nicola hat geschrieben:wäre übrigens spannend wie sich der "kruck" in seiner herablassung aus dem skinirvana dazu äussern könnte, er hat damals ziemlich mitbetoniert
Liebe Nicola,
daß Du den Spieß umdrehen konntest, höre ich natürlich gerne. Ausserdem ist mir zu Ohren gekommen, daß Du Dich beträchtlich weiterentwickelt hast, Dir den Luxus leistest nicht mehr den ganzen Tag Schistockklemmer zu sein und sogar eine eigene Schiwagnerei eröffnet hast. Das ist mehr als ich in meinen kühnsten Träumen von einem meiner Jünger erwarten konnte – gut so!
Der damalige Reverend in Aspen war ein schlauer Bursche und hat natürlich gewußt, wie er seinem Gast die entsprechende Ehre erweist. Mir hat es gut getan im Wilden Westen ein wenig gefeiert zu werden, die Mädels sind mir praktisch zugeflogen.
Nun aber zu Rotationen, Angulationen und anderen Behinderungen.
Wie ich wahrscheinlich schon erwähnt habe, sind wir in unserer Zeit aufgebrochen, um für das ganze System eine entsprechende Show zu bieten. Wir haben alle Elemente des damaligen Lebens in der Skischule abgebildet und damit den Wünschen nach Ordnung, Sauberkeit, Gemeinsamkeit entsprochen – einfach der damaligen Biederkeit Genüge getan und sie in eine Skiästhetik und ein strenges Lehrsystem verpackt. Wenn ich mich recht erinnere, hatten wir sogar Bügelfalten an den Skihosen.
Mit einiger Verwunderung stelle ich fest, daß diese unnatürliche Akribie - wir hatten sie in Wirklichkeit schon damals belächelt - heute auch noch viele Menschen plagt. Hirn und Körper werden geprägt von Bildern und Gedanken die zu erfüllen sind; ist dies oder jenes „richtig“, ... Der lange Atem unserer „künstlich“ zum fixen Bild gemachten Tradition, scheint sehr weit zu reichen.
Ich hab gehört, dass dieser Tage in Deutschland ein paar Menschen sogar dran gedacht haben, sich ein zukünftiges Leben ohne Opel vorstellen zu können – ein wahrlich mutiger Schritt.
Aus meiner heutigen Sicht, und diese mag zwar als äußerst gehandikapt bezeichnet werden können, hat sich mein bereits damals aufkeimender Verdacht nur noch bestätigt. Die übermäßig detaillierte verbale Erklärung von Bewegungsabläufen einzelner Körperteile und deren Relationen zueinander, stellt bereits professionelle Entwickler und Analysten dieser Abläufe vor äußerst schwierige und konfliktreiche Aufgaben, wenngleich es die Wurzel ihrer Arbeit ist und führt bei Laien, die den Versuch unternehmen, diese vorerst in der Phantasie und in weiterer Folge auf den Pisten nachzuvollziehen, zu Hemmnissen, die einigermaßen natürliche Bewegungsabläufe in schlimmster Weise behindern und sie auf den Pisten erbärmliche Figuren abgeben lassen – diese Denkhaltung führt auch zu langen Sätzen, bei denen man sich am Schluß an den Ausgangspunkt nicht mehr erinnern kann. Ähnlich kompliziert wird es dann auf der Piste.
Also, aus heutiger Sicht eines an einem selbst verschuldetem, lange andauerndem Fegefeuer leidenden ehemaligen Schilaufdetailbewegungsneurotiker kann ich Euch nur sagen, und ich hoffe dabei böses Karma abbauen zu können, um dann irgendwann endlich wieder meine geliebten Schi anschnallen zu können - scheisst auf langatmige theoretische Erklärungen und Versuche, diese auf der Piste in Bewegungen umzusetzen!
Ausgehend von langen und teilweise ermüdenden Erfahrungen möchte ich festhalten, daß der menschliche Organismus und seine energetische Konzeption, wenn nicht von übermäßiger Pedanterie geplagt, bestens dazu geeignet ist, sich auf guten Schi und tollem Schnee in unbefangener Form so zu bewegen, daß es einfach Spaß macht und dann ist es spürbar und OK – wie eben auch in der Liebe. Anguliert und rotiert nicht nach selbgezwecktem Verbalvorgekautem, bewegungsstranguliert Euch nicht, macht Euch keinen Kopf, gebt Euch der Sache einfach und unbefangen hin - Hauptsache den Mädels verdrehts die Köpfe!
Euer Kruckenhauser, Professor ehemals