Carving- und Kurzschwunganalyse (Bitte nicht lachen ;-)

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marcg99
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Carving- und Kurzschwunganalyse (Bitte nicht lachen ;-)

Beitrag von marcg99 » 25.04.2011 00:51

Hallo Zusammen,

ich möchte in diesem Beitrag gerne zwei Videos posten: Zum einen meine "Fahrkünste" bezüglich des klassischen Parallelfahrens und zum zweiten ein Video zur Carvingtechnik. Beide Videos sind vor ca. 3 Wochen in meinem 1-wöchigen Skiurlaub in Saas Fee entstanden.

Bereits im letzten Jahr habe ich ein Video von mir bezüglich der Analyse meiner Carvingtechnik (short carving) online gestellt. Leider gab es damals (berechtigterweise) eigentlich ausschließlich Kritik. Wie z.B. "Das was du da machst hat rein gar nichts mit (short-)carven zu tun"...Ich denke das ich in diesem Jahr bereits einige Fortschritte gemacht habe, jedoch kann man auch hier mit Sicherheit noch viele Dinge verbessern. Daher würde ich mich freuen, wenn ihr mir einige Vorschläge machen könntet.

Vielleicht als erstes das Video aus dem letzten Jahr:

http://www.youtube.com/watch?v=B1HoFWSMEU8


Hier gibt es das neue Video bezüglich des Kurzschwungs. Ich bitte die schlechte Qualität zu entschuldigen. Leider habe ich nur ein Video davon gemacht. Mir fällt auf jeden Fall auf, dass ich sehr stark mit den Armen "rumfuchtel". Teilweise auch hinter dem Körper, was ja mit Sicherheit nicht Ideal ist. Vielleicht könntet ihr mir dazu mehr sagen. Über weitere Tips bin ich auch dankbar:

http://www.youtube.com/watch?v=ZRXHI8Bc-u0


Hier ist das neue Video zur Carvingtechnik. Leider gibt es auch hierzu nur ein Video....die blaue Piste war leider extrem flach, weshalb ich zum Schluss nur sehr wenig Tempo hatte...ich habe trotzdem versucht mich stark in die Kurve zu lehnen...ist dann leider nach hinten losgegangen wie unschwer zu erkennen ist ;-) :oops:

http://www.youtube.com/watch?v=CeQSbPlKrHs


Ich freue mich über jede Art von konstrukiver Kritik, damit ich mich natürlich auch in den nächsten Jahren noch weiter verbessern kann...

Vielen Dank schon einmal im voraus und schöne Grüße!

Marc

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M_Ichi
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Re: Carving- und Kurzschwunganalyse (Bitte nicht lachen ;-)

Beitrag von M_Ichi » 25.04.2011 19:38

Zum Kurzschwung: rein vom Oberkörper her find ich den jetzt gar nichteinmal so übel. Klar könntest du dir jetzt angewöhnen dass du den Stockeinsatz aus dem Handgelenk raus machst und nicht aus dem ganzen Arm, aber das sind so Feinheiten die sollte man dann eher noch einbauen wenn der Rest schon passt.

Der Hauptpunkt, der mir bei dir hier jetzt aufgefallen ist, ist dass da viel zu wenig Bewegung aus den Beinen rauskommt.

Der gesamte Schwung sollte eigentlich immer folgendermaßen eingeleitet werden:
1. Sprungelenk
2. Knie
3. Becken (siehe: Oberkörperausgleich)

... und zwar auch von der Reihenfolge ausgehend die ich hier jetzt aufgeschrieben habe.

Ein paar konkrete Übungen die dir helfen könnten das Gefühl dafür zu bekommen wäre bspw. mal die Schnallen der Skischuhe zu öffnen (aber eingehängt lassen) und das Band oben am Skischuh ein wenig zu lockern. Dann stellst du dich in ein ganz flaches Gelände und versuchst den Ski mal nur durch eine Bewegung aus dem Sprunggelenk aufzukanten. Sobald du merkst dass du zu schnell wirst: wieder stoppen und von vorne loslegen. Das Ganze zielt jetzt natürlich noch nicht die konkrete Technik an, aber du sollst ja auch nur das Gefühl bekommen wie sich das anfühlt.

Hast du das dann mal halbwegs hinbekommen, dann kannst du deinen Skischuh auch ruhig noch auflassen und sobald du merkst dass du zu schnell wirst um den Schwung sinnvoll aus den Sprunggelenken zu fahren, klappst du noch beide Knie mit in den Schwung rein. Merke hierbei: die Belastung sollte dabei vornehmlich auf dem Außenski liegen.

Wenn du diese Sachen mal ein bisschen übst und dir das Bewegungsgefühl aneignest, ist schonmal viel getan.

Natürlich fehlts dem ganzen Schwung noch ein wenig an Dynamik, aber das ist halt alles Übungssache.

Zum gecarvten Schwung: - da bezieh ich mich jetzt mal auf das, was man ab 18 Sekunden in dem Video sieht.

Beginnen wir erstmal mit den Sachen die schoneinmal ganz gut sind bei dir:
1. du zeigst Ansätze eines Oberkörperausgleichs
2. du kannst zumindest schonmal einen geschnittenen Schwung fahren, das Gefühl ist also da.

Jetzt die Fehlerbilder:
1. Du stehst hauptsächlich auf dem Innenski, was letztendlich auch zu deinem Sturz führt.
2. Rücklage

Natürlich hab ich dich damit jetzt gleich mal ein wenig zerlegt, aber du magst ja eine konstruktive Kritik haben.

Fangen wir mal mit dem Innenskiproblem an: beim Skifahren ist es generell so, dass die Hauptbelastung auf dem Außenski liegen sollte, das ist immer der Ski, der weiter unten am Berg ist, daher wird er auch oft Talski genannt. Kommst du dabei zuviel auf den Innenski, kippst du um, wenn du nicht gerade eine Ultrakrasse Oberkörperausgleichsbewegung machst, oder es darauf auslegst, funcarving zu machen, was ja auch nicht wirklich das große Ziel der Skischule ist.

Jetzt ist es natürlich an sich schon einmal gut dass du einen Oberkörperausgleich machst, denn du weißt schoneinmal wie das funktioniert. Jetzt hängt damit aber genau dein Problem zusammen: du verdrehst bei diesem Ausgleich deine Hüfte und stehst dadurch hauptsächlich auf dem Innnenski. Der Oberkörper soll klar taloffen sein (sprich: ins Tal schauen), aber ohne eine so extreme Verdrehung der Hüfte wie bei dir.

Um das ein wenig wegzubekommen könntest du beispielsweise die "Sanduhrübung" machen. Dafür steckst du deine Stöcke an den Pistenrand und stemmst deine Hände in die Hüften. Jetzt drückst du bei jedem Schwung deine Hüfte zum Berg und achtest mal darauf dabei nicht hinten abzusitzen sondern das wirklich nur linienförmig von Links nach Rechts zu machen. Prämisse dabei ist natürlich wie bei allen anderen Übungen auch: Anfangs immer im angemessen flachen Gelände machen, Speed ist vollkommen egal.
Wenn du diese Übung dann ein paar mal gemacht hast, und du das Gefühl hast, dass es jetzt besser ist, dann machst du die Übung nochmal, und versuchst dabei das Innenbein zu heben. Wenn dir das gelingt ohne beim Fahren umzufallen, weißt du dass du schonmal aufm richtigen Dampfer bist. Nächste Stufe wäre dann die Stöcke zB. mittig zu nehmen und seitlich neben dem Körper zu halten und so weiter und so fort. Da kannst du dich spielen.

Das Ganze ist jetzt natürlich nur ein Übungsbeispiel für dich, da gibts noch zig andere Übungen dafür.

Nächster Punkt ist deine Rücklage. Jetzt kommt vllt die Frage auf wieso Rücklage denn schlecht ist. Die Frage lässt sich relativ simpel beantworten: je weiter vorne am du am Ski den durch die Kraftübertragung vom Skischuhe ausgelösten Druck bringst, desto besser kannst du den Ski steuern (sprich: möglichst weit vorn an der Schaufel). Und möglichst viel Kontrolle über sein Gerät zu haben, ist immer ein großes Ziel.

Ziel ist es, bei jedem Schwungwechsel wieder nach vorne oben zu kommen. Übungen dafür sind folgende:
1. Skischuhe auf und im flachen probieren
2. Stöcke weg und beim Schwungwechsel Schwimmbewegungen nach vorne machen
3. Stöcke hinter dem Körper von Innenhand zu Innenhand geben (erstmal im trockenen Üben)

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Re: Carving- und Kurzschwunganalyse (Bitte nicht lachen ;-)

Beitrag von Martina » 26.04.2011 09:06

Nur ganz kurz zum carven:
Es erfolgt kaum Streckung der Beine.
Du hast die Beine gebeugt und sitzt auch noch hinten. Bei der Schwungauslösung solltest du die Beine deutlich mehr strecken und das Becken nach vorne bringen. Nur so hast du eine Chance, deine Position ins Gleichgewicht zu bringen.

Gern mal mehr wenn ich mehr ZEit habe...

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Re: Carving- und Kurzschwunganalyse (Bitte nicht lachen ;-)

Beitrag von marcg99 » 27.04.2011 17:52

Wow, vielen Dank das du dir so viel Mühe gegeben hast! Ich bin schwer beeindruckt ;-) Leider stehe ich derzeit etwas im Stress...werde mir deine ganzen Tips in ein paar Tagen nochmal genauer durchlesen und versuchen es nachzuvollziehen!

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Re: Carving- und Kurzschwunganalyse (Bitte nicht lachen ;-)

Beitrag von marcg99 » 28.04.2011 01:42

Soo, jetzt habe ich mir die Tips noch einmal in ruhe durchgelesen und nachvollzogen. Das meiste scheint mir sehr plausibel zu sein, jedoch habe ich noch einige Fragen:

Zum Parallelschwung

"Der gesamte Schwung sollte eigentlich immer folgendermaßen eingeleitet werden:
1. Sprungelenk
2. Knie
3. Becken (siehe: Oberkörperausgleich)"

Das der Schwung aus dem Knie und aus dem Becken eingeleitet wird ist mir inzwischen klar. Aber aus dem Spunggelenk? Klar, wenn die Skischuhe offen sind mag das gehen, aber ich kann mir das mit geschlossenen Skischuhen kaum vorstellen, da die Skischuhe ja bis zur Mitte des Schienbeins relativ fest und unbeweglich sind!?

Darüber hinaus stellt sich für mich die Frage, ob man beim klassischen Parallelschwung überhaupt so hart aufkantet. Der Skilehrer meinte zu mir, dass wenn der Ski (vom Geräusch her) über den Schnee "stottert" anstatt zu rutschen (dieses Geräusch hört man ja auch wenn ich an der Kamera vorbei fahre) kantet man zu hart auf. Stattdessen sollte man weniger aufkanten und den Schwung länger ausrutschen. Oder meinst du vielleicht eine Technik bei der das klassische Parallelfahren und das carven miteinander verbunden wird. Das man also in den Schwung hinienrutscht und auf der Kante hinaus fährt?

Der Skilehrer meinte auch zu mir, dass ich noch versuchen könnte im Scheitelpunkt der Kurve stärker aufzukanten und hierdurch förmlich von der einen Kurve in die nächste hineinkatapultiert werde. Vielleicht ist das ja auch die Bewegung die du meinst.

Also insgesamt ist die Bewegungsvorstellung der Technik bei mir noch nicht so ganz nachvollzogen worden.

Zum carven

"beim Skifahren ist es generell so, dass die Hauptbelastung auf dem Außenski liegen sollte".

Der Skilehrer im Urlaub meinte zu mir, das bei eigentlich jeder Skitechnik (auch beim carven) die Belastung von Außen- und Innenski im Verhältnis 50:50 sein sollte. Ist das wirklich falsch? Ich habe früher fast nur den Außenski belastet. Daher lag meine Konzentration eigentlich fast ausschließlich auf dem Innenski. Gut möglich das es an der einen oder anderen Stelle (auch durch eine zu starke Schrittstellung) zu viel des guten war....

Vielleicht kann mir ja jemand bei meinen Fragen helfen...würde mich wirklich interessieren...Danke!!!

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Re: Carving- und Kurzschwunganalyse (Bitte nicht lachen ;-)

Beitrag von M_Ichi » 28.04.2011 06:22

Hi,

jetzt gibts nur eine kurze Antwort weil ich gleich weiter muss.

Zum Sprunggelenk: klar ist die Bewegung im Schuh eingeschränkt, aber es reicht eine minimale Bewegung damit du den ganzen Schwung damit beginnen kannst. Das ist wie ich oben bereits erwähnt habe auch wirklich oft mehr eine Gefühlssache. Die Kurveneinleitung geht meist eh so fix dass du gar nicht darüber nachdenken kannst: erst Sprungelenk, dann Knie dann Becken.

Zum Stottern:
Das mit dem Stottern passiert mir höchstens mal wenn ich im steilen Gelände zu Beginn hart aufkante und dann aber nicht durchhalte. Wenn du wirklich nur einen kurzen! harten Druck setzt, dann ist das eigentlich beim parallelen Kurzschwung schon von Vorteil.

Wenn du dich genau am Scheitelpunkt der Kurve entscheiden solltest das Knie nochmal richtig zum Hang zu drücken und Druck draufzugeben, dann hebt es dich wahrscheinlich aus, das ist definitiv keine flüssige Fahrweise und sollte höchstens mal Situativ angewendet werden.

Zur Skibelastung:
Sorry, aber da war dein Skilehrer nicht wirklich der Beste. Bei deinem derzeitigen Niveau ist 50:50 einfach nur over-the-top. Das sind Spielereien die im Rennsport in bestimmten Geländevariationen gewählt werden damit man bspw. einen schnelleren Kurvenwechsel hat, bzw. wenn es darum geht einen Schwung im flachen Gelände besonders weich zu fahren. Du merkst dir bitte mindestens ein 70:30 oder 80:20.

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Re: Carving- und Kurzschwunganalyse (Bitte nicht lachen ;-)

Beitrag von beate » 28.04.2011 09:10

Ich vermute, Michi hat eine, wie auch immer geartete Ausbildung bei einem deutschen Verband genossen. So liest sich zumindest seine Analyse und die dazugehörigen Bewegungsempfehlungen.
Wenn du in deinem letzten Urlaub Unterrich genommen hast -> Saas Fee hattest du einen Lehrer, der dem Schweizer Verband unterstellt ist. Wir (also die Schweizer Skilehrer) unterrichten nach den Grundlagen des Schweizer Verbandes. Sprunggelenksbeugungen zum Beispiel, spielen bei uns auf dieser ebene des Unterrichts keine Rolle!
So viel zu den unterschiedlichen erklärungen zu Bewegungsmustern/ausführungen.
Die anderen, von dir geschilderten Tips/Äusserungen deines Lehrers hören sich für mich schlüssig an. Dies kann ich mit gutem Gewissen sagen, ohne dass ich dich auf der Piste erlebt habe!
@Michi
M_Ichi hat geschrieben:Sorry, aber da war dein Skilehrer nicht wirklich der Beste.
Das wirkt auf mich sehr befremdlich!!!!!
Du hast nicht mit Marc auf der Piste zusammen gearbeitet und weisst nicht auf welcher Grundlage die von ihm geschilderten Äusserungen zu Stande gekommen sind.
Wenn du eine andere Meinung vertrittst, heisst das nicht, dass der andere Skilehrer "nicht der Beste" ist.
Nach deiner Analyse und den dazughörigen Übungen zu urteilen, arbeitest du auf einer völlig anderen Basis als ich. Ich verwende Übungen nur sehr, sehr vereinzelt und ganz gezielt, weniger inflationär. Trotzdem würde ich dich nicht als "nicht der Beste Lehrer" bezeichnen, weil du einen anderen Weg schilderst, als den den ich Marc empfehlen würde!
Beate

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Re: Carving- und Kurzschwunganalyse (Bitte nicht lachen ;-)

Beitrag von Martina » 28.04.2011 09:57

@Marc, wie meine Vorschreiberin schon bemerkt hat:
Skiunterricht, Methodik und technische Schwerpunkte sind von Land zu Land verschieden.
Auf hohem Niveau kommt dann meist etwas Ähnliches heraus, aber worauf in der Ausbildung/im Unterricht das Hauptaugenmerkt gerichtet wird, ist je nach Lehrmethode unterschiedlich.
Mein Ratschlag für Lernende ist immer: Probier alles aus und behalte, was für dich funktioniert und Sinn macht.

Ausser auf die Methode kommt es auch auf den Lehrer an: Was empfindet er als relevant für dich in diesem Moment? Er beobachtet dich im Unterricht und kann (hoffentlich!) beurteilen, was funktioniert und was nicht.
Wenn du Unterricht hattest und dabei das Gefühl, der ist gut und nützlich, dann würde ich mich an deiner Stelle an das halten, was der Lehrer dort gesagt und gezeigt hat. Meist ist das wesentlich hilfreicher, als die Kommentare, die wir hier aufgrund von ein paar Kurven im Video geben.

Ein Beispiel:
(folgende Erläuterungen zur D Technik ohne Gewähr, habe dort keine Ausbildung)
In D ist es wichtig "den Druck in der Kurve so rasch wie möglich auf den Aussenski" zu bringen.
In der CH sagt man eher, eine 50:50 Gewichtsverteilung wird angestrebt.
Beides ist nicht falsch:
"So rasch wie möglich auf den Aussenski" bedeutet, dass man die Kurve nicht primär auf dem Innenski fahren soll, da der Aussenski dann oft V-förmig davonläuft. Es bedeutet aber nicht, dass der Innenski unbelastet sein soll.
In der CH geht es darum, dass man die Kurve nicht nur auf dem Aussenski fahren soll, sondern der Innenski auch ein relevanter Anteil des Gewichts aufnimmt.
Die Diskussionen, ob 80:20,70:30 oder 50:50 sind müssig, da sich die Belastungsverteilung im Verlauf der Kurve sowieso ändert.

noch eins:
Sprunggelenk: In D ist die Sprunggelenksbewegung sehr wichtig. In der CH geht man mehr vom Körper als Ganzes aus, schaut, was man bewirken will und bietet verschiedene Möglichkeiten an. Das ist manchmal zu offen.. In D werden die einzelnen Körperteile wesentlich detailierter beschrieben. Manchmal führt das dazu, dass zu sehr ein "nacheinander" in den Bewegungen entsteht als ein "miteinander" (siehe auch Michis Erklärungen - es ist m.E. unsinnig Sprunggelenk-Knie-Hüfte nacheinander zu bewegen).
Die Bewegung des Sprungelenkst im geschlossenen Skischuh ist tatsächlich wichtig und wird m.E. in der CH oft vernachlässigt. Andererseits finde ich sie auch wiederum nicht derart wichtig, wie ich es in D oft mitkriege. Vor allem macht es in meinen Augen wenig Sinn, sie isoliert zu betrachten und praktisch alles darauf zurückzuführen (ist in D wohl an sich auch nicht so gedacht).

Ich denke, du siehst, es ist rechte Detailklauberei. Nach wie vor sind die Unterschiede zwischen einzelnen Lehrern meist grösser als die Unterschiede in der Methodik. Aber ich wollte das erläutert haben, weil die Aussage von Michi, dass dein Skilehrer wohl nicht der beste gewesen sei, falsch ist. Er kennt vermutlich nur die Methode, die ihm vermittelt worden ist.

@Michi: Vermutlich hast du eine Ausbildung in D und kennst (noch) nichts anderes. Das ist normal und ok. Bedenke aber bitte, dass es diverse Skilehrmethoden und Wege zum Ziel und sogar verschiedene technische Ziele gibt. Die anderen Methoden sind nicht falsch, sondern manchmal mehr und manchmal weniger hilfreich für den einzelnen. Meist ist es eine Bereicherung, wenn man sich damit auseinandersetzt. Ist man allerdings selber in Ausbildung, ist es äusserst sinnvoll, sich auf das zu beschränken, was in Prüfungen gefragt wird!!! Trotzdem: das andere nicht einfach als falsch titulieren, bitte!

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Re: Carving- und Kurzschwunganalyse (Bitte nicht lachen ;-)

Beitrag von M_Ichi » 28.04.2011 20:04

Gleich mal vorneweg: ja, ich habe Ausbildungen in Deutschland gemacht und zugegebenermaßen auch noch nicht über den Tellerrand geschaut. Mea culpa.
Auch die Aussage mit dem "nicht der Beste Skilehrer" war in der früh in der Kürze der Zeit schnell aus dem Handgelenk geschrieben und somit nehm ichs hier dann auch zurück.

Bevor hier jedoch eine Grundsatzdiskussion angebrochen wird, ob man jetzt 50:50 oder vorwiegend außenbeinorientiert gefahren wird und was in welchem Land sinnvoller ist, so sehe ich das in diesem Fall hier folgendermaßen: Wenn man wie hier beim gecarvten Schwung ein derartiges Innenskiproblem hat, dann ist es meiner Meinung nach nicht sinnvoll weiterhin auf ein 50:50 zu pochen, da einem dadurch unnötig gleichgewichtsbedingt der "Weg zum Ziel" nur erschwert wird.

Es mag möglich sein, dass es besser möglich ist wenn man es von Beginn mit 50:50 lernt, aber diese Erfahrung habe ich in meinem bisherigen Skileben noch nicht gemacht, da ich es weder an mir selbst, noch an anderen probiert habe.
Rein aus Sicht der Balance halte ich nach wie vor ein dominierendes Außenbein für sinnvoller, auch wenn eine ungefähr ausgeglichene Skibelastung im späteren Lernverlauf eine Daseinsberechtigung hat.

Nun gehe ich mal zur Korrektur: selbstverständlich ist es besser wenn man individuell mit dem Betroffenen unterwegs ist und ein bisschen fühlen kann was er jetzt bräuchte, oder ob er überhaupt eine Übung braucht.
Hat man jedoch wie hier ein Video, dann kann ich auch nicht recht viel mehr machen als meine Meinung dazu abzugeben. Und wenn Marc was verbessern will, dann kann ich vom Bildschirm nicht recht viel mehr machen als ihm ein paar Vorschläge zu geben wie er sich von selbst an das technische Problem ranmachen könnte.

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Re: Carving- und Kurzschwunganalyse (Bitte nicht lachen ;-)

Beitrag von urs » 28.04.2011 23:18

hallo marc

die wichtigsten fehlerbilder wurden bereits benannt. ich denke jedoch auch nicht, dass der focus auf innen-/aussenskibelastung zielführend ist. grundsätzlich würde ich mal auf beiden skies parallel fahren, ohne mich gross um die belastung zu kümmern.

bei deiner carving-fahrt fehlt jedoch diese parallelität. bei der linkskurve (sek. 22) sieht man schön die starke x-beinstellung, d.h. das innenbein zeigt nach oben, der ski ist beinahe flach, während der rechte ski gut aufgekantet ist. das kann nicht funktionieren. die ursache sehe ich, wie bereits von michi moniert, im stark nach innen hängenden po, der zu einer verdrehung von hüfte und knie führt. der oberkörper selber scheint der spur gut zu folgen, was ok ist. beim rechtsschwung ist es schwieriger zu erkennen, ich hab hier eher das gefühl, dass du zwar weniger verdrehst, dafür eine grössere schrittstellung hast -> sturz.

ich denke, du willst für diese piste zu viel, gehst extrem stark runter. leider senkst du va. den po nach hinten-innen und musst mit dem oberkörper und armen nach vorne ausgleichen. insgesamt gerätst du dadurch in rücklage und kannst nicht sauber den druck aufbauen. auf dieser piste würde ich mit viel kleineren bewegungen arbeiten und aufrechter fahren - zunächst reicht ein leichtes aufkanten aus den füssen heraus, um sich langsam an grössere geschwindigkeiten und stärkeres aufkanten heranzutasten. wichtig ist, wie bereits gesagt, dass die hüfte in fahrtrichtung bleibt und nicht nach innen hängt.

auch in einem starren skischuh lässt sich mit den füssen mehr arbeiten, als manchen bewusst ist. ich würde dies nicht einzig auf das sprunggelenk reduzieren, sondern auch die bewegung der fussballen usf. miteinbeziehen. am anfang reicht es schon mal, sich darauf zu achten, was die füsse überhaupt so alles machen. sind sie entspannt oder die zehen verkrallt? stehe ich mehr auf den fussballen oder auf den fersen? verändert sich dies im verlaufe einer kurve? etc.

gruss urs

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