Irgendwie habe ich in den letzten 2-3 Jahren etwas die Lust am Boarden verloren, u.a. weil ich keine Fortschritte mehr mache (obwohl sich noch Potential vorhanden wäre). Da ich für meinen Einsatzbereich eh Ski für geeigneter halte (nur Pisten, gerne auch Ziehwege/Talabfahrten) und einfach mal was anderes probieren möchte, habe ich beschlossen Skifahren zu lernen.
Das Problem: ich bin noch nie Ski gefahren und es stellt sich mir die Frage, wie ich am besten anfange. Die Aussicht bei einem klassischen Skikurs 5 Tage in einer Schlange im Schneepflug hinter dem Skilehrer herzurutschen spricht mich jetzt nicht so an

Hat da jemand Erfahrungen? Inwieweit hilft die Snowboarderfahrung (im Gegensatz zu einem reinen Anfänger wäre ich ja schon mal das Fahren auf Schnee/Pisten gewohnt, halt nur mit anderem Sportgerät)?
Malte
[UPDATE 26.02.2013]
Zusammenfassung meiner Erfahrungen nach 7 Skitagen (ich fahre nur Einzeltage an Wochenenden):
Jetzt läuft es endlich! Im Rückblick habe ich mich durch eine Fehlentwicklung unnötig schwer getan. Das Problem ist mMn das klassische Erlernen des Pflugschwungs. Den Bremspflug halte ich für die ersten Schritte mit Ski sinnvoll, damit man erst mal eine Basisbremstechnik hat. Mit dem Erlernen des Parallelschwungs aus der Rückentwicklung des Pflugschwungs habe ich mir aber ein falsches Bewegungsmuster angewöhnt, das mich in der Weiterentwicklung sehr stark ausgebremst hat. Ob Pflugschwünge für einen absoluten "Schneesportanfänger" methodisch sinnvoll sind kann ich nicht beurteilen, für das Umlernen vom Snowboard auf Ski halte ich es aber für völlig falsch, da die richtige Steuerung von Carvingski mit der Carvingtechnik (*) ganz anders funktioniert als beim Pflugschwung und außerdem dem Snowboard fahren ohnehin sehr ähnlich ist. Daher halte ich es für sinnvoll nach den ersten Gehversuchen gleich die Carvingtechnik zu lernen.
Meine Tipps:
- Als erstes (z.B. vor der Skistunde) ist es nicht verkehrt erst mal im flachen am Übungshang einfach nur auf den Ski rum zu hampeln um ein Gefühl für die Ski zubekommen (von einem Bein aufs andere umsteigen, den angehobenen Ski zu rotieren, Skateschritte machen, seitlich einen flachen Hang durch ab-/aufkanten der Ski abrutschen). Ich stand am Anfang ziemlich wackelig auf den Ski.
- 2 Privatstunden nehmen, wenn möglich bei einem Ski+Snowboard Lehrer. Ich fand es am Anfang allein schon hilfreich das einfach nur jemand dabei war falls irgendwas gar nicht klappt. Und wenn es nur zur mentalen Unterstützung ist. Am 2. Tag hat es mit dem Lehrer eigentlich nicht so viel gebracht, da ich wusste was ich machen muss, meine Motorik aber Zeit zum Umsetzen brauchte. Ich denke den 2. Tag sollte man ruhig selbst rumprobieren und dann am 3. Tag nochmal 2h Lehrstunden für Korrekturen und weitere Lernziele zu nehmen.
- Die ersten 2 Tage das Snowboard mitnehmen! Ich war nach 2h Ski völlig fertig, hatte aber noch Lust zu Boarden (das Leihboard war leider nix). Danach ist es denke ich besser nicht mehr zu wechseln und die Zeit nur dem Skifahren zu widmen.
- Am ersten/zweiten Tag nicht zu warm anziehen, man kommt schnell ins Schwitzen.
- Bremsen lernen und nicht übertreiben! Das Problem ist, dass man vom Boarden eine gewisse Geschwindigkeit gewohnt ist, die man automatisch versucht zu fahren sobald man sich wohl fühlt. Man kann aber anfangs noch nicht so gut bremsen und kennt die Reaktionen der Ski bei falscher Belastung (z.B. Verscheiden) noch nicht.
- Beim Freifahren am Anfang einen Pistenplan benutzen und schauen nur blaue Pisten zu fahren, möglichst keine Ziehwege. Halt wie am Anfang mit dem Board, man ist es nur nicht mehr gewohnt nicht überall fahren zu können!
- Dran bleiben, nicht aufgeben!
Nach 7 Skitagen denke ich, dass ich für einen Skianfänger schon sehr ordentlich fahre, jedenfalls teilweise schon nah an meinem Snowboardniveau. Ohne die anfängliche Fehlentwicklung wäre ich wohl schon am 3. Tag so weit gewesen. Es gibt natürlich noch viel zu lernen, vor allem Automatismus der Bewegungen und Schulung der Feinmotorik.
Jetzt kann ich jedenfalls sagen, dass es sich lohnt den Umstieg zu probieren. Seit dem letzten Wochenende vermisse ich mein Snowboard auch nicht mehr (ich bin diese Saison auch kein Snowboard mehr gefahren, da meines gebrochen ist). Ich weiß nicht, ob ich nochmal zurück wechsel bzw. beides parallel fahre.
*) Mich stört die sehr strenge Definition von "Carving". Ich finde es sinnvoller von Carvingtechnik zu sprechen und zwischen gerutschtem Carvingschwung und geschnittenem Carvingschwung ("echtes" Carving) zu unterscheiden, da die Steuerungstechnik durchs Aufkanten die gleiche ist und sie sich praktisch nur durch den Aufkantwinkel unterscheiden (ab einem bestimmten Winkel carved halt der Ski, wie beim Board auch).
Ich möchte hier nicht auf die "richtige" Schwungeinleitung eingehen (Kantenentlastungsvorgang, Belastungsverteilung Innen-/Außenski, usw.), da gibt es unterschiedliche Ansichten und mir fehlt da auch die Erfahrung (siehe Diskussion mit Urs auf Seite 3).
Mein Problem war jedenfalls, dass ich mir vom Pflugfahren das ausschließliche Drücken auf den Außenski angewöhnt hatte - mit der Folge das ich ständig mit dem Innenski hängen geblieben bin, die Beine zu weit auseinander gegangen sind, ich Rücklage bekommen habe und einfach verkrampft und unsicher unterwegs war. Das Aha-Erlebnis war dann am vorletzten Tag den Außenski völlig zu vergessen und mich stattdessen nur auf den (kommenden) Innenski zu konzentrieren und den Schwung NUR durch aktives Aufkanten des entlasteten Innenskis einzuleiten und auf die Eigensteuerdynamik der Ski zu vertrauen (nicht drehen, drücken, oder schieben - nur aufkanten!). Dadurch fällt die Hüfte nach innen und das Außenbein kippt automatisch hinterher und kantet den Außenski auf. Damit habe ich in 2 Tagen riesen Fortschritte gemacht!