Vorab: Ich selbst bin spätberufener Skifahrer, ich habe eigentlich vor zwei Jahren erst wegen meiner damals 4jährigen Tochter damit begonnen, es gibt hier auch noch einen Thread zu den Anfängen dazu. Ansonsten würde ich mich schon als ganz sportlich beschreiben, ich treibe seit meiner Kindheit recht intensiv Sport. Heute bin ich sehr glücklich darüber noch mit Skifahren angefangen zu haben, es macht mir riesig Spaß und ich mache immer noch ziemlich schnelle Fortschritte, auch wenn ich wohl nie mehr so Skifahren werde wie jemand der es von Kindesbeinen an gelernt hat.
Es kam daher vor zwei Jahren bei unserer Tochter für mich nicht in Frage ihr etwas zu lernen, was ich selbst nicht richtig kann

Da ich mir im letzten Winter das Thema auch noch nicht zugetraut habe, ist sie nochmals ganz „klassisch“ in die Skischule gegangen und hat im Kindergelände angefangen, unser Sohn mit 3 Jahren wollte natürlich mit. Für ihn war alles neu und motorisch auch noch schwieriger, kurz, er konnte am Ende der Woche nicht wirklich Skifahren im Sinne von Bremsen im Pflug und Pflugbögen. Ich konnte mir den Ablauf des Unterrichts aber zweimal länger anschauen und war einigermaßen enttäuscht über das Engagement der Kinderskilehrer. Die Kids haben sehr lange damit zugebracht zu warten, die Hilfestellungen und Korrekturen waren für meinen Geschmack viel zu wenig, da habe ich das erste Mal überlegt ob ich das selbst nicht auch kann. Kinderskiunterricht hatte ich mir immer mal wieder in verschiedenen Skischulen angesehen, und hier im Forum findet man auch einiges an guten Tipps.
Da wir uns aus verschiedenen Gründen wieder für das gleiche Skigebiet für den diesjährigen Januar-Skiurlaub entschieden haben, wollte ich unserem Kleinen das Kinderskigelände aber nicht wieder antun. Am letzten November Wochenende hatten wir endlich mal Zeit, also Freitag morgens ins Auto und ab nach Gargellen/Montafon. Das Skigebiet kannte ich von einem Skitag aus der Vorsaison, es hat ab der Bergstation relativ leichte und breite Pisten, also ideal zum Lernen. Steiler zwar als die üblichen Kinderskigelände, aber gut geeignet.
Also direkt Freitag nachmittags noch für zwei Stunden auf die Piste, meine Frau fährt gleich mit unserer Tochter los und überlässt mich und Jonah unserem Schicksal…
Es lief dann ungefähr so ab, ich zunächst noch ohne Ski, ein paar Meter unterhalb von Jonah stehend. Er fährt im Pflug (oder das was er als solchen empfand

weil er nach links oder rechts fährt und dann umkippt oder
gleich nach vorne oder hinten umkippt oder bevor er bei mir ist nach links oder rechts umkippt…
Am Skistock habe ich ihn immer wieder ein paar Meter die Piste hochgezogen oder ihn auch mal seitwärts hochlaufen lassen, das war, ohne auch nur einen Meter selbst zu fahren ziemlich schweißtreibend… Der Erfolg am Freitag: Naja, nicht so wirklich, bei mir kamen erste Zweifel auf, ob das Ganze wirklich eine gute Idee war.
Der nächste Versuch dann am Samstag, mit geänderter Strategie. Ich habe gemerkt (und konnte mich an dahingehende Tipps erinnern), dass es sinnvoller ist einem Kind zu zeigen was es machen soll, also jetzt mit Ski im Pflug ein paar Meter gefahren und im Pflug gebremst. Das Ganze dann x Mal wiederholt, den Kleinen immer wieder motiviert („Papa, das dauert mir zu lange“ ist sein Standardspruch, wenn er mal keine Lust mehr hat). So richtig vorwärts ging es aber nicht, er ist immer wieder entweder nach vorne gekippt (ja, das geht mit 70 cm kurzen Ski!) oder hatte Rücklage und ab ging es nach hinten auf den Popo. Hier habe ich dann gemerkt, dass mir die methodischen Kenntnisse fehlen, sonst hätte ich seinen Fehler wohl sehr schnell erkannt, das hat dann noch etwas gedauert…
Das Ganze haben wir dann am Samstag auch noch Nachmittags eine Zeit lang gemacht, dann hat mich meine Frau erlöst und ich konnte mal eine halbe Stunde selbst ein paar Schwünge ziehen, die ersten der Saison.
Sonntags morgens war ich nicht sicher, ob wir das am letzten Tag des Skiwochenendes hinbekommen würden, aber aufgeben kam auch nicht in Frage. Also da weiter gemacht wo wir am Samstag aufgehört haben, jetzt nur mit Sonnenschein…
Ob es die Sonne war, ich weiß es nicht, aber mir dämmerte es auf einmal, dass unser Kleiner seinen Kopf immer viel zu tief hielt und er deswegen wohl kein richtiges Gefühl auf dem Ski fand. Ich habe ihm nur gesagt er soll den Kopf hochnehmen und dahin schauen wo er hinfahren will und ca. 2 Minuten später konnte er im Pflug fahren und Bremsen! Ein (guter) Kinderskilehrer hätte das wahrscheinlich viel früher gesehen, das ist mir schon klar. Aber egal: Wir haben uns beide total gefreut, bei ihm ist dann so richtig „der Knopf aufgegangen“, und hat gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd.

Da Jonah dann unbedingt Sessellift wie die Großen fahren wollte war dies der ideale Motivationsverstärker, also gleich zur Talstation „gepflügt“ und hoch auf den Berg und in langsamem Tempo wieder runter. Nach der wohlverdienten Mittagspause sind wir dann nachmittags zwei Stunden zu viert durch den einfachen Teil des Skigebiets gefahren, das war richtig klasse und hat uns allen total viel Spaß gemacht.
Fazit:
Wenn Eltern bereit sind
- etwas Zeit aufzubringen
- sich etwas mit der Methodik zu beschäftigen (und einfach mal in einer Skischule zuschauen)
- einen (normalen?) Zugang zu ihrem Kind haben
dann kann ich nur empfehlen es mal selbst zu probieren. Es ist wirklich ein sehr schönes Gefühl seinem Kind die ersten Schritte auf Ski zu lernen - wenn es dann endlich klappt. Der Sonntag an diesem Wochenende gehört ganz zweifellos zu den schönsten Skitagen, die ich bisher hatte, obwohl ich selbst nur vielleicht eine halbe Stunde frei gefahren bin.
Ideal war sicher auch das (extrem leere) Skigebiet, wir hatten hier genug Platz, die vielen kleinen Hinfaller waren nie ein Risiko und die Schneeverhältnisse waren klasse (Pulver, keine großen Haufen).
Kinder lernen sehr viel vom Nachmachen. Eine kleine Anekdote: Sonntags morgens, auf der ersten Fahrt zum Sessel, wollte ich ihm rückwärts vorfahren, damit ich sehe was er so treibt. Ich mich also umgedreht und ihm gesagt er soll sich im Pflug mit seinen Ski so hinstellen wie ich. Jonah machte ganz brav was ich ihm sagte und drehte sich um und stand rückwärts auf der Piste…

Ich kann jetzt besser einschätzen was Kinderskilehrer so alles leisten, noch weniger verstehe ich jetzt allerdings mangelndes Engagement im Unterricht mit den kleinen Skizwergen.
Am Nachmittag konnte Jonah auf kupierten blauen Pisten schon recht sicher im Pflug Kurven fahren und im Pflug bremsen.
Dies hat soweit gereicht, dass er jetzt im Skiurlaub vom ersten Tag an in einem Skikurs am Berg gefahren ist, also weder im Kindergelände noch am Übungshang im Tal gefahren ist. Er war mit seiner Schwester in einem Kurs mit drei weiteren Kindern und hat – für mich schon etwas überraschend - vier Stunden am Tag mit Spaß auf Ski gestanden. Die Kinderbetreuung im Hotel kam als Alternative nachmittags nicht in Frage…
In der Woche haben sich Luisa und Jonah sehr deutlich entwickelt, wenn man sich darauf einlässt und die passenden Pisten aussucht kann man mit beiden mit viel Spaß zwei Stunden gemeinsam durch ein Skigebiet fahren. Das ist anders als eigenes freies Fahren, aber mindestens genauso schön! Beide fahren jetzt schon zum Großteil parallel, Luisa fast immer, sie braucht den Pflug eigentlich nur noch im steileren oder zum Bremsen.
Mit den Kindern würde ich bei nächster Gelegenheit gerne weiter üben, das macht uns zusammen viel Spaß. Hat jemand für mich Tipps mit welchen Übungen (außer viel Fahren, klar) ich mit Kindern mit dem Stand weiter machen kann? Die Zeit dafür ist schon da, wir fahren diese Saison sicher noch ein weiteres Wochenende und noch mal 4-5 Tage mit den Kindern Ski, dann allerdings wohl eher überwiegend ohne Skischule, beide möchten auch mal gerne mit uns fahren. Nur damit kein falscher Eindruck aufkommt: Hier ist kein überehrgeiziger Vater am Werk, das Ganze läuft spielerisch ab und auch nur so lange wie die Kinder Spaß daran haben.
Wenn es interessiert kann ich mal schauen ob ich es schaffe hier zwei kleine Videos hochzuladen, eines vom Wochenende in Gargellen, eines vom Skiurlaub von letzter Woche. Allerdings gibt es das Material im Moment nur auf Camcorder-Kassetten, am PC bin ich zwar ganz versiert, aber beim Thema Videobearbeitung bin ich absoluter Laie…
So, ist jetzt doch ein langer Text geworden, wer es bis hier hin geschafft hat, vielen Dank dafür!