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von Martina » 17.01.2005 17:14
@Urs
Meine Erfahrung beim Anfangsunterrichten von Kindern:
Meist ist es für die Kinder nicht einfach, den Pflug zu erlernen. Um ehrlich zu sein, es ist oft ein rechter Murks (für den Unterrichtenden - die Kinder hören von selbst auf, wenn sie keine Lust mehr haben).
Ich finde nicht, dass die Kinder den Pflug instinktiv lernen. Allenfalls schauen sie ihn gut ab und können ihn dann sofort (überwiedend visuell lernende Kinder).
Ich will nicht ausschliessen, dass ich bei Kindern gelegenlich "zu weit vorgegriffen" habe.
Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass es oft eine halbe Stunde Murks und Anstrengung braucht, manchmal auch zwei mal eine halbe Stunde - und dann geht es. D.h. es ist nicht so einfach für die Kinder, den Pflug zu lernen, aber wenn sie ihn dann mal können, dann fahren sie in ihrem Pflug, als ob sie noch nie etwas anderes gemacht hätten. Und zwar überall im Skigebiet, z.T. sehr steile Pisten.
Und hier setzt dann das instinktive Fahren ein: Sie brauchen genau so viel Pflug, wie nötig. Bald fahren sie in einfacherem Gelände (Halb-)parallel, sobald es schwierig wird, mit grösserem Pflug. Da muss man ihnen nichts mehr sagen, allenfalls eine geeignete Linie vorfahren.
Schwierig finde ich, zu merken, ob ein Kind reif für´s "richtige" Skifahren ist oder ob es noch ganz in der Spielphase ist, wo es viel besser ist, im Skikindergartengelände zu bleiben.
Ich bin hier möglicherweise auch etwas einseitig vorgeprägt, weil wir in Celerina wohl einen Skikindergarten hatten, dann aber keinen schönen, leicht geneigten Hang. Es wurde sofort recht steil. Also führte kein Weg daran vorbei, einen richtig stabilen Pflug zu lernen - oder eben im Skikindergarten zu bleiben.
Meist kristallisierte sich am ersten Tag im Skikindergarten ein Grüppchen heraus, das uns "reif" schien. Mit denen (natürlich nachdem sie pflügen geübt hatten) gingen wir dann zum Tellerlift. Der folgende Tag wurde ein sehr anstrengender für Kinder, Skilehrer und oft auch Eltern. Aber am Tag drauf war die Sache gegessen und man konnte die Kinder praktisch überall hin mitnehmen.
Meines Erachtens fehlt den Kindern im Skikindergarten logischerweise das Verständnis, warum sie bremsen sollen. Es ist ja wirklich nicht sehr dringend nötig!
Waren sie dann am steilen Hang, war es jedem Kind sofort klar!
Ich habe dort übrigens im Privatunterricht viel mit Spitzen zusammenhalten und va. mit rückwärts fahren (dh. ich rückwärts, Kind vorwärts) gearbeitet. Ich finde es sinnvoll, weil es funktioniert, aber meines Wissens gibt es auch eine Theorie dazu (irgend eine Richtung der Physiotherapie), die besagt, dass ein Kind in eine Position zuerst geführt werden und dort gehalten werden kann, um dann die nötige Bewegung zu erlernen. Dh. es muss zuerst die Zielhaltung erleben. Selbstverständlich muss dies mit dem nötigen Fingerspitzengefühl gemacht werden: Was geht für das Kind gut, wieviel Haltearbeit übernehme ich, wie lange soll eine Sequenz sein (immer nur einige Sekunden), was ist es schon in der Lage, selber zu tun.
Wenn es mit dem Pflug schon einigermassen geht, dann fahre ich oft rückwärts und halte einen Hulahoppreifen. Das Kind hält diesen auch und fährt vorwärts. So kann es selber fahren und bremsen, aber ich habe die Möglichkeit, mehr oder weniger einzugreifen. Ausserdem lernt das Kind "von selbst" kurven zu machen, weil es mich anschaut und den Körper dreht, wenn ich eine Kurve fahre. Mit dem Reif kann ich die Drehung noch unterstützen.
Allerdings muss man auch hier sehr aufpassen, dass das Kind so viel Brems- und Dreharbeit wie irgend möglich selber macht!
Selbstverständlich brauchen Kinder auch eine "innere Bereitschaft", um bremsen und fahren zu lernen. Damit meine ich, dass ein Kind, dass partout nicht bremsen will, es auch noch nicht kann. Oft ist das eine Folge davon, dass irgendwo eine Erwartungshaltung herrscht (Eltern, Skilehrer,...) und damit ein gewisser Druck aufgebaut wird.
Wenn ein Kind nicht will/kann - dann darf es im Skikindergarten fahren und dort alles ausprobieren, solange kein anderes dabei Schaden nimmt.