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von NeusserGletscher » 07.01.2012 22:00
Hallo Ulli,
aus folgenden Gründen arbeite ich lieber mit Festwinkeln. Zum einen können die Laufrollen solcher Tools Spuren auf dem Belag hinterlassen, zum anderen ist man in der Auswahl der Feilen dann auf bestimmte Typen festgelegt. Über die Genauigkeit kann man streiten, andererseits, wenn der Belag nicht 100% plan geschiffen ist, kann man weder mit Festwinkel noch mit einem Varioteil ein vernünftiges Ergebnis erzielen.
Der Halt der Kante wird nach meiner Erfahrung vor allem von folgenden Faktoren bestimmt:
- Planarität des Belags
ist der Belag Konvex, dann nutzt auch die beste Kante nichts. Also vor dem Schleifen die Planlage des Belags mit einem Haarlineal prüfen
- Winkel zum Belag (abgehängt)
je größer der Winkel, desto drehfreudiger wird der Ski. Daher gilt für SL Ski 0,5° oder kleiner, für Abfahrtsski, Freerider oder wenn der Ski fehlerverzeihender sein soll, darf (muss) es mehr sein.
- Versatz der Kante zum Belag, d.h.,
beim belagseitigem Schleifen, insbesondere beim Steinschliff, ensteht zwischen Kante und Belag ein Versatz, weil das weichere Material des Belags beim Schleifen komprimiert wird und anschliessend wieder ein wenig über die Kante hinaussteht. Dadurch wird der Kantegriff schlechter, die Drehfreudigkeit steigt. Der Effekt wird umso größer, wenn mit mehr Druck beim Schleifen gerbeitet wird. Also lieber mehrmals mit wenig Druck schleifen als wenig mit viel. (ein Grund mehr, um die Massenabfertigung in bestimmten Geschäften einen riesen Bogen zu machen, wenn nur auf Quantität und nicht auf Qualität gearbeitet wird)
Das waren die Vorarbeiten, jetzt erst kannst Du dich der Seitenkante widmen:
- Schärfe der Kante
lässt sich mit dem Fingernageltest gut feststellen. Grundsätzlich hast Du die Kante in der richtigen Reihenfolge bearbeitet, also vom groben zur feinen Feile. Wichtig ist aber, nach jedem Schliff die Qualität der Arbeit mit dem Nageltest und auch dem Auge zu prüfen und vielleicht ein oder zweimal mehr drüber zu schleifen. wenn es erforderlich ist
- Güte des Schliffs
eine polierte Kante hält besser und länger als eine Kante mit Riefen. Ein abschliessender Nassschliff mit Diamantfeilen verbessert daher das Ergebnis
- Wirkame Länge des Schliffs
nur, wenn wirlich bis zur Schaufel und zum Skiende durchgeschliffen wird, erhält der Ski den maximal möglichen Grip auf hartem Untergrund
Prinzipell muss Dir aber klar sein, dass ein so auf optimalen Kantengriff präparierter Ski eine solide Skitechnik voraussetzt, weil "fehlerverzeihend" und "bissig" sich bei Skikanten einander ausschliessen.
Gruß
Peter
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NeusserGletscher am 07.01.2012 22:20, insgesamt 1-mal geändert.
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.