Carving = Trendsportart???

Hier gehört alles rein, was sonst nirgends rein passt.
Matthi@s
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Beitrag von Matthi@s » 31.12.2004 11:59

Hallo zusammen,
also ich glaube, dass die Dinge etwas komplizierter liegen. Auch wenn die Carving-Technik keine Trendsportart darstellt, so gibt es doch vielerlei Bemühungen mit der Bezeichnung „Carven/Carving“ genau das zu erreichen. Das sieht man schon daran, dass man mittlerweile mit dem Mountainbike nicht mehr um die Ecke fährt, sondern die Kurve carvt; BMW hat sein Einstiegsmotorrad z.B. „Scarver“ genannt.
Ich glaube schon, dass die Werbung einem beibringen will, dass man mit „Carving“ die Kriterien eines Trendsportlers erfüllt. Ob ihr das gelingt, weiß ich nicht so genau. Aber die inflationäre Verwendung von „carven“ auch in Bezug auf´s Ski fahren deutet darauf hin, dass da ´was dran sein könnte. Manchmal verselbstständigen sich die Dinge ja auch.

Davon abgesehen frage ich mich, was eine Trendsportart genau ist: eine, die einem Trend folgt (welcher wäre das?) oder eine, die einen Trend setzt? Insofern scheinen mir die von mys angegebenen Merkmale auch etwas bunt zusammengewürfelt - für ein Schulreferat allerdings auch schon sehr anspruchsvoll :zs: .
Was aber bleibt, ist: Wer carvt, selbst wenn er nur Ski fährt, ist trendy bzw. soll es sein. Und auf dieser Welle surft (carvt? :wink: ) die Werbeindustrie ganz heftig.

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nicola
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Beitrag von nicola » 31.12.2004 13:15

ich möchte keineswegs generelle kritik an lehrern anbringen - diese thematik wird hier allerdings etwas spät hinterfragt und wurde auch in diversen arbeiten schon vor etlichen jahren behandelt. eine zeitgemässe frage zum thema skientwicklung im trend wäre etwa twintips und deren auswirkungen bzw. zukunft - wollte man noch zeitgemässer agieren könnte man beispielsweise pintails und schwalbenschwänze und ihre anhänger hinterfragen. denn twintip ist für mich schon mehr zum synonym für den aufbruch einer neuen bewegung im schnee geworden als lediglich bezeichnung einer konstruktionsform von ski.
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Beitrag von ivan » 31.12.2004 15:55

nicola hat geschrieben:1. ob ein riesentorlauf ein carvingrennen ist, bestimmt weitgehend der kurssetzer - es hat sich gezeigt, dass im schnitt damentrainer wesentlich progressiver stecken als herrentrainer und dass trainer deren läufer ihre technik am besten der skitechnologie angepasst haben auch carvingfreundlicher stecken, als solche die den (fort-)schritt langsamer vollziehen.
eigentlich könnte sogar der super-G als eine carving-disziplin charakterisiert werden
ich würde sagen, bei den RSs entscheidet nicht nur ob ein damen- odeh herrenrennen gesteckt wird, und ob der kurssetzer progressiver oder konservativer ist
eine nicht unwesentliche rolle spielen auch
- die hänge und ihre steilheit
männer fahren öfter auf steileren hängen, wo kein mensch mehrere schwünge hintereinander richtig carven kann
(vgl. zB Bode Millers eigenschilderung, welche technik er auf dem steilhang in Sölden einsetzt, in Ski Racing)
(wenn die damen zB auf dem Grossen Arber fahren, erleben sie natürlich dasselbe)
- die pistenpräparierung,
die, afaik, etwas "freundlicher" ist bei den damen, die nicht so betonharte piste bekommen
das zusammenspiel von der kusrsetzung, dem hang, dessen steilheit und evtl. der frauen-beweglichkeit ergibt dann "mehr carving" und leistungen, die ästhetischer wirken und angenehmer anzuschauen sind

interessant:
die tatsache, dass ein RS nicht immer ein carvingrennen ist, hat auch einfluss auf die skikonstruktion:
Fischer hat laut firmeninfo seine RS ski etwas modifiziert, um das andriften in der ersten schwungphase zu begünstigen:

"In regards to construction we have torsionally softened the area under the foot. With these adjustments it allows the athlete for the new technique to drift while approaching the apex of the turn and then applying full pressure when they find their line. The results are cleaner linking arcs with no chatter under foot."

kein wunder auch, das die längsten Atomic RS-ski angeblich radius sogar 29 meter haben.

zum thema "warum hat sich das carving-rennen nicht durchgesetzt" wäre evtl. ein selbständiger thread angebracht -
wenn´s da überhaupt interesse genug gibt, uns mit dem heute abgeschriebenen phänomen näher zu beschäftigen
"to beat a dead horse" sozusagen
(ich hätte da noch welche argumente)

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ivan
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Beitrag von ivan » 31.12.2004 16:05

nicola hat geschrieben:ich möchte keineswegs generelle kritik an lehrern anbringen - diese thematik wird hier allerdings etwas spät hinterfragt und wurde auch in diversen arbeiten schon vor etlichen jahren behandelt. eine zeitgemässe frage zum thema skientwicklung im trend wäre etwa twintips und deren auswirkungen bzw. zukunft - wollte man noch zeitgemässer agieren könnte man beispielsweise pintails und schwalbenschwänze und ihre anhänger hinterfragen. denn twintip ist für mich schon mehr zum synonym für den aufbruch einer neuen bewegung im schnee geworden als lediglich bezeichnung einer konstruktionsform von ski.
ja, ja, ja - heutzutage eindeutig!!!
ich habe vor kurzem in einer diskussion in Tschechien, wo leidenschaftlich die fragen rund um "funcarving" diskutiert wurden (Martina und Nicola wissen davon ein wenig) dazu geschrieben,
- die um jahre verspäteten diskussionen sind eigentlich angesichts der aktuellen entwicklung fast lächerlich
- wenn etwas fehlt, dann nicht die methodische und methodologische auseinandersetzung mit dem marginalen funcarven, sondern
moderne ergreifung der freeskiing-bewegung mit besonderer berücksichtigung von freestyle.
stimme also 100% überein, obwohl die wirtschaftlich entscheidende menge die hänge einfach nur runterschwingt
(was die heutigen freestyler mit 40 und 50 auch wohl tun werden, aber nur unter voraussetzung, jemand/etwas bringt sie zum skispass)

Juergen

nicht alles so eng sehen

Beitrag von Juergen » 31.12.2004 17:17

hallo,
ich hoffe, es fühlt sich keiner "angemacht", aber was hier von einigen teilnehmern geschrieben wird ist in meinen augen eine ziemliche scharz/weiß sicht. was ist schlecht daran, mehr als carven zu können. unsere kinder bekommen zunächst einmal das rüstzeug mit, im steilhang, im gelände, auf eis etc., klarzukommen und wenns die piste hergibt darfs auch etwas nach innen lehnen sein. übrigens sind manche berge so gebaut, daß man auch mal schuss fahren muss, wenn man nicht kraxeln möchte *grins.
da viele hier ja recht gut fahren kennen sie ja auch schon aus der vergangenheit mehrere methoden, den hang runterzukommen. hoch/tief, tief/hoch oder (meine bevorzugte methode) den klassischen umsteiger, der schon vor 20 jahren eine ziehen auf der kante war (heute nennt man das ganze carven und macht richtig tohuwabihu draus.
viele grüße
jürgen
ps: fahre einen völkl p40 SL und einen dynastar skicross; die halbierten snowboards sind nicht so mein ding.

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Re: nicht alles so eng sehen

Beitrag von nicola » 01.01.2005 12:35

Juergen hat geschrieben:den klassischen umsteiger, der schon vor 20 jahren eine ziehen auf der kante war (heute nennt man das ganze carven und macht richtig tohuwabihu draus.
hallo juergen - dir duerfte vieles entgangen sein, wenn du denkst, dass die lust und liebe zum carven nur jene menschen gepackt hat, die vorher nicht richtig skifahren gekonnt haben :lol:
nicola

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juergen

man verpasst höchstens den zug oder den flieger

Beitrag von juergen » 01.01.2005 13:39

hallo nicola,
so meinte ich das nicht - wobei aber sicherlich ein fünkchen wahrheit in deiner antwort liegt. mir ging es eigentlich um das völlig überzogene marketing mit dem heute in den sporwarenhäusern mit haarsträubenden argumenten versucht wird zu verkaufen - ich sehe die grenzen einfach fliesend und carven als nichts grundsätzlich neues an. nur so wie es die skiindustrie vor 15 jahren nicht verstanden hat, daß viele skifahrer nach taillierten skiern gesucht haben (ich war damals recht glücklich über meinen P9 SL, der schon nicht mehr kerzengerade war und den ich auch nur in +5 cm gefahren habe), so scheint sich die industrie heute mit der breitesten schaufel übertrumpfen zu wollen (das andere extrem, wie ich meine). wie bei vielen wird die wahrheit (hoffentlich) in der mitte liegen.
ein aspekt wird übrigens auch die wirtschaftlichkeit des neues materials sein - schau dir nurmal die kanten eines neues völkl an - wie oft kann man die noch schleifen ? und wer leistet sich den luxus, dauernd neus material zu kaufen - wie bei anderen konsumartikel auch wird es sich auf den mainstream einpendeln. auch hier ein beispiel: ein guter freund fährt ein raceboard mit ner bindung drauf, welche durch einen in der hose durchgeführten zug aus der hüfte aus zu öffnen ist vor ein paar jahren das ultimative sportgerät, heute völlig out und nicht mehr erhältlich.
viele grüße
jürgen

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man kann auch den richtigen zeitpunkt verpassen

Beitrag von nicola » 01.01.2005 14:14

hallo juergen,

naturgegeben sind entwicklung und marketing in der pushenden skibranche zwei paar schuhe, oft scheint hier sogar kontraproduktivität zu glänzen, die nachfrage nicht verstanden und viele ansätze die sich gerade erst im ansatz für die entwicklung als kleiner lufthauch ankündigen werden viel zu laut und viel zu früh auf den markt "hinausgeblasen". für den kritischen zeitgenossen klingt diese aufblähung meistens wie ein lauter f**z und stinkt auch genauso zum himmel.

die wesentlichen veränderungen in der entwicklung sind sehr oft zufallsprodukte oder kleinigkeiten mit denen am markt wenig wirbel gemacht werden kann und will. sie vollziehen sich jetzt, da die bedeutung der shapes relativ klar ist, oft im inneren des skis. man kann sie weder sehen, noch angreifen, will sie als entwickler nicht unbedingt an die grosse glocke hängen und freut sich erst, wenn sie für eine vielzahl von skifahrern spürbar werden.

zum thema "fliessender übergang zwischen geschnittener umsteigeschwung und carving" kann ich dir aber keineswegs recht geben. paradox - gerade menschen, die den umsteigeschwung gut können, tun sich beim umsteigen aufs carven besonders schwer. basismuster der motorik des geschnittenen schwungs auf parallelkantigen skis verhindern den zugang zum carvinggefühl. und auch der mentale bereich spielt eine grosse rolle - solange ein skifahrer stolz darauf ist seine skis gut zu beherrschen, wird sich für ihn die wahre und sinnliche welt des carvens verschlossen halten.
nicola

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Udo - Aschaffenburg

Re: man kann auch den richtigen zeitpunkt verpassen

Beitrag von Udo - Aschaffenburg » 03.01.2005 04:09

nicola hat geschrieben: zum thema "fliessender übergang zwischen geschnittener umsteigeschwung und carving" kann ich dir aber keineswegs recht geben. paradox - gerade menschen, die den umsteigeschwung gut können, tun sich beim umsteigen aufs carven besonders schwer. basismuster der motorik des geschnittenen schwungs auf parallelkantigen skis verhindern den zugang zum carvinggefühl. und auch der mentale bereich spielt eine grosse rolle - solange ein skifahrer stolz darauf ist seine skis gut zu beherrschen, wird sich für ihn die wahre und sinnliche welt des carvens verschlossen halten.
Das kann ich nur fett unterschreiben, Nicola. Eben jener Moment war es, der u.a. vor knapp 4 Jahren zu meinem veritabel Crash führte. Der Umstieg von einem 195cm klassischen Slalom-Ski, mit dem ich so ziemlich alles fuhr, was mit Schnee belegt war, auf einen P40 (in 188cm...sic!) war ein Desaster. Wobei der Einstieg in dieses Dilemma auch noch von dichtem Schneefall bei gut 30cm Neuschneeauflage begleitet wurde, was den Vormittag des ersten Tages zu einem äußerst kraftraubenden Akt mit dem höllisch schweren Gerät werden ließ.

Als am Mittag der Schneefall nachließ und die Pisten plötzlich gewalzt waren ließ ich es (in alter Gewohnheit) zunächst mal gehörig laufen. Kurzes Schwingen auf schwach abfallendem Gelände im klassischen Stil (ich hatte völlig vergessen, Carver unter den Socken zu tragen) funktionierte tadellos...bis ich auf die verwegene Idee kam, den notorisch vereisten Steilhang zu befahren, mir beim schnellen Umsteigen in der Falllinie plötzlich die Taillierung "in die Quere kam" und das gewohnte und tief verankerte Bewegungsmuster "Kante aufsetzen und Bremsen einleiten" destaströs endete. Die umgehend einsetzende Zunahme der Kurvengeschwindigkeit war derart verblüffend, dass es mich irrsinnig aushob und damit die erste Erfahrung mit der "schnellen Kante" im Spital endete.

Fazit: Der Umstieg Klassisch->Carving fand nicht statt, wobei sich nicht nur das in mehr als 30 Jahren Skifahren fest verankerte Bewegungsmuster zur Schwungein- und ausleitung als Hemmnis erwies sondern auch ein gehöriger Mangel an Respekt gepaart mit allerlei Selbstüberschätzung. Ein Befund, der übrigens nicht nur auf mich sondern auf einige Skifahrer aus dem Freundeskreis zutrifft, die nach 2/3 Wintern Carvingversuchen ihre alten Renntiger wieder aus dem Keller kramten... :roll:

LG
Udo
P.S.: Ich wills trotzdem noch einmal versuchen, die Schulter ist wieder o.k. und Obertauern wartet :wink: .

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Beitrag von rolf » 03.01.2005 09:10

Hallo

Carving ist keine Trendsportart, weil es eigentlich gar keine Sprotart ist (welche eine Aussage in einem Forum mit diesem Namen). "Rund" gefahren (oder zumindest versucht) wurde eigentlich schon lange. Als ich Anfang der 80'er Jahren versuchte so viel wie möglich auf der Kante zu fahren, sprach einfach noch niemand von Carving. Aber ich war bestimmt nicht der einzige der auf den Kanten fuhr. Das Gefühl war schon damals genial aber natürlich nicht mit dem Carvinggefühl von heute zu vergleichen. Mit den damaligen Radien von 35m-50m konnte mann nur im relativ flachen Gelände carven, sonst wurde man brutal schnell.

Das Carven ist eine Teilmenge des Gesamtpaketes "Skifahren". Eine Technik die in den letzte 10 Jahren materialtechnisch wie fahrtechnisch enorm verbessert und verfeinert wurde. Für Skifahrer welche bereits vor dem Carvingboom nichts Gescheiteres zu tun hatten als jeden möglichen Tag auf den Latten zu stehen, war diese Zeit (ca. 1995-2001) eine einmalige Zeit. Ich bekam in meiner langjährigen Liebingsbeschäftigung eine weitere Dimension dazu!

Mein Fazit:
1.Carving erleichtert das Skifahren.
2. Mit dem Carving ist das perfekte Skifahren noch schwieriger geworden, weil man einfach noch mehr Varianten/Techniken perfekt beherrschen muss
(Es gibt Dinge die mann ohne Carving Ski einfach nicht machen kann)


Wieso keine FunCarver mehr? Es gibt ja die SlalomCarver! Die Zeit (ca. 1997-2000) ist vorbei wo ich mir für einen normalen Skitag zuerst immer den Kopf zerbrechen musste ob ich nun doch lieber den FunCarver oder den RaceCarver fahren werde.

Gruss Rolf

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