Österreichisches Schilehrwesen

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Bernhard
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Österreichisches Schilehrwesen

Beitrag von Bernhard » 11.08.2003 21:40

Fortsetzung der Diskussion aus "Kurve lernen, Pflugtechniken" - hat nur mehr im weiteren Sinne etwas mit Kurvenfahren zu tun.

Vorweg gleich mal ein Appell an alle, die meinen, etwas ueber das oesterr. Schilehrwesen sagen zu koennen, an der Diskussion teilzunehmen, dass nicht nur meine Meinung hier kundgetan wird.

Zitate von Martina, aus oben genanntem Thread:
- an der Spitze (im Rennsportbereich und Demoteam) wird fantastisch Ski gefahren
sehe ich auch so :). gaebe es in AT keine guten Schifahrer mehr, wuessten wir nicht mehr, worauf wir sonst stolz sein sollten ;)
- es werden - von mir aus gesehen - nicht zweckmässige "Anpassungen" an den "Markt" gemacht - etwa indem jede Kurve "carven" genannt wird.
darueber kann man streiten, wir haben ja bereits darueber diskutiert.
- der Lehr/Lernweg ist undurchsichtig und hat keinen roten Faden
Das sehe ich ueberhaupt nicht so. Der Lehrweg wurde in den letzten Jahren gruendlich ueberarbeitet und unterscheidet sich grundlegend von dem noch vor einigen Jahren verfolgten Lehrweg. Die Entwicklung des Carvens (= gut gesteuertes Kurvenfahren) ist als roter Faden zu verstehen, das entsprechend der Koennensstufe des Schuelers umgesetzt werden soll.
- es sind einige alte Zöpfe noch durchaus etabliert
koenntest du das bitte konkretisieren?
- es ist ein "alles oder nichts" System - entweder man steckt drin und lässt dann nichts anderes gelten oder man findet es eigentlich furchtbar und klinkt sich total aus
Das aktuelle Lehrschema behauptet von sich selbst, ein "offener Lehrweg" zu sein, was meiner Meinung nach auch zutrifft. Es wird versucht, moeglichst Schnell zum Carven entsprechend den Voraussetzungen bzw. Vorstellungen des Gastes zu gelangen. Dazu bietet der Lehrweg ein Grundschema, an das sich der Schilehrer halten kann, es beinhaltet aber nur die wesentlichsten Uebungen zum Erlangen eines Zieles. Der "Rest" der sinnvollen Uebungen ist im sog. "Technikprogramm" zusammengestellt, aus dem der Lehrer je nach Bedarf und Situation entsprechende Uebungen auswaehlen kann, um die in methodische Reihen desLehrschemas integrierten Uebungen zu ergaenzen.

Ein guter Lehrer hat wohl immer einen entsprechenden Vorrat an Uebungen parat, egal, wie "offen" der Lehrweg ist. Wenn jemandem eine Uebung oder eine bestimmter Zwischenschritt im Lehrweg nicht gefaellt, kann er sie ja immer weglassen, so viel Selbstaendigkeit sollte jeder Lehrer mitbringen. Beim aktuellen Lehrweg wird man sich dabei aber schwer tun, weil er ziemlich kompakt ist.

Ob man andere Sichtweisen ausser die eigene gelten lassen kann, hat IMO nichts mit einem Lehrschema zu tun, das haengt lediglich von der Persoenlichkeit des Lehrers ab. "Du sollst keine anderen Schemata verfolgen neben mir..." steht nicht im Lehrschema :)
Österreich hat sehr gute Skifahrer in der Skilehrerausbildung.
kann ich fuer die Diplomlehrerausbildung bestaetigen. Die Landeslehrerausbildung wird von den einzelnen Landesverbaenden durchgefuehrt. Sie sollte zwar ueberall einheitlich sein, in der Praxis gibt es meines Wissens aber nach wie vor Unterschiede (Tirol). Ich glaube aber sagen zu koennen, dass in keinem Bundesland schlecht ausgebildet wird. Mittlerweile haben glaube ich alle (bis auf Tirol? - weiss da jemand was Genaueres?) den neuen Lehrplan umgesetzt.
Österreich hat wahrscheinlich allerlei "alte Herren" im Verband, die noch einiges zu sagen haben.
ja, alte Herren gibt es. Ich glaube aber nicht, dass diese beim aktuellen Lehrplan viel mitgeredet haben. Lediglich in Tirol scheinen einige Herren als Blockierer unterwegs zu sein. Aber das ist schlimm genug, denn dort gibt es vermutlich die meisten Schischulen (oder doch in Salzburg?).
Österreich hat vermutlich verschiedene Landesverbände, dich sich untereinander nicht einig sind.
trifft zum Teil zu - wie oben erwaehnt.
Das ganze führt zu einem Lehrplan, der sehr gute Dinge enthält. Damit aber jedeR (Intressensgruppe) zufrieden ist, sind aber noch verwirrende, veraltete(?) und schwer nachvollziehbare Dinge enthalten.
bitte konkretisieren.
Von wann stammt eigentlich euer Lehrplan? Wird er gegenwärtig überarbeitet?
Der Lehrplan stammt von Mag. Werner Woerndle, dem Leiter der staatl. Ausbildung. So viel ich weiss wurde er zusammen mit den Ausbildnern der staatl. Schilehrerausbildung und einigen weiteren Autoren erstellt. In welchem Mass wer dazu beigetragen hat, weiss ich leider nicht.

Er wurde in den letzten Jahren erarbeitet und es wurden auch im letzten Jahr einige kleinere Aenderungen gegenueber dem Jahr davor vorgenommen. Ich nehme also an, dass er evolutionaer weiterentwickelt wird. Das Problem bisher war aber, dass er bis letztes Jahr nur bei der staatl. Schilehrerausbildung umgesetzt wurde, und erst im vergangenen Winter von den Landesverbaenden uebernommen wurde. Das ist vermutlich auch ein Hauptgrund, warum er noch nicht bis zu allen Lehrern durchgedrungen ist.
Ich glaube übrigens kaum, dass es in AT oder sonstwo einfach schlechte Skischulen gibt, sondern überall gute und schlechte Skilehrer.
Gute und schlechte Lehrer schon, aber auch gute und schlechte Schischulen: Ich habe da auch selbst Erfahrung damit gemacht, moechte hier aber keine Namen nennen. Auch was ich von Kollegen bei div. Ausbildungen gehoert habe, hat diese Sichtweise bestaetigt: Es gibt Schischulen, deren Leiter sorgsam auf die Qualitaet und Fortbildung der Lehrer achten, etwa durch schischulinterne Massnahmen. Anderen Schischulinhabern ist die Qualitaet der Lehrer nicht so wichtig, nur der kurzfristige Profit. In solchen Schischulen wird nicht fortgebildet bzw. unqualifiziertes Personal eingestellt. Der Eigenverantwortung der Lehrer fuer entsprechende Weiterbildung, um auf dem aktuellen Stand der Schitechnik und Methodik zu bleiben, kommt in diesen Faellen besondere Bedeutung zu. In solchen Schulen ist diese Verantwortung aber oft (meist?) nicht vorhanden, weil "gute Lehrer" zu "guten Schulen", auch wegen besserer Bezahlung, abwandern, und die Biltzer dann uebrigbleiben -> "schlechte" Schischulen.

Martina
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Beitrag von Martina » 12.08.2003 18:54

Danke, Bernhard, für den ausführlichen Bericht.
Ich würde mich auch freuen, wenn mehr konkrete Beiträge zum östereichischen Skilehrwesen hier auftauchen würden. Vielleicht motivierst du ja einige Leute.

Ich versuch mal, zu den Dingen, die du fragst, Stellung zu nehmen - daraus ergeben sich wieder neue Fragen:


Zitat:

- es sind einige alte Zöpfe noch durchaus etabliert


koenntest du das bitte konkretisieren?
Ich muss von dem ausgehen, was ich gesehen und gehört habe. ABER es stammt nichts aus dem letzten Winter, da ich da in Canada war, sondern aus der Zeit davor.

- es wird im Pflug immer noch eine deutliche Aussenskibelastung gelehrt, auch mit nach-aussen-lehnen
Das ist meiner Meinung nach überflüssig und widerspricht der Idee eines roten Fadens (der deiner Meinung nach ja vorhanden ist), da man ja auf höherem Niveau sicher nicht mehr nach aussen lehnt in einer Kurve. Man muss die Bewegung sich also wieder ab-lernen.
Aussenskibelastung sollte meiner Meinung nach eine Wirkung sein (also von selber entstehen) und nicht aktiv veranlasst werden.
- es wird eine Gegenrotation des Oberkörpers gelehrt.
Seit ich in Canada war, weiss ich, dass das ein sehr kompliziertes Thema ist - was die einen Gegendrehen nennen , ist für die anderen stabilisieren etc. In der CH drehen wir mit dem Oberkörper in Schwungrichtung mit (oft zuviel, wird oft auch ungut gelehrt/gelernt -> einseitige Innenskibelastung), in Canada und GB wird der Oberkörper möglichst immer talwärts gelassen (wie im Kurzschwingen) und sie nennen das Gegendrehen... das alles hat seine Berechtigung.
Was ich aber klar nicht mehr aktuell finde, ist ein aktives rotieren (ich weiss, es muss richtig "verdrehen" heissen) des Oberkörpers gegen die Kurvenrichtung.
- es wird ein totales Entlasten des Innenskis gelehrt, dieser wird dann (im Pflug.. wie nennt ihr das? Die Kurve im Pflug, dazwischen parallel?Bei uns Pflugschwingen). Dieser wird beim Vorzeigen sogar oft noch angehoben! Allerdings soll er "locker beigezogen" werden. Der Bewegungsablauf, der mir beschrieben wurde, hat für mich noch sehr viel mit Umsteigen zu tun:
vor Kurve Bergski belasten, Ski in Pflug
in Kurve nach aussen lehnen
Innenski während Kurve locker beiziehen.

Wie gesagt, das sind Dinge, die ich von den "Quellen", die ich im letzten Beitrag genannt habe, gehört habe. Jetzt bin ich gespannt:

Wie würdest du sagen, fahrt ihr eine Kurve, sagen wir mal im Pflug?
Bitte mal beschreiben, dann haben wir eine Diskussionsgrundlage. Von mir aus kann es auch eine parallele Kurve sein, gedriftet.

Der Lehrplan stammt von Mag. Werner Woerndle, dem Leiter der staatl. Ausbildung. So viel ich weiss wurde er zusammen mit den Ausbildnern der staatl. Schilehrerausbildung und einigen weiteren Autoren erstellt. In welchem Mass wer dazu beigetragen hat, weiss ich leider nicht.
Hier noch eine grundsätzliche Anmerkung zu Lehrgängen.
In den allermeisten Fällen finde ich es nicht gut, wenn irgend ein LEhrgang (in was auch immer) von einer einzelnen PErson hauptsächlich geprägt wurde. Es führt schnell dazu, dass diese Person das nonplusultra zeigt und alle genau diesen Ideen folgen müssen.
Das war - von mir aus gesehen- z.B. auch das Problem beim CH Snoboardlehrerverband, dem ersten, den es gab: alles kam mehr oder weniger von einer Person aus. Fast alle Bilder waren von ihm. Folge: alle mussten mehr oder weniger seinen Stil fahren.Gerade bei offenen Wegen ist es wichtig, dass viele LEute "ihren Senf dazu geben". Versucht man, überall Kompromisse zu finden, dann sind entweder
zu viele verschiedenen Dingen enthalten
oder
alles ist extrem offen gehalten
In der CH trifft wohl eher zweites zu. Wie es in Oesterreich ist, weiss ich nicht.

Aber zurück zum Thema:
Wir haben von Wolli Hood gelesen, wie er in A gelernt hat.
Ich habe beschrieben, was ich gehört und gesehen habe.
Beate hat beschrieben, was sie beobachtet hat.

Alles EIndrücke von "aussen"
Drum wäre es toll, wenn du jetzt beschreiben könntest, wie es gedacht wäre!

Bernhard
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allerlei zum Kurvenfahren

Beitrag von Bernhard » 12.08.2003 22:14

Ich werde zuerst auf die Punkte eingehen, die deine Vermutungen zur oesterr. Technik betreffen, dann folgen Bewegungsbeschreibungen und Erlaeuterungen zum Kurvenfahren.
- es wird im Pflug immer noch eine deutliche Aussenskibelastung gelehrt, auch mit nach-aussen-lehnen
Aussenschibelastung schon, aber nicht durch nach-aussen-lehnen. Die Aussenschibelastung ergibt sich durch ein vorwaerts-einwaerts druecken des kurvenaeusseren Knies (bzw. dadurch staerkeres Beugen dieses Knies), ist also bei weitem nicht so ausgepraegt wie frueher.
- es wird eine Gegenrotation des Oberkörpers gelehrt.
Hmm, jetzt wird es schwierig. Du hast Recht, es gibt verschiedenste Moeglichkeiten, Gegenrotation zu definieren. Im Allgemeinen wird keine Gegenrotation gelehrt, also eine Verwindung von Ober- zu Unterkoerper. Beim Fahren in kurzen Radien allerdings die (bekannte?) Beinspieltechnik, d.h. die Beine drehen unter dem mehr oder weniger stabilen Oberkoerper (OK). Klar kommt es dabei zu einer gewissen Verdrehung der Beine zum OK, aber durch die rasche Folge von Kurven waere ein Mitdrehen des OK wohl kaum zweckmaessig. Irgendwie muessen die Schi ja angedreht werden (sofern man einen kleineren als den durch die Taillierung der Schi vorgegebenen Radius fahren moechte). Fuer eine Kippbewegung des OK bleibt hier keine Zeit. Martina, wie fahrt ihr denn die kurzen Radien/"Kurzschwingen"?
- es wird ein totales Entlasten des Innenskis gelehrt, dieser wird dann [...] beim Vorzeigen sogar oft noch angehoben!
Nein, ueberhaupt nicht -- weder in der Grundschule noch sonst irgendwo, es wird auf situationsgerechte Belastung beider Schi Wert gelegt. Vor einigen Jahren war aber noch das von dir beschriebene "Stemmschwingen mit talseitigem Kantenabstoss" im Lehrplan, wir sind das damals (1. Teil des Landeslehrerkurses, Jaenner 2000) aber fast nicht gefahren und es ist an mir gluecklicherweise spurlos voruebergegangen ;) Ich bin mir nun aber nicht sicher, ob das damals noch im Lehrplan war (glaube ich naemlich gar nicht), oder ob das nur der (etwas aeltere) Ausbildner gefahren ist... Jedenfalls wurde das damals wenigstens als nicht wichtig eingstuft bzw. zur Verwendung auf steilen Haengen empfohlen, wo der Schueler Angst hat, nicht schnell genug ueber die Falllinie zu kommen, aber nicht als Teil des Lehrplans.
Aber du hast Recht, man sieht diese Umsteigetechnik noch bei einigen Lehrern. Furchtbar, sollte aber nicht mehr gelehrt werden.
wie nennt ihr das? Die Kurve im Pflug, dazwischen parallel?Bei uns Pflugschwingen
Carven aus der Winkelstellung
Wie würdest du sagen, fahrt ihr eine Kurve, sagen wir mal im Pflug?
Hmm, rein im Pflug, im gesamten Kurvenverlauf? Das heisst bei uns "Kurven": Aus der Winkelstellung wird der Aussenschi mehr gekantet und belastet, der Gegendruck von Gelaende, sowie die Skitaillierung fuehren zum Kurven.

Carven aus der Winkelstellung: Anfahren in Schraegfahrt oder Kurve zum Hang -- sich (leicht) nach vorne erheben und gleichzeitig bergseitig auswinkeln; Gegendruck v. Gelaende, Schitaillierung fuehren in Richctung Falllinie; nach dem Belastungswechsel beidrehen des Innenschis, Aufbau des alpinen Fahrverhaltens und gesteuertes Ausfahren der Kurve. (c) Woerndle et al.

Paralleles Schisteuern (ist nicht gleich carven in langen Radien):
Kantengriff loesen ueber das werdende Aussenbein -- einfahren in Richtung Falllinie -- umkanten/Stockeinsatz -- Aufbau des alpinen Fahrverhaltens -- steuern. (c) Woerndle et al., ich hoffe, ich kriege deshalb keine Klage wegen Verletzung des Urheberrechts umgehaengt ;)



zum Thema nach-aussen-lehnen beim Kurvenfahren mit Pflug/Winkelstellung: IMO ist das nach-aussen-lehnen zwar nicht notwendig, schadet aber i. Allg. nicht wirklich, falls es ein Schueler macht. Wirklich ab-lernen muss man das kaum, viel eher ist der Schwerpunkt der Schueler ja zu weit auf der Kurveninnenseite.

Martina
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Beitrag von Martina » 12.08.2003 22:51

Danke, das war jetzt mal konkret!

Zur Frage wie wir Kurzschwingen: selbstverständlich auch mit stabilem Oberkörper.
Mit dem Oberkörper mitdrehen ist bei uns ja nicht irgend eine Vorschrift, sondern wird einfach oft (aber nicht beim Kurzschwingen) als sinnvoll erachtet.
Hier ist aber die "Gegenrotation" nicht aktiv, sondern entsteht, weil der Oberkörper stabil bleibt. Das klingt nach Haarspalterei, ist aber bei der Ausführung ein beträchtlicher unterschied.
Vielleicht sollten wir das KS mal noch beiseite lassen, da es schon ein Spezialfall ist. Oder zumindest gesondert behandeln.

Mich interessiert hier aber mehr der "normale" Parallelschwung:
Gibt es dort bei euch auch diesen stabilen Oberkörper bzw. ein Gegendrehen?
WEnn ja warum/wozu?
Du schreibst beim "Carven aus Winkelstellung" und "paralleles Schisteuern" jeweils "Aufbau des alpinen Fahrverhaltens". Was ist damit gemeint?

Aussenskibelastung:
Wenn du schreibst, dass äussere Knie wird stärker gebeugt, dann finde ich, das führt zu einer recht ausgeprägten Aussenskibelastung.
Du wirst auf höherem Niveau kaum einen Skifahrer finden, der das Aussenbein mehr als das Innenbein beugt (wie auch?).
Deshalb: Warum? Was ist das Ziel davon?
Weiter unten kommt das verstärkte Beugen des Aussenbeins (bzw. nach innen drücken) weder in der Beschreibung des "Kurvens" (CH = Pflugdrehen) noch beim "Carven aus der Winkelstellung (CH = Pflugschwingen) vor.
Was gilt nun?

Was du als "Kurven" beschreibst:
Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr das vor allem aus der Fallinie und nahe der Fallinie macht? Dann würde es nämlich mehr oder weniger der Uebung "Pedalo" (CH, Canada) entsprechen. Ich habe diese schon einmal erwähnt. Sie ist eigentlich recht gut, wird aber sehr oft falsch gezeigt, nämlich mit einem aktiven Belasten des Aussenskis anstatt mit einer neutralen Körperposition, wo durch verstärktes Aufkanten des Aussenskis dort mehr Druck entsteht.
Sonst auch hier die Frage: aus welchem Grund soll der Aussenski mehr belastet werden?
Das ist für mich so ein "alter Zopf". Mit den Carvern reicht es doch, den Ski leicht aufzukanten und Körper, ev. den Fuss leicht zu drehen?

P.s.1: Dass wir nicht nach aussen lehnen heisst nicht etwa, dass wir (auf Niveau Pflug/gerutschter Parallelschwung) aktiv nach innen lehnen!

P.S.2: eure Begriffe machen mich ganz fertig: warum heisst eine Kurve im Pflug nun "carven", eine parallele Kurve aber nicht, obwohl beide doch wohl gleich viel/wenig mit carven im Sinne von geschnittene Schwünge fahren zu tun haben?[/i]

Wups
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Beitrag von Wups » 13.08.2003 09:20

Worüber diskutiert ihr hier überhaupt?? Wichtig ist doch, dass man von oben nach unten kommt! Und Spass solls machen!
Welche Technik verwendet wird, ist sowas von egal. Schaut's euch den Bode Miller an! Was der macht, hat mit Drehen und Schwingen und was weiß ich nicht viel zu tun. Rücklage dort, Vorlage hier, ein Ski in der Luft, ... und gewinnt trotzdem 8)
Ich finde es zb doof, dass meine Kollegen sich ach was einbilden, weil sie soooo schön mit klassischen Kurzschwüngen runterhüpfen. Und dann sagen sie "Du musst mehr das, du musst mehr dies" - hey, mir machts Spass, wie ich fahre, mit der Schulter fast im Schnee, immer kurz vorm Sturz, und ich kommt runter und schneller als alle anderen bin ich auch noch :lol:
Die Ski-Lehrer sollen ein wenig Basis vermitteln, damit mal alle runter kommen. Ob die jetzt so oder so schwingen ist doch egal.

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Beitrag von WolliHood » 13.08.2003 12:03

@ Wups

Hi, ich glaube ich weiss wie dein Name entstanden ist: Er fängt mit W an. Wenn deine Freunde dich sehen wollen sie dich immer warnen, etwa so: W.. ups :o :D .

Natürlich kannst Du fahren wie du willst, solange du niemanden bedrängst oder sogar gefährdest. Für deine Knochen bist du selbst verantwortlich.

Es gibt aber auch Menschen, wie ich z.B., die müssen die Bewegungen erst im Kopf verarbeiten. Erst dann kann ich mit entsprechendem Training alles umsetzen. Andere, wie du vielleicht, fahren mehr aus dem Gefühl heraus, haben einen natürlichen Rhythmus für die die Bewegungen.

@ Bernard

Ich habe das Skifahren erst in den letzten 5 Jahren gelernt. 3 Kurse. Der letzte in der Saison 2002/2003. In allen war Aussenskibelastung Kernelement. Wurde auch in der Schrägfahrt geübt (Beinchen heben :D ). Natürlich nicht im Bogen. Der Pflugbogen wie ich ihn beschrieben habe nur als Grundelement, wenn es mir zu steil wurde. Da hatte ich Probleme enge Bögen parallel zu fahren.

Es interessiert mich daher schon, was mich in Zukunft in AT erwartet.

Gruss, WolliHood
Zuletzt geändert von WolliHood am 13.08.2003 14:20, insgesamt 1-mal geändert.

Wups
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Beitrag von Wups » 13.08.2003 13:33

Ich habe mit ca. 6 Jahren begonnen, es hat mir absolut NIE Spass gemacht, ausser beim Springen über Schanzen. Ich hab auch NIE gut fahren können, keine Schwünge, nichts. Mit 12 Jahren (nach 4 Schulskikursen) hab ich's dann aufgegeben, weil ich immer 14 Tage Knieschmerzen hatte.

Vor 3 Jahren kam ich dann in die neue Firma und alle sind begeisterte Ski-Fahrer. Naja, kaufte ich mir schnell ein Paar RC4 von Fischer (gebraucht) mit 178 cm und ein wenig tailliert (schreibt man das so?). Naja, und das machte dann gleich ein bisserl Spass, weil die Kurven leichter zu fahren waren. Vor 1 1/2 Jahren dann gabs im Abverkauf die RC4 Race Aircarbon TI um 290,- Euro, die ich mir leider mit 183 einreden ließ, weil mein Boss (Super-Ski-Fahrer) meinte, ich würde es eh bald wirklich gut können und dann passt die Länge eh. Naja, auf schön präparierten Pisten ging es ja, aber bei Buckeln am Nachmittag war's vorbei mit lustig und ich hatte wieder null Spass. Und voriges Jahr ging ich dann in Saalbach zu einem Verleih und wollte mal kürzere probieren, drückt mir der doch die Atomic SL 11.12 mit 150 cm in die Hand; ich sagte noch "sind die nicht zu kurz für mich?" - "Nein, das sind richtige Rennsemmeln, probier's einfach"
Naja, etwas ängstlich bin ich in der Gondel rauf und schnallte die Ski an. Dann bin ich ein paar Meter gefahren und hab gedacht "oh Gott, was ist das??? Die fahren ja von alleine. Dann hab ich im Flachen ein bisschen herumprobiert und hab mich dann auf den anderen Pisten ausgetobt, dass alle am Pistenrand nur mehr den Mund offen hatten. Jawohl, so macht das ganze Spass, und heuer kauf ich mir die Dinger. Plötzlich hab ich's kapiert, wie es geht, nur komm ich auch mit den langen Fischer verdammt gut zurecht. Seitdem war ich sicher 30 Tage auf der Piste und schaue jetzt schon alle Ski-Gebiete im Internet an, wo ich mich diesen Winter austoben könnte.
Was ich daraus schliesse? Es spielt sich im Kopf ab, man braucht einfach nur Selbstvertrauen und probiert einfach ein paar Schräglagen und es geht schon. Und ja keine zu langen Ski! Mit den kurzen hatte ich zuerst bei den Buckeln auch grosse Angst, aber dann bin ich da runter, dass ich gedacht habe, ich hab bald keine Bänder mehr im Knie. Mein Chef sagt nur mehr zu mir "Pass bitte auf, dass dir nichts passiert, irgendwann wird's dich soo z'reissen!" oder "Vorsicht Tiefflieger" oder "Bitte besorg dir einen Helm..." :)
Egal, Spass macht's. Und nun hab ich meine Freundin auch soweit, dass es ihr voll Spass macht. Alte, lange Ski? Weg damit! Technik? Zum Anfangen ja, und anschliessend Psycho-Training!

Martina
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Beitrag von Martina » 13.08.2003 14:01

@Wups

Du kannst fahren wie du willst und es lernen wie du magst

solange du niemand anders auf der Piste gefährdest!!!!
(Bist du dir da immer ganz sicher? Dein Beschrieb klingt nicht immer danach!)

Was mich bzw. uns betrifft:
Es ist mein Beruf, Menschen beizubringen, so ski zu fahren, dass es für sie leichter geht
mehr Spass macht
sie schwierigere Pisten bewältigen können
weniger Angst haben
etc. etc.

Und glaub mir: es ist nicht ausschliesslich Sache des Kopfes!

Denk doch mal: es funktioniert nicht jeder gleich wie du! Schliess nicht einfach von dir auf andere! Wenn du Spass daran hast, wie wild über diePisten zu donnern, dann tu es (unterVorbehalt siehe oben). Aber andere haben vielleicht andere Vorstellungen.

Es ist spannend, sich hier auszutauschen, wie man etwas lernen bzw. vermitteln kann und warum.
Wenn es dich nicht interessiert - dann lies es doch einfach nicht!
Wie ich schon oft geschrieben habe: es braucht keinen zu interessieren.
Fährst du Ski, wie und mit welchem Material auch immer, und du fühlst dich gut dabei und es macht Spass (und du bist für andere nicht gefährlich) - dann mach genau so weiter.

Hast du aber das Gefühl, es ist anstrengend, es könnte leichter gehen, andere können Dinge, die du auch gerne können würdest, du bist unkontrolliert unterwegs etc. - dann kannst du (oder wer auch immer) probieren, dich trainieren zu lassen oder dich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Skifahren ist letztendlich vollkommen überflüssig. Also kann auch jeder Fahren, wie er will. Anders ist es, wenn man es berufsmässig jemandem beibringen will - dann sollte man es schon so machen (versuchen), dass es ungefährlich ist, möglichst leicht geht, Spass macht.

Wups
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Beitrag von Wups » 13.08.2003 14:08

nein nein, ich donnere nur, wenn ich freie Fahrt habe, eh klar, will ja selber auch nicht über den Haufen gefahren werden

ausschließlich im Kopf sagte ich nicht, du beschreibst es eh genau so:
Es ist mein Beruf, Menschen beizubringen, so ski zu fahren, dass es für sie leichter geht
mehr Spass macht
sie schwierigere Pisten bewältigen können
weniger Angst haben
aber strikt zu sagen, das und das ist veraltet, finde ich nicht 100%ig richtig, wo doch ewig so gelehrt wurde und die Leute, die es so gelernt haben, noch immer die Hänge runter kommen

beate
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Beitrag von beate » 13.08.2003 15:02

@wups
aber strikt zu sagen, das und das ist veraltet, finde ich nicht 100%ig richtig, wo doch ewig so gelehrt wurde und die Leute, die es so gelernt haben, noch immer die Hänge runter kommen
es geht konkret um das :Wie komme ich den Hang runter
Das sie runter kommen steht ausser Frage!
Martina und Bernhard haben eine Berufsskilehrerausbildung(sorry,ich kenne die genaue Bezeichnung der einzelnen Länder nicht).Solltest du dich ein wenig in den Verbänden auskennen wieviele Lehrgänge,Selektionen,Prüfungen,theoretische+praktische Stunden in einer solchen Ausbildung stecken, könntest du einschätzen,auf welchem Niveau hier diskutiert wird.Es wäre schön,wenn auch du sachbezogen auf die Diskussion eingehen würdest,dann ginge so konstruktiv+ detailliert wie bisher weiter.
Ich finde es nämlich äußerst interessant + lehrreich und mir persönlich ist es sehr wichtig, wie ich den Hang runterkomme.
Es gibt hier genügend threads zu deinem persönlich favoriesierten Thema :Lieber tot als bronze und das möglicht in extremer Schräglage :roll: :wink:
Liebe Grüße
Beate

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