Warum haben Ski einen Vorspann?
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Warum haben Ski einen Vorspann?
Hallo,
Ich stelle mir schon seit langem die Frage, welche Auswirkungen der Vorspann eines Skis auf die Fahreigenschaften hat. Weiß jemand die Antwort? Welchen Vorteil/Nachteil haben Ski ohne nennenswerten Vorspann?
Ich stelle mir schon seit langem die Frage, welche Auswirkungen der Vorspann eines Skis auf die Fahreigenschaften hat. Weiß jemand die Antwort? Welchen Vorteil/Nachteil haben Ski ohne nennenswerten Vorspann?
Re: Warum haben Ski einen Vorspann?
Ein herkömmlicher Alpinski/Carver hat eine Vorspannung. Wenn der Ski auf einer geraden Fläche liegt, dann berührt er diese mit den beiden Enden. Der Bereich unter der Bindung hat keinen Bodenkontakt, das kommt durch die Vorspannung. Wird der Ski belastet wird der Ski durchgedrückt und liegt dann mit der ganzen Skifläche auf. Die Vorspannung sorg also auch dafür, dass bei Druck möglichst viel Kante Bodenkontakt hat und damit auch Kantendruck erzeugt wird. Bei Entlastung sorgt die Vorspannung dagegen für gutes Drehverhalten, Kontaktfläche wird wieder auf die Punkte vorne und hinten reduziert, vereinfacht ausgedrückt. Der Ski ist also konkav geformt.
Ski mit geringer Vorspannung kann man bei harten eisigen Verhältnissen fast vergessen. Sie sind gut für weiche Verhältnisse, Offpist, Buckel etc..
Richtig breite Powderlatten haben heute sogar oft eine negative Vorspannung, auch Reverse-Camber-Ski oder Rocker-Ski genannt, TwinTipps sogar vorne und hinten, so dass die Si eher wie eine Banane aussehen. Bei diesen Ski liegt die Skimitte auf dem Boden, die Enden zeigen gebogen Richtung Himmel. So kann auch eine breite 190cm lange Latten auf der Piste wegen der geringer Auflagefläche fast die Eigenschaften eines Kurzskis haben, mit sehr bescheidenem Potentail bei z.B. Eis. Haben diese Ski offpist Schneekontakt, werden die meistens weichen Skispitzen noch mehr aufgebogen, schon bei wenig Speed wird extrem viel Auftrieb erzeugt, bei mehr Speed stellt sich ein Surffeeling ein. Der Ski ist konvex geformt.
Ixh hoffe das ist so einigermaßen verständlich.
Grüße, Wilhelm
Ski mit geringer Vorspannung kann man bei harten eisigen Verhältnissen fast vergessen. Sie sind gut für weiche Verhältnisse, Offpist, Buckel etc..
Richtig breite Powderlatten haben heute sogar oft eine negative Vorspannung, auch Reverse-Camber-Ski oder Rocker-Ski genannt, TwinTipps sogar vorne und hinten, so dass die Si eher wie eine Banane aussehen. Bei diesen Ski liegt die Skimitte auf dem Boden, die Enden zeigen gebogen Richtung Himmel. So kann auch eine breite 190cm lange Latten auf der Piste wegen der geringer Auflagefläche fast die Eigenschaften eines Kurzskis haben, mit sehr bescheidenem Potentail bei z.B. Eis. Haben diese Ski offpist Schneekontakt, werden die meistens weichen Skispitzen noch mehr aufgebogen, schon bei wenig Speed wird extrem viel Auftrieb erzeugt, bei mehr Speed stellt sich ein Surffeeling ein. Der Ski ist konvex geformt.
Ixh hoffe das ist so einigermaßen verständlich.

Grüße, Wilhelm
Servus,
Wilhelm
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Re: Warum haben Ski einen Vorspann?
Wow, perfekt
Sehr schöne Ausführung, hört sich alles logisch an, vielen herzlichen Dank. Über Ergänzungen und Anmerkungen freue ich mich natürlich weiterhin, wenn es da überhaupt noch so viel anzumerken gibt
Wobei ich eigentlich gleich noch ne weitere Frage zu dem Themenbereich habe
Ist es nicht so, dass sich der Ski beim Kurvenfahren durch biegt und dadurch erst die eigentliche Kurve zustande kommt?
Wirkt der Vorspann dann nicht eher hinderlich? Dieser muss ja erst überwunden werden.
Also was würde beispielsweise passieren, wenn man einen Ski mit übertriebenem Vorspann bauen würde? Könnte man dadurch nicht mehr vernünftig carven, geschweige denn einen einigermaßen vernünftigen, gleichmäßigen Kantendruck ausüben?
Und wo ich gerade am Fragen bin
Würde ein weicherer Flex diesem Problem entgegenwirken?
Und ist ein weicherer Flex deswegen für einen leichteren Fahrer generell von Vorteil?

Sehr schöne Ausführung, hört sich alles logisch an, vielen herzlichen Dank. Über Ergänzungen und Anmerkungen freue ich mich natürlich weiterhin, wenn es da überhaupt noch so viel anzumerken gibt

Wobei ich eigentlich gleich noch ne weitere Frage zu dem Themenbereich habe

Ist es nicht so, dass sich der Ski beim Kurvenfahren durch biegt und dadurch erst die eigentliche Kurve zustande kommt?
Wirkt der Vorspann dann nicht eher hinderlich? Dieser muss ja erst überwunden werden.
Also was würde beispielsweise passieren, wenn man einen Ski mit übertriebenem Vorspann bauen würde? Könnte man dadurch nicht mehr vernünftig carven, geschweige denn einen einigermaßen vernünftigen, gleichmäßigen Kantendruck ausüben?
Und wo ich gerade am Fragen bin

Würde ein weicherer Flex diesem Problem entgegenwirken?
Und ist ein weicherer Flex deswegen für einen leichteren Fahrer generell von Vorteil?
- Uwe
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Re: Warum haben Ski einen Vorspann?
Hallo Michael,
deine Gedanken gehen in die richtige Richtung!
Ein zu harter Ski biegt sich nur schwer durch, und ein zu weicher Ski hat keinen Druck auf Schaufel und Skiende.
Deshalb sollte man beim Skikauf auch etwas darauf achten, dass die Härte des Ski zum Körpergewicht passt. Siehe auch https://www.carving-ski.de/faq/flex-torsion.php und dort am Seitenende auch "Verwandte Themen".
deine Gedanken gehen in die richtige Richtung!
Ein zu harter Ski biegt sich nur schwer durch, und ein zu weicher Ski hat keinen Druck auf Schaufel und Skiende.
Deshalb sollte man beim Skikauf auch etwas darauf achten, dass die Härte des Ski zum Körpergewicht passt. Siehe auch https://www.carving-ski.de/faq/flex-torsion.php und dort am Seitenende auch "Verwandte Themen".
Uwe
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Re: Warum haben Ski einen Vorspann?
Hallo Uwe,Uwe hat geschrieben:Deshalb sollte man beim Skikauf auch etwas darauf achten, dass die Härte des Ski zum Körpergewicht passt.
das ist ein interessanter Ansatz. Aber welcher Hersteller gibt denn an, für welches Körpergewicht der Ski in der jeweiligen Länge entwickelt wurde? Bislang habe ich so was noch nirgendwo gesehen. Und mir selbst traue ich das nicht zu, im Laden alleine nach Gefühl zu beurteilen, ob die Härte des Skis passt.
Gruß
Peter
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.
- Uwe
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Re: Warum haben Ski einen Vorspann?
Hallo Peter,
Ich vermute,
- dass es zu "schwierig/komplex" ist, da sich bei doppelter Geschwindigkeit der Druck ver-VIER-facht, und man so ein Produkt zu kompliziert machen würde; eine 60 kg Anfängerin brauch einen weichen Ski, ein 60 kg rennfahrender Jugendlicher braucht schon einen recht stabilen (harten) Ski ... zumal oft auch Flex und Torsion (siehe https://www.carving-ski.de/faq/flex-torsion.php) zusammen hängen.
- dass man diese Beratung lieber dem Fachhandel überlassen möchte.
Abgesehen davon, liegt es auch an der persönlichen Fahrweise / Vorliebe. Manche mögen lieber harte oder weichere Ski, siehe auch https://www.carving-ski.de/faq/aggressiv ... eihend.php
Die benötigte Härte ist von 4 Faktoren abhängig:
- Können = je besser, desto härter darf ein Ski sein
- Gewicht = je schwerer, desto härter
- Tempo = je schneller desto härter
- Persönliche Vorliebe
In der Praxis würde ich es aber nicht ZU kompliziert machen, und nur 4 Stufen unterscheiden:
1 = weiche Einsteigerski
2 = normale (fehlerverzeihende) Ski (Allrounder, teils Allmountain)
3 = härtere Ski für sportliche Fahrweise (Sportcarver)
4 = sehr harte, hochsportliche Ski (meist Slalom- / Racecarver)
Beispiele:
- Eine leichte Frau will einen Slalomcarver und sollte NICHT zu den "normalen" SL greifen, sondern eher zu einem (weicheren) Jugend-SL
- Ein schwerer Fortgeschrittener sollte NICHT das billige und weiche Ebay-Schnäppchen für 199 Euro nehmen, sonder eher einen härteren Ski.
Keiner! ... trotzdem sagte mir fast jeder Hersteller auf der ISPO, dass dieser Aspekt sehr wichtig ist. Auf meine Nachfrage, warum man auf der Webseite nicht darauf hinweise, bekam ich keine Antwort.NeusserGletscher hat geschrieben:Aber welcher Hersteller gibt denn an, für welches Körpergewicht der Ski in der jeweiligen Länge entwickelt wurde?
Ich vermute,
- dass es zu "schwierig/komplex" ist, da sich bei doppelter Geschwindigkeit der Druck ver-VIER-facht, und man so ein Produkt zu kompliziert machen würde; eine 60 kg Anfängerin brauch einen weichen Ski, ein 60 kg rennfahrender Jugendlicher braucht schon einen recht stabilen (harten) Ski ... zumal oft auch Flex und Torsion (siehe https://www.carving-ski.de/faq/flex-torsion.php) zusammen hängen.
- dass man diese Beratung lieber dem Fachhandel überlassen möchte.
Abgesehen davon, liegt es auch an der persönlichen Fahrweise / Vorliebe. Manche mögen lieber harte oder weichere Ski, siehe auch https://www.carving-ski.de/faq/aggressiv ... eihend.php
Die benötigte Härte ist von 4 Faktoren abhängig:
- Können = je besser, desto härter darf ein Ski sein
- Gewicht = je schwerer, desto härter
- Tempo = je schneller desto härter
- Persönliche Vorliebe
In der Praxis würde ich es aber nicht ZU kompliziert machen, und nur 4 Stufen unterscheiden:
1 = weiche Einsteigerski
2 = normale (fehlerverzeihende) Ski (Allrounder, teils Allmountain)
3 = härtere Ski für sportliche Fahrweise (Sportcarver)
4 = sehr harte, hochsportliche Ski (meist Slalom- / Racecarver)
Beispiele:
- Eine leichte Frau will einen Slalomcarver und sollte NICHT zu den "normalen" SL greifen, sondern eher zu einem (weicheren) Jugend-SL
- Ein schwerer Fortgeschrittener sollte NICHT das billige und weiche Ebay-Schnäppchen für 199 Euro nehmen, sonder eher einen härteren Ski.
Uwe
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Re: Warum haben Ski einen Vorspann?
Naja, jetzt wird aber vermischt hier...
... Flexhärte und Vorspann haben erstmal nicht zwingend etwas miteinander zu tun. Und eigentlich auch nicht mit Kantengriff. Richtig ist vielleicht, dass ein Ski mit starkem Vorspann sofort (überall) greift und ein Ski mit keinem/negativem Vorspann später. Wobei das dann wiederum bei sehr flexharten Ski ein Schuss nach hinten sein kann, da der Fahrer unter Umständen Probleme hat, den Ski bereits in die Kurve hinein zu biegen - weswegen im Rennskibereich auch teilweise Rocker gefahren werden. Insgesamt also ein kompliziertes Feld.... 


What do democrats actually want?
Democrats always want a majority.
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Re: Warum haben Ski einen Vorspann?
Hallo Chris,Probleme hat, den Ski bereits in die Kurve hinein zu biegen - weswegen im Rennskibereich auch teilweise Rocker gefahren werden.
interessant, wusste ich nicht.
Weißt Du in welchen Disziplinen diese Rocker benutzt werden?
Wie ausgeprägt sind die Rocker denn, ich meine Länge Schaufel zur Skimitte hin und Abstand zur Bodenauflage?
Gruß, Wilhelm
Servus,
Wilhelm
Wilhelm
Re: Warum haben Ski einen Vorspann?
kommt drauf an, was man unter "herkömmlich versteht... Das mit der Entlastung stimmt so nicht: Vorspannung sorgt dafür, dass der Druck bei Planlage gleichmäßig auf die ganze Belagfläche verteilt wird, obwohl das Gewicht nur auf der Skimitte steht. Wirkung: bessere Gleiteigenschaften, mehr Speed - daher eher bei Racecarvern bzw. im RS und Super-G anzutreffen. Dazu wie erwähnt guter Kantengriff über die ganze Skilänge (dabei spielt aber auch das "Innenleben" der Bretter eine Rolle bzw. die dadurch bedingte Flex-/Härteverteilung an Schaufeln und Enden. ). Leichter drehen lässt sich ein Ski, wenn weniger Druck auf den Enden liegt -> Slalomcarver haben eher weniger Vorspannung (evtl. Rocker?), Gleiteigenschaften sind hier nicht so wichtig.Willi1957 hat geschrieben:Ein herkömmlicher Alpinski/Carver hat eine Vorspannung. ... Bei Entlastung sorgt die Vorspannung dagegen für gutes Drehverhalten, Kontaktfläche wird wieder auf die Punkte vorne und hinten reduziert, vereinfacht ausgedrückt.
Dynamic VR27 Géant Limited Edition, HEAD XRC 1400i, Dynastar Speed Course 67
Re: Warum haben Ski einen Vorspann?
Hallo,
eine interessante Website zu Skieigenschaften:
http://www.carvingski.info/centix/de/sk ... aften.html
beantwortet einiges, wenn auch nicht direkt die Sache mit dem Vorspann.
Vorspannung:
Die Vorspannung (Camber) ist die Wölbung des Skis. Sie dient der effektiven Druckverteilung auf
Schaufel und Skiende. Eine präzise Abstimmung mit allen Flexeigenschaften ist wichtig, damit der
Druck über die gesamte Skilänge durchgängig wirken kann. Bei Unstimmigkeiten kann es vorkommen,
dass der Ski in der Skimitte entweder zuviel oder zu wenig Kantengriff im Kurvenverlauf aufweist und die Gleiteigenschaften beim Geradeausfahren beeinträchtigt sind.
Vorspannung und Laufruhe:
Längsbiegesteifigkeit, effektive Kantenlänge, Dämpfung des Ski/Boards und Grad der Vorspannung sind ausschlaggebend für die Laufruhe. Gute Dämpfung und hohe Vorspannung erzeugen bessere Laufruhe bei
hohen Geschwindigkeiten.
Vorspannung und Rückstellkraft:
Generell hat ein Ski mit hoher Vorspannung auch höhere Rückstellkraft. D.h. das der Ski im Schwung nach der Belastungsphase in der Entlastungsphase wieder schneller aus der Biegung in die Gerade zurückschwingt, was
für den Skifahrer auch durchaus spürbar sein kann.
Greetings,
Till
eine interessante Website zu Skieigenschaften:
http://www.carvingski.info/centix/de/sk ... aften.html
beantwortet einiges, wenn auch nicht direkt die Sache mit dem Vorspann.
Vorspannung:
Die Vorspannung (Camber) ist die Wölbung des Skis. Sie dient der effektiven Druckverteilung auf
Schaufel und Skiende. Eine präzise Abstimmung mit allen Flexeigenschaften ist wichtig, damit der
Druck über die gesamte Skilänge durchgängig wirken kann. Bei Unstimmigkeiten kann es vorkommen,
dass der Ski in der Skimitte entweder zuviel oder zu wenig Kantengriff im Kurvenverlauf aufweist und die Gleiteigenschaften beim Geradeausfahren beeinträchtigt sind.
Vorspannung und Laufruhe:
Längsbiegesteifigkeit, effektive Kantenlänge, Dämpfung des Ski/Boards und Grad der Vorspannung sind ausschlaggebend für die Laufruhe. Gute Dämpfung und hohe Vorspannung erzeugen bessere Laufruhe bei
hohen Geschwindigkeiten.
Vorspannung und Rückstellkraft:
Generell hat ein Ski mit hoher Vorspannung auch höhere Rückstellkraft. D.h. das der Ski im Schwung nach der Belastungsphase in der Entlastungsphase wieder schneller aus der Biegung in die Gerade zurückschwingt, was
für den Skifahrer auch durchaus spürbar sein kann.
Greetings,
Till