So wie ich es wahrnehme geht es um die Frage, ob Slalomcarver wirklich Ski mit nur dem schmalem Anwendungsbereich für Kurzschwungspezialisten nur auf harter Piste sind, als die sie oft dargestellt werden oder ob "weiche", d.h. nicht rennmäßg hart abgestimmte Pistenski mit schmaler Taille (ca. 70mm und darunter) und geringem Kontruktionsradius (ca. 13,5m und darunter) nicht viel allroundiger eingesetzt werden können, insbesondere geeignet sind fürNeusserGletscher hat geschrieben:Ich blicke in diesem Thread nicht mehr ganz durch, worum es überhaupt geht.
- Ausflüge in den "Tiefschnee" (d.h. unterschenkelhohen Neuschnee neben der Piste)
- zerfahrenen, schweren Schnee wie Frühjahrssulz
- gedriftete Parallelschwünge
- das Verbessern der skifahrerischen Fähigkeiten, insbesondere den Einstieg ins und Fortschritte beim Carving
Zum letzten Punkt hast du ja schon eine Antwort gegeben:
Das ist beileibe keine exotische Einzelmeinung: viewtopic.php?p=127418#p127418NeusserGletscher hat geschrieben:In meiner Anfangszeit habe ich einen Atomic SL 10 in 170 gefahren und bin damit prima zurechtgekommen. Auch und obwohl hier im Forum schon oft die Meinung vertreten wurde, SL seien nichts für Anfänger.
Auch die renommierten Skipädagogen haben zu SL-Radien gegriffen, um ihren Schülern das Skifahren beizubringen: viewtopic.php?p=127492#p127492
Fazit Punkt 1: flexible Consumer-SL-Carver sind nicht nur für die geeignet, die bereits Carven können, sondern gerade auch für die, die Carven erst lernen wollen.
Gerade gecarvt ... dazu muss man ergänzen: der Swing hat einen Radius von 12,1 m, in klassischer Camberbauweise konstruiert, ist "weich", d.h. kein brettharter Rennski und nur in Länge 162 erhältlich. Wenn man dafür eine Schublade benennen müsste, würde wohl am ehesten "überbreiter Consumer-SL" draufstehen.NeusserGletscher hat geschrieben:Der Edelwiser Swing ist ein Ski mit breiter Skimitte (78). Trotzdem lässt er sich wegen seiner Konstruktion und Abstimmung spielerisch fahren. Auch gecarvt.
Nächste Punkte:
Nach wie vor gibt es leider nur einen Skitest, in dem SL-Carver mit Allmountain/Multiconditionski nach den gleichen Maßstäben und getrennt nach Schneebedingungen verglichen wurden - alle anderen Tests bilden Durchschnittsnoten oder legen an unterschiedliche Skitypen andere Maßstäbe an.NeusserGletscher hat geschrieben:Gerade im Sulz und wenn es zerfahren wird schätze ich Ski, die etwas mehr Auftrieb haben.
Leider ist der Test schon einige Jahre her, trotzdem nochmal die Links (PDF-Links auf diesen Seiten):
http://www.test.de/Carvingskier-Racer-m ... 5-2590245/
http://www.saldo.ch/tests/1029747/Ski
Interessanterweise war die Situation einige Jahre vorher genau dieselbe:
"Beim Kriterium Komfort/ Toleranz bewerteten die Tester beim Gleiten in Schussfahrt und beim klassischen Schwingen, ob der Ski Fahrfehler toleriert und ausgleicht.
Das Erstaunliche: Die Urteile der Tester fielen quer durch alle Könnensstufen einheitlich aus und wurden in der Tabelle deshalb zu einem einzigen Ergebnis zusammengefasst.
Die All-Mountain-Ski standen in der Gunst der Tester generell weniger hoch als die Slalomversionen. Einige Modelle ... sind dennoch universell einsetzbar - sie gefielen der Testgruppe auch auf der präparierten Piste. «Die übrigen All-Mountain-Modelle sind nur dann interessant, wenn man sich wirklich vorwiegend im Gelände bewegt. Ansonsten kann ein etwas länger gewählter Slalomski abseits der Piste durchaus mithalten», heisst es im VKI-Testbericht."
Mit den Rockern sind die Allmountainski auf der Piste sicher wendiger geworden, allerdings auch die SL-Carver im Sulz besser geworden (sie profitieren auch von ihrer breiten Schaufel - und das ist neben der Flexibilität auch ein wichtiges Kriterium, ob der Ski aufschwimmt oder nicht).
Es wäre toll, wenn auch andere, aktuellere Skitests direkte Vergleiche kategorienübergreifend und differenziert nach Schneeart veröffentlichen würden. Die Chance dazu sehe ich allerdings als sehr gering an, da kommerziell finanzierte bzw. auf kostenlose Überlassung der Ski von Herstellern angewiesene Tests den Herstellern auch dazu dienen sollen, möglichst viele Testsieger zu fabrizieren und da wäre es geschäftsschädigend, wenn das Slalommodell aus der 2. oder 3. Reihe für 499 Euro Listenpreis genauso allroundig einsetzbar wäre oder gar besser als das "Allround"-Spitzenmodell für 699 Euro ...
Daher ein paar aktuelle Einzelmeinungen, die zeigen wie gut ein SL-Carver für Sulz geeignet ist:
gebi1 hat geschrieben:Mein Nordica Dobermann SL geht wunderbar durch den Frühjahrssulz
racecarver hat geschrieben:Gerade der Rossignol 9SL TI IBOX ist ein Race Carver mit 10% Rocker und funktioniert meiner Meinung nach im Frühling speziell gut da er am Morgen auf harter Piste sehr gut hält und ab Mittag im Sulz oder verfahrenen Schnee gegenüber einen normalen SL Carver viel besser dreht. ... Wer diesen Ski auf der Piste beherrscht kann mit diesem auch Tiefschnee fahren.
latemar hat geschrieben:Meiner Ansicht nach gehen in der Mitte nicht so breite Ski im Sulz sehr gut. Für mich ist der Stöckli CX und BT Sportcarver, das beste was man im Sulz fahren kann. Beide Ski sind sogar ausgesprochen schmal (CX: 116-69-100 mm). Auch Slalomcarver bieten sehr gute Fahreigenschaften im Sulz. ... Im Sulz lässt sich herausragend gut carven.
Herbert Züst hat geschrieben:Ich bin letztes Wochenende nun den CX das erste Mal in hoher Sulz gefahren. Die Haufen werden einfach ignoriert. Ich bin erstaunt wie leicht der Ski durch die Haufen gleitete.
Bodo hat geschrieben:Mein jetziger Ski ist so ein Traumski (Nordica Dobermann Spitfire EDT, 122-72-105 mm), der geht auch problemlos durch Sulz wenn man ihn ein bisschen laufen läßt. Irgendwie ist Sulz manchmal beinahe so schön wie Pulverschnee. Und Schneehaufen sind ja eigenlich sowieso kein Problem. 10 cm Neuschnee auf der Piste verlangen auch nicht nach einem Tiefschneeski.
grischi hat geschrieben:Jetzt habe ich auf der Lenzerheide erst den Laser SC (1,63m, 122-72-104 mm) gestestet. Fand diesen im Sulz genial
sepp hat geschrieben:Ich fahre seit 6 Jahren den Atomic Metron B5. Ein gigantischer Ski, 162cm lang, 131-76-115 (R: 11m), super wendig, spurstabil, eisgriffig, im Tiefschnee und im Sulz ein Traum in der Buckelpiste agil, auf der Piste ein Funcarver.
Gerade der Superburnin' zeigt auch, welche Schwierigkeiten die Hersteller mit der Einstufung haben: das 2011/12er-Modell wird auf snow-online als "Racecarver" geführt, das 2012/13er mit exakt denselben Maßen als "Allmountain" - ??? Wenn das mal kein Beweis dafür ist, dass Pistenski mit SL-Geometrie wahre Allrounder sind ...brella hat geschrieben:habe den K2 Superburnin (153, 121-72-106) jetzt 3 Tage in St. Anton getestet - 3. Tag: Pisten sulzig, zerfahrene Pisten, große Schneehaufen, 10 Grad plus, noch voller als bisher.
Diese Schneebedingungen haben mir bisher immer zugesetzt. Heute nicht. Durchschneide die Schneehaufen einfach auf der Kante, suuuper. Keine große Kraftanstrengung wie früher, keine Angst zu verschneiden. ... Er ist leicht drehbar, carvt sehr gut, macht kleine wie auch große Radien, und hält auch schnelle Schussfahrten aus, selbst im Sulz ist er sehr gut zu händeln.
Analoges wie für den Sulz gilt für Tiefschnee - wobei man da nicht auf die Carvingtechnik zurückgreifen kann, sondern eine enge Skiführung viel bringt, um die schmale Taille auszugleichen. Natürlich sind SL-Carver mit Fatties nicht vergleichbar, diese sind aber vor allem notwendig geworden, um den fehlenden Mittenauftrieb bei hüftbreiter Skiführung auszugleichen (mehr dazu hier). Für gelegentliche Ausflüge in den Tiefschnee sind nicht-FIS-harte SL-Carver wegen ihrer breiten Schaufel gut geeignet - wer zu über 70% auf der Piste fährt, muss bei einem SL-Carver insgesamt weniger Abstriche an Vielseitigkeit und Skispaß machen als mit einem über 80mm breiten Allmountaincarver.
Das denke ich auch - wenn ein Könner mit einem Allmountain- und sogar Freerideski auf der Piste relativ kurze Schwünge carven kann, heißt das noch lange nicht, dass es auch jemand kann, der das Carven gerade lernt oder lernen will. Dem fehlen die Kraft bzw. Geschwindigkeit, Sicherheit und Technik dazu.maestro70 hat geschrieben:Jetzt möchte ich nochmal gebi1 antworten: Du schreibst, dass du ehemaliger Rennfahrer bist, Skilevel 100 hast u. sicher schon wesentlich mehr Skimodelle unter den Füssen gehabt hast, als ich. Das mag durchaus sein.
Aber manchmal ist eben auch Überqualifikation das Problem.