Wetter: Bedeckt, auf Gipfelhöhe leichter Schneefall, im Tal Gestern Morgen sogar leichter Nieselregen. Heute bewölkt, vormittag teils Nebel
Schnee/Pisten: Oben kompakt und griffig, Heute in Gipfelhöhen sogar mit ca. 10cm "Pappschnne"-Auflage, unten sulzig, Pisten bis Mittags gut befahrbar, ab Mittag in Gipfellagen kompakte Buckel, unten im Tal nasse "Sulzhügel".
Atomic Redster D2 SL, 165cm, 11.5m Radius, Modell 2012/2013
Fazit: "reinrassige Sportlersau". Will sehr exakt gefahren werden, für schlechte Bedingungen wenig bis gar nicht geeignet. Fühlte mich mit jeder gefahrenen Piste unwohler auf diesem Ski.
Im Detail: Schon nach den ersten Schwüngen habe ich das Gefühl der Ski hat einen "Schneemagneten" eingebaut. Er liegt absolut satt auf dem Schnee und wird regelrecht von der Piste "angesaugt". Die Laufruhe ist enorm, egal ob langsam oder bei höherem Speed... es fühlt sich an als hätte er Stoßdämpfer an Bord die alles wegschlucken, und trotzdem reagiert er selbst auf kleinste Steuerimpulse. Extrem wendig! Schon kleinstes Aufkanten lässt ihn gnadenlos in die Kurve ziehen. Auch beim weiträumigen Driften in mittleren und hohen Tempo liegt er absolut ruhig auf ohne auch einen Hauch von Flattern zu zeigen. Allerdings will er konsequent mit Druck auf die Schaufel gefahren werden. Selbst kleinste Haltungsfehler (Rücklage!) quitiert er damit, dass er brutal über die Schaufel ausbricht und fast unkontrollierbar wird. Langsam Kurzschwingen erledigt er zwar fast von selbst, aber so richtig "funktionieren" will er erst ab mittlerem bis hohem Tempo. Schlechte Bedingungen wie lockere Haufen oder Sulz mag er garnicht. Beim durchfahren solcher Haufen hat man das Gefühl er wirft bei jedem Buckel brutal den Anker raus. Nachmittägles gemütliches dahin cruisen, gepaart mit nachlassender Kondition und Konzentration, ist mit diesem Ski kaum sinnvoll möglich oder wird sogar gefährlich. Tiefschnee fahren ist mit diesem Racer sicher ein absolutes NoGo.
Atomic Redster Edge SL, 165cm, 11.7m Radius, Modell 2012/2013
Fazit: "gutmütiger D2". Verzeiht weitaus mehr Haltungsfehler als der D2, reagiert ähnlich direkt, kommt aber mit schlechten Bedingungen deutlich besser zurecht. Könnte "mein" Ski werden. Möchte ich unbedingt nochmal mit 170cm testen!
Im Detail: Im Großen und Ganzen vom Fahrverhalten dem D2 sehr ähnlich. Laufruhe aber bei weitem nicht so ausgeprägt, liegt dennoch immer satt und kontrolliert auf der Piste. Enges langsames Kurven liegt ihm deutlich besser als dem D2. Er "funktioniert" also schon in unteren Geschwindigkeitsbereich. Kurzschwung ist mit ihm "ein Traum". Im Gegensatz zum D2 der regelrecht auf dem Schnee kleben bleibt, spürt man beim Edge den berühmten "Reboundeffekt" deutlich. Bei weiträumingen Driften im mittleren bis hohen Tempo verlangt aber dann auch wie der D2 ein sehr exaktes und aufmerksames Fahren, sonst neigt er dazu über die Schaufel auszubrechen. Buckel und Sulzhaufen steckt er gut weg, wobei aber auch ein gewisser "Bremseffekt" spürbar wird. Bei weitem aber nicht so extrem wie beim D2, bei dem es mich beim ersten "haufendurchtauchen" fast aus der Bindung gehoben hat. Im Endeffekt ein Ski der (mir) den ganzen Tag auch bei gemütlicher Fahrweise Spaß machen könnte. Mit entsprechender Technik und Fahrweise zeigt er dann seine sportliche Seite. Tiefschnee dürfte gut möglich sein, befürchte aber dass er dann ähnlich bremsen und damit absaufen wird wie der D2.
Blizzard, S-Power 6.8 FS, 174cm, 14.5m Radius, Modell 2012/2013
Eigentlich nur "ausser Konkurenz" gefahren weil ich den D2 unbedingt wieder loswerden wollte, und der Head nicht verfügbar war.
Fazit: Überraschung pur! Obwohl ich wegen der länge und Radius so meine Bedenken hatte mit dem Ski heil den Berg runter zukommen, hat er mich absolut positiv überrascht. Und genau deswegen wirft er nun viele Fragen auf... (ganz unten mehr dazu)
Im Detail: Schon die ersten zwei drei engen Turns lassen vergessen dass ich eine einmetervierundsiebzig lange Latte unter meinen Füßen habe. Selbst engstes Kurzschwingen oder langsame Kurven klappen fast spielerisch. Speziell im unteren Geschwindigkeitsbereich kann er mit den beiden reinrassigen Atomic SL durchaus mithalten. Wirds etwas schneller braucht er allerdings mehr Zeit und vor allem deutlich mehr Platz zum reagieren. Lässt man ihn mal "einfach laufen" pflügt er, egal bei welchem Speed, durch die Haufen als wären sie nicht da. Bockig wird er dageben bei extremen Geschwindigkeitsreduzierungen (zb. bei Geländeübergängen, Stoppschwung aus mittlerer/hoher Geschw.). Bei den SL genügt dazu ein kurzer "Schlenker" aus der Hüfte und die Ski stehen quer, der Blizzard hingegen will dazu schon richtig mit Kraft hindirigiert werden. Weiträumiges Driften ist mit ihm selbst bei diesen schlechten Pistenverhältnissen eine Leichtigkeit und zwar bei jedem Speed. So richtig wie die SL "auf der Kante" gefahren, liegt ihm aber nicht so. Hierfür verlangt er deutlich mehr Körpereinsatz und Konzentration als bei den SL die sowas fast von alleine erledigen. Dafür ist er fehlerverzeihend pur. Selbst wenn man ihm den Schaufeldruck komplett nimmt und sich quasi nach hinten lehnt, bringt ihn das absolut nicht aus der Ruhe. (wobei ich das eher der Länge zuschreibe, als dem Ski an sich). Wäre nicht das gravierend unterschiedliche Fahrverhalten zwischen engem und weiträumigen Fahren, UND wäre er nicht so teuer!(!), wäre er eine echte Alternative zu den SL. Im Tiefschnee ist dieser Ski sicher ein Traum!
Gesamtbilanz:
Ganz offen und ehrlich. Die Testfahrten werfen nun mehr Fragen auf, als sie beantworten sollten. Vor allem weil mich der Blizzard trotz seiner Länge und "moderaten" Radius dermaßen überrascht hat, bin ich nun echt am zweifeln ob mein nächster Ski wirklich ein reinrassiger SL werden soll.
Im Grund suche ich nun:
Einen Ski mit der Laufruhe über alle Bereiche, wie der Redster D2 SL
Einen Ski mit der Wendigkeit in allen Situationen, wie der Redster Edge SL
Einen Ski mit der Souveränität bei widrigen Verhältnissen, wie der Blizzard S-Power FS
Puh ... das wird noch was... was habe ich da nur angefangen?


p.s.: Weil hier viele Wert auf den Skilevel im Profil legen, habe ich ihn nun korrigert. Es ist allerdings nicht meine eigene Einschätzung, sondern die von Uwe, der mich "auf der Piste" kennt.