heiße diskussion beim dsv und in vielen skigebieten

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nicola
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Beitrag von nicola » 15.10.2004 18:29

mich berührt dieses thema emotional, vielleicht mehr als für die allgemeinheit hier verständlich...

ich bin in der nachkriegszeit in einem dorf aufgewachsen, in dem sich meine eltern mit dem aufbau eines skigebiets beschäftigten. ich kenne die zeit in der es keine pistenpräparierung gab, ausser teamwork (skileherer, liftler, gäste, einheimische, alt und jung) beim „treten“ nach ergiebigen schneefällen. später war ich bei skilehererkongressen dabei, wo sich verbände aller nationen über die notwendigkeit von ausgebauten und präparierten pisten einig waren und dieser wunsch sehr vehement bei den seilbahnbetreibern gefordert wurde. der DSV fiel dabei keineswegs aus den reihen. der boom hat eingesetzt, die pisten haben sich in die damals von allen seiten erwünschte richtung entwickelt und der skitourismus hat neben dividenden für seilbahnaktionäre, vielen menschen in wirtschaftlichen problemregionen ihren lebensunterhalt ermöglicht.

DSV-aktiv (das ist die „DSV skischule“) ist mit 30.000 mitgliedern, der grösste skifreizeitverband der welt. anders als einheimische skischulen müssen die schon erwähnten „wanderskischulen“ nicht in die infrastruktur in den skiorten investieren. wenn irgendwo schneemangel herrscht kann man weiträumig ausweichen, wenn sonst was nicht passt fährt man anderswo hin. ich will das keineswegs werten, (ich arbeite, seit ich den fixen standort meiner skischule aus schneemangel aufgegeben habe, in ähnlicher form) weiss aber, dass das verständnis für probleme in einem gebiet, bestimmt hinter die eigenen interessen gestellt werden.

zu meiner meinung kann ich ohne statistiken stehen: weniger gepflegte pisten würden in den meisten skigebieten einen drastischen rückgang der gästezahl bedeuten. und hier fängt mein unmut an – wenn eine organisation, die so gewichtig eine meinung kund tun kann, zuwenig über die machbarkeit und folgen von äusserungen reflektiert. um vorstände in seilbahn AGs sorge ich mich in diesem zusammenhang sehr wenig, aber der bullyfahrer und der bügelschupfer würden als erste entlassen, wenn weniger gäste kommen und die haben es genauso schwer, wie metallarbeiter aus dem ruhrgebiet ihre familien zu ernähren. gerade in zeiten in denen von opel und karstadt horromeldungen für die betroffenen und für die gesamte wirtschaft einlangen, wäre etwas umsicht doch gefragt. gottseidank, ist der DSV wunsch für mich nicht ernstzunehmen, ich hoffe viele sehen das ebenso!
nicola

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rore
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Beitrag von rore » 15.10.2004 20:24

ich hab jetzt eine eine zeilang den threat nicht mehr gelesen und musste viel nachlesen - möche allerdings zu ein paar Punkten doch meinen Senf dazugeben.

Umweltschutz durch weniger walzen:
Klingt schön - bei jeder Maschine bei der Rauch aufgeht wird die Umwelt belastet. Ein Bully hat nix anderes als eine LKW Motor der zwischen 15 und 20 l pro Stunde verbraucht. Die neuesten sehr starken Maschinen bis 25 l. Ist soweit ich weis auch ähnlich zu einem LKW. Nur im Vergleich zudem wieviele LKW's durch die gegend fahren und wie lange sie fahren ist wohl die Belastung durch Bully's im gesammten komplett zu vergessen.

walzen während des Tages versteh ich eigentlich nicht. da eine gewalzte Piste einige Stunden "ruhe" brauch, damit sie länger hält.

Warum werden unsere Pisten immer "platter" gewalzt:
Ich glaub dafür gibt es mehrere Gründe. Einer der Gründe ist sicher die Verantwortung der Pistenbetreiber. Eine Piste muss in .at präperiert, kontrolliert, markiert und gesichert sein. Bricht sich einer das Bein und die Piste ist nicht Tip-Top gewalzt (zumindest so wie es technisch möglich ist) ist der Pistenerhalter schuld.
Die Entwicklung geht hier in die Richtung das man Versucht kompaktere Pisten zu erhalten die möglichst den ganzen Tag halten. (Experimente dazu sind z.b. ein Rüttlbalken statt der Fräse oder die Verdichtung mit Wasser während des Walzens ähnlich dem Sprühbalkensystem das aus dem Weltcup bekannt ist - derzeit aber nur Experimente)
Meiner Meinung nach sind "Autobahnpisten" super - solang es auch immer noch eine alternative gibt (Skiroute)

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golden gaba
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Beitrag von golden gaba » 15.10.2004 22:28

jetzt schreib ich auch noch mal was dazu. hab ja diese diskussion ins leben gerufen.

zu umweltschutz:
es ist/war mit sicherheit nicht die argumentation durch weniger umweltbelastung mehr naturbelasene pisten entstehen zu lassen.
der umweltspezialist wurde nur gefragt, wie sich das alles auf die umwelt auswirken würde. dieser hat sich in diesem bericht positiv geäußert.
ein jurist hat sich wiederum ngeativ geäußert. mit der begründung:
die rechtslage schreibt einem pistenbetreiber vor, jede piste ausreichend zu kennzeichnen. um das ordnungsgemäß durchzuführen müsste man hier mit bullys die täfelchen regelmäßig stecken usw....

aber sind wir doch mal ehrlich, alles was der umwelt zugute kommt ist doch ok. natürlich hat kosti recht mit dem was er sagt. wir fahren mit auto in die große weite welt. ja...aber ansonsten kann man sich ja so verhalten das man möglichst wenig schaden anrichtet.

für mich ist der skicircus saalbach-hinterglemm das beste beispiel.
1. für mich hat das skigebiet die beste pistenpräperation
2. die haben schneekanonen ohne ende. was für punkt 1 eine wichtige rolle spielt.
3. entscheidend ist aber, wie die pisten präperiert werden. die fahren fast nur mit seilwinde. gut für den untergrund.
4. die pisten sind auch am nachmittag noch bestens zum carven geeignet.

und vielleicht war ja von euch schon mal jemand im sommer in glemm.
schaut euch die landschaft mit den grünen wiesen an. da ist alles in schuß!!! da haben die kühe auf unseren "pisten" den ganzen sommer über den größten spass!!!
die lassen sich das ganze aber auch was kosten!!
wer interesse hat, kann sich gerne mal auf dieser seite schlau machen.
http://www.lift.at

@rore
ganz so schlimm ist es nicht mit der pflicht der pistenbetreiber aus rechtlicher sicht schön gewalzte pisten zu bieten.
der jurist in diesem bericht spricht von den allgemein gültigen pistenregeln usw. und das die pistenbetreiber keinerlei risiko eingehen würden wenn sie mehr naturbelassene pisten hätten.
sie müssen aber als solche gekennzeichnet sein.

ansonsten bin ich mit den meisten skigebieten was die variation der pisten angeht sehr zufrieden.
wo es mich, ganz ehrlich, nach ca. 3-4 tagen richtig gelangweilt hat, war in saas-fee. natürlich hat ich auch hier meinen spass. aber ich hätte mich schon sehr gefreut wenn etwas mehr buckel gewesen wären.
hatte wahrscheinlich zu dieser zeit was mit der schneehöhe zu tun...ok...
aber auf dauer würde mich so ein gebiet langweilen, wenn es immer so wäre....

servs

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Beitrag von nicola » 16.10.2004 13:57

vielleicht liegt dem wunsch nach mehr naturpisten ganz einfache unkenntnis von semiprofessionellen- und freizeitskilehrern zu grunde, es gibt sehr viele gute alternativen zu "autobahnen" man muss nur wissen wo :wink:

:D "unfair advantage" von eingeborenen und schneemenschen - Tipps für Geländefreaks
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Beitrag von Silver Roller » 16.10.2004 18:09

golden gaba hat geschrieben:
nicola hat geschrieben: wie viele Skifahrer können wohl einigermassen parallel kurzschwingen?...
wie viele skifahrer wissen überhaupt was paralleles kurzschwingen ist?
... ich weiß es nicht genau :( ... kann mal jemand erklären ?
Wie viele formen von kurzschwingen gibt es denn :o ?
Ich denke das was ich bis jetzt im Unterricht hatte ... war paralleles kurzschwingen.

Robert

ivan

Weniger präparieren?

Beitrag von ivan » 17.10.2004 19:47

Ich habe eine der möglichen theoretischen Quellen gefunden, auf die unsere „weniger-präparieren-Story“ zurückzuführen sein könnte:
15th ISSS Congress on Ski Trauma and Skiing Safety held in St Moritz/Pontresina, Switzerland, April 2003.
ZIT: „Finally, Swiss workers again reported on the development of safe bump skiing for less skilled skiers in Zermatt. An area of a blue slope was left ungroomed so that in time small bumps developed on the slope. These stayed smooth and round and did not become hard, icy and steep like many moguls tend to do. Observations indicated that skiers liked the bumps and - importantly, their ease of skiing meant that families could stay together on the slope. It was relatively easy for those who did not like the bumps to return to the groomed blue piste alongside. It was postulated that such gentle bump skiing would deliver a more effective cardiovascular workout and also help with the development of better proprioception and coordination. From a psychological standpoint, it was also hypothesised that it provided a good balance of challenge to skiers without significantly increasing the risks they face.“
© Copyright Dr Mike Langran 1999-2004
http://www.ski-injury.com/lrn.htm#Biomechanics

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Beitrag von golden gaba » 17.10.2004 20:55

hi ivan,
ich habe damals auf diesem kongress für ultimate grip teilgenommen.
war ganz interessant... aber viel zu viel theorie von viel zu großen schwätzern.

es geht aber bei diesem kongress auch sehr viel um methoden wie man knie usw. am besten operiert....

damals war auch der deutsche damen cheftrainer maier am start....

ivan

Beitrag von ivan » 17.10.2004 23:21

@ golden gaba:
Ich hab auch die Langrans Passage von der Skibo Edge gelesen.
BTW, mich faszinieren Theoretiker, die bei einer Spaßtätigkeit wie Skifahren gleich an „cardiovascular workout“ denken. Als wäre wichtig, daß ein Skiurlauber während seiner 6 Tage auf Ski (= nicht einmal 2% aller Tage im Jahr) auch sein Herz träniert. Dazu hat er ja die restlichen 359 Tage. Hauptsache, daß er überhaupt kommt, Spaß hat und Lust, nächstes Jahr wieder zu kommen, und daß er auf diese Weise mit seinem Geld das Lebensniveau der Bergregion und das Weltskikarusell unterstützt.

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Beitrag von golden gaba » 18.10.2004 09:26

@ ivan
da hast du vollkommen recht! aber auch diese leute müssen sich vermarkten um überleben zu könnben bzw. sich von der konkurrenz abheben zu können.

am geilsten fand ich damals einen typen der ein pc-programm für die videoanaylse entwickelt hat.
dieses programm ist/war echt ok! aber den sch.... den der typ dann erzählt hat war lächerlich. er meinte z.b. er würde auf einem video mit seinem programm genau sehen, wo die skibo edge im verlauf eines kompletten schwungs nicht funktionieren würde....so ein blödsinn....

bis jetzt haben alle tester dieser kante gesagt.
1. wir haben mehr halt
2. oder wir spüren keinen unterschied
3. und ca. 5% aller tester sagten...irgendwie hab ich das gefühl es rüttelt und bremst.

ja ja...ich hab mir die videos mit seinem programm x-mal vorführen lassen... einfach nur käse was er erzählt hat... aber ist doch klar...der will mit seinem zeug geld verdienen...

gruss
tom

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