Urbi et Alpi
Heute ist der Tag der frohen Botschaft und da will ich nicht hintan stehen. Denn was Vati kan, kann ich auch. Franziskus muss wohl mit Petrus ein ernstes Wort gesprochen haben, denn das, was der für Wetter zuständige Apostel da in den vergangenen Wochen abgeliefert hat, hatte offenbar nicht den Segen aus Rom. Drum hat wohl wer in den himmlischen Gefilden gepetzt und Rom Bescheid gegeben, schon gab's 'ne ordentliche Gardinenpredigt. Denn siehe Skifahrer, der du mühselig und beladen bist, schon kommt Bewegung in die Wetterküche. Petrus kann das T-Shirt einpacken, nun muss in Kürze wieder das Hermelinmäntelchen ran. Denn die Kardinalsfrage lautete seit Wochen: wie isses nu bloss möglich (vgl. Kempowski, Tadellöser und Wolff)? Und damit war die Wärme gemeint, die zu dieser Jahreszeit eher auf den Petersplatz als auf die Pisten gehört. Was war das für ein Kreuz...
Nun geht es der elenden Südwestlage an den Kragen, Geduld, noch dauert es ein wenig. Aber da nun seit 5 Tagen nahezu einheitlich (fast) alle Modelle an einer grundlegenden Umstellung der Großwetterlage basteln, erhöht dass doch die Eintreffwahrscheinlichkeit derselben ganz erheblich. Wir waren (mit kurzen Unterbrechungen) seit Monaten gefangen in einer südwestlichen Strömung, die immerzu Warmluft aus den Subtropen und bisweilen auch Tropen bis fast ans Nordkap blies. Die Gründe dafür sind vielfältig. U.a. hatte das was mit dem sehr stabilen arktischen Polarwirbel zu tun. Vereinfacht gesagt ist das ein gesäßkaltes Höhentief über dem Nordpol, das wie ein Steuerzentrum die Strömungen auf der Nordhalbkugel bestimmt. In der Regel bewegt sich dieser Polarwirbel nur gaaanz langsam. Und ist er, wie in diesem Jahr, besonders klein, dann reichen seine beiden kalten Äste für lange Zeit immerzu an denselben Stellen nach Süden. Dieser Wirbel heizt u.a. auch die Jetstreams an, die mäandrierend um die Nordhalbkugel laufen. Ich habe euch das schon einmal am Beispiel der sog. Frontalzone deutlich gemacht. Die verlief nun bisher sehr weit nördlich, u.a. auch weil der Polarwirbel sehr klein war und seine Auswirkungen nicht so weit in den Süden reichten wie sonst zu dieser Zeit. So war das nun seit einer gefühlten Ewigkeit. Der eine kalte Ast über Ostsibirien, der andere über Westgrönland. Der letztgenannte hat uns den Wintereinstieg so richtig versaut. Der kalte Ast bei Westgrönland transportierte unablässig seine kalte Dusche nach Süden, traf dort bei Neufundland auf sehr warme und feuchte subtropische Luft und schon ging’s los mit dem massiven Tiefdruck auf dem Nordatlantik, der das Hoch über dem Mittelmeer udn Balkan immer wieder stützte. Weil nun gar keine Bewegung im Wirbel war und sich das alles mehr oder weniger ortsfest und ziemlich weit nördlich abspielte, konnte das sattsam bekannte Azorenhoch einen Ableger über dem Mittelmeer und Balkan wieder und wieder platzieren und wir waren zwischendrin. Mitten auf der Autobahn, die ständig Warmluft heranschaffte. Das System hielt sich selbst am Leben, ein „Perpetuum Mobile Kackwetter“. Erhaltungsneigung nennt man das auch.
So sieht der Wirbel aus, wenn er gesund ist:
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Auswege aus dem Dilemma gibt’s nicht viele, aber einer kommt nun in greifbare Nähe. Dem Polarwirbel in seiner statischen und betonierten Lage droht nun der Garaus. Warme Luft in Form eines höhenwarmen Hochs wird weiiiit in den Norden gewuppt (Nordmeer) und sowas ähnliche wie ein Split, eine Teilung des Polarwirbels bzw. ein Aufbrechen seiner kalten Äste rückt heran. Und damit stellt sich bei uns die Wetterlage grundlegend um. Im Osten steht sehr trockenkalte Luft bereit, im Westen kann der Atlantik mit seinem feuchtkalten Tiefdruck Einfluss gewinnen. Im Grenzbereich rutschen dann Tiefs an und über die Alpen und schon kommt endlich wieder Frau Holle ins Spiel, die aus ihrem Tiefschlaf erwacht und die Wäsche schütteln wird, bis sich die Tannen biegen.
So sieht der Wirbel bspw. aus, wenn es ihm an den Kragen geht:
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Zum Schluss das Leckerli aus dem Mustopf der Zukunft, so könnte es kommen, wenn unsere Gebete erhört wurden und Petrus seinen Job wieder ernst nimmt. Eine veritable Schneelage für Nord- und Südalpen gleichermaßen….
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Ein wenig Geduld noch, feste weiter beten oder was auch immer ihr an Petrus richten wollt. Der Winter kommt - in die Alpen ganz sicher. Amen!
Udo
P.S.: Bis es endlich soweit ist kann man sich das warme Elend ja auch mit Petrus' Hilfe schönsaufen:
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[i] A bisserl was gehd ollaweil. [/i]