Stockeinsatz

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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Jean
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Stockeinsatz

Beitrag von Jean » 13.02.2012 21:16

Liebe Skicracks ;)

nachdem ich gestern eine Grundsatzdiskussion zum Thema Stockeinsatz bei mittleren Radien geführt habe, möchte ich das Thema gerne einmal in den Raum werfen und eure Meinung zu dem Thema wissen.

Kurz: Ich absolviere aktuell meine Grundstufe (DSV) und habe in den letzten Monaten mit (staatlichen) Skilehrern des DSLV sowie Ausbildern des WSV sowie BSV trainiert.
Bei jedem Training haben wir andere Instruktionen zum Stockeinsatz bekommen, unterschiedlichste Argumente für und gegen den Stockeinsatz erhalten. Die Lehrer des DSLV fordern keinen Stockeinsatz, ebenfalls Ausbidler des BSV. Nun beim GS1 Lehrgang (WSV) wurden wir auf unseren fehlenden Stockeinsatz hingewisen. Ein absolutes hin- und her, das nicht nur mich, sondern alle Ausbildungsinvolvierten verwirrt hat und zu vielen Diskussionen geführt hat. Natürlich halten wir uns jetzt in der Ausbildung an den Lehrgangsleiter, aber mich interessiert, wie ihr das haltet und welche Argumente für- und gegen den Stockeinsatz sprechen.

Ich bin gespannt auf eure Antworten!

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Re: Stockeinsatz

Beitrag von Martina » 13.02.2012 21:24

Du bist in Ausbildung, deswegen zwei Verhaltensanregungen:

1. Wenn in einem Ausbildungskurs eine Instruktion erfolgt, die dir unlogisch erscheint oder die du von jemand anders in anderer Art bekommen hast, dann frag: Warum? Leuchtet dir die Erklärung ein, dann mach es wie vorgeschlagen.

2. In Prüfungen und bei Prüfungslehrgängen immer genau das machen, was verlangt wird. Nichts hinterfragen, nur reproduzieren.


Meine eigene Meinung: Stockeinsatz kann manchmal hilfreich sein (Bewegungsrichtung, Raumorientierung, Rhythmisierung). Notwendig ist er nicht. Deswegen: Kann man machen, muss man aber nicht. Wenn man ihn macht, dann richtung Kurvenzentrum, nicht neben den Ski. Keine "Rührbewegung", Stockspitze nicht nach vorne.
Ein guter Skilehrer sollte in der Lage sein, Kurven mit und ohne Stockeinsatz zu demonstrieren, da ein Stockeinsatz u.U. mal einem Gast helfen kann.

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Re: Stockeinsatz

Beitrag von speedcarver » 13.02.2012 21:42

Ich bin gerade ebenfalls an der Grundstufe dran. Bei uns im SVS wird nur beim Kurzschwung mit Stockeinsatz gefahren. Beim Rest wollen die Ausbilder keinen sehen.
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Jean
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Re: Stockeinsatz

Beitrag von Jean » 13.02.2012 22:54

Danke Martina für die flotte Antwort!
Deine Anregungen sind bereits seit längerem inkorporiert-ich denke wenn man bereits einige Ausbildungen hinter sich hat sollte man das soweit reflektieren und differenzieren können. Natürlich halte ich mich bei Prüfungsfahrten an das, was der Ausbilder vorgibt, aber wie du schon unter 1 aufführst: ich hinterfrage lieber zweimal (vor allem eben im Training), wenn mir etwas unklar erscheint.

Da mir aber nun beidseitige Argumente sowohl schlüssig/unschlüssig erscheinen und mich die Antworten nicht wirklich befriedigt haben, hat mich eben doch interessiert, was ihr zu dem Thema beizufügen habt.

Die Argumente waren:
1. Pro Stockeinsatz (Ausbildung dieses Wochenende): Wofür hast du sonst die Stöcke überhaupt dabei. Du drehst dich durch den Stockeinsatz in die Kurve (wenn du den Stock eben in Richtung Kurvenzentrum setzt)...

2. Contra Stockeinsatz: Dadurch beslastest du jedoch den Innenski und wir wollen das Gewicht auf den Aussenski haben und duch den Stockeinsatz verdrehst du deinen Körper/Achse und machst keine Oberkörperausgleichsbewegung. (Zumal ein Großteil der GS-Anwärter eben oft Probleme mit der Außenskibelastung haben)

Mir persönlich ist klar, dass ich beides beherrschen und demonstrieren können möchte und sollte-aber mich hat eben doch die Diskussion und eben der Unterschied zwischen den Verbänden gewundert.

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Re: Stockeinsatz

Beitrag von LincolnLoop » 14.02.2012 00:08

Jean hat geschrieben:Die Lehrer des DSLV fordern keinen Stockeinsatz, ebenfalls Ausbidler des BSV. Nun beim GS1 Lehrgang (WSV) wurden wir auf unseren fehlenden Stockeinsatz hingewisen.
Tja, was würde nun die Logik sagen...? :-D
speedcarver hat geschrieben:Beim Rest wollen die Ausbilder keinen sehen.
Uargh.... Schön für Deine Ausbilder. Was sagt die Funktionalität? :wink:
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Re: Stockeinsatz

Beitrag von Martina » 14.02.2012 08:31

Ich erlaube mir, die Verwirrung noch etwas zu vergrössern. Man kann nämlich bei beiden Argumenten Gegenargumente liefern:
Jean hat geschrieben:1. Pro Stockeinsatz (Ausbildung dieses Wochenende): Wofür hast du sonst die Stöcke überhaupt dabei. Du drehst dich durch den Stockeinsatz in die Kurve (wenn du den Stock eben in Richtung Kurvenzentrum setzt)...
Man kann als Gegenargumente anführen: Ich habe dieStöcke dabei, damit ich in Flachstücken schieben kann. Es kann auch passieren, dass man sich beim Stockeinsatz gegendreht, weil er dazu verführt, die innere Schulter nach vorne zu drehen.
Jean hat geschrieben:2. Contra Stockeinsatz: Dadurch beslastest du jedoch den Innenski und wir wollen das Gewicht auf den Aussenski haben und duch den Stockeinsatz verdrehst du deinen Körper/Achse und machst keine Oberkörperausgleichsbewegung.
Gegenargument: Wird der Stockeinsatzs koordiniert eingesetzt, dann entsteht daraus keine (übermässige) Innenskibelastung. Diese entsteht (kann entstehen), wenn der KSP zu weit Richtung Kurvenzentrum verschoben wird - unabhängig, ob ein Stockeinsatz gemacht wird oder nicht.

Ich bleibe dabei - kann helfen, kann stören, individuell bei jedem Gast anschauen, im Lehrgang das machen, was verlangt ist.

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Re: Stockeinsatz

Beitrag von Bewegungsfreund » 14.02.2012 11:35

Hallo...

das mit dem Stockeinsatz ist schon ein sagenhaftes Thema...

Martina kann ich zum Verhalten bei Ausbildungs- oder Prüfungslehrgängen nur Recht geben.

Viel interessanter ist aber nun der Sinn oder Unsinn eines Stockeinsatzes.

Ich denke zu einer demonstrativen Kurve vom Skilehrer für den Skischüler gehört auch ein Stockeinsatz.
Es sollte dazu jedoch möglich sein diesen Stockeinsatz nicht ursächlich für notwendige Beinbewegungen auszuführen (Differenzierungsfähigkeit)...soll umgekehrt heissen, ich kann den ganzen Tag am Hang stehen und Stockeinsätze machen, bin jedoch damit noch keine Kurve gefahren.

Wofür ist der Stock dann gut...
Rythmusgeber (gerade bei kurzen Kurven),
Stabilisierung des Oberkörpers (jeder Seiltänzer hat z.B. eine Stange dabei um sich zu stabilisieren),
Sensor (allzu gerne schleift man mit dem Stock durch den Schnee und nimmt sich hier, meist unbewusst, Informationen mit)...

Muss ich einen Stockeinsatz machen...
Grundsätzlich...nein.
Aus oben genannten Gründen kann es sehr hilfreich sein, die Stöcke mit dabei zu haben und auch einzusetzen.

Historie...
Bei konventionellen Skiern hatte ein aktiver Stockeinsatz als Antizipationsbewegung eine Bedeutung, schon alleine um die 'Bahnschranke' unter den Füssen ums Eck zu bekommen (diese alte Begrifflichkeit 'Stock und rum', kennt fast jeder und treibt einem Skilehrer eine Gänsehaut auf den Körper).
Mit modern taillierten Skiern, hat sich die Bedeutung des Stockeinsatzes verringert. Bis hin zu der Tatsache, dass man oft genug Ende der 90er Jahre ohne Stöcke gefahren ist. Die Selbststeuereigenschaften der Ski haben vielen Skifahrern die Möglichkeit gegeben ohne Stöcke den Ski um die Kurve zu kommen. Leider wurde hier nahezu nur eine Art Kurve gefahren.
Um weiterhin breitbandig Ski zufahren, sollte man das Material nutzen...im besten Sinne.

Also...
Stöcke unterstützen und helfen, machen jedoch noch keine Kurve.

Gruss

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Re: Stockeinsatz

Beitrag von Matje » 14.02.2012 20:35

Hallo,

also für mich ist der Stockeinsatz beim Skifahren sehr wichtig! Versuche mir eigentlich immer bewusst zu sein, die Schwünge mit den "Händen zu fahren". Mir hilft das sehr zum finden des Rhythmus, besonders beim KS.

Aber auch bei mittleren Radien, hier besonders um die kurvenäußere Hüfte nicht zu verschleppen, für schnelleres (explosiveres) umkanten und bekomme meiner Meinung nach, sogar noch früher Druck auf den/die (Aussen)ski`s. Evtl. durch Stockeinsatz ein leichtes vorausdrehen der kurvenäusseren (Hüfte), Schulter, was ja aber nach dt. Lehrplan nicht sein soll(Verwindung der Körperachsen zueinander) , spreche nur für mich! Natürlich, wenn man hier zu viel macht, führt dies schnell zum überdrehen....

Durch ein leichtes anspannen des Unterarmes beim Stockeinsatz kann ich meine Rumpf-, Beinmuskulatur auf der Aussenseite gut dosiert anspannen und mich so besser stabilisieren! Vielleicht ist es aber auch nur auf meinen Fahrstil bezogen eine grosse Hilfe....

Zum Bsp. diese mittleren/kurzen Radien könnte ich mir ohne Stockeinsatz schwer vorstellen!
Besonders von 0:18-1:50min sehr gut zu sehen, wie ich finde.
http://www.youtube.com/watch?v=dgQJ-W3JP38

Aber wie gesagt, sollten keine Anregungen für Besuche von Skilehrerausbildungen sein!
Ich habe beim DSLV, ausser KS, auch eher ein Stocktragen kennen gelernt... :wink:

Matthias
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Re: Stockeinsatz

Beitrag von skiingman » 15.02.2012 10:50

Matje hat geschrieben: Versuche mir eigentlich immer bewusst zu sein, die Schwünge mit den "Händen zu fahren".
Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wahrscheinlich ist die Bedeutung des Stockes davon abhängig, welche Bedeutung mein restlicher Oberkörper für meine Schwungeinleitung und- steuerung haben. Wenn ich also eher mit- oder gar vorrotierend fahre, ist der Stock tendenziell auch wichtiger. Ich habe mir meine Rotation in den letzten zwei Jahren recht mühsam abtrainiert und merke, dass der Stockeinsatz seitdem außer bei wirklichen KS für mich an Bedeutung verloren hat. Das er auf Lehrgängen manchmal gezeigt werden soll und dann wieder nicht und einem Dritten ist es eh egal, kann ich so auch bestätigen. Wahrscheinlich ist dem so, weil man eine gute Kurve halt mit oder ohne Stockeinsatz fahren kann.... Interessanterweise tue ich mir mit einem Stockeinsatz schwerer je höher die Schwungqualität ist, auch wenn der radius der Kurven vergleichbar ist.

Gruß
Markus

Klaus25
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Re: Stockeinsatz

Beitrag von Klaus25 » 15.02.2012 11:13

Ich finde die Diskussion wirklich spannend, da deutlich wird wie unterschiedlich die Auffassungen bezüglich dem "richtigen" Stil/Technik sind. Ich fahre diese Saison unfallbedingt bisher ohne Stöcke, anfangs fehlten die Stöcke mir sehr, mittlerweile eigentlich nur beim KS im steilen. Zur Oberkörperrotation und Aussenskibelastung: Ich habe genau die gegenteiligen Probleme, geringes bis kein Eindrehen des Oberkörpers und fast ausschliessliche Aussenskibelastung. Neben einer leichten Neigung zur Rücklage am Schwungende mit Kompensation durch den Oberkörper, meine persönlichen Baustellen an denen ich versuche zu arbeiten. Wobei die Rotation und Aussenskiproblematik wohl sehr differenziert beurteilt wird, einige plädieren für Rotation und andere dagegen die Lehrmeinungen scheinen hier sehr auseinander zu gehen, beim Thema Aussenski gehen die Meinungen der von mir befragten Skilehrer ebenfalls auseinander, nichts desto weniger versuche ich den Innenski mehr zu beteiligen. Rücklage ist dagegen ein klares Fehlerbild.

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