Ist driften "böse"....?

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
alter mann
Beiträge: 28
Registriert: 23.04.2010 21:43
Vorname: Christian

Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von alter mann » 18.01.2011 23:47

Tipp an mich von meinem Skilehrer:

"Schau einfach, wo kurze gedriftete Schwünge in der Fallinie Spaß machen und wo Carven entspannt möglich ist, ohne jemanden zu gefährden oder gefährdet zu sein durch zu viel Traffic auf der Piste."

Ich komm damit gut klar und hab Spaß. 8)

didi156
Beiträge: 26
Registriert: 28.11.2010 13:32
Vorname: Dieter
Ski: Völkl SC
Wohnort: Bodensee

Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von didi156 » 19.01.2011 17:54

alter mann hat geschrieben:Tipp an mich von meinem Skilehrer:
"Schau einfach, wo kurze gedriftete Schwünge in der Fallinie Spaß machen und wo Carven entspannt möglich ist, ohne jemanden zu gefährden oder gefährdet zu sein durch zu viel Traffic auf der Piste."
Unterschreib ich sofort , damit fährt man am besten :-D

Ob jetzt driften oder carven oder wedeln oder was weiß ich, bleibt doch jedem letztendlich
selbst überlassen.
Ich persönlich kanns nicht nachvollziehen wenn sich manche über andere auslassen weil sie nicht so fahren wie es Ihrem eigenen Ideal entspricht. Da habe ich persönlich auch so Kollegen. :evil:
Die Carven auf biegen und brechen, weil anderst fahren ist ein NO GO :-? und meiden dann steile Buckelpisten wie der Teufel das Weihwasser :lol:
Bei meinem fortgeschrittenen Alter habe ich damals auch mal die alt bekannte Umsteigetechnik gelernt.In die verfalle ich teilweise auch noch. Na und?
Es gibt Abfahrten die manchmal in der Mitte total vereist sind ,das man mit nicht ganz scharfen Kanten kaum eine Chance hat.
Ich such mir dann den Rand aus ca. 1m breit, schön weich :-D , und wedel dann da am Rand entlang. Bekannte von mir meinten " sieht ja aus wie 70er, brauchst bloß noch Locken und Neonanzug" :o
In dem Moment ist mir das aber sowas von egal, denn ich musste mich nicht über die Eisplatten plagen und Spass machts auch :lol:

Ausserdem gibt es immer irgendwo einen der besser ist :wink:

schnuerlzieher
Beiträge: 4
Registriert: 31.01.2010 21:55
Vorname: Jörg
Ski: blizzard g force sonic

Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von schnuerlzieher » 21.03.2011 21:53

...hab den ganzen langen thread nicht vollständig gelesen, trotzdem hier mein senf dazu:
Carven ist meiner meinung nach nur ein aspekt des skifahrens, und auf keinen fall der wesentliche.
Die wesentlichen basics sind andere. Die waren schon bei alten stilen und techniken diesselben, selbst schon bei Kruckenhausers Arlbergtechnik:
Es geht IMO in erster linie um die schwerpunktlage, d.h die ballance vor/ zurück d.h. das nach vorne bringen der hüfte bzw. des schwerpunktes beim schwungauslösen sowie etwas von hinten kommen während der steuerphase. Zusammen mit dem seitlichen hüftknick sind dieses die wichtigen grundlagen. Die entstehenden zentrifugal und massenkräfte über eine stabile körpermitte durch den körper auf die skikanten zu leiten ist die herausforderung. Ob man nun carvt oder ruscht ist eigentlich sekundär und von den umständen abhängig. In weicherem schnee oder in buckeln ist carven sowieso kontraproduktiv.
Passen die grundlagen, fällt carven mit dem aktuellen material dann relativ leicht.

Das problem ist nur, dass diese grundlagen ganz stark vom der körperlichen grundstatur, d.h. von körperhaltung und -spannung besonders im beckenbereich abhängen. Ob einer gut schifahren kann oder können wird, sieht man schon daran, wie er auf dem boden steht, egal ob am schi oder nicht.
Der feste stand bzw die fähigkeit sich im boden zu verankern d.h. druck auf den boden zu bringen ist hauptsächlich u.a.eine funktion der zentralmuskulatur, rücken...bauch etc.
Ich bin überzeugt, dass viele, die beim skifahren technisch nicht recht vorankommen, über ein konzentriertes Pilates und Yogatraining weit bessere erfolge erzielen würden als nur skizufahren .

Ich finde das carven eine schöne weiterentwicklung und bereicherung, allerdings wird und wurde es stark überbewertet und als das neue skifahren hochstilisiert....hauptsächlich aus einem kommerziellen background heraus, war doch der carveboom in den 90ern der rettungsanker der im sturzflug befindlichen skiindustrie gewesen.

grüsse

Jörg

Benutzeravatar
Badga
Beiträge: 238
Registriert: 08.10.2010 13:42
Vorname: Oliver
Ski: Fischer RC4 Race SC
Ski-Level: 82

Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von Badga » 22.03.2011 07:57

schnuerlzieher hat geschrieben:
Das problem ist nur, dass diese grundlagen ganz stark vom der körperlichen grundstatur, d.h. von körperhaltung und -spannung besonders im beckenbereich abhängen. Ob einer gut schifahren kann oder können wird, sieht man schon daran, wie er auf dem boden steht, egal ob am schi oder nicht.
Der feste stand bzw die fähigkeit sich im boden zu verankern d.h. druck auf den boden zu bringen ist hauptsächlich u.a.eine funktion der zentralmuskulatur, rücken...bauch etc.
Ich bin überzeugt, dass viele, die beim skifahren technisch nicht recht vorankommen, über ein konzentriertes Pilates und Yogatraining weit bessere erfolge erzielen würden als nur skizufahren .
Hast du dafür Belege? Versteh mich nicht falsch, denn ich sehe das ähnlich. Geht nämlich in vielen Sportarten, in denen man viele Muskelgruppen beansprucht. Ich habe schon oft Menschen erlebt, die ihren Körper nicht unter Kontrolle haben, bzw. ihn nicht zielgerichtet bewegen können, wenn sie diese Art von Bewegungsmuster noch nie gemacht haben. Klettern wäre so ein Fall.
Wäre interessant wenn sich so etwas tatsächlich über Yoga oder Pilates in den Griff bekommen lässt. Ich habs immer ganz altmodisch darauf geschoben, dass Stadtkinder nie auf einen Baum geklettert sind usw. :D

SRY für O.T. aber interessierte mich grade sehr.

MfG Oli

Benutzeravatar
M.H.
Beiträge: 970
Registriert: 16.02.2005 13:40
Vorname: Michael
Ski: Edelwiser
Ski-Level: 43
Wohnort: Mödling, Österreich

Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von M.H. » 22.03.2011 08:40

<offtopic>
Ein paar Links zu "Gewandtheit vs. Geschicklichkeit" u. Tai Chi Skiing.

http://www.mathias-zdarsky.de/ski/gewandt_geschickt.doc
http://www.kunstpiste.com/2010/12/kraft-der-mitte/
viewtopic.php?p=13992#p13992
http://www.susanamatthews.com/Tai Chi and Skiiing.htm
http://www.epicski.com/forum/thread/287 ... iing-style

Auf www.kunstpiste.com findet sich sicher auch noch was zum Beitrag des Beckenbodens zum Skifahren.

meine 2 cent:
Wer sich gut bewegen kann, kann sich auch auf Skiern gut bewegen. Ob man seine Gewandtheit nun mit Yoga, Pilates, Tai Chi, Ringen verbessert ist nebensächlich. Wenn man sie verbessert, verbessert man sich in allen Sportarten bei denen Rumpfbewegungen eine Rolle spielen (gibt's außer Schach noch welche wo der Rumpf nicht mitmacht? ;) )
</offtopic>
den Schnee auf dem wir alle talwärts fahren
kennt heute jedes Kind

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von Martina » 22.03.2011 10:24

Meiner Ansicht nach greift es zu kurz, die Voraussetzungen fürs Skifahren auf eine gute Bewegungskontrolle zu reduzieren.

Natürlich geht es beim skifahren ums grundsätzliche "sich bewegen können" und nicht nur um Kraft, Ausdauer und das Erlernen der spezifischen Skitechnik. Es kommen aber noch ganz andere Dinge dazu: Skifahren bedeutet nicht nur Bewegungskontrolle, sondern auch "loslassen können", die Ski gleiten lassen, etwas geschehen lassen, die Wahrnehmung der Situation etc..
So habe z.B. mal einen Baletttänzer unterrichtet, der seinen Körper hervorragend unter Kontrolle hatte und in der Lage war, ihn extrem differenziert zu bewegen. ABER: er konnte sich nur sehr schwer darauf einlassen, dass nicht er immer bestimmte, welche Bewegung kommt, sondern dass er oft reagieren musste, dass er abwarten musste, dass die Situationen schwer vorhersehbar waren, dass er die Ski gleiten lassen sollte.
Gute Erfahrung habe ich mit Leuten gemacht, die Sportarten ausübten, die sehr unterschiedliche Bewegungen erfordern und wo diese rasch und unbewusst eingesetzt werden müssen. So hat z.B. ein ehemaliger Profifussballer enorm schnell und gut skifahren gelernt. Auch Surfer haben meiner Erfahrung nach sehr gute Voraussetzungen (wenn sie sich mal bewusst geworden sind, dass das Gerät Kanten hat :wink: )
Dazu kommen Aspekte wie Mut, Einschätzung der Situation, Bewegungsrepertoire etc. etc.
Natürlich ist es auf jeden Fall hilfreich, wenn man "gut auf dem Boden steht" und Dinge wie Yoga oder Pilates sind sicher vor allem bezügl. Körpergefühl und Bewegungssteuerung jedem zu empfehlen. Trotzdem - wenn man sich gewohnt ist, dies nur auf dem flachen, berechenbaren Boden des Gymnastikraums zu tun und im Voraus zu wissen, welche Bewegung man ausführen möchte, dann ist der Nutzen fürs Skifahren beschränkt.
Und ja, auf Bäume klettern hilft auf jeden Fall auch - auch Erwachsenen.

Benutzeravatar
Bodo
Beiträge: 224
Registriert: 05.06.2002 13:57
Vorname: Bodo

Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von Bodo » 22.03.2011 12:00

(wenn sie sich mal bewusst geworden sind, dass das Gerät Kanten hat :wink: )
Kanten sind für einen Surfer nichts neues. Die Dinger heißen dort rails :wink: :wink: und sind ziemlich wichtig für die Eigenschaften und das Steuern des Boards(Fußsteuerung).

Gruß Bodo
Zuletzt geändert von Bodo am 22.03.2011 12:34, insgesamt 1-mal geändert.

urs
Beiträge: 2225
Registriert: 05.01.2003 14:15
Vorname: urs
Ski: stöckli
Wohnort: zürich
Kontaktdaten:

Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von urs » 22.03.2011 12:03

Martina hat geschrieben:So habe z.B. mal einen Baletttänzer unterrichtet, der seinen Körper hervorragend unter Kontrolle hatte und in der Lage war, ihn extrem differenziert zu bewegen. ABER: er konnte sich nur sehr schwer darauf einlassen, dass nicht er immer bestimmte, welche Bewegung kommt, sondern dass er oft reagieren musste, dass er abwarten musste, dass die Situationen schwer vorhersehbar waren, dass er die Ski gleiten lassen sollte.
ich hatte eine fast gleiche erfahrung mit einer schauspielerin und yoga-lehrerin. sie war absolute anfängerin, aber dank ihrer guten balance erzielte sie relativ schnell erfolge. jedoch im etwas "steileren" begann sie plötzlich, die kurven abzubrechen. sie war sich gewohnt, dass ihre impulse sofort umgesetzt wurden, und hatte dementsprechend die geduld nicht, auf die reaktion des skies zu warten, resp. sie traute dem teil nicht und wollte die initiative wieder selbst in die füsse nehmen, was wiederum von den skies als beleidigung aufgenommen wurde und sie sich entsprechend bockig zeigten :wink:.

gruss urs

STOOS
Beiträge: 530
Registriert: 08.11.2010 21:46
Vorname: Peter
Ski: Progressor 8+ 165 / im Visier: Code Speedwall 171
Ski-Level: 50
Wohnort: swiss made

Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von STOOS » 22.03.2011 13:08

Aber wir können doch schon davon ausgehen, dass einem routinierten "Drifter" auch das gelegentliche "Carven" gelingen sollte (geeignete Skiwahl vorausgesetzt); wesentliche, auch oben genannte / gewünschte Eigenschaften, bringt er als "Skifahrer" ja schon mal mit.....

LG
Peter

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von Martina » 22.03.2011 19:51

Bodo hat geschrieben:
(wenn sie sich mal bewusst geworden sind, dass das Gerät Kanten hat :wink: )
Kanten sind für einen Surfer nichts neues. Die Dinger heißen dort rails :wink: :wink: und sind ziemlich wichtig für die Eigenschaften und das Steuern des Boards(Fußsteuerung).

Gruß Bodo

Ich kenne mich mich surfen nicht aus, ich kann nur aus meiner Erfahrung breichten. Ich meine hier nicht Windsurfen, sondern "Wellenreiten".
In Canada habe ich sehr viele Australier unterrichtet, die surfen konnten (zumindest gemäss eigener Auskunft). Vor allem Snowboarden fiel denen sehr leicht. Nur eben: die Kanten. Sie waren sich nicht gewohnt, dass diese greifen konnten und flogen oft heftig darüber, gerade eben, weil sie unerschrocken und relativ schnell fuhren. Offenbar waren sie sich nicht gewohnt, dass da plötzlich eine Kante des Brettes greift und das Brett "steuert".
Hatten sie es aber erst mal verstanden/erspürt, dann ging es meist super.

@Stoos:
Ja, das denke ich doch auch.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag