Skianwärter

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extremecarver
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Beitrag von extremecarver » 16.10.2005 11:46

Nur so nebenbei. In vielen Schulen unterrichten sogar Personen ganz ohne Ausbildung und werden auf totale Anfänger losgelassen. Da ist es häufig schlauer einen Freund zu fragen.
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Yeti
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Beitrag von Yeti » 16.10.2005 12:19

Ruhig Blut, Martina ... :P Ich denke jeder hier, der gut Ski fährt, weiss,
wie wichtig das Üben in unspektakulären Gelände (flache Piste) ist :P
und ich geh davon aus, dass jeder, der ernsthaft, nicht aus selbstprofilierungs Willen heraus, anderen beim
Skifahren lernen helfen möchte, dies auch tut. Es kommt natürlich auch auf den Reifegrad
des Skifahrvermittlers UND des Skifahrlernenden an, damit die nötige
Konzentration für die Übung auf der flachen Piste vorhanden ist. Diese
Bereitschaft aufzubauen, ist Aufgabe des Skifahrvermittlers.

Ich finde es gut, dass extremecarver den Ausblick auf die Backcountry
und Freestyle Weiterbildung aufzeigt. Natürlich sind das aktuelle
Werbenamen, aber das ist nunmal der Wettbewerb und der Markt,
dem man sich stellen muss. Ich kann es nur unterstützen, dass sich der einzelne
Skifahrvermittler weiterbildet um so seinen Erfahrungsschatz auszubauen,
den er dem Skifahrlernenden an geeigneter Stelle weitergeben kann.

Was ich für viel bedenkenswerter halte, ist die Tatsache, dass sich einige
Skifahrvermittler bei dem ein oder anderen Verband die offizielle Berechtigung
für das Lehren erworben haben, ob gute oder schlechte Technik sei mal dahingestellt,
nur des Scheines wegen. Haben sie den
Schein, ist oft Stillstand bei der persönlichen Weiterbildung angesagt
und dann ist der gelernte Fahrstil das Mass aller Dinge. Ich war schon
oft mit anderen Skifahrern unterwegs, hab aber nicht bemerkt, dass
sie eine Skilehreraubildung haben. Das hat sich dann erst später beim
gemütlichen Zusammensitzen herausgestellt.

Worauf ich hinaus möchte ist folgendes. Üben von den Basics ist wichtig.
Aber man darf es auch nicht insofern übertreiben, dass man erst ins
Backcountry darf, wenn man den Parallelschwung 100% auf der schwarzen
Piste beherrscht. Ist der Schnee super gut (leichter Pulverschnee),
dann wäre es doch ein Frevel, wenn ich auf der planierten Piste den
ganzen Tag mit Schülern verbringen würde. Hat der Vermittler die
nötige Kompetenz, dann kann und soll er in die verschiedensten Spiel-
arten des Skifahrens vermitteln. Was für Kinder gilt, gilt auch für Erwachsene :wink:
Die "Grenze" zwischen Piste und Tiefschnee / Gelände
halte ich eh für einen Witz. Wie sieht das ganze aus, wenn es schneit :roll: ???
Ich geh sogar mit Fastanfängern und Kindern bei guten Bedingungen
ins Gelände und sogar auf Skitour. Es müssen nur die Randbedingungen
stimmen, dann ist ein Naturerlebnis der besonderen Art gewiss und ein Skifahrlernen allemal... :P

Yeti

Martina
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Beitrag von Martina » 16.10.2005 14:01

extremecarver hat geschrieben: Blue-Tomato hat früher z.Bsp immer einen staatlichen Trainer pro Anfängerkurs gehabt, die von schlechter Ausgebildeten unterstützt wurden. Lehrwarte durften meist die Freestyle/Freeride Anfängerkurse unterrichten.
Das ist toll und wünschenswert, funktioniert aber nur wenn entweder die Kurse sehr teuer sind oder dann die LehrerInnen nur wenig verdienen oder die Skischule neben dem Unterricht nicht auch noch für Infrastruktur aufkommen muss - oder wenn dafür die Gruppen extrem gross sind! Diese Tendenz ist aber sicherlich gut!
Als ich in Canada war, waren auch alle Lehrer stets gut für die Stufe, die sie unterrichteten, ausgebildet ,die Gruppen waren immer klein und homogen - aber wir haben alle nur einen Hungerlohn verdient.
Hier gibt es aber vermutlich sinnige Mittelwege.

Betreff Tiefschnee: Ich habe nie und nirgends geschrieben, dass man nicht schon auf einer frühen Lernstufe auch gelegentlich abseits der Piste fahren soll.
Dies erfordert einen gut ausgebildeten Lehrer: Er muss genau abschätzen können, wer wann wo neben die Piste (und übrigens auch AUF die Piste) kann und ob es Lawinengefährlich ist.
Ich habe aber auch nirgends geschrieben, dass ein Lehrer für Anfänger nicht gut ausgebildet sein soll.

Mich hat gestört, dass du auf die Frage, wie man die Ausbildung angeht, d.h. wie und wo man die ersten Kurse macht, mit Auführungen zu Backcountry und Freestyle geantwortet hast. Das sind meiner Ansicht nach nicht die ersten Schritte für eine gute Lehrerausbildung, sondern eher die, die am meisten Spass machen.

Zum Thema: "Die Snowboarder gehe halt schon viel eher abseits fahren als die (ollen?) Skifahrer": Das kann sein, aber wie oft sieht man schlecht ausgebildetet Snowboardlehrer an ungeeigneter Stelle mit überforderten Schülern im Tiefschnee?
Auch hier: Ein gut ausgebildeter und möglichst erfahrener Lehrer wird einschätzen können, wann er wo mit wem auf und neben der Piste fahren kann - egal ob Ski oder Snowboard.

Sorry, wenn ich bei dem Thema empfindlich reagiere, aber ich habe leider viele Jahre mit "Skilehrern", die sich vor allem selber cool und z.B. für Kleinkinderunterricht zu gut fanden, arbeiten müssen. Man kann sie fast nirgends einsetzen. Es trifft vermutlich auf keinen, der hier im Forum mitdiskutiert, zu (weil die sich mit der Sache meist richtig auseinandersetzen), aber leider ist diese Spezies unter den Skilehrern sehr verbreitet...

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extremecarver
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Beitrag von extremecarver » 16.10.2005 14:42

Der Grund fürs frühe Tiefschneefahren sehe ich anders. Denn mit dem Snowboard reicht es auf der Piste sicher in beide Richtungen eine Kurve fahren zu können, um in den Tiefschnee zu gehen. Auf Ski ist Tiefschneefahren eindeutig schwieriger!!!!!!!!

Trotzdem würde ich mit Anfängern nicht am 2. oder 3. Tag neben die Piste gehen, da diese dann sofort mit Gegenrotation beginnen und sich die Technik versauen. Ausserdem empfehle ich die ersten 10 Tage auf Raceboard/Alpinboard zu beginnen. Leider wird dies nirgendswo mehr gemacht. Der Hauptgrund war, das das Material teurer ist, denn den Anfängern war meist egal ob Soft oder Hard. Heutzutage vielleicht anders, aber so sahen vor 8-9 Jahren die Umstiegsgründe für die Snowboardschulen aus. Leider ist man auf einem Freerideboard nicht gezwungen eine schöne Technik zu lernen und wird sehr schnell keinen wirklichen Fortschritt mehr machen. (Außerdem gibt es kaum universelle Alpinboards mehr - sondern nur noch kompromisslose Raceboards)

Klar waren und sind Blue-Tomato Kurse teurer, dafür gibt es jedoch auch die Garantie, dass auf max 6 Schüler ein Lehrer kommt. Blue-Tomato hatte immer einen eigenen Abgesteckten Hang, der Anfängern sehr steil vorkommt Und OHNE LIFT. In den Ferien fingen meistens so 30 Boarder jede halbe Woche einen Anfänger Kurs an (vor 12/13 Jahren schon - als Snowboarder noch Exoten waren!). Außerdem wurden Anfänger mit guter Ausrüstung versehen - die sie häufig nachher gleich kauften. Alle Boards und Schuhe waren aus der aktuellen oder vorherigen Saison (im Laden übriggebliebene Ware - aber am Anfang der Saison also noch neu) und wurden am Ende der Saison abverkauft. Nach dem 5. Tag, kam dann die Entscheidung wie man weitermachen wollte - Freestyle/Freeride oder Race Fortgeschrittenkurs. Bis vor 8? Jahren gab es sogar immer eigene Racetrainingskurse für Slalom und Riesentorlauf - wer hier gut war dem wurde gleich empfohlen wie man wo weitertrainiert. So kam ich damnn vor 9 Jahren zum Raceboarden.
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Beitrag von urs » 16.10.2005 14:43

es betrifft mich zwar nicht direkt, aber könnte mal jemand einen skilehrer-werdegang aus österreich zusammenstellen? oder gibts im netz eine gute übersicht?

das einzige, was mir von einem tiroler skischulleiter gesagt wurde, ist, dass bei ihnen der landesskilehrer nicht extrem anspruchsvoll ist, dafür der schritt zum staatl. geprüften umso heftiger wird.

in der schweiz ist m.w. bereits die stufe 1 technisch recht anspruchsvoll, die folgenden stufen 2+3 erfordern breitere fähigkeiten, sind aber in den kernbereichen nicht unbedingt technisch viel anspruchsvoller (martina korrigier mich bitte, falls ich einen schmarren verzapfe!). der grundkurs (kinderskilehrer) ist hingegen technisch recht einfach zu bewältigen. das schwergewicht liegt mehr auf methodik-didaktik.

gruss urs

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Beitrag von extremecarver » 16.10.2005 15:11

schau nach unter www.bafl.at

Du musst dich bei den jeweiligen Landesorganisationen unter Ski durchklicken. Am besten Innsbruck.

Instruktor zuerst bzw Anwärter+Landeslehrer dann staatlicher Trainer. Wenn man Rennfahrer unterrichten will geht es dann noch weiter, wofür man allerdings auch Rennfahrer gewesen sein muss.
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Beitrag von nicola » 16.10.2005 18:08

urs hat geschrieben:es betrifft mich zwar nicht direkt, aber könnte mal jemand einen skilehrer-werdegang aus österreich zusammenstellen? oder gibts im netz eine gute übersicht?
grundsätzlich unterscheidet man in österreich zwischen zwei ausbildungsanbietern - den verbänden der berufsskilehrer in seiner dachorganisation österreichischer berufsskilehrerverband kurz öbsv http://www.skilehrer.at und jenem des österreichischen skilehrerverband ösv http://www.oesv.at/


der ausbildungsweg des berufsskilehrerverbands
schneesportlehrer teil I (früher anwärter) damit darf man skiunterricht auf gesicherten pisten im rahmen einer skischule erteilen.
schneesportlehrer teil II - IV (früher landesskilehrer) dieses zeugnis befähigt zur erteilung von skiunterricht auf geöffneten Pisten und skirouten, sowie im freien skiraum auf varianten im nahbereich von aufstiegshilfen.
die schneesportlehrerausbildung I-IV wird von den landesverbänden durchgeführt
diplom schneesportlehrer diese ausbildung wird vom dachverband durchgeführt, das zeugnis, ausgestellt von der bundesanstalt für leibeserziehung ist ein staatlich anerkanntes diplom. es befähigt zur gleichen ausübung wie nach der ablegung von teil IV des schneesportlehrers und darüber hinaus ist es bedingung zur leitung einer skischule.
skiführerausbildung
voraussetzung dafür ist das diplom schneesportlehrerzeugnis. diese ausbildung wird gemeinsam mit dem öst. bergführerverband abgehalten, abschluss ist ein staatliches zeugnis der bafl, skilehrer sind damit berchtigt überall im gelände skiunterricht zu geben und touren zu führen, bergführer dürfen damit keinen skiunterricht auf der piste erteilen sondern nur touren ausserhalb des gesichterten skiraums führen.

zusätzlich wird auch ein ähnliches schema für snowboard und langlauf angeboten. eine konzessionsberchtigung für eine skischule wird nur erteilt wenn alle o.g. prüfungen abgelegt wurden.

die ausbildung zum skiinstruktor wird vom ösv angeboten, von der bafl wien durchgeführt und stellt so etwas wie den skilehrer im rahmen von skivereinen dar. generell sollte ein skiinstruktor auch von skischulen wie ein skilehrer "behandelt" werden - ist in der praxis oft nicht der fall (beschäftigung, bezahlung)

darüber hinaus gibt es den weg der trainerausbildung, die in richtung rennlauf zielt und ebenso von der bafl durchgeführt wird.

hope that helps
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Beitrag von Marius » 16.10.2005 18:54

schöne überscicht.
könnte denn noch jemand hier irgendwie die brücke zum dt. ausbildungssystem schlagen?
grundstufe
instructor
landesskilehrer
bundesskilhrer
dipl. skilehrer

und dann gelich ncoh eine spezielle frage hinterher wenn das geklärt ist: wasmüsste man in d. haben um bei dem bafl kc kurs zu machen.
soweit ich weiss müsste doch der dt. skinstructor gleich dem österr. skiinstructor sein, oder?

ausbildugnsdauer ist auf jeden fall in d so um die 2-3wochen für den instructor...

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Beitrag von Martina » 16.10.2005 19:24

urs hat geschrieben: in der schweiz ist m.w. bereits die stufe 1 technisch recht anspruchsvoll, die folgenden stufen 2+3 erfordern breitere fähigkeiten, sind aber in den kernbereichen nicht unbedingt technisch viel anspruchsvoller (martina korrigier mich bitte, falls ich einen schmarren verzapfe!). der grundkurs (kinderskilehrer) ist hingegen technisch recht einfach zu bewältigen. das schwergewicht liegt mehr auf methodik-didaktik.

gruss urs
:zs:
Die Stufe 1 wurde aber schon etwas runtergeschraubt, früher war die fast gleich wie Stufe 2.

Danke, Nicola, für die genaue Zusammenstellung.

Soweit ich weiss, werden europaweit Anstrengungen unternommen, die Ausbildungen anzugleichen oder zumindest vergleichbar zu machen. So sollen die Ausbildungen dann gegenseitig auch leichter zu anerkennen sein und es somit einfacher werden, über die Landesgrenzen hinweg zu unterrichten.
Meine Erfahrungen mit der Anerkennung:
Deutschland: kein Problem, ich musste nur das Zeugnis (dipl. Schneesportlehrer) einsenden und die Sache war geritzt. So einfach geht es aber meines Wissens nur mit der höchsten Ausbildungsstufe.
Frankreich: Nachdem ich ein über 60seitiges Dossier - alles auf Französisch (in der CH ist zum Glück alles mehrsprachig...) inkl. meiner einzelnen Prüfungsnoten und genauen Prüfungsinhalten jeder einzelnen Diskziplin eingesandt habe, habe ich eine Unterrichtsberechtigung für einen Winter erhalten.
Österreich: Ich habe die Mitteilung erhalten, dass ich als Schweizerin mit Schweizer Ausbildung nicht selbständig unterrichten darf.

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Beitrag von nicola » 16.10.2005 19:27

noch was zum ö-weg:

mitglieder des öst. ski nationlateams können ebenso wie sportstudenten, die im rahmen ihrer universitätsausbildung die zulassung erlangen, direkt in den letzten teil der diplomskilehrerausbildung einsteigen (ohne schneesportlehrer I-IV und ersten teil diplomsportlehrer).

gesetzlich wäre es allen menschlich möglich auch nur zu den kommissionellen prüfungen anzutreten (ohne ausbildungskurse), in der praxis ist dies aber aus verschiedenen gründen :D fast 100%ig aussichtslos
nicola

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