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von Martina » 10.11.2004 10:15
Natürlich kann ich schreiben, was mich am österreichischen Lehrplan stört. Wir haben es hier schon ausführlich diskutiert (wer es nachlesen will, es gab mal einen langen Thread zum Thema: "Schweizer Pflug"). Ich kann aber nur widergeben, was man mir gesagt hat und was ich gesehen habe:
- In Österreich wird der Pflug nach wie vor mit einer anderen Technik als den parallelen Schwung gefahren . Banal gesagt: Im Pflug soll man in der Kurve nach aussen lehnen, sobald man parallel fährt, nach innen. Man muss also erst eine Pflugtechnik lernen, die man sich, sobald man sie kann, wieder "ablernen" muss, weil man dann ja mit dem parallelen Fahren anfängt.
- Die Österreichischen Skilehrer sind verpflichtet, nach dieser Methode zu unterrichten . Das hat den Vorteil, dass man überall das gleiche gesagt bekommt. Der Nachteil ist, dass kein individueller Lehrweg gewählt werden kann und ausserdem eine Methode angewandt wird, mit der man (meiner Meinung nach) nicht sehr effektiv lernt.
- Ein etwas anderes Thema ist, dass die Österreicher aus "Verständnisgründen" (oder Marketingründen) praktisch jede Kurve "carven" nennen . Eine Kurve im Pflug wird so zum "Carven aus der Winkelstellung". Auch wenn es mit einer völlig "uncarvingmässigen" Bewegung (nach aussen lehnen) gefahren wird.
Ich habe Unterricht in Österreich beobachtet, mit Skilehrern geredet und hier im Forum nachgefragt. Alles zusammen ergab das oben beschriebende Gesamtbild.
In Österreich sieht es für mich zur Zeit danach aus, dass viele Skilehrer enorm gut fahren (hat mich echt beeindruckt), aber dass ihre Unterrichtsmethodik von vorgestern ist (aber sie dürfen ja eben nicht anders unterrichten).
Ich denke, dass es gut sein kann, dass die Leute auf der Piste, die tag-täglich unterrichten, viel begriffen habe, dass aber in diesem Skilehrerverband viele "alte Köpfe" sitzen, die nicht von der "guten alten Zeit" wegwollen. Das ergibt dann dieses wenig hilfreiche Durcheinander.
Interessant zu diesem Thema war auch ein Erlebnis in Canada:
Unser Skischulleiter fuhr zum Interski Kongress. Als er zurückkam, meinte er begeistert: "We have to ski like the austrians! Especially their short radius is great!".
Leicht erschrocken fragte ich: "But what about their teching methods?". Und er antwortete: "O no, they can´t present their stuff! But the demonstration team is skiing excellent!"
- no further comment -
@PK:
Ich halte den Schweizer Lehrweg nicht etwa für den allein seelig machenden! Die Vor- und Nachteile habe ich in den letzten Tagen mal im Thread "Tief gehen" beschrieben (es ging dort um die Armhaltungen).
Es gibt leider auch in der Schweiz viele schlechte Skilehrer! Vor allem gibt es viele (wie überall), die viel zu wenig ausgebildet sind.
Das Problem an Österreich sehe ich vor allem darin, dass die Lehrer verpflichtet sind, genau so zu unterrichten. Man weiss zwar so als Gast, was man bekommt, aber...
Soviel ich weiss, gibt es in Soviel ich weiss, gibt es in Österreich aber auch so und soviele "Freie", die eine eigene "Richtung" anbieten - vielleicht können uns die Österreicher hier (Bernhard, Nicola,...) mehr dazu sagen?
Den Deutschen Lehrweg halte ich zwar für etwas "überanalysiert" und teilweise etwas durcheinander, aber grundsätzlich nicht schlecht. Da er dem Unterrichtenden auch recht viel Freiheit lässt, ist es allerdings auch sehr davon abhängig wer nach dieser Methode unterrichtet.
Die Italiener haben einen sehr vorgeschriebenen Stil (der Winkel jeden Gelenks sollte bei allen gleich sein...), sie sind aber bei der Art der Unterrichtsmethode recht offen.
Bei den Franzosen blick ich leider noch nicht so ganz durch. Und die unterrichten auch kaum in Deutsch soviel ich weiss.
Von den Tschechen weiss ich leider gar nichts.
Das ist übrigens genau ein Thema, über das ich gerne noch mehr lernen würde: Wer unterrichtet wie wieso?