Moinsen.
Skitag 4
Wie Tiny schon geschrieben hat war heute D-Day. Nichts martialisches, sondern Diavolezza-Tag. Der Plan war, den Wetterfrosch entscheiden zu lassen, ob das geht. Den Job hat dann unser Coach übernommen. 8.30 Uhr kam die SMS und diesmal blieb die Droschke stehen und der Bus wurde erklommen. So in der Nebensaison haben dann auch selbst üblicher Weise durch Skifahrerstau blockierte Seilbahnen ihre Schrecken verloren. Eine überschaubare Anzahl an Skisportlern hatte sich eingefunden. Den „größten Zeitverlust“ beim Auffahren verursachte dann der Umstand, dass die Bahn etwas überladen war. Es galt also für den Schaffner, Freiwillige zu finden, die den bereits eroberten Stehplatz zu Gunsten einer sicheren Seilbahnfahrt wieder aufgeben. Nach einigem Palaver ging es dann weiter.
So eine Seilbahnfahrt finde ich recht lustig. Meist mache ich lange Ohren und höre mir an, was da so geredet wird. (Der Norddeutsche spricht auch von „sabbeln“). Neben den Geschichten von früher wie etwa „Leipzig ein und Leipzig war das alles noch anders, da sind wir mit Fellen unter den Ski hier rauf“ war heute im Angebot zwei Damen (höchstwahrscheinlich aus Hamburg), die sich gegenseitig mit ihren Laufzeiten beim Dauerlauf beeindrucken wollten. Immer wenn eine ein Statement gebracht hatte, wurde es von der „Gegnerin“ getoppt. Falls das nicht möglich war, wurde fix das Thema gewechselt. Nebenan ein Herr, der behauptete in einem Schneefeld stünde ein Steinbock. Sein Publikum starrte in die angegebene Richtung (Schneefeld hätte da oben als Bezeichnung definitiv nicht ausgereicht) und bestätigte die Beobachtung. Alles natürlich ohne Fernglas. Ich hätte mit denen noch drei Mal da rauf fahren können. Stand up Comedy at its best.
Nach dieser amüsanten Einlage waren wir dann oben angekommen. Denjenigen Lesern, die die Diavolezza kennen, was zu erzählen, heißt Eulen nach Athen zu tragen, denjenigen die sie nicht kennen, sei gesagt: Dort rauf ist ein absolutes MUSS. Hochalpen wie im Bilderbuch, freier Blick auf Bernina und Palü. Einfach überwältigend. Kling pathetisch, ist für mich aber nur so zu beschreiben. Ich arbeite im Büro und bin kein Schriftsteller.

Die Abfahrt hat eine für mich angenehme Länge und Schwierigkeit. Da, wie schon mehrfach geschrieben, die Schnee- und Pistenverhältnisse recht passabel sind, war die Abfahrt ein Mordsspaß. Für andere offenbar nicht. Es war eine Frau zu beobachten, die den Einstiegshang ob der Neigung freiwillig auf dem Allerwertesten absolvierte. Die Ski wurden dann nach ca. 300 m nachgereicht. Schade um die Skihose.
Ein Rat an alle noch nicht dort gewesenen, fahrt da nicht am ersten oder zweiten Tag rauf. Die Luft ist dünn auf 3.000 Metern. Ich war jedenfalls froh, dass ich schon ein bisschen akklimatisiert war.
Nachdem diese tolle Abfahrt viel zu schnell zu Ende war, wurde mehrheitlich entschieden, sofort auf die Lagalb zu fahren und dort landestypisches Essen zu konsumieren. Leider war unser Timing diesmal nicht perfekt. Einer hatte wohl schlecht gewachste Ski. Jedenfalls fuhr uns der Bus vor der Nase weg. Also wurde Small Talk gehalten. Themen wie Dauerlauf und Damals in den Bergen wurden vermieden. Es ging nur um skifahrtechnische Belange. Der Rest geht euch nichts an.

Lagalb ist nicht ganz so hoch wie die Diavolezza und die Abfahrt auch nicht ganz so lang. Allerdings gibt es dort mehr Varianten. Mehrfaches Befahren ist durchaus angebracht. Mir waren dann zwei Abfahrten genug, die Signale des Herz-Kreislauf-Systems waren da ganz eindeutig.
Für Fans des tiefen Schnees abseits der Piste sind auf beiden Bergen jede Menge Möglichkeiten angesagt.
Falls es von Belang ist: Ich kann den Mond sehen, allerdings keine Sterne. Aber morgen geht noch was.
Guts Nächtle.