Videoanalyse - Kurzschwung

Hier könnt ihr eure eigenen Videos zeigen und die Community um Analyse oder Feedback bitten.
Benutzeravatar
TOM_NRW
Beiträge: 4816
Registriert: 28.08.2002 14:03
Vorname: Thomas
Ski: Head i.Race 175cm
Skitage pro Saison: 20
Wohnort: Willich

Videoanalyse - Kurzschwung

Beitrag von TOM_NRW » 01.02.2010 00:11

Hallo liebe Forenteilnehmer,

angeregt durch einige Diskussionen hier im Forum, habe ich mich auch mal wieder mit meinem Kurzschwung beschäftigt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr das Video analysieren könntet. Ich freue mich auf Hinweise.

Video ist aus 12/2009, Zillertal-Arena, rote Piste, fast ausschliesslich sehr harter, eisiger Kunstschnee (soll hier nicht als Ausrede gelten :wink: ).

Hier der Link zu Youtube:

http://www.youtube.com/watch?v=78J6i5iGoP0


Vielen Dank !

Thomas

PS: Ich möchte vorweg nicht so viel zu den Problemen schreiben, die ich selber in dem Video sehe. Bin gespannt ob Ihr den gleichen Eindruck habt wie ich. Insbesondere freue ich mich über Tipps zur Verbesserung.

Benutzeravatar
LincolnLoop
Beiträge: 1250
Registriert: 28.08.2007 00:27
Vorname: Chris
Ski: Fischer
Skitage pro Saison: 75
Wohnort: Grafing

Re: Videoanalyse - Kurzschwung

Beitrag von LincolnLoop » 01.02.2010 09:28

In Stichpunkten:

- Ich finde gut, dass Du zur Tempokontrolle die Schwünge nicht durch starkes Zumachen abzustechen versuchst.
- Um das auch im Steileren/Härteren umsetzen zu können müsstest Du den Ski früher "treffen" (d.h. bereits vor der Falllinie einen gekanteten und belasteten Ski haben, bzw. 2 :wink: ).
- Dazu müsstest Du Dir in der Kurveneinleitung mehr Zeit lassen und warten, bis Druck aufgebaut wird/ist.
- Evtl. den KSP dazu in der Einleitung etwas weiter nach vorne (nicht grundsätzlich weiter vor, Rücklage hast Du nicht) bewegen, dann erwischst Du den weicheren Teil des Skis und der Druckaufbau geht schneller/leichter.
- Etwas höherer Kantwinkel, diese Art von "nicht zugemachtem" Kurzschwung muss IMO mehr über Kurvenlage gefahren werden, nur durch Füße/Knie wirst Du nicht genügend Bewegungsumfang herbekommen.

Was mir noch auffällt: Extreme Einseitigkeit (Rechtsschwung pendelt der OK recht stark, dadurch geht der Außenski weg). Das Pendeln ist an sich kein riesiges Problem. Wenn Du allerdings die Frequenz sehr hoch (so wie im Video) wählst, wirkt sich das Moment auch auf Deine Ski aus -> auch hier wäre es evtl. hilfreich, Dir mehr Zeit zu lassen. Bzw. könntest Du auch "einfach" das Pendeln abstellen, ich nehme jedoch an, dass da evtl. ein körperliches Problem (linkes Knie?) dahinter stecken könnte...!?
What do democrats actually want?

Democrats always want a majority.

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Re: Videoanalyse - Kurzschwung

Beitrag von Martina » 01.02.2010 10:16

Mal voraus: Das ist mal ein Video, das richtig was taugt! Man sieht den Fahrer von unten, Seite hinten, kein Gewackel, kein hin- und hergezoome, prima! Danke schon mal dafür!

Die Fahrt ist rhythmisch, kontrolliert, gleichmässig (auch von den Bewegungen her) und sicher. Die Ski arbeiten, es könnte für meinen Geschmack aber noch mehr sein.

Was mir fehlt: Es ist praktisch kein beugen/strecken zu sehen. Es ist wohl etwas Bewegung im Sprunggelenk, die Knie bleiben aber immer im fast gleichen Winkel.

Warum ich das hilfreich fände?
Der Aussenski rutscht dir weg (vor allem auf einer Seite). Ich denke, im noch Steileren/Härteren wäre das noch mehr der Fall.
Du müsstest die Ski etwas mehr aufkanten können, damit sie halten. Dafür brauchst du etwas mehr Lage und mehr "Bewegungsspielraum" - also, die Möglichkeit, die Beine zu beugen und die Ski dabei mehr aufzukanten.
Könntest du Ende Kurve die Beine mehr beugen, kannst du sie Anfangs nächste Kurve auch mehr strecken und somit den KSP mit dieser Bewegung etwas weiter nach vorne bringen (nur in diesem Moment, sonst ist er ok) - dann würdest du mit etwas "warten" den Umkantmoment schöner erwischen und die Ski könnten mehr arbeiten.

Mir persönlich gefallen runder gefahren Kurzschwünge besser. Wenn es funktioniert, kann man dann wesentlich mehr "Spritzigkeit" aus den Ski rausholen - ich mag das lieber.
Das bedeutet natürlich nicht, dass dies "richtiger" wäre -> siehe Einschätzung von LL (wobei ich mit "runder" natürlich nicht meine, Tempokontrolle durch "totfahren")


Jetzt mag ich dann auch mal wieder ein KS zur Diskussion einstellen... er müsste nur mal von der Kamera ins Netz hüpfen...brauche dringend auch mal wieder etwas Kritik

Benutzeravatar
TOM_NRW
Beiträge: 4816
Registriert: 28.08.2002 14:03
Vorname: Thomas
Ski: Head i.Race 175cm
Skitage pro Saison: 20
Wohnort: Willich

Re: Videoanalyse - Kurzschwung

Beitrag von TOM_NRW » 01.02.2010 10:26

Hallo LincolnLoop,

super vielen Dank für Deine Analyse. Klasse, dass Sie von Dir kommt, da ich gestern unter anderem Deinen Kurzschwung (Referenz-Video) bewundert habe. Ich werde mir die Hinweise mitnehmen in den nächsten Urlaub und daran arbeiten.

Etwas hat mich stutzig gemacht. Du schreibst: "dann erwischst Du den weicheren Teil des Skis und der Druckaufbau geht schneller/leichter" ...

Ich fahre ja, wie in meinem Profil angegeben einen recht harten Ski, der meiner Meinung nach am besten "funktioniert", wenn man ihn mit hoher Geschwindigkeit und viel Kraft fährt. Das passt ja dann eigentlich nicht zu einem lockeren Kurzschwung mit hoher Tempokontrolle, oder? Sollte ich ggf. beim nächsten Skiwechsel weg vom Slalom-Rennbrett? Bisher war ich immer der Meinung, dass diese Ski meinen Wünschen am nächsten kommen. Ich bin 193cm groß und ziemlich genau 100Kg schwer, fahre jede Saison ca. 25-30 Tage und das seit einigen Jahren. Brauche einen Ski für den ganzen Tag, da ich keine Lust habe mehrere paar Ski in den Urlaub zu nehmen.

Es ist mir schon klar, dass man die Fehler nicht durch anderes Material eliminieren kann, trotzdem hat mir Deine Aussage zu denken gegeben. Vorschlag für einen anderen Ski?

Vielen Dank. Hoffentlich finden sich hier noch mehr Leute/Meinungen.

Gruss Thomas

Benutzeravatar
TOM_NRW
Beiträge: 4816
Registriert: 28.08.2002 14:03
Vorname: Thomas
Ski: Head i.Race 175cm
Skitage pro Saison: 20
Wohnort: Willich

Re: Videoanalyse - Kurzschwung

Beitrag von TOM_NRW » 01.02.2010 10:29

Hallo Martina,

auch Dir vielen Dank für Deine Analyse. Das Kompliment bzgl. der Aufnahmequalität gebe ich gerne an meine Frau weiter. Deine Ausführungen sind wie immer sehr fundiert. Ich werde mich heute Abend ausführlich damit beschäftigen.

Jetzt geht es erst einmal zu Kunden - Geld verdienen.

LG aus Düren

Thomas

Benutzeravatar
LincolnLoop
Beiträge: 1250
Registriert: 28.08.2007 00:27
Vorname: Chris
Ski: Fischer
Skitage pro Saison: 75
Wohnort: Grafing

Re: Videoanalyse - Kurzschwung

Beitrag von LincolnLoop » 01.02.2010 12:27

TOM_NRW hat geschrieben:Etwas hat mich stutzig gemacht. Du schreibst: "dann erwischst Du den weicheren Teil des Skis und der Druckaufbau geht schneller/leichter" ...
Jeder Ski (zumindest jeder mir bekannte) ist in der Schaufel weicher als in der Mitte. Die Kunst ist sozusagen, seine Belastung über den Kurvenverlauf so zu dosieren, dass man sein Material bestmöglichst nutzt. In der Einleitung, wo man in der Regel keine Gripprobleme haben sollte, dafür aber auf den Ski von oben noch keine allzu großen Kräfte wirken, bietet es sich an, den weichen Teil zu nutzen. Später im Kurvenverlauf nehmen dann die äußerden Kräfte zu -> das Durchbiegen ist kein Problem mehr, dafür bekommt man evtl. Gripprobleme -> hier sollte man eher den härteren (Mittel-)Teil nutzen. Das ist übrigens keine Frage von grundsätzlich "weich vs. hart" bei Skiern!
TOM_NRW hat geschrieben:Ich fahre ja, wie in meinem Profil angegeben einen recht harten Ski, der meiner Meinung nach am besten "funktioniert", wenn man ihn mit hoher Geschwindigkeit und viel Kraft fährt. Das passt ja dann eigentlich nicht zu einem lockeren Kurzschwung mit hoher Tempokontrolle
2 Anmerkungen dazu:
1) Ein Ski funktioniert höchstens besser, wenn mehr äußere Kräfte wirken. Alles, was Du an "mehr" dann reinstecken solltest, ist Haltearbeit.
2) Ich bin kein Fan des Wortes Tempokontrolle. Wenn "Tempokontrolle=langsam" gesetzt wird, halte ich das sogar für kontraproduktiv. Ein GS-Schwung mit 80 km/h kann auch tempokontrolliert sein. Die Sachen, die ich angesprochen habe (und die sich mit denen von Martina größtenteils decken) würden im Endeffekt wahrscheinlich sogar zu einer etwas schnelleren Fahrweise dieses Schwungs führen.
TOM_NRW hat geschrieben:Es ist mir schon klar, dass man die Fehler nicht durch anderes Material eliminieren kann, trotzdem hat mir Deine Aussage zu denken gegeben. Vorschlag für einen anderen Ski?
Puh... Das ist Glaubensfrage. Die von mir angesprochenen Sachen beíßen sich wie gesagt nicht unbedingt mit "lockerer Fahrweise" oder "Tempokontrolle", insofern spricht das nicht gegen das Material. Ich persönlich fahre SL-Ski inzwischen zwar gern, aber ungern jeden Tag. Meiner Meinung nach begrenzt sich der zu fahrende Höchstradius auf ~10m und ich für meinen Teil finde SLs sehr schwer "rund" zu driften. Insofern beschränkt sich zumindest bei mir der Anwendungsbereich eines SLs auf ein sehr kleines Intervall. Wenn Du mich jetzt nach meinem favorisierten Ski fragen würdest: ~1.80m lang, ~17-18m Radius, Mittelbreite ~70mm, vorn relativ weich, hinten relativ hart. Das ist aber wie gesagt Glaubensfrage. Beim Kurzschwung ist mir der Ski relativ egal, da muss man halt ggf. mit einem kürzeren Ski carving-orientierter fahren.
What do democrats actually want?

Democrats always want a majority.

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Re: Videoanalyse - Kurzschwung

Beitrag von Martina » 01.02.2010 12:56

LincolnLoop hat geschrieben:
TOM_NRW hat geschrieben:Ich fahre ja, wie in meinem Profil angegeben einen recht harten Ski, der meiner Meinung nach am besten "funktioniert", wenn man ihn mit hoher Geschwindigkeit und viel Kraft fährt. Das passt ja dann eigentlich nicht zu einem lockeren Kurzschwung mit hoher Tempokontrolle
2) Ich bin kein Fan des Wortes Tempokontrolle. Wenn "Tempokontrolle=langsam" gesetzt wird, halte ich das sogar für kontraproduktiv. Ein GS-Schwung mit 80 km/h kann auch tempokontrolliert sein. Die Sachen, die ich angesprochen habe (und die sich mit denen von Martina größtenteils decken) würden im Endeffekt wahrscheinlich sogar zu einer etwas schnelleren Fahrweise dieses Schwungs führen.
Interessantes Thema! Vermutlich ist das mal wieder eine Definitionsfrage.

Für mich bedeutet "Tempokontrolle", dass man nicht immer schneller (bzw. auch nicht immer langsamer) wird, ohne dass man es will.(wie bei LL)
"Hohe Tempokontrolle" ist in diesem Zusammenhang unsinnig. Das Tempo ist kontrolliert oder nicht. Vielleicht könnte man "weitgehende Tempokontrolle" verwenden, wenn man mal kurz zu schnell wird, es aber wieder auffangen kann.

In letzter Zeit wurde im Forum immer wieder mal "hohe Tempokontrolle" geschrieben, wenn damit mehr oder weniger "langsam" gemeint war. Das finde auch ich nicht sinnvoll.
Wie LL schreibt - auch hohe Tempo können bei voller Tempokontrolle gefahren werden.

Benutzeravatar
TOM_NRW
Beiträge: 4816
Registriert: 28.08.2002 14:03
Vorname: Thomas
Ski: Head i.Race 175cm
Skitage pro Saison: 20
Wohnort: Willich

Re: Videoanalyse - Kurzschwung

Beitrag von TOM_NRW » 01.02.2010 13:24

Hallo zusammen,

ich meinte dann wohl eher ständige Tempokontrolle. Sprich "jederzeit Herr der Lage", nicht ungewollt immer schneller werdend ...

Gruss Thomas

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag