Skitest SL Master/Pro-Modelle

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gebi1
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Ski: Völkl SL R FIS

Skitest SL Master/Pro-Modelle

Beitrag von gebi1 » 12.03.2024 09:53

Für alle die beabsichtigen sich einen sportlichen Slalomski zuzulegen, hier ein Test. Folgende Modelle habe ich ausprobiert.

Head Worldcup Rebels e-SL Pro WCR 14
Völkl Racetiger SL Master
Kästle RX12 SL RP Evo

Alle Ski wurden in der Standartlänge 165 cm getestet. Testbedingungen: Harter, griffiger Schnee am Morgen, später Sulz, der aber nur ganz zum Schluss tief war. Fahrer: 181 cm, mit Ausrüstung über 90 Kg, 57 Jahre alt, über 50 Jahre auf Ski, mit solider Technik.

Der Head hat einen durchwegs harten Flex, wirkt solide gebaut. Montiert ist die Freeflex 14, ganz aus Metall und in Alpinnorm. Es kommt die zweigeteilte Raceplatte von Head/Tyrolia zum Einsatz. Das Babyblau wirkt im Schnee frisch, ist aber sicher nicht jedermanns Sache. Die ersten Schwünge fühlen sich nicht gut an. Es fällt sofort auf, dass von der Schaufel, im Kurveneingang kaum Rückmeldung kommt. Der Ski ist zwar sehr flink und fühlt sich sofort intuitiv und einfach zu fahren an, aber dieses irgendwie "leere" Gefühl im Kurveneinzug bleibt. Vor allem im flachen und mittelsteilen Gelände ist dieses Gefühl stark, wird es steiler und es ist mehr Fussarbeit nötig, wirkt die Schaufel etwas definierter. Dieser Effekt ist vor allem bei kurzen, gecarvten Schwüngen stark. Ab mittleren Radie wirkt der Ski stabil und vertrauenerweckend. Er lässt sich ruhig und unaufgeregt carven, wirkt nie nervös. Bei allen Radien lässt sich das Heck immer sofort lösen. Der Ski ist nie zickig, aber sehr brav. Wer einen markanten SL sucht ist mit dem Head nicht glücklich. Für ein Pro-Modell hat er mir zu wenig Charakter. Auch bei diesem Modell von Head setzt sich die Tendenz fort, den Ski möglichst massentauglich zu machen. Nicht mein Ski. Wer einen hochsportlichen SL von Head will, muss aus meiner Sicht zum RD Modell greifen.

Der Völkl ist das pure Gegenteil des Head. Schon auf den ersten Metern ist der superdefinierte Kurveneinzug über die Schaufel ein Knüller. Die Carbonstringers in der Schaufel machen diese sehr hart. Überraschenderweise spricht die Schaufel aber sehr gefühlvoll an und kurze gecarvte Schwünge sind extrem spassig. Der Völkl ist sehr einfach zu fahren, hat aber einen etwas nervösen Charakter. Werden die Radien länger, wirkt er etwas "zappelig" und will sofort wieder zurück zu kurzen Radien. Sein grösstes Manko ist das etwas zu weiche Skiende. Fährt man die Kurven fertig und hat viel Druck, gibt das Heck irgendwann nach. So lässt sich der Völkl zwar jederzeit lösen, aber für mein Gewicht hätte ich mir ein etwas stabileres Heck gewünscht. Der Völkl hat viel mehr Rebound als der Head, wirkt spritziger, lebendiger und charaktervoller, ist aber in den längeren Radien etwas eingeschränkt. Der Völkl kommt mit Pistonplatte und der XComp 16 Bindung von Marker.

Der Kästle ist, auch wegen des hohen Preises, wohl eher ein Nischenski. Hält man ihn in den Händen fällt sofort die saubere Verarbeitung ins Auge. Das Hollowtech in der Skispitze ist optisch gewöhnungsbedürftig. Es soll, wie das Loch bei Fischer, Schwingungen der Skispitze reduzieren. Ansonsten gefällt der Ski mit seinem schwarz/weiss/türkis und dem reduzierten Design. Die Schaufel ist verhältnismässig weich, der Flex wird dann bis zum Skiende kontinuierlich härter. Es kommen die Evo Platte von Tyrolia und die Freeflex Racebindung zum Einsatz. Tyrolia liefert im Racebereich Metallbindungen. Der Kästle ist ein sehr charaktervoller Ski und auf den ersten Fahrten etwas gewöhnungsbedürftig. Alles ist sehr definiert. Er kommt als Einziger dieser drei Modelle einem FIS SL sehr nahe, hat aber den Vorteil, dass er auch bei weichsten Bedingungen bestens funktioniert. Hat man den Ski etwas kennengelernt zeigt er sein ganzes Potential. Er ist extrem präzise im Kurveneinzug und das Hollowtech macht, dass die Schaufel nie flattert. So strahl der Ski immer viel Ruhe und Vertrauen aus. Mir sind noch mit keinem Ski solch gute, kurze gecarvte Schwünge gelungen. Das Heck des Ski ist absolut präzise. Kein Rutschen, auch bei härterem Schnee. Auch in mittleren Radien überzeugt der Kästle wie kein Zweiter. Hier folgt er den Steuerimpulsen, wirkt "sämig" und scheint keine Grenzen zu haben. Alle gerutschten Schwünge mag er nicht so. Da braucht's etwas Input. Obwohl er der sportlichste und kompromissloseste dieser drei Modelle ist, schneidet er im Sulz am Besten ab. Er lässt sich mit vergleichsweise wenig Kraftaufwand locker durch die Haufen carven.

Zusammenfassung:
Der Head ist einfach zu fahren und der ideale Ski für alle die ein Pro-Modell möchten, aber technisch noch nicht ganz ausgereift sind.
Der Völkl giert nach kurzen, gecarvten Schwüngen und zieht wie kein anderer kompromisslos in die Kurve. Aufgrund des etwas weicheren Hecks ist er für schwerere Fahrer eher nicht so geeignet. Ein Ski für SL Liebhaber, die vor allem kürzeste Radien fahren wollen.
Der Kästle ist hochsportlich, nahe an einem FIS SL und extrem radienvariabel. Er verlangt nach sehr guter Technik, ist charaktervoll und liefert einem sehr guten Fahrer unbegrenzten Spass. Dazu überzeugt er auch bei weichem Schnee.

njg
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Re: Skitest SL Master/Pro-Modelle

Beitrag von njg » 20.03.2024 13:25

Hi Martin

Vielen Dank für deinen Bericht.

Ich interessiere mich für den Völkl (konnte das 19-20 Pro Modell ein paar Abfahrten fahren und brauche einen neuen SL Ski). Was genau meinst du mit dem zu weichen Tail? Fehlt es ihm an Torsionsfestigkeit hinten? Als ich im Olliekurzschwung unterwegs war, fand ich das Tail nicht schlecht: weich genug dass man den Ski biegen konnte (keine Dachlatte), aber auch nicht zu weich so dass etwas zurück kam und man nach vorne gespickt wurde. Oder hat sich der SL Pro/Master in der Zeit gewandelt?

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