heute war, wie erwartet, ein traumtag. bereits am morgen sonnenschein, perfekte bedingungen auf der piste, weiterhin etwas offpiste möglich. ich möchte aus rücksicht auf all diejenigen, die im büro sitzen oder sonst einer ehrlichen arbeit nachgehen, gar nicht zu sehr ins detail gehen

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nach der nachmittagsjause machen wir uns auf den schlepper der obersten sektion, um uns nochmals auf der schönen piste "gletscher" zu vergnügen. nachdem wir das zweitemal oben anlagen, macht mich meine frau auf ein etwa 60-jähriges pärchen aufmerksam und meint, die wären seit unserer letzten liftfahrt kaum zwei kurven weiter. wir befinden uns auf einer dunkelblauen piste. neugierig beobachte ich beide, während sich die frau mühsam mit seiner unterstützung hochrappelt. sie versucht sich im pflug, fährt schwankend zehn meter richtung schneemade am pistenrand, torkelt, stürzt - nein doch nicht, kann sich knapp halten. er erinnert sich vermutlich an sein letztes motivationsseminar und ruft "super, super - siehst du, es geht doch!"
normalerweise gibt's in vals mit den recht anspruchsvollen schleppliften eine natürliche anfängersperre. in diesem fall scheint die vollkommen versagt zu haben, und die beiden haben es bis auf 3000m geschafft. für eine anfängerin eine beachtliche leistung

. wir überlegen kurz, ob wir sie ansprechen sollen. in anbetracht, dass er ein schweizerkreuz hinten am helm trägt und in einem allemannischen dialekt spricht, lass ich es jedoch bleiben. während es in deutschland abermillionen von fussballtrainern gibt, hat's in der schweiz proportional ähnlich viele skilehrer

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wir beschliessen aber, den pistendienst zu informieren. dieser sass in korpore, d.h. zu zweit bei der jause in der dachberghütte. sie hätten schon davon gehört. ob es wirklich so schlimm sei? einer meinte, die hätten da oben nichts verloren. ich ging mit ihm einig, die faktenlage war leider eine andere

. ich solle doch als skilehrer mit ihr runterfahren, meinte der andere im spass, sie würden sich inzwischen was einfallen lassen. allgemein ungläubiges staunen, aber sie nahmen es recht gelassen.
meine frau und ich wollten nochmals hoch, um auf der anderen abfahrt den skitag abzuschliessen. oben angekommen trieb uns die neugierde und zugegebenermassen auch die schadenfreude nochmals die "gletscher"-piste runter. die frau hatte es tatsächlich ein paar hundert meter und geschätzte hundert höhenmeter weiter geschafft, aber lag erneut im schnee. ihr göttergatte - gentleman like - stand zweihundert meter weiter unten und diente mit guten ratschlägen. aus schadenfreude wurde erbarmen, und wir fuhren zur frau hin. wie sich herausstellte stammten beide aus dem vorarlberg - nicht unbedingt alpenfern

. ich stellte mich als skilehrer vor und gab ihr tipps zum aufstehen. halb am ende ihrer kräfte schaffte sie es trotz meiner unterstützung nicht mehr hoch. sie war nun auch nicht gerade als gertenschlank zu bezeichnen

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"sie haben sich etwas arg hoch gewagt." meinte ich.
"war nicht meine idee sondern die meines mannes. ich wollte eigentlich unten bleiben."
"wie geht es kräftemässig? zeitlich wird es etwas eng. wollen sie nicht lieber zu fuss gehen?"
"hatte ich mir auch schon gedacht."
ich half ihr aus der bindung und die schuhe öffnen, nahm die skies und fuhr zu ihrem mann, der bereits von meiner frau vorinformiert worden war. er wirkte leicht irritiert und säuerlich, als ich ihm mitteilte, dass er sich mit der pistenwahl vertan habe und seine frau zu fuss garantiert schneller unterwegs sei. etwas gereizt antwortet er (originalton):"wie soll sie's dann sonst lernen? die untere piste ist ja überhaupt nicht geeignet!"

und ich könne ihm die skies ruhig geben. freundlich aber bestimmt behielt ich die skies, teilte ihm mit, dass sie in einer halben stunde bloss einen drittel der liftstrecke geschafft hätten und es bis liftschluss nicht bis zur liftstation schaffen würden. notabene auf 2500m, d.h. es fehlen dann immer noch 700hm bis zur gondel

. kleinlaut gab er zu, sich in der zeit leicht vertan zu haben. nicht nur in der zeit, meinte ich. normalerweise würde ich mit anfängerInnen zwei tage am pony-lift verbringen

. sagte es und fuhr mit ihren skies runter, damit er nicht auf dumme gedanken kam.
in der dachberghütte berichtete ich den aktuellsten stand zur allgemeinen erheiterung. wer den schaden hatt ...

. wie erwartet war die frau zu fuss massiv schneller und der mann im pflug zwei meter neben ihr. nach einem disput in der mitte - den wir leider nicht mitbekamen - wählte er spontan einen grösseren abstand. "der hat wohl bei denen die hosen an" unkte ein bahnarbeiter. "wohl nicht mehr lange" war die trockene antwort

. er könne wohl froh sein, wenn sie vor erschöpfung gleich einschläft, sonst könnte es ein ungemütlicher abend werden. "pistenwalking" wurde bereits als neue trendsportart erkoren.
wir beobachteten die beiden aus der ferne, die pistenkontrolle begab sich wie immer auf die letzte tour und wir machten uns auch leicht verspätet talwärts. die frau hatte es fast bis mitte der zweiten sektion geschafft, geschafft war auch der eindruck, den sie vermittelte. ihr mann weiterhin in sicherer distanz. wir munterten sie nochmals auf, dass wohl bald der pistendienst kommen würde. dieser erlöste sie alsbald mit einem ski-doo, er wollte ja auch seinen verdienten feierabend

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