, Buckelpisten fahren, Vollgas geben. Kurzum: Er ist der Allrounder schlechthin! Bingo! Gesehen, gefahren, genossen, gekauft! Der Salomon Enduro XT 800 hat mir in jeder (!!) Situation ein Grinsen ins Gesicht gezaubert. Hätte ich keine Ohren, ich hätte rundum gegrinst!
Gesamteindruck:
Fischer, Head und K2 sind tolle Ski, "leiden" aber m.E. nach unter dem doch trägen Lenkverhalten – Kurzschwünge fallen deutlich schwerer mit ihnen. Auf breiten Pisten und im Gelände sind sie m.E. nach besser aufgehoben, weil sie dort ihre Vorteile – weite Schwünge, breite Schaufel, guter Auftrieb – besser zu Geltung bringen können.
Der Head REV 80 Pro wirkt insgesamt irgendwie leicht bieder und hat mich etwas enttäuscht; der Fischer Motive 80 ist der Tempobolzer schlechthin und soll gar Freeride-Gene haben (die ich aber mangels Tiefschnee nie testen konnte) und der K2 fährt sich recht spaßig und selbst in Rücklage noch sehr fehlerverzeihend und dürfte somit im Tiefschnee ein Brüller sein.
Absolutes Highlight aber ist der Salomon Enduro XT 800: Er kommt der eierlegenden Wollmilchsau sehr, sehr nahe und ist ein Allmountain-Ski wie er im Buche steht! Er kann alles, er macht alles, er anmiert zum Spielen, Ballern, Tricksen und zu vielem mehr. Und ALLES macht einen Mörderspaß mit ihm!
Dürfte ich nur einen einzigen Ski mit auf die einsame Insel nehmen – es wäre der Salomon Enduro XT 800!!
(OK, ok – ich bräuchte noch Stöcker. Und Schuhe. Und eine Brille. Und einen Helm. Eine Schneekanone... Speichersee...
Lift.... Ticketschalter.... au mann....)
So – das waren meine subjektiven Eindrücke, die Euch hoffentlich bei Euren Überlegungen helfen!
Tipp: Unbedingt selber alle Ski innerhalb eines, max. zweier Tage bei gleichen Schneebedingungen testen - das bringt wirklich gravierende Erkenntnisse!!
LG
RALLE