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von Oktober » 29.01.2013 11:28
Plateaucarver, du hast absolut recht. Die Tibiakopfmethode ermittelt nur die angenommene bzw, errechnete Bruchfestigkeit des Unterschenkels anhand der Dicke des Schienbeinkopfes. Dies hat seine Berechtigung darin, dass der Beinbruch in früheren Zeiten eine der häufigsten Skisportverletzungen war. Ich wurde einmal Zeuge, wie man einer jungen Frau mit geschätzten 165 cm Körpergröße und 55 kg anhand des Schienbeinkopfes eine Bindungseinstellung von 7,5 bis 8 empfahl. Ob diese Einstellung eine Kniegelenksverletzung bei einem Sturz aus mittlerer oder niedriger Geschwindigkeit verhindert hätte, darf bezweifelt werden.
Ich selbst (188 cm, 85 kg, Hobbyrennfahrer), belasse es beim freien Fahren bei einem z-Wert von 8, bei Rennen bei 10 - 11 und bin sehr, sehr selten in der falschen Situation aus einer Bindung geflogen. Die FIS-Fahrer, die ich so kenne, haben ihre Bindungen marginal stärker eingestellt, aber auch nicht allzu viel (zB auf 12). Im "echten" Rennsport (EC, WC), gelten vor allem in der Abfahrt andere Parameter (man denke an die zuletzt erreichten 161 km/h). Ich fuhr einmal mit dem wahrhaft nicht hünenhaften Kristian Ghedina Lift, der hatte seine Bindung auf 23 gestellt.
Die Bindungshersteller stehen speziell im Rennsport natürlich vor dem Problem, dass die Bindung halten, bei Stürzen aber auch öffnen muss. Leider werden dabei eher die Verletzungen durch nicht öffnende Bindungen in Kauf genommen, nicht zuletzt dadurch entstehen die vielen Knieverletzungen der Aktiven in allen Altersgruppen. Falls das Bein eines Rennläufers erst einmal gebrochen ist, hat die Bindung gar keine Chance mehr zu öffnen, da ihr der nötige Widerstand fehlt. Im Extremfall führt dies zu so schlimmen weiteren Verletzungen, dass ein Bein nicht mehr zu retten ist, wie zB bei Matthias Lanzinger.
Die Bindungstechnologie hat sich in den letzten 30 Jahren im Wesentlichen auch kaum verändert. Marker experimentiert mit einem elektronisch ferngesteuerten Auslösesystem, das auf ein Funksignal hin die Bindung öffnet. Der Notfallknopf könnte z.B. im Skistockgriff integriert sein (zB für Freestyler) oder beim Rennläufer auch von außen betätigt werden, zB von einem Betreuer, der vor dem Bildschirm sitzt- die Funkfrequenz der Gegner zu kennen wäre dabei besonders lustig ...