Kantentuning für Dummies

[claufi]

Hi,

leider bin ich handwerklich und auch physikalisch absolut laienhaft. Seit ca. 2 Monaten setze ich mich nun mit dem Thema Kantentuning auseinander. Threads dazu gibt es ja zu Hauf und das benötigte Material ist zwischenzeitlich geordert.

Was ich nicht so ganz verstanden habe, ist die Wirkweise des Schleifgummies. Schleifgummi ist zum Rost entfernen und zum Kanten brechen, soweit soklar. Aber was passiert mit der Kante bei der Behandlung mit dem Schleifgummi?

Ja und dann habe ich mich schon mal an ein paar alten Skiern versucht. Leider führte das Bearbeiten der Kanten mit einem Schleifgummi nicht zu dem gewünschten Erfolg. Der Rost entpuppte sich als wesentlich hartnäckiger als gedacht und der Schleifgummi ist jetzt rostig und hat tiefe Kerben. Trotzdem war nach intensiver Schleifgummibearbeitung noch Rost an den Kanten. Habe ich was falsch gemacht? Wie benutzt man den Schleifstein zweckbestimmt? Nass oder trocken?

Kann ich Rost auch mit dem goben Diamanten (alternativ grober Alu-Oxydstein) entfernen?

Die nächste Frage richtet sich ans Kanten brechen. Was passiert hier genau?* Und was macht der feine Diamant (alternativ feiner Alu-Oxydstein) beim Entgraten anders?
*) Also mit der Kante vom Ski. An welchen Stellen und warum ich Kanten breche ist mir klar

Soweit .. sofertig. Dann fahre ich den frisch geschliffenen Ski zwei Tage. Vermutlich hat er dann wieder Rost und Grad. Reicht einmal drüber mit dem groben Diamanten? Oder erst Rost ab mit Schleifgummi?

Recht herzlichen Dank im voraus.

Viele Grüße, Claudia

[Uwe]

Hallo Claudia,

ich nutze weder Schleifgummi (eher Aluoxydstein), noch breche ich die Kanten (weil dann der Grip dort fehlt, was beim Carven eher nachteilig ist).

Wie ICH es mache, siehst du in den Videos unter https://www.carving-ski.de/equipment/skiservice.php

[claufi]

Hallo Uwe,

das Video kannte ich schon. Gefällt mir auch sehr, aber erklärt eben nicht, was der Schleifgummi mit den Kanten macht.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ein Schleifgummi die Kante "rund" schleift, was man sich ja beim Kantenbrechen zu Nutze macht. Außerdem habe ich gelesen, dass man nach der Behandlung mit einem Schleifgummi die Kante unbedingt feilen muss (weil sie ja rund geworden ist). Ist dem wirklich so?

Warum kann ein Schleifgummi keine Verhärtungen entfernen, wohl aber eine Stahlkante rund schleifen? Ist ein Schleifgummi im Gegensatz zum Alu-Oxydstein eher grob oder eher fein? Kann auch der grobe Alu-Oxydstein Rost entfernen? Was passiert mit der Kante beim Entfernen von Verhärtungen? Wird sie dabei auch runder? Worin unterscheidet sich die Wirkweise des Schleifgummis von der eines Alu-Oxydsteines?
Ja und dann gibt es ja noch Akansas-Stein. Was ist das und wofür nimmt man den?

[Uwe]

Hallo Claudia,

mit einem Schleifgummi kannst du oberflächlichen Rost und (NACH den Schleifen) einen "weichen" Grat entfernen ... und auch die scharfen Kanten leicht brechen.

Aber eine Verhärtung (Kratzer in Kante) ist, wie der Name schon sagt, viel härter, als die Kante. Da reicht dann ein Gummi nicht mehr, da muss dan schon ein Stein her (Arkansas oder Alu-Oxyd, Arkansas ist etwas härter als A-O)

Warum ist die Verhärtung härter? ... ein Kratzer entsteht durch Druck (z.B. Überfahren eines Steines). Durch diesen Druck wird das Metall komprimiert (wie beim Schmieden) und somit härter.

[smiler10]

Hallo zusammen..

Die Verhärtungen auf den Kanten entstehen bei Kantenkontakt mit einem Stein.
Bei diesem Kontakt entsteht kurzzeitig eine enorme Temperatursteigerung an der betreffenden Stelle und daher sind diese Stellen nur mit dem Aluoxidstein oder einer groben Diamantfeile zu bearbeiten.

Der Schleifgummi bringt dir hier gar nichts, da dieser wesentlich weicher ist.
Außerdem runierst du dir an den Verhärtungen ohne vorheriger Anwendung des Aluoxistein oder einer groben Diamantfeile auch noch deine Feile fürs Kantenschleifen.

Arkansasstein wurde auch angesprochen, dieser wird nur fürs Finishen der Kanten nach dem Kantenschleifen als Ergänzung zur Diamantfeile verwendet und glättet dir deine geschliffenen Kanten, was in Kombination eine etwas längere Haltbarkeit der Kantenschärfe bringt.

Der Schleifgummi entschärft dir deine Kante bei Anwendung im vorderen und hinteren Bereich der Skier ein wenig und nimmt dir damit etwas die Aggressivität des Skiers beim Fahren, wenn dies nicht gewünscht wird (speziell für Anfänger zu empfehlen).

Am Schluß noch der "ultimative" Tip um generell Rost an den Kanten zu vermeiden:

Einfach am Ende des Skitages die Kanten mit einem trockenen Tuch abwischen, bei harten Pisten und auch Kunstschnee zusätzlich mit einer feinen Diamantfeile und/oder dem Arkanssstein leicht über die Kanten gehen.

Greets
smiler10

[claufi]

Hi,

vielen Dank für die Ausführungen. Mir ist jetzt einiges klarer geworden.

Die Sache mit dem Arkansas finde ich interessant.

Ich dachte zum "nachschleifen" am Ende eines Skitages benutze ich eher einen groben Diamanten (alternativ einen groben Alu-Oxydstein). Also irgendwas, was entstandenen Grad entfernt.

Also wenn ich
- feinen Diamant (alt. Alu-Oxydstein)
- groben Diamant (alt. Alu-Oxydstein)
- Arkansasstein
- Keramikstein
zur Auswahl habe, was ist zum "nachziehen" am Besten geeignet?

Und dann möchte ich nochmal kurz auf den Schleifgummi zurückkommen. Ist es normal, dass Rost entfernen mit Schleifgummi sehr mühselig ist? Und verwendet man den Schleifgummi nass oder trocken?

Danke schön und Viele Grüße, Claudia

[smiler10]

Hallo..

Aluoxidstein nimmt man nicht zum "nachschleifen", sondern nur um Verhärtungen der Kante abzutragen.
Vom Aluoxidstein gibt es auch 2 Varianten, der meist rosafärbige für gröbere Sachen und der
weiße, feine für leichte Kratzer in der Kante. (Ich pers. habe nur den rosaroten im Einsatz)

Also wenn die Kanten nach einem Skitag keine gröberen Macken aufweisen (einfach mit der Fingerkuppe sanft die gesamte Kante entlang fahren und ev. Unebenheiten erfühlen) dann am besten mit einer feinen Diamantfeile und/oder dem Arkansasstein auch ohne viele Druck die Kante nachschärfen.
Sind leichte Beschädigungen zu spüren bzw. auch zu sehen dann vorher mit einer gröberen Diamantfeile und anschließend wieder mit der feinen Diamantfeile und/oder dem Arkansasstein die Kanten ohne viel Druck nachbearbeiten.

Du musst dir das mit der Diamantfeile/Arkansasstein vorstellen als wenn es der letzte Feinschliff (Finish) für die Kante ist.
Kanten mit der Feile schleifen bringt dir erstmal den richtigen Winkel und eine sichtbar saubere, scharfe Kante.
Mit der Diamantfeile und/oder dem Arkansasstein wird diese Kante jetzt poliert und geglättet welche dir noch das zusätzliche Extra an Kantenschärfe bringt.

Leichten Rost entfernen ist mit dem Schleifgummi normalerweise kein Problem.
Vielmehr glaube ich das an deinem alten "Testski" sich einige Verhärtungen angesammelt haben und diese dir deinen Schleifgummi mehr kaputt machen als dieser dir den Rost an den Kanten entfernt.
Schleifgummi wird trocken verwendet.

Generell kann ich jedem einen Download von der Holmenkol Homepage empfehlen.
klick mich..
Dort im ersten Abschnitt "Prints" den 2. Link "RaceGuide Alpin" (10.1 MB) herunterladen.

Ab Seite 22 des pdf's werden einige Sachen zur Ski- und Kantenpräparation beschrieben und die verwendeten Komponenten auch aufgelistet.
Einiges davon kann man als "Normalskifahrer" getrost weglassen, da es schon in Richtung Rennskipräparation geht und hier der Aufwand an Arbeitszeit & Kosten doch recht schnell ansteigt.

Greets
smiler10

[claufi]

Hallo Hubert,

vielen Dank für die ausführliche Erläuterung. Habe jetzt einiges verstanden. Der Rest kommt dann durch Erfahrungen sammeln.

... Leichten Rost entfernen ist mit dem Schleifgummi normalerweise kein Problem.
Vielmehr glaube ich das an deinem alten "Testski" sich einige Verhärtungen angesammelt haben und diese dir deinen Schleifgummi mehr kaputt machen als dieser dir den Rost an den Kanten entfernt.
Schleifgummi wird trocken verwendet.

Ja, dem ist wohl so. An dem Ski wurde seit Ewigkeiten nix mehr gemacht, weil der Wert eines Skiservices den Wert des Skies übersteigen würde. Aber zum Rumprobieren ist der Ski perfekt

Viele Grüße, Claudia