NeusserGletscher hat geschrieben:reinhard_wien hat geschrieben:Ist es unangenehmer, den Kopf rasch zu drehen, wenn man einen Helm trägt?.
Moderne Skihelme wiegen weniger als 500 Gramm. Gegenüber den ca. 6kg, die ein menschlicher Kopf auf die Waage bringt, ist dessen Einfluss eher gering.
Wenn die Dichte des Kopfes ca. 1 kg/Liter ist, dann wäre sein Radius als Kugel ca. 11,27 cm und sein Inertialmoment J = 0,0305 kgm². Ist der Helm eine Halbkugelschale mit 11,3 cm Innenradius und 2 cm Dicke(?), hat er, wenn er 1/2 kg wiegt, J = 0,0051 kgm² und bewirkt im Vergleich zur Gewichtszunahme (ca. 8%) eine ungefähr doppelte so große Vergrößerung des Trägheitsmoments (ca. 17%). Ganz grob wäre das also damit zu vergleichen, plötzlich 11 bis 12 kg mehr auf den Rippen zu haben und sich damit sportlich zu bewegen. Das spürt man natürlich sehr wohl, vor allem weil man es nicht dauernd gewohnt ist (im Vergleich zu einem übergewichtigen Menschen).
Forschungslücke für Leute auf der Suche nach für die Menschheit wirklich nützlichen Diplomarbeitsthemen: Lassen sich bei Ganzjahreshelmschifahrern im Vergleich zu Ganzjahresmützenschifahrern und Nichtganzjahresschifahrern (egal ob mit Helm oder Mütze) im Kernspintomographen statistische Unterschiede in der Ausbildung der Nackenmuskulatur feststellen?
urs hat geschrieben:und wieso nennst du ihn nicht "Carvi"? er fuhr doch sicher carve-skies. oder "Hösi", da er hoffentlich hosen trug? wieso der analogie-schluss "raser"="helmträger"?
Weil ich als netter Mensch ihm lieber unterstelle, daß die Ursache für die Kollision am Zeug um seinen Kopf als am Zeug in seinem Kopf zu suchen war.
Wie gesagt, mir ist aufgefallen, daß er später reagierte als ich, weil er anscheinend die drohende Situation später gesehen/gehört und erfaßt hat als ich. Da ich ebenfalls mit Carving-Schi und u.a. mit einer Hose bekleidet unterwegs war, blieb als augenfälligster Unterschied - und damit als erster Kandidat für _eine_ mögliche Ursache für sein Aufmerksamkeitsdefizit - sein Helm.
(Für chromatologische Korrelationen schifahrerischer Verhaltenspräferenzen war ich zum damaligen Zeitpunkt nicht sensibilisiert, daher hab ich damals nicht auf die Farbe seiner Ausrüstung geachtet. Wenn der Helm eine zur spezifizierten Orientierung relativ zum Kopf reziproke Lage eingenommen hätte, wäre mir das aber vermutlich schon aufgefallen.

)
Die Studie, auf die Du hinweist, gibt für die Fragestellung, bzw. die Detailfrage, die mich am meisten interessiert (Umsicht, Orientierung...), nicht allzu viel her und die Methodik ist viel zu ungenau beschrieben. Erschöpfte sich denn die Erfassung der "Risikofreudigkeit" in der Befragung der angehaltenen Leute? Wie hätte sichergestellt werden können - wenn es etwa durch Beobachtung geschah -, daß die Beurteiler nicht tendenziell beurteilen könnten, zumal sie es ja sahen, ob jemand einen Helm hat oder nicht? An die Aussagekraft einer Doppelblindstudie reicht sie jedenfalls nicht heran. Aber immerhin läßt sie - und damit läßt sie so manch andere ernsthaftere Studie wohl weit hinter sich - einigen schwarzen Humor erkennen: "Die jüngsten Verletzten waren 3 Jahre, der älteste 89 Jahre. Das zeigt, dass sich der Wintersport ...
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... vom Kleinkindalter bis zum höchsten Seniorenalter einer großen Beliebtheit erfreut."
Aber immerhin räumt die Studie die Existenz anderer Studien ein, die eine positive Korrelation zwischen Geschwindigkeit und Helmtragequote gezeigt haben. Die Behauptung, sie widerlegt zu haben, ist allerdings als vermessen zu bezeichnen.
Um ein wenig die Kurve zum ursprünglichen Thema zurück zu carven:
Wir wissen noch immer nicht, ob der letzte Raser nun einen Helm hatte oder nicht. Und ich muß sagen, ich finde es auch schade, daß sich niemand zu dem Alleinfahreffekt vs. in-der-Gruppe-Fahreffekt geäußert hat. Ich finde die Videos und ihre Analysen hier absolut toll, aber sie und vermutlich auch die Praxis des Skilehrerberufs zeigen, wie Leute unter Beobachtung fahren und sich dabei besonders Mühe geben (und/oder aber besonders verkrampft sind). Da ein Skilehrer sich zwar wohl primär auf seine(n) Schüler konzentriert, aber natürlich auch die anderen Skifahrer sieht, hätte ich mir etwas mehr Resonanz für diesen Aspekt gewünscht: "(Wie) fahre ich anders, wenn ich mich beobachtet fühle?"
Ein verwandtes Phänomen, das allgemein fürs Skifahren und im speziellen auch für die Angst dabei interessant sein könnte, ist das Hintereinanderfahren. Für mich war es jedenfalls geradezu eine Offenbarung, nicht mehr in der Schlange eines (Schul-)skikurses fahren zu müssen und so ähnlich war auch der nächste Schritt, den Skiurlaub oder zumindest einzelne Skitage oder mindestens einige Abfahrten allein zu unternehmen. Als meine Freundin und ich spaßhalber abwechselnd in der Spur des anderen hinterhergefahren sind, war uns dabei beiden richtig "unwohl" und das lag nicht an einem sonst bestehenden großen Geschwindigkeitsunterschied. Kennt ihr dieses Phänomen? Nicht daß es Schwierigkeiten gegeben hätte, aber ich hätte den einen Schwung wo anders, später oder früher gemacht usw. An dem Tag (eigentlich Abend) war wenig los, daher spielte der "Verkehr" nicht so die große Rolle, aber wie das Fahren in der Gruppe an sich, könnte es durchaus sein, daß das Hinterherfahren im Speziellen noch mehr Aufmerksamkeit bindet, die zur Beobachtung des restlichen Verkehrs fehlt, so daß man leichter von Dritten überrascht wird und eben dann auch mehr Angst vor Zusammenstößen entwickelt.
...mir fällt gerade "Augen auf, Ohren auf, Helmi ist da!" ein... Hm, naja, egal...
Ich würde daher für Ängstliche durchaus ganz im Ernst dafür plädieren (außer vielleicht für wirkliche Anfänger), das Hinterherfahren gezielt zu vermeiden und einmal den einen, einmal den anderen vorfahren und die eigene Spur zu wählen bzw. wählen zu lassen. Andererseits war das Hinterher- und Schlangefahren für mich sicher eine harte Schule und hatte womöglich insofern auch seinen didaktischen Wert. Um sich was Abzuschauen oder um sich Beobachten zu lassen - jeweils von Könnern - kann man es ja trotzdem ab und zu _auch_ machen.