Der Papa hat geschrieben:Was das beugen und strecken angeht, ist es da nicht unterschiedlich je nach Fahrweise, also gecarved oder gedriffted, wann ich beuge bzw. strecke ?
Also konkret habe ich folgendes aus sehr suspekten quellen gehört:
Bei klassischer gerutschter Fahrweise bei der Schwungeinleitung nach vorne/oben gehen, den Ski somit entlasten damit er sich schneller/leichter dreht.
Ein anderes mal hieß es beim carven genau umgekehrt, leicht gebeugt die Kurve einleiten, dann in der Kurve die Beine strecken.
Noch ein anderes mal hieß es beim carven muss man gar nie nicht beugen/strecken.
Ich hab das jetzt mal sehr kurz gefasst aber ich denke ihr wisst schon was ich meine.
Da lässt sich das schöne deutsche Zitat anbringen: Das ist ein weites Feld.
Ob man beugen/strecken anwendet hat nicht direkt damit zu tun, ob man carvt oder driftet (oder sonst was fährt).
Man kann carven mit beugen/strecken oder auch ohne.
Um genau zu sein: Es wird vermutlich niemand jemals ganz ohne Beugen und Strecken fahren, aber es geht hier um um das bewusste einsetzen einer stärkeren Beuge-/Streckbewegung
Unzweckmässig ist das, was früher häufig unter "Hochentlasten" verstanden wurde:
Anfahrt aus der Schrägfahrt, Beine strecken - unterstützt durch Stockeinsatz direkt neben den Ski - dann Ski drehen.
Dieser Ablauf macht mit den Carvingski keinen Sinn, da die Taillierung nicht ausgenutzt wird. Carven ist so nicht möglich.
Allerdings streben wir ja auch beim gedrifteten Schwung an, dass uns die Ski Arbeit abnehmen und mit Hilfe ihrer Form leicht um die Kurve drehen, auch wenn sie driften. Deswegen ist auch für einen zeitgemässen Driftschwung ein reines "Entlastungstrecken" nicht sinnvoll.
Nebenbei muss angemerkt werden, dass schon in den 80er Jahren, zur Zeit des Umsteigeschwungs, dieser Bewegungsablauf nicht angestrebt wurde. Damals sprach man von einem "Vorhochkippdrehen". Dieses komplizierte Wort soll verdeutlichen, dass es sich dabei um eine Bewegung handelte - als nicht erst hoch, dann reinkippen, sondern alles zusammen!
Sinnvoller Bewegungsablauf:
Anfahrt auf den bergseitigen Kanten - Verlagerung des Körperschwerpunktes über die Ski/dabei werden die Ski flachgestellt - Verlagerung des Körperschwerpunktes Richtung neues Kurvenzentrum/dabei werden die Ski auf die "neuen", kurveninneren Kanten gestellt. Im Verlauf dieser fliessenden Bewegung kann der Körper ausgestreckt werden.
Je langsamer man fährt, desto eher geht dieses Strecken nach "hoch", je schneller man fährt und je mehr Schräglage man somit hat, desto mehr geht die Streckbewegung in Richtung neues Kurvenzentrum.
Aber wie du schreibst, man kann auch ohne diese Streckbewegung carven, überwiegend über kippen (Verlagerung des Körperschwerpunktes). Auf gleichmässigen, flacheren Hängen (Halle!) klappt das auch gut.
In steilerem, anspruchsvollerem Gelände wird man damit aber oft schnell und unkontrolliert. Das Strecken hat vor allem den Vorteil, dass man ab Kurvenmitte die Gelenke wieder beugen kann, was uns mehr Spielraum beim Einsatz der Kanten verleiht: man kann stärker aufkanten, schneller, den Hüftknick variieren etc. Es ermöglicht uns, flexibler auf das Gelände zu reagieren.
Nochmals um genau zu sein: Es ist auch in schwierigem Gelände möglich, mit minimalem beugen/strecken zu fahren. Es gibt Carvinglehrer, die das propagieren. Mein Ratschlag, beugen/strecken schon recht früh und teilweise in einer Art zu benutzen, die einem eher zum driften als zum carven verleitet, hat ein praktische Hintergründe. Meiner Erfahrung ist, dass die Skifahrer so viel eher in der Lage sind, schwierige Stellen (Engstellen, steile Hänge, vereiste Pisten,...) zu meistern - etwas was "reine Carver" häufig nicht können bzw. auch vermissen.
Dann gibt es auch noch die andere Beuge-Streckvariante:
anfahren, Beine anziehen, während des Beine anziehens in die Kurve kippen, Beine erst ab Fallinie ausstrecken. Eine Art "Beugedrehen", auch oft "Tiefentlasten" genannt. Das ist vor allem im cupierten Gelände, zum überfahren von Kuppen und Wellen schön.
Es ist mir bewusst, dass diese Beschreibung einige Ungenauigkeiten enthält. Ich habe versucht, einigermassen verständlich zu schreiben.