Skifahren lernen als Snowboarder

Alles rund ums Skifahren allgemein
Spezielle Fragen siehe separate Foren!
berkel
Beiträge: 15
Registriert: 21.03.2012 14:40
Vorname: Malte

Skifahren lernen als Snowboarder

Beitrag von berkel » 21.03.2012 15:47

Ich (36) fahre seit >15 Jahren Snowboard (Freerideboard mit Softboots auf Pisten) und würde sagen, dass ich mittelmäßig bis gut fahren kann, jedoch nicht schulbuchmäßig und sicher verbesserungswürdig (ich komme halt überall fahrend runter und bei nicht zu schlechten Verhältnissen auch schnell, bin dabei eher Typ Powerdrifter).
Irgendwie habe ich in den letzten 2-3 Jahren etwas die Lust am Boarden verloren, u.a. weil ich keine Fortschritte mehr mache (obwohl sich noch Potential vorhanden wäre). Da ich für meinen Einsatzbereich eh Ski für geeigneter halte (nur Pisten, gerne auch Ziehwege/Talabfahrten) und einfach mal was anderes probieren möchte, habe ich beschlossen Skifahren zu lernen.
Das Problem: ich bin noch nie Ski gefahren und es stellt sich mir die Frage, wie ich am besten anfange. Die Aussicht bei einem klassischen Skikurs 5 Tage in einer Schlange im Schneepflug hinter dem Skilehrer herzurutschen spricht mich jetzt nicht so an ;). Da ich in den Bergen (Vorarlberg) wohne und keinen Skiurlaub mehr mache (fahre nur am WE), kommt ein mehrtägiger Kurs ohnehin eigentlich nicht in Frage.
Hat da jemand Erfahrungen? Inwieweit hilft die Snowboarderfahrung (im Gegensatz zu einem reinen Anfänger wäre ich ja schon mal das Fahren auf Schnee/Pisten gewohnt, halt nur mit anderem Sportgerät)?

Malte


[UPDATE 26.02.2013]
Zusammenfassung meiner Erfahrungen nach 7 Skitagen (ich fahre nur Einzeltage an Wochenenden):

Jetzt läuft es endlich! Im Rückblick habe ich mich durch eine Fehlentwicklung unnötig schwer getan. Das Problem ist mMn das klassische Erlernen des Pflugschwungs. Den Bremspflug halte ich für die ersten Schritte mit Ski sinnvoll, damit man erst mal eine Basisbremstechnik hat. Mit dem Erlernen des Parallelschwungs aus der Rückentwicklung des Pflugschwungs habe ich mir aber ein falsches Bewegungsmuster angewöhnt, das mich in der Weiterentwicklung sehr stark ausgebremst hat. Ob Pflugschwünge für einen absoluten "Schneesportanfänger" methodisch sinnvoll sind kann ich nicht beurteilen, für das Umlernen vom Snowboard auf Ski halte ich es aber für völlig falsch, da die richtige Steuerung von Carvingski mit der Carvingtechnik (*) ganz anders funktioniert als beim Pflugschwung und außerdem dem Snowboard fahren ohnehin sehr ähnlich ist. Daher halte ich es für sinnvoll nach den ersten Gehversuchen gleich die Carvingtechnik zu lernen.

Meine Tipps:

- Als erstes (z.B. vor der Skistunde) ist es nicht verkehrt erst mal im flachen am Übungshang einfach nur auf den Ski rum zu hampeln um ein Gefühl für die Ski zubekommen (von einem Bein aufs andere umsteigen, den angehobenen Ski zu rotieren, Skateschritte machen, seitlich einen flachen Hang durch ab-/aufkanten der Ski abrutschen). Ich stand am Anfang ziemlich wackelig auf den Ski.

- 2 Privatstunden nehmen, wenn möglich bei einem Ski+Snowboard Lehrer. Ich fand es am Anfang allein schon hilfreich das einfach nur jemand dabei war falls irgendwas gar nicht klappt. Und wenn es nur zur mentalen Unterstützung ist. Am 2. Tag hat es mit dem Lehrer eigentlich nicht so viel gebracht, da ich wusste was ich machen muss, meine Motorik aber Zeit zum Umsetzen brauchte. Ich denke den 2. Tag sollte man ruhig selbst rumprobieren und dann am 3. Tag nochmal 2h Lehrstunden für Korrekturen und weitere Lernziele zu nehmen.

- Die ersten 2 Tage das Snowboard mitnehmen! Ich war nach 2h Ski völlig fertig, hatte aber noch Lust zu Boarden (das Leihboard war leider nix). Danach ist es denke ich besser nicht mehr zu wechseln und die Zeit nur dem Skifahren zu widmen.

- Am ersten/zweiten Tag nicht zu warm anziehen, man kommt schnell ins Schwitzen.

- Bremsen lernen und nicht übertreiben! Das Problem ist, dass man vom Boarden eine gewisse Geschwindigkeit gewohnt ist, die man automatisch versucht zu fahren sobald man sich wohl fühlt. Man kann aber anfangs noch nicht so gut bremsen und kennt die Reaktionen der Ski bei falscher Belastung (z.B. Verscheiden) noch nicht.

- Beim Freifahren am Anfang einen Pistenplan benutzen und schauen nur blaue Pisten zu fahren, möglichst keine Ziehwege. Halt wie am Anfang mit dem Board, man ist es nur nicht mehr gewohnt nicht überall fahren zu können!

- Dran bleiben, nicht aufgeben!


Nach 7 Skitagen denke ich, dass ich für einen Skianfänger schon sehr ordentlich fahre, jedenfalls teilweise schon nah an meinem Snowboardniveau. Ohne die anfängliche Fehlentwicklung wäre ich wohl schon am 3. Tag so weit gewesen. Es gibt natürlich noch viel zu lernen, vor allem Automatismus der Bewegungen und Schulung der Feinmotorik.
Jetzt kann ich jedenfalls sagen, dass es sich lohnt den Umstieg zu probieren. Seit dem letzten Wochenende vermisse ich mein Snowboard auch nicht mehr (ich bin diese Saison auch kein Snowboard mehr gefahren, da meines gebrochen ist). Ich weiß nicht, ob ich nochmal zurück wechsel bzw. beides parallel fahre.


*) Mich stört die sehr strenge Definition von "Carving". Ich finde es sinnvoller von Carvingtechnik zu sprechen und zwischen gerutschtem Carvingschwung und geschnittenem Carvingschwung ("echtes" Carving) zu unterscheiden, da die Steuerungstechnik durchs Aufkanten die gleiche ist und sie sich praktisch nur durch den Aufkantwinkel unterscheiden (ab einem bestimmten Winkel carved halt der Ski, wie beim Board auch).
Ich möchte hier nicht auf die "richtige" Schwungeinleitung eingehen (Kantenentlastungsvorgang, Belastungsverteilung Innen-/Außenski, usw.), da gibt es unterschiedliche Ansichten und mir fehlt da auch die Erfahrung (siehe Diskussion mit Urs auf Seite 3).
Mein Problem war jedenfalls, dass ich mir vom Pflugfahren das ausschließliche Drücken auf den Außenski angewöhnt hatte - mit der Folge das ich ständig mit dem Innenski hängen geblieben bin, die Beine zu weit auseinander gegangen sind, ich Rücklage bekommen habe und einfach verkrampft und unsicher unterwegs war. Das Aha-Erlebnis war dann am vorletzten Tag den Außenski völlig zu vergessen und mich stattdessen nur auf den (kommenden) Innenski zu konzentrieren und den Schwung NUR durch aktives Aufkanten des entlasteten Innenskis einzuleiten und auf die Eigensteuerdynamik der Ski zu vertrauen (nicht drehen, drücken, oder schieben - nur aufkanten!). Dadurch fällt die Hüfte nach innen und das Außenbein kippt automatisch hinterher und kantet den Außenski auf. Damit habe ich in 2 Tagen riesen Fortschritte gemacht!
Zuletzt geändert von berkel am 26.02.2013 19:26, insgesamt 6-mal geändert.

Benutzeravatar
Uwe
Webmaster
Beiträge: 8387
Registriert: 22.05.2001 02:00
Vorname: Uwe
Ski: Elan SLX - Fischer Progressor 800
Ski-Level: 94
Wohnort: vor'm PC
Kontaktdaten:

Re: Skifahren lernen als Snowboarder

Beitrag von Uwe » 21.03.2012 17:42

Hallo Malte,

Snowboardern fällt das Skifahrenlernen oft recht leicht ... aber ohne Lehrer / Kurs bleiben oft viele Fehlbewegungen haften.

Schau doch mal, ob es einen Wochenend-Anfängerkurs gibt, oder hol dir - zb jeden 2. oder 3. Tag - für ein paar Stunden einen Privatlehrer, dann sollte es recht schnell klappen ... viel Spaß!
Uwe

Peter1962
Beiträge: 31
Registriert: 07.03.2012 15:46
Vorname: Peter
Ski-Level: 31

Re: Skifahren lernen als Snowboarder

Beitrag von Peter1962 » 21.03.2012 19:03

Ich habe vom Skifahren noch nicht viel Ahnung, aber die
Entscheidung Einzelunterricht zunehmen, würde ich immer wiederholen.

Am Beispiel von mir und meiner Frau kann klar erkannt werden, wie individuell
die Lehrer sich auf den einzelnen einstellen.


Gruß Peter

berkel
Beiträge: 15
Registriert: 21.03.2012 14:40
Vorname: Malte

Re: Skifahren lernen als Snowboarder

Beitrag von berkel » 21.03.2012 19:19

Lehrstunden werde ich nehmen, das ist klar. Die Frage ist nur ob Gruppenkurs oder Privatstunden. Von meinem Snowboardkurs war ich nicht so begeistert, da konnte ICH nach 2 Tagen praktisch gar nichts (außer den Hang auf der Kante runter rutschen). Ich habe mir das Fahren danach selbst beigebracht/erarbeitet (bin autodidaktisch veranlagt), allerdings hätte ich nochmal Stunden nehmen sollen um meine Technik zu verbessern/korrigieren.
Es lag beim Kurs aber sicher nicht nur am Snowboardlehrer (der nicht auf meine individuellen Probleme eingehen konnte), ich brauche meist länger als andere um etwas neues zu lernen und muss mich in Ruhe selbst mit dem Gelehrten beschäftigen. Deshalb tendiere ich eher dazu 2-3 Privatstunden zu nehmen, dann erstmal selbst rumzufrickeln und nach ein paar Fahrtagen nochmal Privatstunden. Ich weiß nur nicht, ob es für die ersten Gehversuche sinnvoll ist Privatstunden zu verpulvern. Vielleicht wäre es auch sinnvoll erstmal einen Nachmittag allein auf dem Übungshang rumzurutschen um ein Gefühl für die Ski zu bekommen.

beate
Beiträge: 4352
Registriert: 18.01.2002 01:00
Vorname: beate
Ski: Elan

Re: Skifahren lernen als Snowboarder

Beitrag von beate » 21.03.2012 19:25

IMO ist sicher nicht sinnvoll, allein rumzfrickeln. Dein erster Gedanke ist mE nach sehr sinnvoll. Buche zwei Stunden, dass müsste reichen um dir die Grundlagen zu vermitteln. Danach kannst du selbst beurteilen,ob du allein weiter machen kannst oder noch mal Stunden benötigst.
Lg
Beate

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Re: Skifahren lernen als Snowboarder

Beitrag von Martina » 21.03.2012 19:45

Einen normalen Anfängerkurs würde ich auf keinen Fall buchen. Meiner Erfahrung nach können Snowobarder meist rasch skifahren. Ich halte den Pflug hier meist sinnvoll, damit man immer bremsen kann. Aber in den meisten Fällen, wenn die Snowboardtechnik einigermassen ok war, kann man die Pflugkurven sein lassen und gleich parallel fahren.

Ich würde dir empfehlen, mal eine Stunde bei einem Lehrer zu buchen, der sowohl Ski als auch Snowboard unterrichtet (davon gibt es viele). Erklär ihm deine Situation und lass dich bei den ersten Schritten begleiten. An sich kannst du es auch selber mal probieren, aber du solltest auf jeden Fall sicherstellen, dass du als erstes BREMSEN lernst. Das Problem ist manchmal , dass Snowboarder zwar sofort recht gut skifahren, aber leider nicht bremsen können. Deswege: bremsen zuerst!

berkel
Beiträge: 15
Registriert: 21.03.2012 14:40
Vorname: Malte

Re: Skifahren lernen als Snowboarder

Beitrag von berkel » 21.03.2012 23:57

Vielen Dank für die Antworten!
Bestärkt mich in meinem Gefühl in meiner Situation besser Privatstunden zu nehmen. Auch motivierend zu hören, dass man hoffen kann nicht ewig im Anfängerstatus zu versauern, wo man doch vorher mit dem Snowboard alles problemlos fahren konnte (das ist meine größte Sorge, die Anfängerphase durchzuhalten).

Ich werde mich dann mal nach einer Skischule umsehen. Wird aber eh erst Anfang nächster Saison was. Gibt wohl wenig Sinn jetzt noch damit anzufangen. Dann kommt auch die Frage nach dem passenden Einstiegs-Ski, aber das sollte ich mit dem Skilehrer besprechen.

Benutzeravatar
Uwe
Webmaster
Beiträge: 8387
Registriert: 22.05.2001 02:00
Vorname: Uwe
Ski: Elan SLX - Fischer Progressor 800
Ski-Level: 94
Wohnort: vor'm PC
Kontaktdaten:

Re: Skifahren lernen als Snowboarder

Beitrag von Uwe » 22.03.2012 09:37

Leih erst mal.
Erst wenn du dann ein gewisses Niveau erreicht hast, lohnt sich der Kauf eigener Ski ... siehe auch Tipps zum Skikauf
Uwe

berkel
Beiträge: 15
Registriert: 21.03.2012 14:40
Vorname: Malte

Re: Skifahren lernen als Snowboarder

Beitrag von berkel » 22.03.2012 10:20

Ich werde auch erstmal Ski leihen, auch wenn ich normal lieber eigenes Material habe. Aber das ist für den Anfang wohl wirklich nicht sinnvoll. Ich habe auch wenig/keine Ahnung vom Skimaterial, bis vor ein paar Tagen wusste ich nur, dass es Carving Ski gibt.
Meine Frage wäre, welche Ski man für die ersten Gehversuche leiht? Ich habe da schon von der Kurzskimethode gelesen, aber das sollte ich mit dem Skilehrer absprechen.

freeriderin
Beiträge: 841
Registriert: 18.08.2003 08:36
Vorname: Kati
Wohnort: in der Ecke Neuss/ Düsseldorf

Re: Skifahren lernen als Snowboarder

Beitrag von freeriderin » 22.03.2012 10:32

Hallo Malte,
berkel hat geschrieben: Wird aber eh erst Anfang nächster Saison was. Gibt wohl wenig Sinn jetzt noch damit anzufangen.
Nur als Gedanke:
Anfang der Saison ist es meist, sobald die Verhältnisse passen, recht voll. Die Skischulen haben sich noch nicht für die neue Saison eingespielt, die Hauptsaison steht vor der Tür.
Ich selbst finde das Ende der Saison DEUTLICH netter. Alles ist entspannt, die Tage sind länger, in den Skischulen laufen keine Aushilfen mehr herum, es ist nicht so voll, ...
Ich würde an Deiner Stelle noch mal grübeln, ob nicht ein Start im März/April vielleicht doch hübscher wäre als im Dezember 8)

Um das Verleihmaterial für den Anfang würde ich mir nicht allzu viele Gedanken machen. Wichtig ist, dass die Schuhe passen und Du keine Druckstellen oder Schmerzen hast.
Im Verleihgeschäft werden sie Dir schon gut weiterhelfen - und wenn Du und Dein Lehrer dann merken, dass der Ski zu kurz, zu lang, zu hart, zu weich, zu sonstwas ist, kannst Du wieder tauschen.

Viel Spaß beim Skifahren!

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag