So schnell passierts, dass man sich verteidigen muß
Also, zu allererst: Ich wollte hier kein Geld verdienen. Ich kann hier gar kein Geld verdienen. Und: Ich bin alles andere als hauptberuflicher Skilehrer, Skifahren ist ein Hobby für mich, Skilehrerausbildungen im Grunde nur ein Mittel, mein Hobby besser zu erlernen.
Jetzt speziell zur Rücklage bzw. diesem Video:
* Die meisten Skifahrer fahren in Rücklage. Das erachte ich als Faktum. Geschätzte 70% aller Skifahrer auf einer Piste haben im Normalfall zumindest leichte Rücklage. Daher ist die Diagnose -- ob begründet oder auf Verdacht -- in ~70% aller Fälle korrekt. Dafür sorgt simple Statistik.
* Rücklage ist oft das Produkt von leichter Angst oder Vorsicht bzw. Respekt gegenüber der Geschwindigkeit (-szunahme).
* Rücklage ist oft die Ursache von einer Reihe anderer Fehler.
* Die Diagnose "Rücklage" eines Skilehrers mag oft eine Entschuldigung dafür sein, momentan nichts anderes sagen zu können.
Konkret zu diesem Video:
* Ich sehe mehr Fehler als nur Rücklage; zum Teil entstehen sie aber vermutlich genau dadurch, dh. ist die Rücklage weg, sieht das Fehlerbild sicher ganz anders aus.
* Auf Videos ist es allgemein schwierig, großartig Fehler zu sehen, vor allem bei so flachem, ebenem Gelände und bei einem Fahrer, den man sonst nicht kennt. Die Rücklage hingegen ist sehr einfach, schnell und sicher mehrmals zu erkennen (ich glaube, daran zweifelt hier niemand, oder?).
Um einige Fehler aufzuzählen, die mehr oder weniger direkt mit der RL hier zu tun haben:
* X-Bein -> stark ungleicher Kantwinkel (Durch die Rücklage ist die Hüfte nicht beweglich genug (muß ja den OK "halten), sodass die Innenhüfte zu weit hinten ist, wodurch das X-Bein entsteht)
* Scherstellung der Ski (vor allem beim Video im Freien), bedingt sicherlich durch das X-Bein.
* Übermäßig große Schrittstellung -> verstärkung des X-Beins, wenig belastetes, faules Innenbein.
* Völlig fehlender Hüftknick -> kleiner Kantwinkel (ist vermutlich wegen der Bedingungen irrelevant, wenns steiler oder eisiger wird, sieht die Sache allerdings anders aus).
* Vor allem, aber nicht nur beim Video im Freien: Der Oberkörper geht in der Kurve völlig mit und lehnt Innen (möglicherweise wegen des krampfhaften Versuchs, mit der Hand am Boden zu streifen) -> träge Bewegung, niedrige Frequenz, fehlender Kantwinkel, großer Radius, wenig rebound-Effekt, kaum Dynamik
* Kaum Vertikalbewegung/Dynamik -> schwieriges Auslösen, ich vermute, er kann genau nur den Radius seiner Ski fahren (das wird freilich durch die Rücklage verstärkt; Kurven in Rücklage auslösen ist nie eine gute Idee)
* Falsch getimter (zu spät vorbereitet, zu früh gesetzt) und falsch plazierter Stockeinsatz (-> fehlender Rhythmus!)
Allerdings haben die meisten Fehler eben mit der Rücklage zu tun und einiges würde sich stark ohne die verbessern. Der meiner Meinung nach also wichtigste Tipp wäre, die Rücklage wegzubekommen.
Dazu würde ich vorschlagen, den OK eine Spur weiter nach vorne zu beugen, die Sprunggelenke aktiv zu beugen versuchen und die Arme einfach weiter vorne zu halten.
Er sollte so fahren, dass er deutlich am Schienbein den Druck der Schuhlaschen spürt.
Wenn das sicher sitzt, in jeder Situation, kann man sich den Rest noch einmal anschauen. Aber: Der Papa hat seine Mittellage schlichtweg noch nicht gefunden, ggf. hilft Fahren im leichten Gelände mit völlig offenen Schuhen, Fahren mit Händen am Außenknie, ...
Das macht jetzt 12,55 €
Martin