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von Martina » 12.01.2005 08:49
Wir haben hier ja schon des öfteren diskutiert, dass es dumm ist, wenn ungenaue und nicht zutreffende Begriffe angewendet werden (z.B. Rotation oder eben passive Phase).
Ich kann hier noch ein bisschen Hintergrund von Schweizer Seite liefern:
Bei der Entwicklung des Schweizer Lehrmittels arbeiteten die Leute vom Skilehrerverband (Demoteam), anderer Verbände, die mit Skifahren zu tun haben und auch die Leute von der ETH Zürich und er Uni Bern zusammen.
Die Uni-Leute wollten auch ein Konzept für´s Bewegungslernen entwicklen und das Schneesportlehrmittel sollte die erste Anwendung davon sein.
Ein grosses Problem, das dabei entstand, war, dass die Uni-Leute gerne durchwegs richtige, präzise Begriffe verwenden wollten.
Bei den Skilehrern in Ausbildung (und auch bei gewissen Ausbildnern) führte das dazu, dass die fanden, seit die "Studierten" mitarbeiten, sei es absolut nicht mehr verständlich und sie würden weiterhin so unterrichten wie bisher.
Diese Meinung ist nach wie vor sehr verbreitet: Das Lehrmittel ist etwas für die Uni-Leute, hat aber mit dem Skischulalltag nicht mehr viel zu tun.
Mittlerweile ist aber vieles in Alltagstaugliche Sprache übersetzt worden. Das ist dann nicht mehr so genau, aber für jedermann verständlich - und führt aber wiederum zu unerfreulichen Dingen (so wird z.B. beugen-strecken allzu oft immer noch hoch-tief genannt, obwohl es damit nichts zu tun haben muss).
Nun, trotz aller akademischer Überarbeitung (v.a. Arturo Hotz war der tonangebende Mann, falls das jemandem etwas sagt) sind einige Dinge drin geblieben - z.B. eben die aktive und passive Phase.
Ich meine, dieser Begriff war damals sehr wichtig, als die Leute von der Umsteigetechnik her umlernen musste. WARTEN anstelle von Stockeinsatz-skiaustellen-Vorhochkippdrehen.
Dass das nicht präzise ist, hat wohl keiner bemerkt.
Interessanterweise habe ich die Ausdrücke für die beiden Phasen völlig vergessen. Ich verwende sie beim unterrichten nicht. Was ich aber durchaus verwende, ist das Wort WARTEN. Obwohl heute die meisten Leute nicht mehr umlernen müssen, WARTEN sie nicht anfangs der Kurve, sondern verfallen in hektischen Aktivimus.
WARTEN bezeichnet natürlich nicht eine Phase, sondern ist das, was wir tun müssen.
Dass auf hohem Niveau (wenn man genau spürt, was der Ski tut) nicht NUR gewartet werden muss, ist auch klar. Und man wartet ja, nachdem schon eine Bewegung eingeleitet wurde (kippen meistens), die durchaus weitergeht.
Wie so oft ist der Ausdruck "passive Phase" wohl nicht ganz präzise, aber für die Praxis sehr gut geeignet. Jeder weiss, was "passiv" heisst und für den allergrössten Teil der Skifahrer langt es bei weitem, wenn sie wissen,dass sie in diesem Teil der Kurve einfach nichts tun sollen! Viele wissen es leider nicht und egal wie man diesen Teil der Kurve auch nennt, sie bewegen sich dort nicht dosiert und dann carvt der Ski allenfalls nach der Fallinie.