nicht ich hat geschrieben:
1.wenn man schon jemandem verantwortungsloses handeln unterstellt, dann muss doch zumindest die frage zulassen, was verantwortungslos bedeutet. wie könnte man das anstellen, ohne zu vergleichen? ob jemand also zu hohe risiken eingeht wird anhand eines gesellschaftlich akzeptierten risikos bemessen. ohne vergleiche ist dies gar nicht möglich. und ich denke meine these, dass das risiko beim freeriden geringer ist als bei skitouren würde sich recht schnell bestätigen. (einen ansatz habe ich ja bereits mit den vergleichenden zahlen aus der schweiz geliefert.)
2.ich frag mich ja schon wo du deine informationen her hast. selbstverständlich sind die zeiten mit denen heute die bergwacht am ort ist stark gesunken. nur leider hat sich die enorme verbesserung in diesem bereich statistisch kaum signifikant auf die opferzahlen niedergeschlagen. warum? weil nach 12-15 min noch fast 90% der vollständig verschütteten opfer leben, während nach 30 min gerade noch 30% lebendig geborgen werden können. die opfer, die 30min überlebten, überleben in aller regel jedoch auch noch wesentlich länger, da sie eine in aller regel eine luftblase haben. daher hat eine verbesserung der einsatzzeiten von 2h auf 30min statistisch gesehen sehr geringe signifikanz. mit anderen worten, dies ist ein wettlauf mit der zeit bei dem die bergrettung kaum mithalten kann. anders schaut es allerdings bei der ärztlichen erstversorgung nach dem bergen des opfers aus. dafür brauch man aber weder hunde, noch 30 mann die den kegel sondieren, oder ihre reccos schwecken.
3.könntest du bitte die kirche im dorf lassen? es tut mir leid, aber wenn du mit so einem reisserischen schmarrn kommst kann ich dich nicht ernstnehmen und dementsprechend muss ich mich ordentlich zusammenreissen um noch ernsthaft zu diskutieren. bedenke: wir sind hier nicht bei rtl explosiv.
4.selbstverständlich, da hast du völlig recht. Insgesamt steigt die anzahl an einsätzen im gelände. das liegt nicht daran, dass die leute unverantwortlicher sind, die sich heute ins gelände begeben, sondern schlichtweg daran, dass es viel mehr sind. und vermutlich kommt es auch trotz der total betrachtet stagnierenden zahl an lethalen lawinenunfällen (prozentual betrachtet ist sie DEUTLICH rückläufig) zu einer total höheren anzahl an Auslösungen. die vermutung geht aber dahin, dass die lawinen welche von freeridern ausgelöst werden in aller regel ein geringeres volumen haben.
5.Oh bitte - ist das jetzt ein argument gegen die scheiss piefke oder gegen die scheiss freerider.
6.ich halte also fest. das problem ist nicht, dass plötzlich eine herde von verantwortungslosen freeridern in die berge einfällt, sondern, dass durch die attraktivität eines "neuen" sportes ein "neues" einsatzgebiet für die bergwacht entsteht, oder zumindest ein altes stark wächst. dh. es ginge nicht mehr darum, bestimmte gebiete unter bestimmten lawinenbedingungen zu sperren um freerider vor sich selbst, sondern darum das fahren abseits der piste generell zu verbieten, um die bergwacht vor den freeridern zu schützen. schliesslich lassen sich die opfer auf der piste leichter einsammeln. auch wenn es sich ein wenig albern anhört, aber das kann ich nachvollziehen.
Zuerst mal: Ich bin Bergretter, Gruppenführer, Notfallsanitäter/Rettungsassistent und arbeite nebenberuflich in der entsprechenden Theorieforschung.
(@Craddle: Danke für den Rückenwind, aber mit dem Doc dauert es noch ne Weile...)
1. Eigentlich wollte ich nur ne Unterscheidung zwischen Lawinenabgängen und den sonstigen Verletzungen, die man sich außerhalb der Piste zuziehen kann, ziehen. Undabhängig vom Freeriden oder nicht..Aber das war zugebenermaßen schlecht forumuliert...Aber wenn wir gleich scho mal dabei sind:
Woher hast du denn deine Informationen? Leider ist die aktuelle Studie noch nicht raus, aber in wissenschaftlichen Kreisen geht man eher davon aus, dass unter Umständen das Risiko beim Freeriden höher sein könnte.
Man sieht hier folgendes im Vergleich zum Tourengeher:
Der Tourengeher steigt in ca. 70% (persönliche Schätzung) der Fälle den Hang, auf dem er nachher abfährt auch auf. Das ermöglicht eine Weitaus differenzierte Beurteilung der Schneelagen des Hanges, auch, dass muss man genauso sehen, durch das Aufsteigen durchaus auch eine erste Auflockerung statt, was aber von vielen sogar förderlich angesehen wird, da unter Umständen so eine Bildung sich gegenseitig abtreibener Schollen gefördert wird.
Außerdem soziologisch gesehen sind Tourengeher tendenziell älter, haben eine höhere alpine Erfahrung und es geht oft mind. eine als "informiert" anzusehende Person mit. Zusätzlich sind Tempo, Neigung zu "Sprüngen" und Lawinenausrüstung bei Tourengehern im allgemeinen höher.
Eine weitere Möglichkeit zum Anstieg der "Freerider-Verschütteten" wird darin gesehen, dass scheinbar Freerider enger "beieinander" oder alleine fahren, dementsprechend das Risiko das alle beteiligten einer Gruppe verschüttet werden, höher ist.
Den Tourengehern entgegen spricht wohl, dass sie wohl eher extremere Hänge befahren, was Freerider einfach auch aufgrund ihrer beschränkten Bewegungsfähigkeit (es gibt nicht unendlich unverspurte Hänge in der Nähe der Lifte) wohl nicht in dem Ausmaß tun.
Das es hier einen stetig konstanten Bodensatz von "Dummen=> Toten" bei den "Touris" genauso gibt, ist nicht abzustreiten...
Aber eigentlich wollte ich ja nicht über das "wer lösst mehr Lawinen aus" reden.
2. Woher nimmst du denn deine? Ein Lawinenopfer das die ersten 15 Minuten überlebt stirbt nur noch seltenst an einem Erstickungstod, hier treten wieder die sog. Primärtraumata (siehe unten) und der Tod durch Unterkühlung in den Vordergrund.
Was man umgekehrt auch an den Zahlen ablesen kann: Die Zahl der in der zweiten Hälfte der "Todesphase" zu Tode kommenden nimmt ab, die, die innerhalb der ersten 15-25 Minuten zu Tode kommenden bleiben aber recht konstant. Ob das an Primärtraumata oder wirklich am direkten Erstickungstod liegt, darüber kann man sich streiten.
Anbei: Recco Sucks...*G*
3. Diese Art Verletzungen nennt der Fachterminus "Primärtraumata", da sie direkt durch den Kontakt "Mensch vs. Schnee" entstehen. Das dies ein immer größeres Thema in der Fachwelt wird, ist die letzten Jahre deutlich zu sehen. Wenn du's nicht glaubst ließ dir mal entsprechende Fachveröffentlichungen der letzten Jahre durch...
4. Das stimmt so definitiv nicht. Aufgrund der "Subkultur" Freeriden gehen leider immer mehr immer schlechter geschützte Leute in's Gelände. Dabei fehlt es einfach immer öfter an essentiellen Sachen wie Helm, Protektor, entsprechendes Skimaterial (anbei: Der Hammer vor net allzulanger Zeit bei ner Kollegin: 17 jähriger, der sich wunderte, warum seine Snowblades im Gelände nicht so "ganz" funktionierten), entsprechender Kondition, Können, usw. Das war früher, wo es durchaus auch Tiefschneefahrer gab, seltener anzutreffen. Also haben wir "Läuse und Flöhe" gleichzeitig. Einerseits mehr Leute im Gelände, die gleichzeitig aus soziologischen Gründen schlechter gegen die Gefahren ausgerüstet sind.
5. Weder noch... Eher gegen die Leute, die die Tatsache, dass sie nun doch ziemlich in der Wildniss sind, ignorieren..
6. Mit dem letzten Satz magst du recht haben. Ich will durchaus meine Leute und mich schützen. Wir sehen es nämlich absolut nicht ein, unsere Leben für den Freizeitspass von ein paar minderjährigen Bengeln einzusetzen. Bergrettung ist zu gutem Teil noch ehrenamtlich, und selbst bei mir als "Profi" muss der Kosten/Nutzen Faktor am Ende stimmen, damit ich den Job mache.. Ich hätte nämlich durchaus auch angenehmere Jobs ohne stetiges Leben an zwei Orten, einem Sommer und einem Winterjob, stetigem Zwang auf dem neuesten Stand zu sein und das alles für teilweise 8€/h Brutto in Aussicht....Wir haben alle unsere Familie zu versorgen.
Anbei: Tiefschneefahren ist die Wurzel des Skifahrens überhaupt, der Ski kam vor der Pistenraupe

. Neu ist nur der Hype, der darum gemacht wird, der mittlerweile ja auch zu einem guten Teil vom Kommerz ausgeht. Und genau damit haben wir ein Problem.