Was ich jetzt sage, ist nicht die Meinung eines Experten, sondern wie als Beitrag aus einer Selbsthilfegruppe zu sehen.
Ablaze hat geschrieben:
Ich fahre dann immer mit relativ großem "Schussanteil" (also schon kurze gedriftete Schwünge, aber eben die Schultern ordentlich zum Tal, Ski schräg zum Tal).
Schußfahren ist Schußfahren und bleibt Schußfahren. Und Driften bleibt die normale Skifahrart, wenn man die Geschwindigkeit auf steileren Strecken unter Kontrolle halten will - Carving-Schwünge mit großen Radien auszufahren und dadurch Geschwindigkeit abzubauen, dafür sind die Pisten nur breit genug, wenn sonst niemand darauf fährt, meiner Meinung nach. Carven ist für mich folgerichtig eher so etwas wie "Schußfahren in Kurven". Fährst Du also nun Schuß und sonst Driftschwünge oder fährst Du zwischen Driftschwüngen Falllinie bzw. nahe an der Falllinie? Oder meinst Du, daß Du mit den Kurzschwüngen der Falllinie folgst? Das würde ich dann halt nicht "Schußanteil" nennen(?)
Ablaze hat geschrieben:
Hatte teilweise das Gefühl, das hintere Ende vom Ski wäre etwas lang...
Bei Damenski ist die Bindung noch weiter vorne, es wäre dann also der falsche Weg, Dich nach etwas zu Deinen Skischuhen passendem umzusehen.
Ablaze hat geschrieben:
Aber bei sehr steilen Stücken, Eis und Buckeln tue ich mich echt schwer...
Das ist - so hat man mir jüngst erklärt - durchaus normal. Ich wollte das eh schon an anderer Stelle thematisieren, aber zumal es hier gut paßt: Es könnte sein, daß die Leute, die sich da nicht schwer tun, mit Deiner Fahrlinie auch schwer tun würden (oder halt mehr Kraft haben und vom nötigen Kraftaufwand unbeeindruckt bleiben), aber sie wählen ihre Linie einfach besser. Zumindest könnte das durchaus ein Faktor sein, dann liegt es aber nicht an der Technik (oder am Ski), sondern vor allem an der Linienwahl und einfach an der Erfahrung mit Eis und Schneehaufen. Ich bin früher lieber um die Mugel herumgefahren, da mir bei der (präcarving-)Technik, nämlich die Ski auf dem Mugel (bzw. Schneehaufen) zu drehen, das Abfangen hinter dem Mugel zu viel Kraft gekostet hat, weil ich dort zwar die Orientierung der Ski aber nicht die Richtung meiner Fahrt (meines Impulses) ändern konnte. Mit den Carving Skiern fahre ich heute die Schneehaufen gezielt an um mitten in ihnen die Richtung zu ändern, weil sich der Schwung - vermutlich wegen der Taillierung und Kürze der Carving Ski - mittlerweile meist gut innerhalb des Schneehaufens ausgeht und ich daher nicht mehr hinter dem Haufen herunterfalle, sondern die anschließende glatte Stelle schon wieder in Richtung des nächsten Haufens überquere.
Ablaze hat geschrieben:
Ich fahre dann eher quer zum Hang (um nicht zu schnell zu werden) und meine Haltung ist am Ar***...
Ich kenne die Haltung, wie eine unentschlossene Hocke. Die Rücklage verhindert unruhige Skispitzen, der Federweg ist maximal, die Fallhöhe reduziert und bei mir auch noch bei breiter Skiführung die Stabilität und durch Öffnen der Arme das Trägheitsmoment um die Hochachse maximiert, durch das ich die Ski kurzfristig unmittelbar durch Verdrehen drehen kann. Leider muß man sich den Drehimpuls rasch wieder vom System Ski und Schnee zurückholen, den man sich für die Skier vom Oberkörper geborgt hat und das schaut dann halt mitunter so nach Herumgefuchtel aus. Andererseits nehme ich diese bzw. eine ähnliche Haltung an, wenn ich eher "aggressiv", also beherzt einen Hang mit carven und schnell befahren will. Es ist bei mir dann weniger eine (Un-)sicherheitsfahrweise, sondern eine eher rennmäßige, sehr konzentrierte Haltung für sozusagen eine offensive Fahrsequenz.
Ach ja, die Hangquerfahrt...

Im Interesse der Allgemeinheit bin ich natürlich froh, daß das kaum noch von den Skigruppen praktiziert wird, aber in einer Notsituation finde ich das System perfekt: Wenn man nicht mehr Carven kann, macht man driftende Parallelschwünge, wenn man nicht mehr sicher parallelschwingen kann (Tiefschnee, Sulz, Eis), Stemmbogen und eben Hangquerfahrt und kombiniert das mit seitlich abrutschen... Klingt jetzt extrem innovationsfeindlich und ignorant von mir, aber ich rede halt von Situationen, wo man z.B. erschöpft ist, überfordert und sonst gar nicht mehr weiter kann, und selbst wenn es nicht sein muß, ist es doch gut zu wissen, solche verlässlichen Primitivprogramme in Reserve zu haben. Zumindest für Situationen, wo sich zu blamieren einem auch schon egal ist.
Ablaze hat geschrieben:
Jedenfalls sind dann die Schultern auch in Richtung "Seite" gedreht und nicht zum Tal, also echt nicht so, wie es sein sollte...
Doch, bösartig könnte man jetzt sagen, das Mitdrehen des gesamten Körpers in die Kurve gehört heute so gemacht (beim Carven).
Ich finde eher - und das funkioniert neben der "Ignoranzmethode" auch ganz gut -, es ist wichtig, das genaue Anfahren von Schneehaufen zu üben. Also daß man so präzise den Schneehaufen zentral trifft, daß er den Ski beim "Aufprall" auf den Haufen nicht nur vorne oder nur hinten trifft und dann keinen Drehimpuls erzeugt. Kraft sparen kann man dann, in dem man sich von Ski und Skischuh einfach auffangen läßt und über die Eisplatten einfach drübergleitet und sich von der geringen Seitenführungs-Gleitreibung der Kanten nicht nervös machen läßt. Das kratzende Geräusch nicht mehr zu hören, weil man die Eisplatten im Schußfahrt überwindet, bringt psychologisch schon recht viel.
Das würde ich halt nicht direkt "Fahrtechnik" nennen, sondern ein Gefühl für das Medium, eine Vertrautheit mit dem Schnee und die Fähigkeit bzw. Übung, eine gute Linie zu finden, eben im kleinen, von Schwung zu Schwung richtig auf die kleinräumige Struktur der Schneedecke zu reagieren. Also eher Erfahrungssache als Technik.
Ablaze hat geschrieben:
Ich vermute nämlich, dass der Skityp einfach für mich nicht so gut passt... Ich meine, "Race" ist jetzt nicht unbedingt so das, was nach Skilevel 34 klingt...
Wenn ich Deinen Korrekturfaktor auf mich anwende, hätte ich 46. Bei allen Defiziten, die ich mit Dir wenigstens teilweise teile, habe ich jedenfalls kein Problem mit elementaren Fahrfehlern wie dem Verkanten oder Überkreuzen etc. Da das der Hauptnachteil harter Ski gegenüber "Anfängerski" ist, die solche Fahrfehler eher verzeihen sollen - und nicht zuletzt durch das persönliche Testen verschiedener Skier auf Leihbasis, wo ich mit einem angeblich eher "giftigen" Ski am Ende durchaus glücklich geworden bin und seine Nachteile nicht gespürt habe - hingegen seine Griffigkeit auch auf glatten Stellen ("Eis") sehr schätze, würde ich persönlich - so unberufen ich dazu auch sein mag - nicht von einem solchen Ski - mit gut geschliffenen Kanten - abraten. Ich fahre den Ski mit 170 cm eher lang, so daß der Slalomski auch bei höherem Tempo und größeren Radien angenehm ruhig bleibt.
Ablaze hat geschrieben:
Ich kann aus dem Verleih gern frei probieren und der Mensch wird mich hoffentlich auch gut beraten, aber ich hätte gern vorab schon mal einen Tipp, was ich so an Ski evtl. mal probieren sollte.
Mein Erfahrung war, daß man beim Verleih ziemlich beharrlich einen "Rennski" (wurde dort als "Premium"-Ski mit etwas teurerer Miete angeboten) verlangen muß, um einen vernünftig harten Ski zu bekommen.
Ablaze hat geschrieben:
Ach so, und carven tue ich natürlich nicht...
Ich war auch mal wild entschlossen, nicht zu carven, aber das hat sich sehr schnell gelegt, auch wenn es nicht ohne Diskussionen geblieben ist.
Mein vermutlich bester und zumindest am wenigsten umstrittene Tip wäre auf jeden Fall, mehrere Skier zu testen, nütze es aus, daß Du so viel Zeit zum Skifahren hast, die höheren Mietgebühren sind die Chance wert, dabei einen Ski zu finden, der Dir liegt. Mit Überraschungen ist zu rechnen, daß es bei mir ein Slalomcarver geworden ist, wäre aus der vorangegangenen theoretischen Überlegung heraus, meinen Vorlieben und Fahrstil her eigentlich auszuschließen gewesen.
Gruß, Reinhard