Martina hat geschrieben:Der Begriff "Steuerqualität" finde ich seltsam, grad wenn er nichts mit gut oder schlecht zu tun hat. "Qualität" ist ja so was sehr Deutsches und wird für mich immer mit "sehr hochwertig, sehr gut" assoziiert.
Es heisst dann wohl: hohe Steuerqualität = möglichst gleichmässige Eigensteuereigenschaften während der ganzen Kurve?
Beim Beschrieb der Grundstufenprüfungen steht beim Parallelschwung "Steuerqualität: hoch". Ich habe mich gefragt, wollen die jetzt einen gerutschten (geführten) oder gecarvten Schwung sehen? Wenn ich richtig verstanden hab, ist es also egal, ob die Kurve gedriftet oder gecarvt ist, aber es ist wichtig, dass die Ski durch die ganze Kurve die gleichen Eigenschaften "ausspielen" - also durchgehend gecarvt oder gleichmässig gerutscht?
Mmh, noch nicht ganz rübergekommen...
Also vom Grunde auf: Steuerqualität ist das/ein Maß für den absoluten Eigensteueranteil der Ski (so wie "kg" ein Maß für die absolute Masse ist), d.h. "höhere Steuerqualität" bedeutet mehr Eigensteueranteil als "geringere Steuerqualität". Die geringste Steuerqualität beim Kurvenfahren hätte demnach Seitrutschen in Verbindung mit 180er-Springen. "Steuerqualität" allein sagt jetzt noch nichts über die Aufteilung auf die Kurve aus (so wie "kg" nicht aussagt, ob die Masse in den Oberarmen oder im Unterbauchfettgewebe sitzt

), insofern also noch nicht "deutsch". Nun gibt es bei uns ein "Kurvenmerkmal" (so etwas wie ein Dogma), das im übertragenen Sinne "Gleichmäßigkeit", indirekt also die Vermeidung von Belastungsspitzen und damit Ökonomie fordert. Warum? Es erscheint ökonomischer, die Steuereigenschaften über den gesamten Kurvenverlauf zu verteilen. Als Vergleich vielleicht: Es ist ökonomischer 100m durchzujoggen, als 40m zu gehen und 60m zu sprinten, um auf die selbe Zeit zu kommen. Bei steuerqualitativ sehr hoher Fahrweise kann es auch dazu kommen, dass mit einer akzentuierten Fahrweise die "Hypothek" der ersten Kurvenhälfte anatomisch nicht mehr aufzuholen ist.
Ergebnis: Akzentuierte und gleichmäßige Fahrweise können durchaus die selbe Steuerqualität haben, jedoch ist es ökonomischer, mit gleichmäßigem Kurvenverlauf auf die gleiche Steuerqualität zu kommen.
Gut, soweit.... Wieso braucht es den Begriff "Steuerqualität" überhaupt? Das Problem war, dass man lediglich mit den Begriffen "Schneiden" und "Driften" an Grenzen stößt und "Führen" relativ schwammig ist. Eigentlich allen Skinationen haben erfreulicherweise gemein, dass sie modernes Skimaterial nutzen, d.h. die Eigensteuereigenschaften über die Durchbiegung mit einbeziehen. Nun ist es mit den Begriffen "Carven" und "Driften" nur möglich, zwischen der Totale (Schneiden) und eben nicht der Totale (Driften) zu unterscheiden, das Problem dabei ist, dass es eigentlich verschiedene Abstufungen von "Driften" gibt. Ausweichmöglichkeit wäre, es wie die Österreicher zu machen, die einerseits bspw. unter einem "geschnittenen Kurzschwung" einen Schwung mit Eindriften und Ausschneiden verstehen (also ein Schwung, mit dem ich ohne jegliche geschnittenen Anteil wesentlich ökonomischer auf die selbe Steuerqualität kommen könnte), andererseits einfach alles/vieles "Carven" nennen (Pflugcarven, Carven Grundstufe etc.). Die Begrifflichkeit "Steuerqualität" macht es also möglich, zwischen verschiedenen Eigensteuernutzungen zu unterscheiden, also auch, einen gedrifteten Schwung und sogar einen Pflug als "hochwertig" oder "nicht hochwertig" bezeichnen zu können (was mit "Driften" allein nicht möglich ist, weil gedriftet ist sowohl das eine als auch das andere). Insgesamt also sozusagen die begriffliche Umsetzung von Kuchlers (?) Forderung: "Weniger Driften ist mehr Carven."
Zu "Steuerqualität: hoch" bei der Grundstufe: Da kommt jetzt (okay, das ist zugegebenermaßen verwirrend...) eine begriffliche Spitzfindigkeit hinzu: Ein geschnittener Schwung hat nicht "hohe", sondern "höchste" Steuerqualität (wobei "höchste Steuerqualität" wie gesagt nicht zwingend einen geschnittenen Schwung zur Folge hat), insofern muss ein Grundstüfler in unserer Grundstufe keinen geschnittenen Schwung zeigen, jedoch deutlich ("hoch") präsentieren können, dass er die Steuereigenschaften seines Skis nutzt. Das ist - ich hoffe, die Begrifflichkeiten sind jetzt rübergekommen

- wie gesagt nicht zwingend abhängig vom Driftanteil, sprich: ein Schwung mit "hoher Steuerqualität" wird als Kurzschwung mehr Driftanteil (bzw. eigentlich Drehanteil) haben als ein mittlerer Radius.
Der Kurzschwung, der von mir irgendwo bei den Videos rumgeistert ist übrigens kein "möglichst gecarvter" KS (also einer mit "höchster" Steuerqualität), sondern einer mit "hoher Steuerqualität". Hier würde man z.B. nur mit "Schneiden" und "Driften" nicht mehr beschreiben können...
P.S.: Sorry für den Megabeitrag...
